Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.land geltend macht, eine Zeitpoesie, die sich an den land geltend macht, eine Zeitpoeſie, die ſich an den <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="XVIII"/> land geltend macht, eine Zeitpoeſie, die ſich an den<lb/> Augenblick hingiebt, und die, obgleich ſie eigentlich<lb/> das Fieber mit der Hitzblatter, die Gährung im<lb/> Blut mit dem Hautſymptom, wodurch ſie ſich an-<lb/> kündigt, verwechſelt, doch, inſofern ſie dem Augen-<lb/> blick wirklich dient, nicht zu ſchelten wäre, wenn<lb/> nur ſie ſelbſt ſich des Scheltens enthalten wollte.<lb/> Aber, nicht zufrieden, in ihrer zweifelhaften epigram-<lb/> matiſch-rhetoriſchen Exiſtenz tolorirt, ja gehegt und<lb/> gepflegt zu werden, will ſie allein exiſtiren, und giebt<lb/> ſich, polternd und eifernd, das Anſehen, als ob ſie<lb/> Dinge verſchmähte, von denen ſie wenigſtens erſt be-<lb/> weiſen ſollte, daß ſie ihr erreichbar ſind. Man kann<lb/> in keinem Band Gedichte, denn gerade in der Lyrik<lb/> hat ſie das <choice><sic>Ouartier</sic><corr>Quartier</corr></choice> aufgeſchlagen, mehr blättern,<lb/> ohne auf heftige Controverſen gegen die Sänger des<lb/> Weins, der Liebe, des Frühlings u. ſ. w., die<lb/> todten wie die lebendigen, zu ſtoßen, aber die Herren<lb/> halten ihre eigenen Frühlings- und Liebeslieder zu-<lb/> rück, oder produciren, wenn ſie damit auftreten,<lb/> ſolche Nichtigkeiten, daß man unwillkührlich an den<lb/> Wilden denken muß, der ein Klavier mit der Axt<lb/> zertrümmerte, weil er ſich lächerlich gemacht hatte,<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XVIII/0038]
land geltend macht, eine Zeitpoeſie, die ſich an den
Augenblick hingiebt, und die, obgleich ſie eigentlich
das Fieber mit der Hitzblatter, die Gährung im
Blut mit dem Hautſymptom, wodurch ſie ſich an-
kündigt, verwechſelt, doch, inſofern ſie dem Augen-
blick wirklich dient, nicht zu ſchelten wäre, wenn
nur ſie ſelbſt ſich des Scheltens enthalten wollte.
Aber, nicht zufrieden, in ihrer zweifelhaften epigram-
matiſch-rhetoriſchen Exiſtenz tolorirt, ja gehegt und
gepflegt zu werden, will ſie allein exiſtiren, und giebt
ſich, polternd und eifernd, das Anſehen, als ob ſie
Dinge verſchmähte, von denen ſie wenigſtens erſt be-
weiſen ſollte, daß ſie ihr erreichbar ſind. Man kann
in keinem Band Gedichte, denn gerade in der Lyrik
hat ſie das Quartier aufgeſchlagen, mehr blättern,
ohne auf heftige Controverſen gegen die Sänger des
Weins, der Liebe, des Frühlings u. ſ. w., die
todten wie die lebendigen, zu ſtoßen, aber die Herren
halten ihre eigenen Frühlings- und Liebeslieder zu-
rück, oder produciren, wenn ſie damit auftreten,
ſolche Nichtigkeiten, daß man unwillkührlich an den
Wilden denken muß, der ein Klavier mit der Axt
zertrümmerte, weil er ſich lächerlich gemacht hatte,
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