Gewöhnlich wird eine Größe definirt, als etwas, das sich vermehren oder vermindern läßt. Ver- mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern weniger groß machen, und das Mehr in mehr groß, und das Weniger in weniger groß -- löst sich wieder so auf. Es liegt darin ein Unterschied der Größe überhaupt von ihr selbst, und die Größe wäre also das, dessen Größe sich verändern läßt. Die Definition zeigt sich deßwegen als ungeschikt, weil in ihr diejenige Bestimmung selbst gebraucht wird, welche definirt werden sollte. Es ist jedoch in diesem unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich- gültigkeit der Veränderung, daß in ihrem Begriff selbst ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichgül- tigkeit gegen sich selbst.
Erstes
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Quantitaͤt.
Gewoͤhnlich wird eine Groͤße definirt, als etwas, das ſich vermehren oder vermindern laͤßt. Ver- mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern weniger groß machen, und das Mehr in mehr groß, und das Weniger in weniger groß — loͤst ſich wieder ſo auf. Es liegt darin ein Unterſchied der Groͤße uͤberhaupt von ihr ſelbſt, und die Groͤße waͤre alſo das, deſſen Groͤße ſich veraͤndern laͤßt. Die Definition zeigt ſich deßwegen als ungeſchikt, weil in ihr diejenige Beſtimmung ſelbſt gebraucht wird, welche definirt werden ſollte. Es iſt jedoch in dieſem unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich- guͤltigkeit der Veraͤnderung, daß in ihrem Begriff ſelbſt ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichguͤl- tigkeit gegen ſich ſelbſt.
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Quantitaͤt.
Gewoͤhnlich wird eine Groͤße definirt, als etwas,
das ſich vermehren oder vermindern laͤßt. Ver-
mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern
weniger groß machen, und das Mehr in mehr
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der Groͤße uͤberhaupt von ihr ſelbſt, und die Groͤße
waͤre alſo das, deſſen Groͤße ſich veraͤndern laͤßt.
Die Definition zeigt ſich deßwegen als ungeſchikt, weil
in ihr diejenige Beſtimmung ſelbſt gebraucht wird,
welche definirt werden ſollte. Es iſt jedoch in dieſem
unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu
verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich-
guͤltigkeit der Veraͤnderung, daß in ihrem Begriff
ſelbſt ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichguͤl-
tigkeit gegen ſich ſelbſt.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/181>, abgerufen am 22.11.2024.
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