denn was die Sache sey, diß ist es, was sich eben erst im Verlaufe der Wissenschaft ergeben soll, was nicht vor ihr als bekannt vorausgesetzt werden kann.
Welche Form sonst genommen werde, um einen an- dern Anfang zu haben, als das leere Seyn, so leidet er an den angeführten Mängeln. Insofern darauf reflectirt wird, daß aus dem ersten Wahren, alles Folgende ab- geleitet werden, daß das erste Wahre der Grund des Ganzen seyn müsse, so scheint die Forderung nothwendig, den Anfang mit Gott, mit dem Absoluten zu machen, und alles aus ihm zu begreiffen. Wenn, statt auf die gewöhnliche Weise die Vorstellung zu Grunde zu legen, und eine Definition des Absoluten derselben gemäß vor- auszuschicken, -- wovon vorhin die Rede war, -- im Gegentheil die nähere Bestimmung dieses Absoluten aus dem unmittelbaren Selbstbewußtseyn genommen, wenn es als Ich bestimmt wird, so ist diß zwar theils ein Un- mittelbares, theils in einem viel höhern Sinne ein Be- kanntes, als eine sonstige Vorstellung; denn etwas sonst Bekanntes gehört zwar dem Ich an, aber indem es nur eine Vorstellung ist, ist es noch ein von ihm unterschie- dener Inhalt; Ich hingegen ist die einfache Gewißheit seiner selbst. Aber sie ist zugleich ein Concretes, oder Ich ist vielmehr das Concreteste; es ist das Bewußtseyn seiner, als unendlich mannichfaltiger Welt. Daß aber Ich Anfang und Grund der Philosophie sey, dazu wird vielmehr die Absonderung des Concreten erfordert, -- der absolute Akt, wodurch Ich von sich selbst gereinigt wird, und als absolutes Ich in sein Bewußtseyn tritt. Aber diß reine Ich ist dann nicht das bekannte, das gewöhn- liche Ich unseres Bewußtseyns, woran unmittelbar und für jeden die Wissenschaft angeknüpft werden sollte. Jener Akt sollte eigentlich nichts anderes seyn, als die Erhe- bung auf den Standpunkt des reinen Wissens, auf wel-
chem
Das Seyn.
denn was die Sache ſey, diß iſt es, was ſich eben erſt im Verlaufe der Wiſſenſchaft ergeben ſoll, was nicht vor ihr als bekannt vorausgeſetzt werden kann.
Welche Form ſonſt genommen werde, um einen an- dern Anfang zu haben, als das leere Seyn, ſo leidet er an den angefuͤhrten Maͤngeln. Inſofern darauf reflectirt wird, daß aus dem erſten Wahren, alles Folgende ab- geleitet werden, daß das erſte Wahre der Grund des Ganzen ſeyn muͤſſe, ſo ſcheint die Forderung nothwendig, den Anfang mit Gott, mit dem Abſoluten zu machen, und alles aus ihm zu begreiffen. Wenn, ſtatt auf die gewoͤhnliche Weiſe die Vorſtellung zu Grunde zu legen, und eine Definition des Abſoluten derſelben gemaͤß vor- auszuſchicken, — wovon vorhin die Rede war, — im Gegentheil die naͤhere Beſtimmung dieſes Abſoluten aus dem unmittelbaren Selbſtbewußtſeyn genommen, wenn es als Ich beſtimmt wird, ſo iſt diß zwar theils ein Un- mittelbares, theils in einem viel hoͤhern Sinne ein Be- kanntes, als eine ſonſtige Vorſtellung; denn etwas ſonſt Bekanntes gehoͤrt zwar dem Ich an, aber indem es nur eine Vorſtellung iſt, iſt es noch ein von ihm unterſchie- dener Inhalt; Ich hingegen iſt die einfache Gewißheit ſeiner ſelbſt. Aber ſie iſt zugleich ein Concretes, oder Ich iſt vielmehr das Concreteſte; es iſt das Bewußtſeyn ſeiner, als unendlich mannichfaltiger Welt. Daß aber Ich Anfang und Grund der Philoſophie ſey, dazu wird vielmehr die Abſonderung des Concreten erfordert, — der abſolute Akt, wodurch Ich von ſich ſelbſt gereinigt wird, und als abſolutes Ich in ſein Bewußtſeyn tritt. Aber diß reine Ich iſt dann nicht das bekannte, das gewoͤhn- liche Ich unſeres Bewußtſeyns, woran unmittelbar und fuͤr jeden die Wiſſenſchaft angeknuͤpft werden ſollte. Jener Akt ſollte eigentlich nichts anderes ſeyn, als die Erhe- bung auf den Standpunkt des reinen Wiſſens, auf wel-
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Das Seyn.
denn was die Sache ſey, diß iſt es, was ſich eben erſt
im Verlaufe der Wiſſenſchaft ergeben ſoll, was nicht
vor ihr als bekannt vorausgeſetzt werden kann.
Welche Form ſonſt genommen werde, um einen an-
dern Anfang zu haben, als das leere Seyn, ſo leidet er
an den angefuͤhrten Maͤngeln. Inſofern darauf reflectirt
wird, daß aus dem erſten Wahren, alles Folgende ab-
geleitet werden, daß das erſte Wahre der Grund des
Ganzen ſeyn muͤſſe, ſo ſcheint die Forderung nothwendig,
den Anfang mit Gott, mit dem Abſoluten zu machen,
und alles aus ihm zu begreiffen. Wenn, ſtatt auf die
gewoͤhnliche Weiſe die Vorſtellung zu Grunde zu legen,
und eine Definition des Abſoluten derſelben gemaͤß vor-
auszuſchicken, — wovon vorhin die Rede war, — im
Gegentheil die naͤhere Beſtimmung dieſes Abſoluten aus
dem unmittelbaren Selbſtbewußtſeyn genommen, wenn
es als Ich beſtimmt wird, ſo iſt diß zwar theils ein Un-
mittelbares, theils in einem viel hoͤhern Sinne ein Be-
kanntes, als eine ſonſtige Vorſtellung; denn etwas ſonſt
Bekanntes gehoͤrt zwar dem Ich an, aber indem es nur
eine Vorſtellung iſt, iſt es noch ein von ihm unterſchie-
dener Inhalt; Ich hingegen iſt die einfache Gewißheit
ſeiner ſelbſt. Aber ſie iſt zugleich ein Concretes, oder
Ich iſt vielmehr das Concreteſte; es iſt das Bewußtſeyn
ſeiner, als unendlich mannichfaltiger Welt. Daß aber
Ich Anfang und Grund der Philoſophie ſey, dazu wird
vielmehr die Abſonderung des Concreten erfordert, — der
abſolute Akt, wodurch Ich von ſich ſelbſt gereinigt wird,
und als abſolutes Ich in ſein Bewußtſeyn tritt. Aber
diß reine Ich iſt dann nicht das bekannte, das gewoͤhn-
liche Ich unſeres Bewußtſeyns, woran unmittelbar und fuͤr
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/63>, abgerufen am 26.11.2024.
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