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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Ne Chuß in Ehre
wer wills verwehre?
Chüßt 's Blüemli nit si Schwesterli,
und 's Sternli chüßt si Nöchberli?
In Ehre, hani gseit,
und in der Unschuld G'leit,
mit Zucht und Sittsemkeit.
Ne freudig Stündli
ischs nit e Fündli?
Jez hemmers und jez simmer do;
es chunnt e Zit, würds anderst goh.
's währt alles churzi Zit,
der Chilchhof isch nit wit.
Wer weiß, wer bal dört lit?
Wenn d'Glocke schalle,
wer hilftis alle?
O gebis Gott e sanfte Tod!
e rüeihig Gwisse gebis Gott,
wenn d'Sunn am Himmel lacht,
wenn alles blizt und chracht,
und in der lezte Nacht!


Ne Chuß in Ehre
wer wills verwehre?
Chuͤßt ’s Bluͤemli nit ſi Schweſterli,
und ’s Sternli chuͤßt ſi Noͤchberli?
In Ehre, hani gſeit,
und in der Unſchuld G’leit,
mit Zucht und Sittſemkeit.
Ne freudig Stuͤndli
iſchs nit e Fuͤndli?
Jez hemmers und jez ſimmer do;
es chunnt e Zit, wuͤrds anderſt goh.
’s waͤhrt alles churzi Zit,
der Chilchhof iſch nit wit.
Wer weiß, wer bal doͤrt lit?
Wenn d’Glocke ſchalle,
wer hilftis alle?
O gebis Gott e ſanfte Tod!
e ruͤeihig Gwiſſe gebis Gott,
wenn d’Sunn am Himmel lacht,
wenn alles blizt und chracht,
und in der lezte Nacht!


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[30/0046] Ne Chuß in Ehre wer wills verwehre? Chuͤßt ’s Bluͤemli nit ſi Schweſterli, und ’s Sternli chuͤßt ſi Noͤchberli? In Ehre, hani gſeit, und in der Unſchuld G’leit, mit Zucht und Sittſemkeit. Ne freudig Stuͤndli iſchs nit e Fuͤndli? Jez hemmers und jez ſimmer do; es chunnt e Zit, wuͤrds anderſt goh. ’s waͤhrt alles churzi Zit, der Chilchhof iſch nit wit. Wer weiß, wer bal doͤrt lit? Wenn d’Glocke ſchalle, wer hilftis alle? O gebis Gott e ſanfte Tod! e ruͤeihig Gwiſſe gebis Gott, wenn d’Sunn am Himmel lacht, wenn alles blizt und chracht, und in der lezte Nacht!

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/46>, abgerufen am 21.11.2024.