Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.so leicht entdeckt, noch von dem Storch, der ihr selber aufs Leben geht. 2. Es giebt auch zweyerley Eidexen im Wasser, nur nennt man sie anders, und diese sind zum Schwimmen abgerichtet. Selbst auf dem Grund der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich deßwegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein geheimliches Leben und Wesen, sieht nie die Sonne auf- oder untergehen, erfährt nichts davon, daß der Prinz von Brasilien nach Amerika ausgewandert ist, und daß die englischen Waaren auf dem festen Land verboten sind, weiß nicht, obs noch mehr solche Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist, und ist doch in seinem nassen Element des Lebens froh, und hat keine Klage und keine Langeweile. An der großen schwarz- und gelb-gefleckten warzigen und schmutzig-feuchten Eidexe, die man den Salamander oder gelben Molch nennt, hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es ihn, wenn er einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen auch modrigen Orten auf, und das beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides. 3. Wer sich aber mit Recht vor den Eidexen fürchten so leicht entdeckt, noch von dem Storch, der ihr selber aufs Leben geht. 2. Es giebt auch zweyerley Eidexen im Wasser, nur nennt man sie anders, und diese sind zum Schwimmen abgerichtet. Selbst auf dem Grund der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich deßwegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein geheimliches Leben und Wesen, sieht nie die Sonne auf- oder untergehen, erfährt nichts davon, daß der Prinz von Brasilien nach Amerika ausgewandert ist, und daß die englischen Waaren auf dem festen Land verboten sind, weiß nicht, obs noch mehr solche Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist, und ist doch in seinem nassen Element des Lebens froh, und hat keine Klage und keine Langeweile. An der großen schwarz- und gelb-gefleckten warzigen und schmutzig-feuchten Eidexe, die man den Salamander oder gelben Molch nennt, hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es ihn, wenn er einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen auch modrigen Orten auf, und das beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides. 3. Wer sich aber mit Recht vor den Eidexen fürchten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="106"/> so leicht entdeckt, noch von dem Storch, der ihr selber aufs Leben geht.</p> <div n="2"> <head>2.</head><lb/> <p>Es giebt auch zweyerley Eidexen im Wasser, nur nennt man sie anders, und diese sind zum Schwimmen abgerichtet. Selbst auf dem Grund der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich deßwegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein geheimliches Leben und Wesen, sieht nie die Sonne auf- oder untergehen, erfährt nichts davon, daß der Prinz von Brasilien nach Amerika ausgewandert ist, und daß die englischen Waaren auf dem festen Land verboten sind, weiß nicht, obs noch mehr solche Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist, und ist doch in seinem nassen Element des Lebens froh, und hat keine Klage und keine Langeweile.</p> <p>An der großen schwarz- und gelb-gefleckten warzigen und schmutzig-feuchten Eidexe, die man den Salamander oder gelben Molch nennt, hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es <hi rendition="#g">ihn</hi>, wenn er einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen auch modrigen Orten auf, und das beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides.</p> </div> <div n="2"> <head>3.</head><lb/> <p>Wer sich aber mit Recht vor den Eidexen fürchten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0114]
so leicht entdeckt, noch von dem Storch, der ihr selber aufs Leben geht.
2.
Es giebt auch zweyerley Eidexen im Wasser, nur nennt man sie anders, und diese sind zum Schwimmen abgerichtet. Selbst auf dem Grund der klaren Brunnenquellen findet man sie oft, und darf sich deßwegen vor dem Wasser nicht scheuen. Auch diese sind nicht giftig und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein geheimliches Leben und Wesen, sieht nie die Sonne auf- oder untergehen, erfährt nichts davon, daß der Prinz von Brasilien nach Amerika ausgewandert ist, und daß die englischen Waaren auf dem festen Land verboten sind, weiß nicht, obs noch mehr solche Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist, und ist doch in seinem nassen Element des Lebens froh, und hat keine Klage und keine Langeweile.
An der großen schwarz- und gelb-gefleckten warzigen und schmutzig-feuchten Eidexe, die man den Salamander oder gelben Molch nennt, hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es ihn, wenn er einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon. Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen auch modrigen Orten auf, und das beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch gewiß nichts Leides.
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Wer sich aber mit Recht vor den Eidexen fürchten
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Zitationshilfe: | Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/114>, abgerufen am 07.07.2024. |