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Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.

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Erstes Buch. §. 78.
demnächst durch besondere Conventionen in Anwendung gebracht
worden. 1

Die Schiffe und Rechte der Schiffahrt.

78. Die Schiffe, welche die Nationen aus ihren Gewässern in
das freie Meer entsenden, sind gewissermaaßen ihre wandelnden
Gebietstheile, 2 welche selbst in fremden Gewässern ihre Nationa-
lität nicht verlieren, so lange das Eigenthum des Schiffes keinem
Fremden übertragen ist. Die darauf befindliche Mannschaft bildet
eine eigenthümliche Genossenschaft unter dem Schutze des Staates,
von welchem sie ausgeht, so wie sie seinen Gesetzen auch außer-
halb des eigenen Wassergebietes unterworfen bleibt. Jedes von
einem Unterthanen auf dem Schiff geborene Kind ist daher auch
Unterthan des schiffsherrlichen Staates. 3

Die besonderen Rechte, welche jeder Staatsgewalt in Betreff
der Schiffarth zustehen, sind:

I. die Benutzung der freien Wasserstraßen für die National-
schiffahrt und den Handel; 4
II. das Recht der Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit über das
Verhalten seiner Staatsgenossen, sowohl in seinen Eigen-Was-
sern wie auf freien Gewässern; 5
III. das Recht, zum Schutz der Nationalschiffahrt Anstalten und
Maaßregeln zu treffen, insbesondere auch in fremden Hafen-
H. d. Darüber endlich Vertrag am 31. März 1831. Martens N. Rec.
IX,
252.
1 Annexum XVI. der Wiener Congr. Acte und diese selbst Art. 14. 96. 109.
118. Wegen der deutschen Flüsse s. Klüber a. a. O. §. 567 f. Wegen
der Weichsel: Verträge zwischen Rußland und Preußen und Oesterreich vom
3. Mai 1815.
2 La continuation ou la prorogation du territoire, wie die französischen
Juristen es ausdrücken. Die Folgerungen und Grenzen dieser Ansicht ka-
men vorzüglich in der Angelegenheit des Carlo Alberto zur Sprache. Vgl.
den folg. §.
3 Vattel I, 19, 216. Günther II, 258. Nach Britischem Staatsrecht gel-
ten nur die auf Britischen Meeren gebornen als sofort Eingeborne. Mo-
ser Vers. VI, 8.
4 Jouffroy, droit maritime p. 29. s. Specielle Schriften über die Freiheit
der Schiffahrt s. bei v. Kamptz, §. 190.
5 Vgl. Wheaton intern. L. I, 2, §. 11.

Erſtes Buch. §. 78.
demnächſt durch beſondere Conventionen in Anwendung gebracht
worden. 1

Die Schiffe und Rechte der Schiffahrt.

78. Die Schiffe, welche die Nationen aus ihren Gewäſſern in
das freie Meer entſenden, ſind gewiſſermaaßen ihre wandelnden
Gebietstheile, 2 welche ſelbſt in fremden Gewäſſern ihre Nationa-
lität nicht verlieren, ſo lange das Eigenthum des Schiffes keinem
Fremden übertragen iſt. Die darauf befindliche Mannſchaft bildet
eine eigenthümliche Genoſſenſchaft unter dem Schutze des Staates,
von welchem ſie ausgeht, ſo wie ſie ſeinen Geſetzen auch außer-
halb des eigenen Waſſergebietes unterworfen bleibt. Jedes von
einem Unterthanen auf dem Schiff geborene Kind iſt daher auch
Unterthan des ſchiffsherrlichen Staates. 3

Die beſonderen Rechte, welche jeder Staatsgewalt in Betreff
der Schiffarth zuſtehen, ſind:

I. die Benutzung der freien Waſſerſtraßen für die National-
ſchiffahrt und den Handel; 4
II. das Recht der Geſetzgebung und Gerichtsbarkeit über das
Verhalten ſeiner Staatsgenoſſen, ſowohl in ſeinen Eigen-Waſ-
ſern wie auf freien Gewäſſern; 5
III. das Recht, zum Schutz der Nationalſchiffahrt Anſtalten und
Maaßregeln zu treffen, insbeſondere auch in fremden Hafen-
H. d. Darüber endlich Vertrag am 31. März 1831. Martens N. Rec.
IX,
252.
1 Annexum XVI. der Wiener Congr. Acte und dieſe ſelbſt Art. 14. 96. 109.
118. Wegen der deutſchen Flüſſe ſ. Klüber a. a. O. §. 567 f. Wegen
der Weichſel: Verträge zwiſchen Rußland und Preußen und Oeſterreich vom
3. Mai 1815.
2 La continuation ou la prorogation du territoire, wie die franzöſiſchen
Juriſten es ausdrücken. Die Folgerungen und Grenzen dieſer Anſicht ka-
men vorzüglich in der Angelegenheit des Carlo Alberto zur Sprache. Vgl.
den folg. §.
3 Vattel I, 19, 216. Günther II, 258. Nach Britiſchem Staatsrecht gel-
ten nur die auf Britiſchen Meeren gebornen als ſofort Eingeborne. Mo-
ſer Verſ. VI, 8.
4 Jouffroy, droit maritime p. 29. s. Specielle Schriften über die Freiheit
der Schiffahrt ſ. bei v. Kamptz, §. 190.
5 Vgl. Wheaton intern. L. I, 2, §. 11.
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[138/0162] Erſtes Buch. §. 78. demnächſt durch beſondere Conventionen in Anwendung gebracht worden. 1 Die Schiffe und Rechte der Schiffahrt. 78. Die Schiffe, welche die Nationen aus ihren Gewäſſern in das freie Meer entſenden, ſind gewiſſermaaßen ihre wandelnden Gebietstheile, 2 welche ſelbſt in fremden Gewäſſern ihre Nationa- lität nicht verlieren, ſo lange das Eigenthum des Schiffes keinem Fremden übertragen iſt. Die darauf befindliche Mannſchaft bildet eine eigenthümliche Genoſſenſchaft unter dem Schutze des Staates, von welchem ſie ausgeht, ſo wie ſie ſeinen Geſetzen auch außer- halb des eigenen Waſſergebietes unterworfen bleibt. Jedes von einem Unterthanen auf dem Schiff geborene Kind iſt daher auch Unterthan des ſchiffsherrlichen Staates. 3 Die beſonderen Rechte, welche jeder Staatsgewalt in Betreff der Schiffarth zuſtehen, ſind: I. die Benutzung der freien Waſſerſtraßen für die National- ſchiffahrt und den Handel; 4 II. das Recht der Geſetzgebung und Gerichtsbarkeit über das Verhalten ſeiner Staatsgenoſſen, ſowohl in ſeinen Eigen-Waſ- ſern wie auf freien Gewäſſern; 5 III. das Recht, zum Schutz der Nationalſchiffahrt Anſtalten und Maaßregeln zu treffen, insbeſondere auch in fremden Hafen- 3 1 Annexum XVI. der Wiener Congr. Acte und dieſe ſelbſt Art. 14. 96. 109. 118. Wegen der deutſchen Flüſſe ſ. Klüber a. a. O. §. 567 f. Wegen der Weichſel: Verträge zwiſchen Rußland und Preußen und Oeſterreich vom 3. Mai 1815. 2 La continuation ou la prorogation du territoire, wie die franzöſiſchen Juriſten es ausdrücken. Die Folgerungen und Grenzen dieſer Anſicht ka- men vorzüglich in der Angelegenheit des Carlo Alberto zur Sprache. Vgl. den folg. §. 3 Vattel I, 19, 216. Günther II, 258. Nach Britiſchem Staatsrecht gel- ten nur die auf Britiſchen Meeren gebornen als ſofort Eingeborne. Mo- ſer Verſ. VI, 8. 4 Jouffroy, droit maritime p. 29. s. Specielle Schriften über die Freiheit der Schiffahrt ſ. bei v. Kamptz, §. 190. 5 Vgl. Wheaton intern. L. I, 2, §. 11. 3 H. d. Darüber endlich Vertrag am 31. März 1831. Martens N. Rec. IX, 252.

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Zitationshilfe: Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844/162>, abgerufen am 25.11.2024.