mußte de Wit die Erfahrung machen, daß stetes Negocii- ren eine Catastrophe eher herbeyführt, als abwendet.
4. Oestreich, unter LeopoldI., war zu sehr durch die Ungrischen Händel mit sich selbst und mit den Türken beschäftigt, als daß es seine volle Macht je gegen Frank- reich hätte gebrauchen können. Aber welche Ungleichheit erzeugte auch nicht die persönliche Verschiedenheit der Mon- archen? -- Welche Ungleichheit die Talente der Minister und Feldherren? Und was ließ sich nicht durch den gehei- men Einfluß der Jesuiten ausrichten, in deren Händen Leopold war; da Jesuiten auch die Beichtväter am Franzö- sischen Hofe waren?
5. Das Deutsche Reich konnte unter den jetzt eintre- tenden Verhältnissen seine Schwäche nicht verbergen; und die folgende Geschichte zeigt, daß Ludwig XIV. es nur zu bald ausgespührt hatte, was Gewalt und Politik hier an- richten konnte. Allein die neue Reichsmatrikel 1681, wenn sie auch nicht die wesentlichen Mängel der Reichskriegsver- fassung heben konnte, gab doch den Beweis, daß die Na- tion nicht hinter dem Zeitalter zurückblieb; und das Ge- wicht, das der große Churfürst in die Wagschaale der Politik warf, zeigte, was auch Einzelne Reichsstände ver- mochten.
I. Staatshändel in Europa von 1661 bis 1700.
Außer den allgemeinen Werken über Französische und Niederländische Geschichte gehört hieher:
Histoire de la vie et du regne de Louis XIV. publiee par Mr. Bruzon de la Martiniere, a la Haye 1740. 5 Voll. 4. Schätzbar, da sie nicht im Hofton geschrieben ist.
Histoire du regne de Louis XIV. par Mr. Reboullet. 1746. 9 Voll. 12. Der Verfasser war Jesuit.
Von
II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
mußte de Wit die Erfahrung machen, daß ſtetes Negocii- ren eine Cataſtrophe eher herbeyfuͤhrt, als abwendet.
4. Oeſtreich, unter LeopoldI., war zu ſehr durch die Ungriſchen Haͤndel mit ſich ſelbſt und mit den Tuͤrken beſchaͤftigt, als daß es ſeine volle Macht je gegen Frank- reich haͤtte gebrauchen koͤnnen. Aber welche Ungleichheit erzeugte auch nicht die perſoͤnliche Verſchiedenheit der Mon- archen? — Welche Ungleichheit die Talente der Miniſter und Feldherren? Und was ließ ſich nicht durch den gehei- men Einfluß der Jeſuiten ausrichten, in deren Haͤnden Leopold war; da Jeſuiten auch die Beichtvaͤter am Franzoͤ- ſiſchen Hofe waren?
5. Das Deutſche Reich konnte unter den jetzt eintre- tenden Verhaͤltniſſen ſeine Schwaͤche nicht verbergen; und die folgende Geſchichte zeigt, daß Ludwig XIV. es nur zu bald ausgeſpuͤhrt hatte, was Gewalt und Politik hier an- richten konnte. Allein die neue Reichsmatrikel 1681, wenn ſie auch nicht die weſentlichen Maͤngel der Reichskriegsver- faſſung heben konnte, gab doch den Beweis, daß die Na- tion nicht hinter dem Zeitalter zuruͤckblieb; und das Ge- wicht, das der große Churfuͤrſt in die Wagſchaale der Politik warf, zeigte, was auch Einzelne Reichsſtaͤnde ver- mochten.
I. Staatshaͤndel in Europa von 1661 bis 1700.
Außer den allgemeinen Werken uͤber Franzoͤſiſche und Niederlaͤndiſche Geſchichte gehoͤrt hieher:
Hiſtoire de la vie et du regne de Louis XIV. publiée par Mr. Bruzon de la Martiniere, à la Haye 1740. 5 Voll. 4. Schaͤtzbar, da ſie nicht im Hofton geſchrieben iſt.
Hiſtoire du regne de Louis XIV. par Mr. Reboullet. 1746. 9 Voll. 12. Der Verfaſſer war Jeſuit.
Von
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II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
mußte de Wit die Erfahrung machen, daß ſtetes Negocii-
ren eine Cataſtrophe eher herbeyfuͤhrt, als abwendet.
4. Oeſtreich, unter Leopold I., war zu ſehr durch
die Ungriſchen Haͤndel mit ſich ſelbſt und mit den Tuͤrken
beſchaͤftigt, als daß es ſeine volle Macht je gegen Frank-
reich haͤtte gebrauchen koͤnnen. Aber welche Ungleichheit
erzeugte auch nicht die perſoͤnliche Verſchiedenheit der Mon-
archen? — Welche Ungleichheit die Talente der Miniſter
und Feldherren? Und was ließ ſich nicht durch den gehei-
men Einfluß der Jeſuiten ausrichten, in deren Haͤnden
Leopold war; da Jeſuiten auch die Beichtvaͤter am Franzoͤ-
ſiſchen Hofe waren?
5. Das Deutſche Reich konnte unter den jetzt eintre-
tenden Verhaͤltniſſen ſeine Schwaͤche nicht verbergen; und
die folgende Geſchichte zeigt, daß Ludwig XIV. es nur zu
bald ausgeſpuͤhrt hatte, was Gewalt und Politik hier an-
richten konnte. Allein die neue Reichsmatrikel 1681, wenn
ſie auch nicht die weſentlichen Maͤngel der Reichskriegsver-
faſſung heben konnte, gab doch den Beweis, daß die Na-
tion nicht hinter dem Zeitalter zuruͤckblieb; und das Ge-
wicht, das der große Churfuͤrſt in die Wagſchaale der
Politik warf, zeigte, was auch Einzelne Reichsſtaͤnde ver-
mochten.
I. Staatshaͤndel in Europa von 1661 bis 1700.
Außer den allgemeinen Werken uͤber Franzoͤſiſche und
Niederlaͤndiſche Geſchichte gehoͤrt hieher:
Hiſtoire de la vie et du regne de Louis XIV. publiée par
Mr. Bruzon de la Martiniere, à la Haye 1740. 5
Voll. 4. Schaͤtzbar, da ſie nicht im Hofton geſchrieben iſt.
Hiſtoire du regne de Louis XIV. par Mr. Reboullet.
1746. 9 Voll. 12. Der Verfaſſer war Jeſuit.
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/252>, abgerufen am 23.11.2024.
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