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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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bis go Huse Tensch an Tensch und Schmeh-
len an Schmehle
het der Uhli g'meiht, und 's Heu uf d'
Egerte heimg'führt.
Aber e wüste Ma isch er gsi, wie's ken
meh in siebe
Here-Ländere git, und isch im Welschland
so worde.
Hätt em der Statthalter z'Schopfe nit 's
Vreneli endli zur Frau ge,
's Vreneli gscheidt wiene Pfarer, schön wie
der Morge, ke Magd wär
bynem bliebe vo Steffis-Tag bis numme
drei Chünig,
und kei Chnecht hätt' zuenem dingt. Es
chunnt eim e Bettler,
und me git em ke Brod, se seit me doch
öbben im Friede:
"Helfich Gott!" -- Er nit! "J will der
's Bettle verleide,"
het er gseit, "und gang, wils Zit isch!
Flieh mi der Teufel!"
bis go Huſe Tenſch an Tenſch und Schmeh-
len an Schmehle
het der Uhli g’meiht, und ’s Heu uf d’
Egerte heimg’fuͤhrt.
Aber e wuͤſte Ma iſch er gſi, wie’s ken
meh in ſiebe
Here-Laͤndere git, und iſch im Welſchland
ſo worde.
Haͤtt em der Statthalter z’Schopfe nit ’s
Vreneli endli zur Frau ge,
’s Vreneli gſcheidt wiene Pfarer, ſchoͤn wie
der Morge, ke Magd waͤr
bynem bliebe vo Steffis-Tag bis numme
drei Chuͤnig,
und kei Chnecht haͤtt’ zuenem dingt. Es
chunnt eim e Bettler,
und me git em ke Brod, ſe ſeit me doch
oͤbben im Friede:
„Helfich Gott!“ — Er nit! „J will der
’s Bettle verleide,“
het er gſeit, „und gang, wils Zit iſch!
Flieh mi der Teufel!“
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[107/0125] bis go Huſe Tenſch an Tenſch und Schmeh- len an Schmehle het der Uhli g’meiht, und ’s Heu uf d’ Egerte heimg’fuͤhrt. Aber e wuͤſte Ma iſch er gſi, wie’s ken meh in ſiebe Here-Laͤndere git, und iſch im Welſchland ſo worde. Haͤtt em der Statthalter z’Schopfe nit ’s Vreneli endli zur Frau ge, ’s Vreneli gſcheidt wiene Pfarer, ſchoͤn wie der Morge, ke Magd waͤr bynem bliebe vo Steffis-Tag bis numme drei Chuͤnig, und kei Chnecht haͤtt’ zuenem dingt. Es chunnt eim e Bettler, und me git em ke Brod, ſe ſeit me doch oͤbben im Friede: „Helfich Gott!“ — Er nit! „J will der ’s Bettle verleide,“ het er gſeit, „und gang, wils Zit iſch! Flieh mi der Teufel!“

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/125>, abgerufen am 06.05.2024.