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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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1. Staatshändel in Europa 1700--1770.
berg bleiben die lehrreichste Schule für Fürsten im
Unglück. Die Beharrlichkeit ward auch hier be-
lohnt; die Verbündeten versäumten den Zeitpunct,
weil sie den Frieden nicht wollten; und wenige Jah-
re nachher schloß ihn Ludwig auf Bedingungen, die
er damals für unmöglich halten mußte.

Anfang der Unterhandlungen März 1709 zwischen dem
Präsidenten Rouille und den Holländischen Abgeordneten
Buys und van der Dussen, zuerst zu Moerdyk, nachmals
zu Woerden; bis der Minister der auswärtigen Angelegen-
heiten selber, Torcy, nach dem Haag gesandt (May) im
Vorzimmer des Rathpensionairs erschien! -- Hauptforde-
rungen der Alliirten überhaupt: Gänzliche Herausgabe der
Spanischen Monarchie zu Gunsten Oestreichs. Insbesondere:
der Holländer: Barriere (Besetzung der Grenzfestungen)
in den Spanischen Niederlanden; und Wiederherstellung des
Handelstarifs von 1664. Der Engländer: Anerkennung der
protestantischen Suecession und Vergrößerung der Colo-
nien. Vom Kayser und Reich: Wiederherstellung der
Dinge auf den Fuß des Münsterschen Friedens. -- Das
Alles war bewilligt; (Präliminarien entworfen, in 40 Arti-
keln 27. May); und bedurfte es mehr zur Entschädigung
der Verbündeten; zur Sicherheit Europas? Aber die Ab-
setzung Philipp's von Spanien durch seine Hülfe (Art. 4.
37.) konnte Ludwig XIV. nicht unterschreiben, ohne sich zu
entehren. Abbruch der Friedensunterhandlungen.

16. Fortgang des Kriegs; auch jetzt mit schlech-
tem Glück für Frankreich; und doch konnten, auch
nach dem Siege bey Malplaquet, die Alliirten
sich nicht zum Frieden entschließen; aber auch eben
so wenig in das Innere seiner Provinzen dringen!

Wäh-

1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1770.
berg bleiben die lehrreichſte Schule fuͤr Fuͤrſten im
Ungluͤck. Die Beharrlichkeit ward auch hier be-
lohnt; die Verbuͤndeten verſaͤumten den Zeitpunct,
weil ſie den Frieden nicht wollten; und wenige Jah-
re nachher ſchloß ihn Ludwig auf Bedingungen, die
er damals fuͤr unmoͤglich halten mußte.

Anfang der Unterhandlungen Maͤrz 1709 zwiſchen dem
Praͤſidenten Rouillé und den Hollaͤndiſchen Abgeordneten
Buys und van der Duſſen, zuerſt zu Moerdyk, nachmals
zu Woerden; bis der Miniſter der auswaͤrtigen Angelegen-
heiten ſelber, Torcy, nach dem Haag geſandt (May) im
Vorzimmer des Rathpenſionairs erſchien! — Hauptforde-
rungen der Alliirten uͤberhaupt: Gaͤnzliche Herausgabe der
Spaniſchen Monarchie zu Gunſten Oeſtreichs. Insbeſondere:
der Hollaͤnder: Barriere (Beſetzung der Grenzfeſtungen)
in den Spaniſchen Niederlanden; und Wiederherſtellung des
Handelstarifs von 1664. Der Englaͤnder: Anerkennung der
proteſtantiſchen Sueceſſion und Vergroͤßerung der Colo-
nien. Vom Kayſer und Reich: Wiederherſtellung der
Dinge auf den Fuß des Muͤnſterſchen Friedens. — Das
Alles war bewilligt; (Praͤliminarien entworfen, in 40 Arti-
keln 27. May); und bedurfte es mehr zur Entſchaͤdigung
der Verbuͤndeten; zur Sicherheit Europas? Aber die Ab-
ſetzung Philipp's von Spanien durch ſeine Huͤlfe (Art. 4.
37.) konnte Ludwig XIV. nicht unterſchreiben, ohne ſich zu
entehren. Abbruch der Friedensunterhandlungen.

16. Fortgang des Kriegs; auch jetzt mit ſchlech-
tem Gluͤck fuͤr Frankreich; und doch konnten, auch
nach dem Siege bey Malplaquet, die Alliirten
ſich nicht zum Frieden entſchließen; aber auch eben
ſo wenig in das Innere ſeiner Provinzen dringen!

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[287/0325] 1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1770. berg bleiben die lehrreichſte Schule fuͤr Fuͤrſten im Ungluͤck. Die Beharrlichkeit ward auch hier be- lohnt; die Verbuͤndeten verſaͤumten den Zeitpunct, weil ſie den Frieden nicht wollten; und wenige Jah- re nachher ſchloß ihn Ludwig auf Bedingungen, die er damals fuͤr unmoͤglich halten mußte. Anfang der Unterhandlungen Maͤrz 1709 zwiſchen dem Praͤſidenten Rouillé und den Hollaͤndiſchen Abgeordneten Buys und van der Duſſen, zuerſt zu Moerdyk, nachmals zu Woerden; bis der Miniſter der auswaͤrtigen Angelegen- heiten ſelber, Torcy, nach dem Haag geſandt (May) im Vorzimmer des Rathpenſionairs erſchien! — Hauptforde- rungen der Alliirten uͤberhaupt: Gaͤnzliche Herausgabe der Spaniſchen Monarchie zu Gunſten Oeſtreichs. Insbeſondere: der Hollaͤnder: Barriere (Beſetzung der Grenzfeſtungen) in den Spaniſchen Niederlanden; und Wiederherſtellung des Handelstarifs von 1664. Der Englaͤnder: Anerkennung der proteſtantiſchen Sueceſſion und Vergroͤßerung der Colo- nien. Vom Kayſer und Reich: Wiederherſtellung der Dinge auf den Fuß des Muͤnſterſchen Friedens. — Das Alles war bewilligt; (Praͤliminarien entworfen, in 40 Arti- keln 27. May); und bedurfte es mehr zur Entſchaͤdigung der Verbuͤndeten; zur Sicherheit Europas? Aber die Ab- ſetzung Philipp's von Spanien durch ſeine Huͤlfe (Art. 4. 37.) konnte Ludwig XIV. nicht unterſchreiben, ohne ſich zu entehren. Abbruch der Friedensunterhandlungen. 16. Fortgang des Kriegs; auch jetzt mit ſchlech- tem Gluͤck fuͤr Frankreich; und doch konnten, auch nach dem Siege bey Malplaquet, die Alliirten ſich nicht zum Frieden entſchließen; aber auch eben ſo wenig in das Innere ſeiner Provinzen dringen! Waͤh-

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/325>, abgerufen am 25.11.2024.