II. Per. A. II. Gesch. d. nördl. Eur. Staatensyst.
5. Rußlands Theilnahme an den nordischen Angelegenheiten blieb anfangs wenig entscheidend; weil es erst einer neuen Schöpfung im Innern be- durfte, ehe es nach außen wirken konnte; und die Familienverhältnisse des herrschenden Hauses dieß noch erschwerten. Aber die Einnahme Asow's und die Festsetzung in der Ukraine zeigte doch schon, was in der Zukunft zu erwarten stand.
Unter der Regierung sowohl von Czar Alexis (+ 1676) als seinem Sohn Feodor (+ 1682) beschränkte sich der politische Einfluß Rußlands nur auf die Theilnahme an den Händeln der Nachbaren. Doch wurden durch Gesandt- schaften einige Verbindungen auch mit den entferntern Reichen, wie mit Frankreich 1687, angeknüpft; mit Eng- land bestanden sie durch Handel. -- Das Streben von So- phie, im Namen ihres unfähigen Bruders Iwan durch den Aufstand der Strelzi 1682 die Herrschaft an sich zu reißen, erzeugte den Zwist mit ihrem Halbbruder Peter, der, 1689 mit ihrem Sturz endigend, Peter zum Herrscher Rußlands machte, da Iwan (+ 1696) nur der leere Titel blieb.
6. Dänemark, seit der Einführung der Auto- cratie fester in sich selber gegründet, litt doch an einem innern Uebel, das viel ausgebreitetere Folgen hatte, als davon zu befürchten schienen. Der Zwist, der zwi- schen den beyden Linien des regierenden Hauses, der kö- niglichen und der herzoglichen von Holstein-Got- torp, herrschte, griff fortdauernd in die Verhält- nisse des ganzen Nordens ein; und trug zuletzt we-
sentlich
II. Per. A. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt.
5. Rußlands Theilnahme an den nordiſchen Angelegenheiten blieb anfangs wenig entſcheidend; weil es erſt einer neuen Schoͤpfung im Innern be- durfte, ehe es nach außen wirken konnte; und die Familienverhaͤltniſſe des herrſchenden Hauſes dieß noch erſchwerten. Aber die Einnahme Aſow's und die Feſtſetzung in der Ukraine zeigte doch ſchon, was in der Zukunft zu erwarten ſtand.
Unter der Regierung ſowohl von Czar Alexis († 1676) als ſeinem Sohn Feodor († 1682) beſchraͤnkte ſich der politiſche Einfluß Rußlands nur auf die Theilnahme an den Haͤndeln der Nachbaren. Doch wurden durch Geſandt- ſchaften einige Verbindungen auch mit den entferntern Reichen, wie mit Frankreich 1687, angeknuͤpft; mit Eng- land beſtanden ſie durch Handel. — Das Streben von So- phie, im Namen ihres unfaͤhigen Bruders Iwan durch den Aufſtand der Strelzi 1682 die Herrſchaft an ſich zu reißen, erzeugte den Zwiſt mit ihrem Halbbruder Peter, der, 1689 mit ihrem Sturz endigend, Peter zum Herrſcher Rußlands machte, da Iwan († 1696) nur der leere Titel blieb.
6. Daͤnemark, ſeit der Einfuͤhrung der Auto- cratie feſter in ſich ſelber gegruͤndet, litt doch an einem innern Uebel, das viel ausgebreitetere Folgen hatte, als davon zu befuͤrchten ſchienen. Der Zwiſt, der zwi- ſchen den beyden Linien des regierenden Hauſes, der koͤ- niglichen und der herzoglichen von Holſtein-Got- torp, herrſchte, griff fortdauernd in die Verhaͤlt- niſſe des ganzen Nordens ein; und trug zuletzt we-
ſentlich
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II. Per. A. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt.
5. Rußlands Theilnahme an den nordiſchen
Angelegenheiten blieb anfangs wenig entſcheidend;
weil es erſt einer neuen Schoͤpfung im Innern be-
durfte, ehe es nach außen wirken konnte; und die
Familienverhaͤltniſſe des herrſchenden Hauſes dieß
noch erſchwerten. Aber die Einnahme Aſow's
und die Feſtſetzung in der Ukraine zeigte doch ſchon,
was in der Zukunft zu erwarten ſtand.
Unter der Regierung ſowohl von Czar Alexis († 1676)
als ſeinem Sohn Feodor († 1682) beſchraͤnkte ſich der
politiſche Einfluß Rußlands nur auf die Theilnahme an den
Haͤndeln der Nachbaren. Doch wurden durch Geſandt-
ſchaften einige Verbindungen auch mit den entferntern
Reichen, wie mit Frankreich 1687, angeknuͤpft; mit Eng-
land beſtanden ſie durch Handel. — Das Streben von So-
phie, im Namen ihres unfaͤhigen Bruders Iwan durch
den Aufſtand der Strelzi 1682 die Herrſchaft an ſich zu
reißen, erzeugte den Zwiſt mit ihrem Halbbruder Peter,
der, 1689 mit ihrem Sturz endigend, Peter zum Herrſcher
Rußlands machte, da Iwan († 1696) nur der leere Titel
blieb.
6. Daͤnemark, ſeit der Einfuͤhrung der Auto-
cratie feſter in ſich ſelber gegruͤndet, litt doch an einem
innern Uebel, das viel ausgebreitetere Folgen hatte,
als davon zu befuͤrchten ſchienen. Der Zwiſt, der zwi-
ſchen den beyden Linien des regierenden Hauſes, der koͤ-
niglichen und der herzoglichen von Holſtein-Got-
torp, herrſchte, griff fortdauernd in die Verhaͤlt-
niſſe des ganzen Nordens ein; und trug zuletzt we-
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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