Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
jenen Krieg beendigte, war zwar in dem Besitz-
stand auf dem Continent nichts verändert worden;
auch schien die Einigkeit zwischen England und
Frankreich mehr wie vor dem Kriege befestigt, wo-
1786
26
Spt.
von selbst ein Handelstractat die Folge war;
nur in den Verhältnissen der Republik, welche
Frankreich, durch die großen bey seiner Friedens-
vermittlung sowohl mit England als mit Oestreich
geleisteten Dienste, an sich anzuschließen wußte,
war ein Keim künftigen Streits; und auch selbst
der Handelstractat, für England vortheilhaft, er-
regte die Eifersucht.

(Die Geschichte des Colonien-Kriegs s. unten in dem
Abschnitt von den Colonien.)

85. Unter diesen Verhältnissen glaubte Joseph
II. seinen Lieblingsplan auf Bayern durch einen
Tausch ausführen zu können. Unter dem Namen
eines Königreichs Burgund sollte der Churfürst
den größten Theil der Oestreichischen Niederlande, je-
doch noch mit mehreren Beschränkungen, erhalten,
und dagegen ganz Bayern mit der Oberpfalz an
Oestreich überlassen. Auch mußte das Project schon
sehr weit gediehen seyn, da man nicht nur des
Churfürsten schon sicher war, sondern selbst Ruß-
land der Sache sich annahm, während Frankreich
gleichgültig blieb.

Antrag

II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
jenen Krieg beendigte, war zwar in dem Beſitz-
ſtand auf dem Continent nichts veraͤndert worden;
auch ſchien die Einigkeit zwiſchen England und
Frankreich mehr wie vor dem Kriege befeſtigt, wo-
1786
26
Spt.
von ſelbſt ein Handelstractat die Folge war;
nur in den Verhaͤltniſſen der Republik, welche
Frankreich, durch die großen bey ſeiner Friedens-
vermittlung ſowohl mit England als mit Oeſtreich
geleiſteten Dienſte, an ſich anzuſchließen wußte,
war ein Keim kuͤnftigen Streits; und auch ſelbſt
der Handelstractat, fuͤr England vortheilhaft, er-
regte die Eiferſucht.

(Die Geſchichte des Colonien-Kriegs ſ. unten in dem
Abſchnitt von den Colonien.)

85. Unter dieſen Verhaͤltniſſen glaubte Joſeph
II. ſeinen Lieblingsplan auf Bayern durch einen
Tauſch ausfuͤhren zu koͤnnen. Unter dem Namen
eines Koͤnigreichs Burgund ſollte der Churfuͤrſt
den groͤßten Theil der Oeſtreichiſchen Niederlande, je-
doch noch mit mehreren Beſchraͤnkungen, erhalten,
und dagegen ganz Bayern mit der Oberpfalz an
Oeſtreich uͤberlaſſen. Auch mußte das Project ſchon
ſehr weit gediehen ſeyn, da man nicht nur des
Churfuͤrſten ſchon ſicher war, ſondern ſelbſt Ruß-
land der Sache ſich annahm, waͤhrend Frankreich
gleichguͤltig blieb.

Antrag
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0466" n="428"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">C. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
jenen Krieg beendigte, war zwar in dem Be&#x017F;itz-<lb/>
&#x017F;tand auf dem Continent nichts vera&#x0364;ndert worden;<lb/>
auch &#x017F;chien die Einigkeit zwi&#x017F;chen England und<lb/>
Frankreich mehr wie vor dem Kriege befe&#x017F;tigt, wo-<lb/><note place="left">1786<lb/>
26<lb/>
Spt.</note>von &#x017F;elb&#x017F;t ein <hi rendition="#g">Handelstractat</hi> die Folge war;<lb/>
nur in den Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der Republik, welche<lb/>
Frankreich, durch die großen bey &#x017F;einer Friedens-<lb/>
vermittlung &#x017F;owohl mit England als mit Oe&#x017F;treich<lb/>
gelei&#x017F;teten Dien&#x017F;te, an &#x017F;ich anzu&#x017F;chließen wußte,<lb/>
war ein Keim ku&#x0364;nftigen Streits; und auch &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
der Handelstractat, fu&#x0364;r England vortheilhaft, er-<lb/>
regte die Eifer&#x017F;ucht.</p><lb/>
                  <p> <hi rendition="#et">(Die Ge&#x017F;chichte des Colonien-Kriegs &#x017F;. <hi rendition="#g">unten</hi> in dem<lb/>
Ab&#x017F;chnitt von den Colonien.)</hi> </p><lb/>
                  <p>85. Unter die&#x017F;en Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en glaubte Jo&#x017F;eph<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;einen Lieblingsplan auf Bayern durch einen<lb/><hi rendition="#g">Tau&#x017F;ch</hi> ausfu&#x0364;hren zu ko&#x0364;nnen. Unter dem Namen<lb/>
eines <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nigreichs Burgund</hi> &#x017F;ollte der Churfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
den gro&#x0364;ßten Theil der Oe&#x017F;treichi&#x017F;chen Niederlande, je-<lb/>
doch noch mit mehreren Be&#x017F;chra&#x0364;nkungen, erhalten,<lb/>
und dagegen ganz Bayern mit der Oberpfalz an<lb/>
Oe&#x017F;treich u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Auch mußte das Project &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;ehr weit gediehen &#x017F;eyn, da man nicht nur des<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;chon &#x017F;icher war, &#x017F;ondern &#x017F;elb&#x017F;t Ruß-<lb/>
land der Sache &#x017F;ich annahm, wa&#x0364;hrend Frankreich<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig blieb.</p><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">Antrag</fw><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0466] II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. jenen Krieg beendigte, war zwar in dem Beſitz- ſtand auf dem Continent nichts veraͤndert worden; auch ſchien die Einigkeit zwiſchen England und Frankreich mehr wie vor dem Kriege befeſtigt, wo- von ſelbſt ein Handelstractat die Folge war; nur in den Verhaͤltniſſen der Republik, welche Frankreich, durch die großen bey ſeiner Friedens- vermittlung ſowohl mit England als mit Oeſtreich geleiſteten Dienſte, an ſich anzuſchließen wußte, war ein Keim kuͤnftigen Streits; und auch ſelbſt der Handelstractat, fuͤr England vortheilhaft, er- regte die Eiferſucht. 1786 26 Spt. (Die Geſchichte des Colonien-Kriegs ſ. unten in dem Abſchnitt von den Colonien.) 85. Unter dieſen Verhaͤltniſſen glaubte Joſeph II. ſeinen Lieblingsplan auf Bayern durch einen Tauſch ausfuͤhren zu koͤnnen. Unter dem Namen eines Koͤnigreichs Burgund ſollte der Churfuͤrſt den groͤßten Theil der Oeſtreichiſchen Niederlande, je- doch noch mit mehreren Beſchraͤnkungen, erhalten, und dagegen ganz Bayern mit der Oberpfalz an Oeſtreich uͤberlaſſen. Auch mußte das Project ſchon ſehr weit gediehen ſeyn, da man nicht nur des Churfuͤrſten ſchon ſicher war, ſondern ſelbſt Ruß- land der Sache ſich annahm, waͤhrend Frankreich gleichguͤltig blieb. Antrag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/466
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/466>, abgerufen am 11.05.2024.