Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. "Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre," sagte hierauf der Husar, "so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen." Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. "Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt." Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. "Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken." Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. "Hundert im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. „Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre,“ sagte hierauf der Husar, „so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen.“ Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. „Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt.“ Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. „Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken.“ Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. „Hundert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="65"/> im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. „Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre,“ sagte hierauf der Husar, „so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen.“ Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. „Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt.“ Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. „Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken.“ Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. „Hundert </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0073]
im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. „Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre,“ sagte hierauf der Husar, „so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen.“ Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. „Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt.“ Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. „Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken.“ Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. „Hundert
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |