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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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B. 3. Gesch. d. Colonialwes. 1517--1555.

5. Aber noch fester als die politischen Bande
waren die, welche die Religion zwischen dem Mutter-
lande und den Colonien hier knüpfte. Indem das
Christenthum mit seinem ganzen äußern Apparat,
der Hierarchie, den Klöstern, und bald auch der In-
quisition, -- aber auch mit der daran geknüpften
wissenschaftlichen Cultur und den dazu gehörigen In-
stituten -- dahin übertragen ward, bildete sich hier
mit dem politischen zugleich ein kirchlicher Staat,
der ganz den Königen, nicht den Päbsten, untergeord-
net ward; und den Untergang der Cultur, und mit
ihr des Nationalgeistes der einheimischen Völker zur
natürlichen Folge hatte.

Beschränkung der päbstlichen Macht auf die bloße Be-
stätigung der k. Ernennungen zu den geistlichen Stellen;
durch die von Alexander VI. und Julius II. gegebenen Privile-
gien. -- Errichtung der Erzbisthümer, zuerst zu Me-
xico
und Lima, (zu denen noch nachmals die zu Caraccas,
Santa Fe die Bogota und Guatimala kamen); und Bisthü-
mer
, sämmtlich mit ihren Capiteln. -- Abthei-
lung der niedern Geistlichkeit oder Pfarrer in Cu-
ras
, in den Spanischen, Doctrineras in den Indischen
Orten, und Missioneras bey den Wilden. -- Die Er-
richtung der Klöster lag schon in dem ursprünglichen Zweck
der Bekehrung der Indianer, da diese zuerst den Bettelor-
den
, (erst später auch den Jesuiten), überlassen ward.
Wie mußten nicht diese, dadurch unentbehrliche, Institute in
so reichen Ländern gedeihen, wo die, (seit 1570 einge-
führte,) Inquisition eine viel strengere Ideensperre er-
halten konnte, als diesseit des Oceans?

6. So
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B. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1517--1555.

5. Aber noch feſter als die politiſchen Bande
waren die, welche die Religion zwiſchen dem Mutter-
lande und den Colonien hier knuͤpfte. Indem das
Chriſtenthum mit ſeinem ganzen aͤußern Apparat,
der Hierarchie, den Kloͤſtern, und bald auch der In-
quiſition, — aber auch mit der daran geknuͤpften
wiſſenſchaftlichen Cultur und den dazu gehoͤrigen In-
ſtituten — dahin uͤbertragen ward, bildete ſich hier
mit dem politiſchen zugleich ein kirchlicher Staat,
der ganz den Koͤnigen, nicht den Paͤbſten, untergeord-
net ward; und den Untergang der Cultur, und mit
ihr des Nationalgeiſtes der einheimiſchen Voͤlker zur
natuͤrlichen Folge hatte.

Beſchraͤnkung der paͤbſtlichen Macht auf die bloße Be-
ſtaͤtigung der k. Ernennungen zu den geiſtlichen Stellen;
durch die von Alexander VI. und Julius II. gegebenen Privile-
gien. — Errichtung der Erzbisthuͤmer, zuerſt zu Me-
xico
und Lima, (zu denen noch nachmals die zu Caraccas,
Santa Fé die Bogota und Guatimala kamen); und Bisthuͤ-
mer
, ſaͤmmtlich mit ihren Capiteln. — Abthei-
lung der niedern Geiſtlichkeit oder Pfarrer in Cu-
ras
, in den Spaniſchen, Doctrineras in den Indiſchen
Orten, und Miſſioneras bey den Wilden. — Die Er-
richtung der Kloͤſter lag ſchon in dem urſpruͤnglichen Zweck
der Bekehrung der Indianer, da dieſe zuerſt den Bettelor-
den
, (erſt ſpaͤter auch den Jeſuiten), uͤberlaſſen ward.
Wie mußten nicht dieſe, dadurch unentbehrliche, Inſtitute in
ſo reichen Laͤndern gedeihen, wo die, (ſeit 1570 einge-
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[83/0121] B. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1517--1555. 5. Aber noch feſter als die politiſchen Bande waren die, welche die Religion zwiſchen dem Mutter- lande und den Colonien hier knuͤpfte. Indem das Chriſtenthum mit ſeinem ganzen aͤußern Apparat, der Hierarchie, den Kloͤſtern, und bald auch der In- quiſition, — aber auch mit der daran geknuͤpften wiſſenſchaftlichen Cultur und den dazu gehoͤrigen In- ſtituten — dahin uͤbertragen ward, bildete ſich hier mit dem politiſchen zugleich ein kirchlicher Staat, der ganz den Koͤnigen, nicht den Paͤbſten, untergeord- net ward; und den Untergang der Cultur, und mit ihr des Nationalgeiſtes der einheimiſchen Voͤlker zur natuͤrlichen Folge hatte. Beſchraͤnkung der paͤbſtlichen Macht auf die bloße Be- ſtaͤtigung der k. Ernennungen zu den geiſtlichen Stellen; durch die von Alexander VI. und Julius II. gegebenen Privile- gien. — Errichtung der Erzbisthuͤmer, zuerſt zu Me- xico und Lima, (zu denen noch nachmals die zu Caraccas, Santa Fé die Bogota und Guatimala kamen); und Bisthuͤ- mer, ſaͤmmtlich mit ihren Capiteln. — Abthei- lung der niedern Geiſtlichkeit oder Pfarrer in Cu- ras, in den Spaniſchen, Doctrineras in den Indiſchen Orten, und Miſſioneras bey den Wilden. — Die Er- richtung der Kloͤſter lag ſchon in dem urſpruͤnglichen Zweck der Bekehrung der Indianer, da dieſe zuerſt den Bettelor- den, (erſt ſpaͤter auch den Jeſuiten), uͤberlaſſen ward. Wie mußten nicht dieſe, dadurch unentbehrliche, Inſtitute in ſo reichen Laͤndern gedeihen, wo die, (ſeit 1570 einge- fuͤhrte,) Inquiſition eine viel ſtrengere Ideenſperre er- halten konnte, als dieſſeit des Oceans? 6. So F 2

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/121>, abgerufen am 24.11.2024.