Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 72, Hamburg, 5. Mai 1725.[Spaltenumbruch]
Paris, den 23. April. Es roulliret dahier unter der Hand der Jnhalt der- Ein anders von Paris, den 27. April. Viele vermeynen zu wissen, daß der König sich we- Nimes, den 19. April. Man hat zwar vermuhtet, es würden diejenigen Haag, den 30. April. Eben jetzo begeben sich Jhr. Hochmög. Depu- [Spaltenumbruch]
Paris, den 23. April. Es roulliret dahier unter der Hand der Jnhalt der- Ein anders von Paris, den 27. April. Viele vermeynen zu wiſſen, daß der Koͤnig ſich we- Nimes, den 19. April. Man hat zwar vermuhtet, es wuͤrden diejenigen Haag, den 30. April. Eben jetzo begeben ſich Jhr. Hochmoͤg. Depu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Paris, den 23. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Es roulliret dahier unter der Hand der Jnhalt der-<lb/> jenigen Declaration des Koͤnigs Philippi, ſo derſel-<lb/> be uͤber Ruͤckſendung der Jnfantin dem Marſchall<lb/> de Theſſe bey der Abſchieds-Audientz getahn, mit<lb/> folgenden nachdruͤcklichen Terminis: „Wir ſind<lb/> „perſuadiret geweſen, und bleiben auch noch beſtaͤn-<lb/> „dig dabey, daß die natuͤrliche Affection zwiſchen<lb/> „unſerer Crone, und dem Allerchriſtl. Koͤnige, un-<lb/> „ſerm hochgedachten Herrn Vetter, ewig und un-<lb/> „verwelcklich dauren muß, ohngeachtet einige widrig-<lb/> „geſinnete Gemuͤhter, ihres privat Jntereſſe halber,<lb/> „ſotahne unverwelckliche Freundſchaft zu trennen<lb/> „ſuchen, welches ſie dereinſt zu verantworten haben<lb/> „werden; Es geſchiehet unſerm Koͤniglichen Hofe<lb/> „im geringſten nicht zum Tort, daß der Koͤnig von<lb/> „Franckreich reſolviret hat, unſere geliebte Jnſante<lb/> „als ſeine Braut wieder zuruͤck zu ſenden: Jm Ge-<lb/> „genteil wird alle Welt dieſes Unterfangen nicht an-<lb/> „ders, als eine hoͤchſtunbillige, und unter Poten-<lb/> „taten wenig, oder gantz unerhoͤrte Sache in Con-<lb/> „ſideration ziehen, welches Zweifels ohne dereinſt<lb/> „bereuet werden duͤrfte, indem denen Auteurs, ſo<lb/> „dem jungen Printzen und Koͤnig hierzu angerahten,<lb/> „in keine Weiſe und Wege der letzte Wille unſers<lb/> „Groß-Vaters bekant ſeyn muß.„ Man ſagt, daß<lb/> als der Hertzog von Bourbon den Marquis de Torci<lb/> gefraget: Was er von der Zuruͤckſchickung der jun-<lb/> gen Koͤnigin halte? dieſer darauf keine andere Ant-<lb/> wort als dieſe gegeben: <hi rendition="#aq">Un Marchand qui agit fi-<lb/> dellement en ſon Commerce, eſt toujours bien aiſe<lb/> de reprendre ſa marchandiſe vendu, ſi elle vaut ſon<lb/> prix, vojant que les achepteurs n’en ſoient trop con-<lb/> tens,</hi> d. i. „wenn ein redlicher Kauffmann gute Waa-<lb/> „re, und die ihr Geld werth, verkaufft hat, und ſie-<lb/> „het, daß der Kaͤuffer dennoch nicht damit vergnuͤgt<lb/> „iſt, ſo nimmt er lieber dieſelbe wieder zuruͤck„<lb/> Ob ihn nun wohl der Hertzog weiter und deutlicher<lb/> ſich zu exprimiren erſuchet, ſo habe er es doch nicht tuhn<lb/> wollen, unter der Excuſe, daß es eine Affaire ſey,<lb/> die das Miniſterium am beſten wiſſen muͤſte; wie<lb/> man aber ſonſten weiß, ſo ſoll er die Zuruͤckſendung<lb/> approbiret haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Ein anders von Paris, den 27. 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Welches ſcharffe Urtheil auf in-<lb/> ſtaͤndiges Anhalten einiger falſchen Eiferer ausgeſpro-<lb/> chen, aber davon ſchon an das Parlament zu Thoulou-<lb/> ſe appelliret worden. Jndeſſen halten viele verſtaͤn-<lb/> dige und vornehme Catholicken ſelbſt um die Freyheit<lb/> dieſer armen Leute an, es ſind auch verſchiedene Ge-<lb/> richts-Perſohnen mit dieſem Urtheil nicht wohl zufrie-<lb/> den geweſen: Allein, da man ſie fuͤr untreue Untertah-<lb/> nen Sr. Koͤnigl. Majeſt. halten wollen, wenn ſie dieſe<lb/> Leute defendiren wuͤrden, ſo haben ſie endlich aus<lb/> Furcht auch ihren Conſens dazu gegeben. Man<lb/> glaubet inzwiſchen, es werde das Parlament zu Thou-<lb/> louſe, ob es gleich ſonſt den Proteſtanten nicht gar zu<lb/> guͤnſtig iſt, dennoch dieſes Urtheil etwas moderiren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Haag, den 30. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Eben jetzo begeben ſich Jhr. Hochmoͤg. Depu-<lb/> tirten mit der erſten Staats-Kutſche im Gefolge von<lb/> noch 80. andern, darunter 11. von 6. und 38. von<lb/> 4. Pferden, ſehr vortreflich ausgeſchmuͤckt, nach der<lb/> Horn-Bruͤcke, um den Frantzoͤſiſchen Geſandten, den<lb/> Marquis de Fenclon, zu empfangen, und auf Printz<lb/> Moritz Haus zu geleiten, und dieſen Abend gewoͤhn-<lb/> lich zu tractiren: Die 1ſte, 2te und 3te Kutſche von<lb/> Sr. Excell. ſind auserleſen, mit guͤlden Frantzen<lb/> und Quaſten, und die Pferde mit Plumagen ausge-<lb/> ſchmuͤcket, ingleichen deſſelben Edelleute, Pagen und<lb/> Domeſtiquen. Worauf Dienſtags die Audientz ge-<lb/> ſchehen ſoll. Der General Graff von Hompeſch,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Paris, den 23. April.
Es roulliret dahier unter der Hand der Jnhalt der-
jenigen Declaration des Koͤnigs Philippi, ſo derſel-
be uͤber Ruͤckſendung der Jnfantin dem Marſchall
de Theſſe bey der Abſchieds-Audientz getahn, mit
folgenden nachdruͤcklichen Terminis: „Wir ſind
„perſuadiret geweſen, und bleiben auch noch beſtaͤn-
„dig dabey, daß die natuͤrliche Affection zwiſchen
„unſerer Crone, und dem Allerchriſtl. Koͤnige, un-
„ſerm hochgedachten Herrn Vetter, ewig und un-
„verwelcklich dauren muß, ohngeachtet einige widrig-
„geſinnete Gemuͤhter, ihres privat Jntereſſe halber,
„ſotahne unverwelckliche Freundſchaft zu trennen
„ſuchen, welches ſie dereinſt zu verantworten haben
„werden; Es geſchiehet unſerm Koͤniglichen Hofe
„im geringſten nicht zum Tort, daß der Koͤnig von
„Franckreich reſolviret hat, unſere geliebte Jnſante
„als ſeine Braut wieder zuruͤck zu ſenden: Jm Ge-
„genteil wird alle Welt dieſes Unterfangen nicht an-
„ders, als eine hoͤchſtunbillige, und unter Poten-
„taten wenig, oder gantz unerhoͤrte Sache in Con-
„ſideration ziehen, welches Zweifels ohne dereinſt
„bereuet werden duͤrfte, indem denen Auteurs, ſo
„dem jungen Printzen und Koͤnig hierzu angerahten,
„in keine Weiſe und Wege der letzte Wille unſers
„Groß-Vaters bekant ſeyn muß.„ Man ſagt, daß
als der Hertzog von Bourbon den Marquis de Torci
gefraget: Was er von der Zuruͤckſchickung der jun-
gen Koͤnigin halte? dieſer darauf keine andere Ant-
wort als dieſe gegeben: Un Marchand qui agit fi-
dellement en ſon Commerce, eſt toujours bien aiſe
de reprendre ſa marchandiſe vendu, ſi elle vaut ſon
prix, vojant que les achepteurs n’en ſoient trop con-
tens, d. i. „wenn ein redlicher Kauffmann gute Waa-
„re, und die ihr Geld werth, verkaufft hat, und ſie-
„het, daß der Kaͤuffer dennoch nicht damit vergnuͤgt
„iſt, ſo nimmt er lieber dieſelbe wieder zuruͤck„
Ob ihn nun wohl der Hertzog weiter und deutlicher
ſich zu exprimiren erſuchet, ſo habe er es doch nicht tuhn
wollen, unter der Excuſe, daß es eine Affaire ſey,
die das Miniſterium am beſten wiſſen muͤſte; wie
man aber ſonſten weiß, ſo ſoll er die Zuruͤckſendung
approbiret haben.
Ein anders von Paris, den 27. April.
Viele vermeynen zu wiſſen, daß der Koͤnig ſich we-
gen ſeiner Heyraht vor medio May nicht erklaͤhren
werde. Die projectirte See-Ruͤſtung muß in denen
reſpective Havens gegen Ausgang May fertig ſeyn,
und wird man mit dem erſten zu vernehmen haben, wer
gedachtes Armament commandiren werde. Man
verſichert, daß unſer Koͤnig von dem Pabſt wegen Fort-
ſendung der Spaniſchen Jnfante ein Schreiben erhal-
ten, inzwiſchen melden die Hof-Leute, daß von deſſen
Jnhalt nichts zu vernehmen ſtuͤnde. Wir haben mit
einem Expreſſen Nachricht bekommen, daß die Jnfan-
te von Spanien, ohne daß ihr auf der Reiſe etwas wi-
driges zugeſtoſſen, gluͤcklich zu Poitiers arriviret.
Nimes, den 19. April.
Man hat zwar vermuhtet, es wuͤrden diejenigen
Perſohnen, welche juͤngſt in dem Hauſe eines gewiſſen
Kauffmanns allhier, Jalabert genant, als ſie bey ihm
zu Gaſte geweſen, und ein Capitul aus dem neuen Te-
ſtament geleſen, arreſtiret worden, mit keiner weitern
Strafe beleget werden; da zumal beſagter Kaufmann,
als er bey der Ankunſt der Soldaten aufs Dach geſtie-
gen, ſich zu Tode gefallen, auch ſonſt einige ſehr beſchaͤ-
diget worden; allein das hieſige Praͤſidial-Gericht hat
ſchon folgendes Urtheil gefaͤllet: Daß 4. von ihnen
Zeit ihres Lebens auf denen Galeeren arbeiten und ihre
Guͤter confiſciret werden ſollen, ein Drittheil davon
ausgenommen, als welches ihren Weibern und Kindern
ausgeſetzt werden ſoll; denen uͤbrigen wird auch noch
der Proceß formiret. Welches ſcharffe Urtheil auf in-
ſtaͤndiges Anhalten einiger falſchen Eiferer ausgeſpro-
chen, aber davon ſchon an das Parlament zu Thoulou-
ſe appelliret worden. Jndeſſen halten viele verſtaͤn-
dige und vornehme Catholicken ſelbſt um die Freyheit
dieſer armen Leute an, es ſind auch verſchiedene Ge-
richts-Perſohnen mit dieſem Urtheil nicht wohl zufrie-
den geweſen: Allein, da man ſie fuͤr untreue Untertah-
nen Sr. Koͤnigl. Majeſt. halten wollen, wenn ſie dieſe
Leute defendiren wuͤrden, ſo haben ſie endlich aus
Furcht auch ihren Conſens dazu gegeben. Man
glaubet inzwiſchen, es werde das Parlament zu Thou-
louſe, ob es gleich ſonſt den Proteſtanten nicht gar zu
guͤnſtig iſt, dennoch dieſes Urtheil etwas moderiren.
Haag, den 30. April.
Eben jetzo begeben ſich Jhr. Hochmoͤg. Depu-
tirten mit der erſten Staats-Kutſche im Gefolge von
noch 80. andern, darunter 11. von 6. und 38. von
4. Pferden, ſehr vortreflich ausgeſchmuͤckt, nach der
Horn-Bruͤcke, um den Frantzoͤſiſchen Geſandten, den
Marquis de Fenclon, zu empfangen, und auf Printz
Moritz Haus zu geleiten, und dieſen Abend gewoͤhn-
lich zu tractiren: Die 1ſte, 2te und 3te Kutſche von
Sr. Excell. ſind auserleſen, mit guͤlden Frantzen
und Quaſten, und die Pferde mit Plumagen ausge-
ſchmuͤcket, ingleichen deſſelben Edelleute, Pagen und
Domeſtiquen. Worauf Dienſtags die Audientz ge-
ſchehen ſoll. Der General Graff von Hompeſch,
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