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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Und schwankt vo Chander her e trunkene Ma,
se siehts der Geist si'm Gang vo witem a,
und führt en abwärts; seig er, wer er sey,
er loßt en um kei Pris am Grab verbey.
Er chunnt vom Weg, er trümmlet hüst und
hott;
z'lezt seit er: "Bini echterst, woni sott?"
Er luegt und lost, und mauet öbbe d' Chatz,
se meint er, 's chreih e Guhl an sellem Platz.
Er goht druf dar, und über Steg und Bruck
se maut sie'm eben all'wil witer z'ruck;
und wenn er meint, er seig iez bald dehei,
se stoht er wieder vor der Weserey.
Doch, wandle selli Stroß her nüchteri Lüt,
se seit der Geist: "Ihr thüent mi'm Büebli
nüt!"
Er rührt si nit, er loßt sie ordeli
passieren ihres Wegs. Verstöhntder mi?


Und ſchwankt vo Chander her e trunkene Ma,
ſe ſiehts der Geiſt ſi’m Gang vo witem a,
und fuͤhrt en abwaͤrts; ſeig er, wer er ſey,
er loßt en um kei Pris am Grab verbey.
Er chunnt vom Weg, er truͤmmlet huͤſt und
hott;
z’lezt ſeit er: „Bini echterſt, woni ſott?“
Er luegt und lost, und mauet oͤbbe d’ Chatz,
ſe meint er, ’s chreih e Guhl an ſellem Platz.
Er goht druf dar, und uͤber Steg und Bruck
ſe maut ſie’m eben all’wil witer z’ruck;
und wenn er meint, er ſeig iez bald dehei,
ſe ſtoht er wieder vor der Weſerey.
Doch, wandle ſelli Stroß her nuͤchteri Luͤt,
ſe ſeit der Geiſt: „Ihr thuͤent mi’m Buͤebli
nuͤt!“
Er ruͤhrt ſi nit, er loßt ſie ordeli
paſſieren ihres Wegs. Verſtoͤhntder mi?


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[100/0118] Und ſchwankt vo Chander her e trunkene Ma, ſe ſiehts der Geiſt ſi’m Gang vo witem a, und fuͤhrt en abwaͤrts; ſeig er, wer er ſey, er loßt en um kei Pris am Grab verbey. Er chunnt vom Weg, er truͤmmlet huͤſt und hott; z’lezt ſeit er: „Bini echterſt, woni ſott?“ Er luegt und lost, und mauet oͤbbe d’ Chatz, ſe meint er, ’s chreih e Guhl an ſellem Platz. Er goht druf dar, und uͤber Steg und Bruck ſe maut ſie’m eben all’wil witer z’ruck; und wenn er meint, er ſeig iez bald dehei, ſe ſtoht er wieder vor der Weſerey. Doch, wandle ſelli Stroß her nuͤchteri Luͤt, ſe ſeit der Geiſt: „Ihr thuͤent mi’m Buͤebli nuͤt!“ Er ruͤhrt ſi nit, er loßt ſie ordeli paſſieren ihres Wegs. Verſtoͤhntder mi?

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/118>, abgerufen am 06.05.2024.