8. Die erste und wichtigste Folge war die Befestigung der Herrschaft Rußlands am schwar- zen Meer. Ihm blieben die Krimm und die an- grenzenden Länder. Freylich damals meist Wü- sten; aber Wüsten wo bald Cherson und Odessa aufblühen konnten. Nicht für sich, sondern für künftige Geschlechter, hat Catharina hier gepflanzt. Was von hier aus werden kann, lehrt ein Blick auf das nahe Aegeische Meer mit seinen Küsten und Inseln; was werden wird, mag die künftige Geschichte erzählen.
9. Höherer Gewinn für die Gegenwart war die Bildung von Feldherren. Suwarow und Coburg, wetteifernd ohne Neid, waren wohl mehr werth als das zerstörte Oczakow, und Chot- zim. Die Zeiten waren nahe, wo beyde auf an- dern Schauplätzen auftreten sollten. Warum muß- te ihre große Laufbahn erst am Abend ihres Lebens beginnen?
Anthing Versuch einer Kriegsgeschichte des Grafen Al. Su- warow. 3 Th. 1799.
10. Für die beyden Nachbarstaaten, Schwe- den und Polen, hatte auch dieser zweyte Türken- krieg ganz entgegengesetzte Resultate. Für Schwe- den war der Preis des Krieges seine befestigte Selbständigkeit; und die Freundschaft mit Rußland.
Ob
III. Periode. A. II. Theil.
8. Die erſte und wichtigſte Folge war die Befeſtigung der Herrſchaft Rußlands am ſchwar- zen Meer. Ihm blieben die Krimm und die an- grenzenden Laͤnder. Freylich damals meiſt Wuͤ- ſten; aber Wuͤſten wo bald Cherſon und Odeſſa aufbluͤhen konnten. Nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr kuͤnftige Geſchlechter, hat Catharina hier gepflanzt. Was von hier aus werden kann, lehrt ein Blick auf das nahe Aegeiſche Meer mit ſeinen Kuͤſten und Inſeln; was werden wird, mag die kuͤnftige Geſchichte erzaͤhlen.
9. Hoͤherer Gewinn fuͤr die Gegenwart war die Bildung von Feldherren. Suwarow und Coburg, wetteifernd ohne Neid, waren wohl mehr werth als das zerſtoͤrte Oczakow, und Chot- zim. Die Zeiten waren nahe, wo beyde auf an- dern Schauplaͤtzen auftreten ſollten. Warum muß- te ihre große Laufbahn erſt am Abend ihres Lebens beginnen?
Anthing Verſuch einer Kriegsgeſchichte des Grafen Al. Su- warow. 3 Th. 1799.
10. Fuͤr die beyden Nachbarſtaaten, Schwe- den und Polen, hatte auch dieſer zweyte Tuͤrken- krieg ganz entgegengeſetzte Reſultate. Fuͤr Schwe- den war der Preis des Krieges ſeine befeſtigte Selbſtaͤndigkeit; und die Freundſchaft mit Rußland.
Ob
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III. Periode. A. II. Theil.
8. Die erſte und wichtigſte Folge war die
Befeſtigung der Herrſchaft Rußlands am ſchwar-
zen Meer. Ihm blieben die Krimm und die an-
grenzenden Laͤnder. Freylich damals meiſt Wuͤ-
ſten; aber Wuͤſten wo bald Cherſon und Odeſſa
aufbluͤhen konnten. Nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr
kuͤnftige Geſchlechter, hat Catharina hier gepflanzt.
Was von hier aus werden kann, lehrt ein Blick
auf das nahe Aegeiſche Meer mit ſeinen Kuͤſten
und Inſeln; was werden wird, mag die kuͤnftige
Geſchichte erzaͤhlen.
9. Hoͤherer Gewinn fuͤr die Gegenwart war
die Bildung von Feldherren. Suwarow und
Coburg, wetteifernd ohne Neid, waren wohl
mehr werth als das zerſtoͤrte Oczakow, und Chot-
zim. Die Zeiten waren nahe, wo beyde auf an-
dern Schauplaͤtzen auftreten ſollten. Warum muß-
te ihre große Laufbahn erſt am Abend ihres Lebens
beginnen?
Anthing Verſuch einer Kriegsgeſchichte des Grafen Al. Su-
warow. 3 Th. 1799.
10. Fuͤr die beyden Nachbarſtaaten, Schwe-
den und Polen, hatte auch dieſer zweyte Tuͤrken-
krieg ganz entgegengeſetzte Reſultate. Fuͤr Schwe-
den war der Preis des Krieges ſeine befeſtigte
Selbſtaͤndigkeit; und die Freundſchaft mit Rußland.
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/638>, abgerufen am 01.05.2024.
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