Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.Grüne Saaten! Aus dem zarten Blatt enthüllt sich Halm und Aehre, schwanket schön, Wenn die milden Lüfte wehn, Und das Körnlein wächst und füllt sich. An dem Himmel Strahlt die Sonn im Brautgeschmeide, Weiße Wölklein steigen auf, Ziehn dahin im stillen Lauf. Gottes Schäflein gehn zur Waide. Herzensfrieden, Woll ihn Gott uns allen geben! O dann ist die Erde schön. In den Gründen, auf den Höh'n Wacht und singt ein frohes Leben. Schwarze Wetter Ueberziehn den Himmelsbogen, Und der Vogel singt nicht mehr. Winde brausen hin und her, Und die wilden Wasser wogen. Rothe Blitze Zuken hin und zuken wieder Leuchten über Wald und Flur. Bange harrt die Creatur. Donnerschläge stürzen nieder. Gut Gewissen, Wer es hat, und wer's bewachet, In den Blitz vom Weltgericht, Schaut er, und erbebet nicht, Wenn der Grund der Erde krachet. Grüne Saaten! Aus dem zarten Blatt enthüllt sich Halm und Aehre, schwanket schön, Wenn die milden Lüfte wehn, Und das Körnlein wächst und füllt sich. An dem Himmel Strahlt die Sonn im Brautgeschmeide, Weiße Wölklein steigen auf, Ziehn dahin im stillen Lauf. Gottes Schäflein gehn zur Waide. Herzensfrieden, Woll ihn Gott uns allen geben! O dann ist die Erde schön. In den Gründen, auf den Höh’n Wacht und singt ein frohes Leben. Schwarze Wetter Ueberziehn den Himmelsbogen, Und der Vogel singt nicht mehr. Winde brausen hin und her, Und die wilden Wasser wogen. Rothe Blitze Zuken hin und zuken wieder Leuchten über Wald und Flur. Bange harrt die Creatur. Donnerschläge stürzen nieder. Gut Gewissen, Wer es hat, und wer’s bewachet, In den Blitz vom Weltgericht, Schaut er, und erbebet nicht, Wenn der Grund der Erde krachet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0075" n="67"/> <lg n="4"> <l>Grüne Saaten!</l><lb/> <l>Aus dem zarten Blatt enthüllt sich</l><lb/> <l>Halm und Aehre, schwanket schön,</l><lb/> <l>Wenn die milden Lüfte wehn,</l><lb/> <l>Und das Körnlein wächst und füllt sich.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>An dem Himmel</l><lb/> <l>Strahlt die Sonn im Brautgeschmeide,</l><lb/> <l>Weiße Wölklein steigen auf,</l><lb/> <l>Ziehn dahin im stillen Lauf.</l><lb/> <l>Gottes Schäflein gehn zur Waide.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Herzensfrieden,</l><lb/> <l>Woll ihn Gott uns allen geben!</l><lb/> <l>O dann ist die Erde schön.</l><lb/> <l>In den Gründen, auf den Höh’n</l><lb/> <l>Wacht und singt ein frohes Leben.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Schwarze Wetter</l><lb/> <l>Ueberziehn den Himmelsbogen,</l><lb/> <l>Und der Vogel singt nicht mehr.</l><lb/> <l>Winde brausen hin und her,</l><lb/> <l>Und die wilden Wasser wogen.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Rothe Blitze</l><lb/> <l>Zuken hin und zuken wieder</l><lb/> <l>Leuchten über Wald und Flur.</l><lb/> <l>Bange harrt die Creatur.</l><lb/> <l>Donnerschläge stürzen nieder.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Gut Gewissen,</l><lb/> <l>Wer es hat, und wer’s bewachet,</l><lb/> <l>In den Blitz vom Weltgericht,</l><lb/> <l>Schaut er, und erbebet nicht,</l><lb/> <l>Wenn der Grund der Erde krachet.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [67/0075]
Grüne Saaten!
Aus dem zarten Blatt enthüllt sich
Halm und Aehre, schwanket schön,
Wenn die milden Lüfte wehn,
Und das Körnlein wächst und füllt sich.
An dem Himmel
Strahlt die Sonn im Brautgeschmeide,
Weiße Wölklein steigen auf,
Ziehn dahin im stillen Lauf.
Gottes Schäflein gehn zur Waide.
Herzensfrieden,
Woll ihn Gott uns allen geben!
O dann ist die Erde schön.
In den Gründen, auf den Höh’n
Wacht und singt ein frohes Leben.
Schwarze Wetter
Ueberziehn den Himmelsbogen,
Und der Vogel singt nicht mehr.
Winde brausen hin und her,
Und die wilden Wasser wogen.
Rothe Blitze
Zuken hin und zuken wieder
Leuchten über Wald und Flur.
Bange harrt die Creatur.
Donnerschläge stürzen nieder.
Gut Gewissen,
Wer es hat, und wer’s bewachet,
In den Blitz vom Weltgericht,
Schaut er, und erbebet nicht,
Wenn der Grund der Erde krachet.
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Zitationshilfe: | Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/75>, abgerufen am 07.07.2024. |