Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.Drittes Buch. §. 241. Gedanken klar und in reiner edler Form darzustellen, gemessen undernst, fern von Pathos und ohne Wortputz. Sie muß die reine Objectivität der Dinge in sich tragen, die leichte Hülle einer logi- schen Gedankenfolge sein; sie verträgt sich weder mit metaphysi- schen Spitzen noch auch mit der Sprache des Redners. 1 Das Gewicht, was auf diplomatischen Erklärungen ruht, die Correspondenz der Souveräne selbst. 241. Correspondiren die Souveräne unter Einander selbst in 1 Treffend sagt darüber Flassan in seinem discours preliminaire zur hist. de la dipl. franc.: "Le style diplomatique a quelque sujet, qu'il s'ap- plique, ne doit pas etre celui de l'academicien mais celui d'un penseur froid, revetant d'une expression pure et exacte une logique non inter- rompue. La chaleur qui fait presque toujours le succes de l'eloquence doit en etre exclue." 2 Vgl. über Obiges: Fr. Carl Moser Versuch einer Staatsgrammatik. Des-
selben Abhandl. von Canzleifehlern (kleine Schriften V, 229.). Von Ahn- dung fehlerhafter Schreiben. Frankfurt 1750. Drittes Buch. §. 241. Gedanken klar und in reiner edler Form darzuſtellen, gemeſſen undernſt, fern von Pathos und ohne Wortputz. Sie muß die reine Objectivität der Dinge in ſich tragen, die leichte Hülle einer logi- ſchen Gedankenfolge ſein; ſie verträgt ſich weder mit metaphyſi- ſchen Spitzen noch auch mit der Sprache des Redners. 1 Das Gewicht, was auf diplomatiſchen Erklärungen ruht, die Correſpondenz der Souveräne ſelbſt. 241. Correſpondiren die Souveräne unter Einander ſelbſt in 1 Treffend ſagt darüber Flaſſan in ſeinem discours préliminaire zur hist. de la dipl. franç.: „Le style diplomatique à quelque sujet, qu’il s’ap- plique, ne doit pas être celui de l’academicien mais celui d’un penseur froid, revêtant d’une expression pure et exacte une logique non inter- rompue. La chaleur qui fait presque toujours le succès de l’éloquence doit en être exclue.“ 2 Vgl. über Obiges: Fr. Carl Moſer Verſuch einer Staatsgrammatik. Deſ-
ſelben Abhandl. von Canzleifehlern (kleine Schriften V, 229.). Von Ahn- dung fehlerhafter Schreiben. Frankfurt 1750. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0414" n="390"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch</hi>. §. 241.</fw><lb/> Gedanken klar und in reiner edler Form darzuſtellen, gemeſſen und<lb/> ernſt, fern von Pathos und ohne Wortputz. Sie muß die reine<lb/> Objectivität der Dinge in ſich tragen, die leichte Hülle einer logi-<lb/> ſchen Gedankenfolge ſein; ſie verträgt ſich weder mit metaphyſi-<lb/> ſchen Spitzen noch auch mit der Sprache des Redners. <note place="foot" n="1">Treffend ſagt darüber Flaſſan in ſeinem <hi rendition="#aq">discours préliminaire</hi> zur <hi rendition="#aq">hist.<lb/> de la dipl. franç.: „Le style diplomatique à quelque sujet, qu’il s’ap-<lb/> plique, ne doit pas être celui de l’academicien mais celui d’un penseur<lb/> froid, revêtant d’une expression pure et exacte une logique non inter-<lb/> rompue. La chaleur qui fait presque toujours le succès de l’éloquence<lb/> doit en être exclue.“</hi></note></p><lb/> <p>Das Gewicht, was auf diplomatiſchen Erklärungen ruht, die<lb/> Achtung, welche der andere Theil ſeiner völkerrechtlichen Stellung<lb/> nach fordern kann, bringt unſtreitig die Verpflichtung mit ſich, je-<lb/> der diplomatiſchen Production, ja ſelbſt derjenigen, welche bloßen<lb/> Cerimonialzwecken dient, eine beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen.<lb/> Schon leichte Verſtöße und Nachläſſigkeiten können Mißverſtänd-<lb/> niſſe zur Folge haben, wenn es auch unpaſſend wäre, jeden Feh-<lb/> ler mit gleicher Strenge zu behandeln. Laufen ſie nur gegen den ge-<lb/> wöhnlichen Gebrauch, ohne daß ſie an ſich verletzend ſind, wie z. B.<lb/> ſogenannte Canzleifehler, ſo überſieht man ſie entweder oder rügt<lb/> ſie bei weiterer Communication nur durch einen beigefügten außeroffi-<lb/> ciellen Canzleizettel, oder man verfährt ſeinerſeits in gleicher Weiſe,<lb/> wie der abſendende Theil. Sind die Fehler von größerer Bedeu-<lb/> tung und wohl gar verletzend, ſo nimmt man die Mittheilung ent-<lb/> weder gar nicht an, oder verlangt dafür Genugthuung. <note place="foot" n="2">Vgl. über Obiges: Fr. Carl Moſer Verſuch einer Staatsgrammatik. Deſ-<lb/> ſelben Abhandl. von Canzleifehlern (kleine Schriften <hi rendition="#aq">V,</hi> 229.). Von Ahn-<lb/> dung fehlerhafter Schreiben. Frankfurt 1750.</note></p> </div><lb/> <div n="4"> <head>Correſpondenz der Souveräne ſelbſt.</head><lb/> <p>241. Correſpondiren die Souveräne unter Einander ſelbſt in<lb/> Staatsangelegenheiten auf eine obligatoriſche Weiſe, ſo pflegt ſich<lb/> dieſes mehr nur auf Aeußerlichkeiten zu beſchränken und in allge-<lb/> meinen Wendungen zu halten, als in die Sachen einzugehen. Die<lb/> Mittheilungen enthalten meiſtens eine <hi rendition="#aq">auctoritatis interpositio</hi> für<lb/> die Handlungen ihrer Agenten, oder Empfehlungen beſtimmter Per-<lb/> ſonen und Angelegenheiten. Sie beſtehen entweder in förmlichen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [390/0414]
Drittes Buch. §. 241.
Gedanken klar und in reiner edler Form darzuſtellen, gemeſſen und
ernſt, fern von Pathos und ohne Wortputz. Sie muß die reine
Objectivität der Dinge in ſich tragen, die leichte Hülle einer logi-
ſchen Gedankenfolge ſein; ſie verträgt ſich weder mit metaphyſi-
ſchen Spitzen noch auch mit der Sprache des Redners. 1
Das Gewicht, was auf diplomatiſchen Erklärungen ruht, die
Achtung, welche der andere Theil ſeiner völkerrechtlichen Stellung
nach fordern kann, bringt unſtreitig die Verpflichtung mit ſich, je-
der diplomatiſchen Production, ja ſelbſt derjenigen, welche bloßen
Cerimonialzwecken dient, eine beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen.
Schon leichte Verſtöße und Nachläſſigkeiten können Mißverſtänd-
niſſe zur Folge haben, wenn es auch unpaſſend wäre, jeden Feh-
ler mit gleicher Strenge zu behandeln. Laufen ſie nur gegen den ge-
wöhnlichen Gebrauch, ohne daß ſie an ſich verletzend ſind, wie z. B.
ſogenannte Canzleifehler, ſo überſieht man ſie entweder oder rügt
ſie bei weiterer Communication nur durch einen beigefügten außeroffi-
ciellen Canzleizettel, oder man verfährt ſeinerſeits in gleicher Weiſe,
wie der abſendende Theil. Sind die Fehler von größerer Bedeu-
tung und wohl gar verletzend, ſo nimmt man die Mittheilung ent-
weder gar nicht an, oder verlangt dafür Genugthuung. 2
Correſpondenz der Souveräne ſelbſt.
241. Correſpondiren die Souveräne unter Einander ſelbſt in
Staatsangelegenheiten auf eine obligatoriſche Weiſe, ſo pflegt ſich
dieſes mehr nur auf Aeußerlichkeiten zu beſchränken und in allge-
meinen Wendungen zu halten, als in die Sachen einzugehen. Die
Mittheilungen enthalten meiſtens eine auctoritatis interpositio für
die Handlungen ihrer Agenten, oder Empfehlungen beſtimmter Per-
ſonen und Angelegenheiten. Sie beſtehen entweder in förmlichen
1 Treffend ſagt darüber Flaſſan in ſeinem discours préliminaire zur hist.
de la dipl. franç.: „Le style diplomatique à quelque sujet, qu’il s’ap-
plique, ne doit pas être celui de l’academicien mais celui d’un penseur
froid, revêtant d’une expression pure et exacte une logique non inter-
rompue. La chaleur qui fait presque toujours le succès de l’éloquence
doit en être exclue.“
2 Vgl. über Obiges: Fr. Carl Moſer Verſuch einer Staatsgrammatik. Deſ-
ſelben Abhandl. von Canzleifehlern (kleine Schriften V, 229.). Von Ahn-
dung fehlerhafter Schreiben. Frankfurt 1750.
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