Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Gesch. d. Colonialwesens 1740--1786.
giesische Colonial-Politik immer mehr auf Brasi-
lien
. Von den Besitzungen in Asien und Africa
(Madera ausgenommen) hat sie allein nur das
nicht zu verheimlichen vermocht, daß sie immer un-
bedeutender wurden.

Der Streit mit Spanien entstand hauptsächlich über die
Colonie St. Sagramento (S. 263.) und ihren Schleich-
handel, besonders seitdem im Utrechter Frieden 1713 die Co-
lonie mit ihrem Gebiet an Portugal zurückgegeben war.
Vertrag von 1750 über ihren Austausch gegen 7 Missionen
der Indianer in Paragnai. Dadurch entstandener Streit
mit den Jesuiten
, Stiftern dieser Missionen, und Wi-
dersetzung der Indianer. Aufhebung des Vertrags 1761
und neue Streitigkeiten, die endlich 1777 Spanien zum
Kriege führten. Wegnahme von St. Sagramento und der
Insel St. Catharina. In dem Frieden blieb St. Sagra-
mento an Spanien; aber Rückgabe von St. Catharina; und
genaue und für Portugal vortheilhafte Grenzbestimmung
zwischen Brasilien und dem Spanischen America 1. Oct. 1777.
Der Vorwurf eines Reichs in Paraguai ist den Jesui-
ten mit Unrecht gemacht. Wie konnten ausgedehnte Missio-
nen anders bestehen, als die ihrigen eingerichtet waren?

54. Die Einrichtungen Pombal's in
Beziehung auf Brasilien gingen theils aus seinem po-
litischen System, theils aus seinem Haß gegen den
hohen Adel und gegen die Jesuiten hervor. Die
Einziehung der dortigen Besitzungen der großen Fa-
milien als Krongüter sollte jenen demüthigen, und
Brasilien der Krone sichern; durch die Errichtung
privilegirter Handelsgesellschaften sollte der Handel

zugleich

3. Geſch. d. Colonialweſens 1740--1786.
gieſiſche Colonial-Politik immer mehr auf Braſi-
lien
. Von den Beſitzungen in Aſien und Africa
(Madera ausgenommen) hat ſie allein nur das
nicht zu verheimlichen vermocht, daß ſie immer un-
bedeutender wurden.

Der Streit mit Spanien entſtand hauptſaͤchlich uͤber die
Colonie St. Sagramento (S. 263.) und ihren Schleich-
handel, beſonders ſeitdem im Utrechter Frieden 1713 die Co-
lonie mit ihrem Gebiet an Portugal zuruͤckgegeben war.
Vertrag von 1750 uͤber ihren Austauſch gegen 7 Miſſionen
der Indianer in Paragnai. Dadurch entſtandener Streit
mit den Jeſuiten
, Stiftern dieſer Miſſionen, und Wi-
derſetzung der Indianer. Aufhebung des Vertrags 1761
und neue Streitigkeiten, die endlich 1777 Spanien zum
Kriege fuͤhrten. Wegnahme von St. Sagramento und der
Inſel St. Catharina. In dem Frieden blieb St. Sagra-
mento an Spanien; aber Ruͤckgabe von St. Catharina; und
genaue und fuͤr Portugal vortheilhafte Grenzbeſtimmung
zwiſchen Braſilien und dem Spaniſchen America 1. Oct. 1777.
Der Vorwurf eines Reichs in Paraguai iſt den Jeſui-
ten mit Unrecht gemacht. Wie konnten ausgedehnte Miſſio-
nen anders beſtehen, als die ihrigen eingerichtet waren?

54. Die Einrichtungen Pombal's in
Beziehung auf Braſilien gingen theils aus ſeinem po-
litiſchen Syſtem, theils aus ſeinem Haß gegen den
hohen Adel und gegen die Jeſuiten hervor. Die
Einziehung der dortigen Beſitzungen der großen Fa-
milien als Kronguͤter ſollte jenen demuͤthigen, und
Braſilien der Krone ſichern; durch die Errichtung
privilegirter Handelsgeſellſchaften ſollte der Handel

zugleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0533" n="495"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3. Ge&#x017F;ch. d. Colonialwe&#x017F;ens 1740--1786.</hi></fw><lb/>
gie&#x017F;i&#x017F;che Colonial-Politik immer mehr auf <hi rendition="#g">Bra&#x017F;i-<lb/>
lien</hi>. Von den Be&#x017F;itzungen in A&#x017F;ien und Africa<lb/>
(<hi rendition="#g">Madera</hi> ausgenommen) hat &#x017F;ie allein nur das<lb/>
nicht zu verheimlichen vermocht, daß &#x017F;ie immer un-<lb/>
bedeutender wurden.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Der Streit mit Spanien ent&#x017F;tand haupt&#x017F;a&#x0364;chlich u&#x0364;ber die<lb/>
Colonie <hi rendition="#g">St. Sagramento</hi> (S. 263.) und ihren Schleich-<lb/>
handel, be&#x017F;onders &#x017F;eitdem im Utrechter Frieden 1713 die Co-<lb/>
lonie mit ihrem Gebiet an Portugal zuru&#x0364;ckgegeben war.<lb/>
Vertrag von 1750 u&#x0364;ber ihren Austau&#x017F;ch gegen 7 Mi&#x017F;&#x017F;ionen<lb/>
der Indianer in Paragnai. Dadurch ent&#x017F;tandener <hi rendition="#g">Streit<lb/>
mit den Je&#x017F;uiten</hi>, Stiftern die&#x017F;er Mi&#x017F;&#x017F;ionen, und Wi-<lb/>
der&#x017F;etzung der Indianer. Aufhebung des Vertrags 1761<lb/>
und neue Streitigkeiten, die endlich 1777 Spanien zum<lb/><hi rendition="#g">Kriege</hi> fu&#x0364;hrten. Wegnahme von St. Sagramento und der<lb/>
In&#x017F;el St. Catharina. In dem <hi rendition="#g">Frieden</hi> blieb St. Sagra-<lb/>
mento an Spanien; aber Ru&#x0364;ckgabe von St. Catharina; und<lb/>
genaue und fu&#x0364;r Portugal vortheilhafte Grenzbe&#x017F;timmung<lb/>
zwi&#x017F;chen Bra&#x017F;ilien und dem Spani&#x017F;chen America 1. Oct. 1777.<lb/>
Der Vorwurf eines <hi rendition="#g">Reichs in Paraguai</hi> i&#x017F;t den Je&#x017F;ui-<lb/>
ten mit Unrecht gemacht. Wie konnten ausgedehnte Mi&#x017F;&#x017F;io-<lb/>
nen anders be&#x017F;tehen, als die ihrigen eingerichtet waren?</hi> </p><lb/>
                <p>54. Die <hi rendition="#g">Einrichtungen Pombal's</hi> in<lb/>
Beziehung auf Bra&#x017F;ilien gingen theils aus &#x017F;einem po-<lb/>
liti&#x017F;chen Sy&#x017F;tem, theils aus &#x017F;einem Haß gegen den<lb/>
hohen Adel und gegen die Je&#x017F;uiten hervor. Die<lb/>
Einziehung der dortigen Be&#x017F;itzungen der großen Fa-<lb/>
milien als Krongu&#x0364;ter &#x017F;ollte jenen demu&#x0364;thigen, und<lb/>
Bra&#x017F;ilien der Krone &#x017F;ichern; durch die Errichtung<lb/>
privilegirter Handelsge&#x017F;ell&#x017F;chaften &#x017F;ollte der Handel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zugleich</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495/0533] 3. Geſch. d. Colonialweſens 1740--1786. gieſiſche Colonial-Politik immer mehr auf Braſi- lien. Von den Beſitzungen in Aſien und Africa (Madera ausgenommen) hat ſie allein nur das nicht zu verheimlichen vermocht, daß ſie immer un- bedeutender wurden. Der Streit mit Spanien entſtand hauptſaͤchlich uͤber die Colonie St. Sagramento (S. 263.) und ihren Schleich- handel, beſonders ſeitdem im Utrechter Frieden 1713 die Co- lonie mit ihrem Gebiet an Portugal zuruͤckgegeben war. Vertrag von 1750 uͤber ihren Austauſch gegen 7 Miſſionen der Indianer in Paragnai. Dadurch entſtandener Streit mit den Jeſuiten, Stiftern dieſer Miſſionen, und Wi- derſetzung der Indianer. Aufhebung des Vertrags 1761 und neue Streitigkeiten, die endlich 1777 Spanien zum Kriege fuͤhrten. Wegnahme von St. Sagramento und der Inſel St. Catharina. In dem Frieden blieb St. Sagra- mento an Spanien; aber Ruͤckgabe von St. Catharina; und genaue und fuͤr Portugal vortheilhafte Grenzbeſtimmung zwiſchen Braſilien und dem Spaniſchen America 1. Oct. 1777. Der Vorwurf eines Reichs in Paraguai iſt den Jeſui- ten mit Unrecht gemacht. Wie konnten ausgedehnte Miſſio- nen anders beſtehen, als die ihrigen eingerichtet waren? 54. Die Einrichtungen Pombal's in Beziehung auf Braſilien gingen theils aus ſeinem po- litiſchen Syſtem, theils aus ſeinem Haß gegen den hohen Adel und gegen die Jeſuiten hervor. Die Einziehung der dortigen Beſitzungen der großen Fa- milien als Kronguͤter ſollte jenen demuͤthigen, und Braſilien der Krone ſichern; durch die Errichtung privilegirter Handelsgeſellſchaften ſollte der Handel zugleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/533
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/533>, abgerufen am 06.05.2024.