Reich mitgetheilten Präliminarien; und Bestätigung zu Ba- den in der Schweiz 7. Sept.
20. Die Entscheidung des Streits ward also der Hauptsache nach durch die Absonderung der Ne- benländer in Europa bewirkt, wovon man auch vor dem Kriege hatte ausgehen wollen. Aber ganz entschieden ward der Streit leider! doch nicht, wenn gleich der Krieg für jetzt aufhörte. Zwischen den beyden Hauptcompetenten Spanien und Oestreich ward kein förmlicher Friede, weil keiner von seinen Ansprüchen ablassen wollte. Der schwankende Zu- stand, in dem das Europäische Staatensystem ein Decennium hindurch bleibt, war daher unvermeid- lich; und Erhaltung des Utrechter Friedens ward eine der schwersten Aufgaben für die Politik.
21. Die Folgen, welche dieser Krieg und die Friedensschlüsse, die ihn beendigten, für das Staa- tensystem Europas hatten, waren gleich mannichfal- tig und wichtig. Indem die Spanische Monarchie einem Zweige der Bourbons blieb, fiel jene alte Ri- valität zwischen Frankreich und Spanien, die Eu- ropa so viel gekostet hatte, weg. Aber die Folge zeigte auch bald, daß die Bande der Verwandt- schaft keinesweges eben so feste Bande für die Po- litik sind. Die gefürchteten Folgen für das Gleich- gewicht von Europa zeigten sich nicht; allein frey-
lich
II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Reich mitgetheilten Praͤliminarien; und Beſtaͤtigung zu Ba- den in der Schweiz 7. Sept.
20. Die Entſcheidung des Streits ward alſo der Hauptſache nach durch die Abſonderung der Ne- benlaͤnder in Europa bewirkt, wovon man auch vor dem Kriege hatte ausgehen wollen. Aber ganz entſchieden ward der Streit leider! doch nicht, wenn gleich der Krieg fuͤr jetzt aufhoͤrte. Zwiſchen den beyden Hauptcompetenten Spanien und Oeſtreich ward kein foͤrmlicher Friede, weil keiner von ſeinen Anſpruͤchen ablaſſen wollte. Der ſchwankende Zu- ſtand, in dem das Europaͤiſche Staatenſyſtem ein Decennium hindurch bleibt, war daher unvermeid- lich; und Erhaltung des Utrechter Friedens ward eine der ſchwerſten Aufgaben fuͤr die Politik.
21. Die Folgen, welche dieſer Krieg und die Friedensſchluͤſſe, die ihn beendigten, fuͤr das Staa- tenſyſtem Europas hatten, waren gleich mannichfal- tig und wichtig. Indem die Spaniſche Monarchie einem Zweige der Bourbons blieb, fiel jene alte Ri- valitaͤt zwiſchen Frankreich und Spanien, die Eu- ropa ſo viel gekoſtet hatte, weg. Aber die Folge zeigte auch bald, daß die Bande der Verwandt- ſchaft keinesweges eben ſo feſte Bande fuͤr die Po- litik ſind. Die gefuͤrchteten Folgen fuͤr das Gleich- gewicht von Europa zeigten ſich nicht; allein frey-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0332"n="294"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Per. <hirendition="#aq">B. I.</hi> Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.</hi></fw><lb/><hirendition="#et">Reich mitgetheilten Praͤliminarien; und Beſtaͤtigung zu <hirendition="#g">Ba-<lb/>
den</hi> in der Schweiz 7. Sept.</hi></p><lb/><p>20. Die Entſcheidung des Streits ward alſo<lb/>
der Hauptſache nach durch die Abſonderung der Ne-<lb/>
benlaͤnder in Europa bewirkt, wovon man auch<lb/>
vor dem Kriege hatte ausgehen wollen. Aber <hirendition="#g">ganz</hi><lb/>
entſchieden ward der Streit leider! doch nicht, wenn<lb/>
gleich der Krieg fuͤr jetzt aufhoͤrte. Zwiſchen den<lb/>
beyden Hauptcompetenten <hirendition="#g">Spanien</hi> und <hirendition="#g">Oeſtreich</hi><lb/>
ward kein foͤrmlicher Friede, weil keiner von ſeinen<lb/>
Anſpruͤchen ablaſſen wollte. Der ſchwankende Zu-<lb/>ſtand, in dem das Europaͤiſche Staatenſyſtem ein<lb/>
Decennium hindurch bleibt, war daher unvermeid-<lb/>
lich; und Erhaltung des Utrechter Friedens ward<lb/>
eine der ſchwerſten Aufgaben fuͤr die Politik.</p><lb/><p>21. Die Folgen, welche dieſer Krieg und die<lb/>
Friedensſchluͤſſe, die ihn beendigten, fuͤr das Staa-<lb/>
tenſyſtem Europas hatten, waren gleich mannichfal-<lb/>
tig und wichtig. Indem die Spaniſche Monarchie<lb/>
einem Zweige der Bourbons blieb, fiel jene alte Ri-<lb/>
valitaͤt zwiſchen Frankreich und Spanien, die Eu-<lb/>
ropa ſo viel gekoſtet hatte, weg. Aber die Folge<lb/>
zeigte auch bald, daß die Bande der Verwandt-<lb/>ſchaft keinesweges eben ſo feſte Bande fuͤr die Po-<lb/>
litik ſind. Die gefuͤrchteten Folgen fuͤr das Gleich-<lb/>
gewicht von Europa zeigten ſich nicht; allein frey-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[294/0332]
II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Reich mitgetheilten Praͤliminarien; und Beſtaͤtigung zu Ba-
den in der Schweiz 7. Sept.
20. Die Entſcheidung des Streits ward alſo
der Hauptſache nach durch die Abſonderung der Ne-
benlaͤnder in Europa bewirkt, wovon man auch
vor dem Kriege hatte ausgehen wollen. Aber ganz
entſchieden ward der Streit leider! doch nicht, wenn
gleich der Krieg fuͤr jetzt aufhoͤrte. Zwiſchen den
beyden Hauptcompetenten Spanien und Oeſtreich
ward kein foͤrmlicher Friede, weil keiner von ſeinen
Anſpruͤchen ablaſſen wollte. Der ſchwankende Zu-
ſtand, in dem das Europaͤiſche Staatenſyſtem ein
Decennium hindurch bleibt, war daher unvermeid-
lich; und Erhaltung des Utrechter Friedens ward
eine der ſchwerſten Aufgaben fuͤr die Politik.
21. Die Folgen, welche dieſer Krieg und die
Friedensſchluͤſſe, die ihn beendigten, fuͤr das Staa-
tenſyſtem Europas hatten, waren gleich mannichfal-
tig und wichtig. Indem die Spaniſche Monarchie
einem Zweige der Bourbons blieb, fiel jene alte Ri-
valitaͤt zwiſchen Frankreich und Spanien, die Eu-
ropa ſo viel gekoſtet hatte, weg. Aber die Folge
zeigte auch bald, daß die Bande der Verwandt-
ſchaft keinesweges eben ſo feſte Bande fuͤr die Po-
litik ſind. Die gefuͤrchteten Folgen fuͤr das Gleich-
gewicht von Europa zeigten ſich nicht; allein frey-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/332>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.