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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 58, 12. April 1741.

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[Spaltenumbruch] bringen lassen; es ist aber mit Nein geantwortet
worden. Sonst nimmt die Empfindlichkeit unter
unserm Volke wider die Spanischen Freybeuter un-
gemein zu, weil sie unsere Schiffe aufs neue beun-
ruhigen, und der Hof zu Madrit sich im geringsten zu
nichts erkläret, ungeachtet unser Minister, der Herr
van der Meer, mehr als einmal seine angebrachte
Klagen wiederholet hat. Die Herren General-
Staaten haben deswegen durch ihren Gesandten zu
Paris die billige Vorstellung thun lassen, und ihre
Befremdung zu erkennen gegeben, wie es sich gar
nicht zusammen schicke, sie auf einer Seite zu beunru-
higen, und auf der andern ihnen die Bemühung als
Mittler zwischen den streitenden Mächten aufzu-
tragen.


Dieser Tagen sind des Herrn General en Chef und
Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron
von Löwenthal Excellenz, nachdem dieselben bey Jh-
ro Kayserl. Hoheit der Regentin und Groß-Fürstin
aller Reussen, wie auch bey der Hohen Kayserl. Fa-
milie sich allerunterthänigst beurlaubet, von hier
nach Reval wieder abgegangen.


Die Reichs-Versammlung in Stockholm fährt
mit ihren Berathschlagungen eyfrigst fort, und man
ist seit dem letzteren Vorfall ausserordentlich behut-
sam. Die Gemüther sind auf den Freyherrn Gyl-
lenstirna unbeschreiblich verbittert, weil er an einem
fremden Minister die wichtigsten Angelegenheiten of-
fenbahret haben haben soll. Er hat zugleich viele von
denen nennen müssen, welche mit ihm zugleich den
Zustand und die Absichten des Reichs bekannt ge-
macht haben. Mit seiner Krankheit bessert es sich,
inzwischen wird er so scharf bewacht, als es möglich
ist. Zweene Officiers sind bey ihm, und müssen den-
selben niemals aus dem Gesichte lassen. Der König
von Schweden läßt zu Carlskrona ungesäumt an der
Ausrüstung der Flotte arbeiten, und es sind schon
alle nöthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit-
tel aufzukaufen.


Die in Groß-Pohlen stehende Fahnen sollen 14.
Tage nach Ostern in die Pohlnisch-Preußischen, die in
der Woywodschaft Cracau stehende Fahnen aber
in die hiesigen Groß-Pohlnischen Grenzen rücken.


Die Republick Polen hat bey gegenwärtigen Zei-
ten es vor gut gefunden, zur Sicherstellung ihrer
Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zusammen zu
[Spaltenumbruch] ziehen. Dieses wird bestehen in dem Cuiraßier-Re-
giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra-
goner-Regiment des Fürsten Lubomirsky, der Lit-
thauischen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro-
nen-Garde, und in 2000. Ulanen, so von dem
Obristen Blandofsky sollen commandiret werden.


So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner
Kriegs-Bewegung mehr im Welschland geneigt sey,
so unerwartet äussert sich jetzo wieder die eyfrigste An-
stalt. Man hat sehr viele Lebensmittel aufgekauft,
und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele
Vorraths-Häuser errichtet, um die Sicilianischen
Völker, welche in völliger Bewegung sind, damit zu
versorgen. Doch bey allem diesen Feld-Geschrey
haben noch viele die schmeichelnde Hoffnung, es wer-
de von Anstalten nicht zur Thätlichkeit kommen.
Zum wenigsten muß daß Krieges-Feuer an andern
Orten in eine grössere Flamme ausbrechen, ehe wir
es hier empfinden werden. Das vorsichtige Bezei-
gen des Sardinischen Hofes giebt einiger massen Ge-
legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge-
bens sey. Der König läßt seine Völker bis jetzo noch
vermehren, und es ist bey schwerer Strafe verboten,
nicht das geringste von Lebensmitteln aus seinem
Lande zu führen. Der heil. Vater in Rom, der bey
seiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wünscht,
läßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorstel-
lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Sätze
eines Staats oftmals die sehnlichsten Bitten des
Röm. Stuhls abschlagen.


Jhro Majestät der König von England soll un-
sern Hof durch einen vorgestern hier angelangten
Courier versichert haben, daß er sowol, als die Her-
ren General-Staaten, jetzo stark an der Schlesischen
Sache arbeite, und man könnte hoffen, daß ehestens
solche Vorschläge geschehen sollten, die beyde Theile
auseinander setzen würden. Man hat Nachricht er-
halten, daß der Rußische und Persische Gesandte in
der Gegend von Constantinopel angekommen, und
von der Pforte mit besonderer Hochachtung empfan-
gen worden. Diese Briefe melden zugleich, daß der
Türkische Ober-Dollmetscher, welcher die Gesandten
einführet, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß-
Sultans stranguliret worden. Diese Stelle hat der
Reis-Effendi, der ehemals verbannt gewesen, wieder
erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Löwentha-
ler als eine Strafe erleget hat.


[Spaltenumbruch] bringen laſſen; es iſt aber mit Nein geantwortet
worden. Sonſt nimmt die Empfindlichkeit unter
unſerm Volke wider die Spaniſchen Freybeuter un-
gemein zu, weil ſie unſere Schiffe aufs neue beun-
ruhigen, und der Hof zu Madrit ſich im geringſten zu
nichts erklaͤret, ungeachtet unſer Miniſter, der Herr
van der Meer, mehr als einmal ſeine angebrachte
Klagen wiederholet hat. Die Herren General-
Staaten haben deswegen durch ihren Geſandten zu
Paris die billige Vorſtellung thun laſſen, und ihre
Befremdung zu erkennen gegeben, wie es ſich gar
nicht zuſammen ſchicke, ſie auf einer Seite zu beunru-
higen, und auf der andern ihnen die Bemuͤhung als
Mittler zwiſchen den ſtreitenden Maͤchten aufzu-
tragen.


Dieſer Tagen ſind des Herrn General en Chef und
Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron
von Loͤwenthal Excellenz, nachdem dieſelben bey Jh-
ro Kayſerl. Hoheit der Regentin und Groß-Fuͤrſtin
aller Reuſſen, wie auch bey der Hohen Kayſerl. Fa-
milie ſich allerunterthaͤnigſt beurlaubet, von hier
nach Reval wieder abgegangen.


Die Reichs-Verſammlung in Stockholm faͤhrt
mit ihren Berathſchlagungen eyfrigſt fort, und man
iſt ſeit dem letzteren Vorfall auſſerordentlich behut-
ſam. Die Gemuͤther ſind auf den Freyherrn Gyl-
lenſtirna unbeſchreiblich verbittert, weil er an einem
fremden Miniſter die wichtigſten Angelegenheiten of-
fenbahret haben haben ſoll. Er hat zugleich viele von
denen nennen muͤſſen, welche mit ihm zugleich den
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iſt. Zweene Officiers ſind bey ihm, und muͤſſen den-
ſelben niemals aus dem Geſichte laſſen. Der Koͤnig
von Schweden laͤßt zu Carlskrona ungeſaͤumt an der
Ausruͤſtung der Flotte arbeiten, und es ſind ſchon
alle noͤthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit-
tel aufzukaufen.


Die in Groß-Pohlen ſtehende Fahnen ſollen 14.
Tage nach Oſtern in die Pohlniſch-Preußiſchen, die in
der Woywodſchaft Cracau ſtehende Fahnen aber
in die hieſigen Groß-Pohlniſchen Grenzen ruͤcken.


Die Republick Polen hat bey gegenwaͤrtigen Zei-
ten es vor gut gefunden, zur Sicherſtellung ihrer
Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zuſammen zu
[Spaltenumbruch] ziehen. Dieſes wird beſtehen in dem Cuiraßier-Re-
giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra-
goner-Regiment des Fuͤrſten Lubomirsky, der Lit-
thauiſchen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro-
nen-Garde, und in 2000. Ulanen, ſo von dem
Obriſten Blandofsky ſollen commandiret werden.


So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner
Kriegs-Bewegung mehr im Welſchland geneigt ſey,
ſo unerwartet aͤuſſert ſich jetzo wieder die eyfrigſte An-
ſtalt. Man hat ſehr viele Lebensmittel aufgekauft,
und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele
Vorraths-Haͤuſer errichtet, um die Sicilianiſchen
Voͤlker, welche in voͤlliger Bewegung ſind, damit zu
verſorgen. Doch bey allem dieſen Feld-Geſchrey
haben noch viele die ſchmeichelnde Hoffnung, es wer-
de von Anſtalten nicht zur Thaͤtlichkeit kommen.
Zum wenigſten muß daß Krieges-Feuer an andern
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es hier empfinden werden. Das vorſichtige Bezei-
gen des Sardiniſchen Hofes giebt einiger maſſen Ge-
legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge-
bens ſey. Der Koͤnig laͤßt ſeine Voͤlker bis jetzo noch
vermehren, und es iſt bey ſchwerer Strafe verboten,
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Lande zu fuͤhren. Der heil. Vater in Rom, der bey
ſeiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wuͤnſcht,
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lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Saͤtze
eines Staats oftmals die ſehnlichſten Bitten des
Roͤm. Stuhls abſchlagen.


Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von England ſoll un-
ſern Hof durch einen vorgeſtern hier angelangten
Courier verſichert haben, daß er ſowol, als die Her-
ren General-Staaten, jetzo ſtark an der Schleſiſchen
Sache arbeite, und man koͤnnte hoffen, daß eheſtens
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auseinander ſetzen wuͤrden. Man hat Nachricht er-
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der Gegend von Conſtantinopel angekommen, und
von der Pforte mit beſonderer Hochachtung empfan-
gen worden. Dieſe Briefe melden zugleich, daß der
Tuͤrkiſche Ober-Dollmetſcher, welcher die Geſandten
einfuͤhret, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß-
Sultans ſtranguliret worden. Dieſe Stelle hat der
Reis-Effendi, der ehemals verbannt geweſen, wieder
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[[2]/0002] bringen laſſen; es iſt aber mit Nein geantwortet worden. Sonſt nimmt die Empfindlichkeit unter unſerm Volke wider die Spaniſchen Freybeuter un- gemein zu, weil ſie unſere Schiffe aufs neue beun- ruhigen, und der Hof zu Madrit ſich im geringſten zu nichts erklaͤret, ungeachtet unſer Miniſter, der Herr van der Meer, mehr als einmal ſeine angebrachte Klagen wiederholet hat. Die Herren General- Staaten haben deswegen durch ihren Geſandten zu Paris die billige Vorſtellung thun laſſen, und ihre Befremdung zu erkennen gegeben, wie es ſich gar nicht zuſammen ſchicke, ſie auf einer Seite zu beunru- higen, und auf der andern ihnen die Bemuͤhung als Mittler zwiſchen den ſtreitenden Maͤchten aufzu- tragen. St. Petersburg, den 24. Merz. Dieſer Tagen ſind des Herrn General en Chef und Ritter von dem Alexander-Orden, Herrn Baron von Loͤwenthal Excellenz, nachdem dieſelben bey Jh- ro Kayſerl. Hoheit der Regentin und Groß-Fuͤrſtin aller Reuſſen, wie auch bey der Hohen Kayſerl. Fa- milie ſich allerunterthaͤnigſt beurlaubet, von hier nach Reval wieder abgegangen. Aus dem Norden, den 26. Merz. Die Reichs-Verſammlung in Stockholm faͤhrt mit ihren Berathſchlagungen eyfrigſt fort, und man iſt ſeit dem letzteren Vorfall auſſerordentlich behut- ſam. Die Gemuͤther ſind auf den Freyherrn Gyl- lenſtirna unbeſchreiblich verbittert, weil er an einem fremden Miniſter die wichtigſten Angelegenheiten of- fenbahret haben haben ſoll. Er hat zugleich viele von denen nennen muͤſſen, welche mit ihm zugleich den Zuſtand und die Abſichten des Reichs bekannt ge- macht haben. Mit ſeiner Krankheit beſſert es ſich, inzwiſchen wird er ſo ſcharf bewacht, als es moͤglich iſt. Zweene Officiers ſind bey ihm, und muͤſſen den- ſelben niemals aus dem Geſichte laſſen. Der Koͤnig von Schweden laͤßt zu Carlskrona ungeſaͤumt an der Ausruͤſtung der Flotte arbeiten, und es ſind ſchon alle noͤthige Befehle ertheilt worden, die Lebensmit- tel aufzukaufen. Poſen, den 29. Merz. Die in Groß-Pohlen ſtehende Fahnen ſollen 14. Tage nach Oſtern in die Pohlniſch-Preußiſchen, die in der Woywodſchaft Cracau ſtehende Fahnen aber in die hieſigen Groß-Pohlniſchen Grenzen ruͤcken. Weichſel-Strom, den 5. April. Die Republick Polen hat bey gegenwaͤrtigen Zei- ten es vor gut gefunden, zur Sicherſtellung ihrer Grenzen ein Corpo aus ihren Truppen zuſammen zu ziehen. Dieſes wird beſtehen in dem Cuiraßier-Re- giment des General-Majors Sibilsky, dem Dra- goner-Regiment des Fuͤrſten Lubomirsky, der Lit- thauiſchen Dragoner-Garde, dem Regimente Kro- nen-Garde, und in 2000. Ulanen, ſo von dem Obriſten Blandofsky ſollen commandiret werden. Livorno, den 24. Merz. So gewiß man glaubte, daß Spanien zu keiner Kriegs-Bewegung mehr im Welſchland geneigt ſey, ſo unerwartet aͤuſſert ſich jetzo wieder die eyfrigſte An- ſtalt. Man hat ſehr viele Lebensmittel aufgekauft, und nun werden an den Grenzen von Neapolis viele Vorraths-Haͤuſer errichtet, um die Sicilianiſchen Voͤlker, welche in voͤlliger Bewegung ſind, damit zu verſorgen. Doch bey allem dieſen Feld-Geſchrey haben noch viele die ſchmeichelnde Hoffnung, es wer- de von Anſtalten nicht zur Thaͤtlichkeit kommen. Zum wenigſten muß daß Krieges-Feuer an andern Orten in eine groͤſſere Flamme ausbrechen, ehe wir es hier empfinden werden. Das vorſichtige Bezei- gen des Sardiniſchen Hofes giebt einiger maſſen Ge- legenheit zu glauben, daß nicht alle Furcht verge- bens ſey. Der Koͤnig laͤßt ſeine Voͤlker bis jetzo noch vermehren, und es iſt bey ſchwerer Strafe verboten, nicht das geringſte von Lebensmitteln aus ſeinem Lande zu fuͤhren. Der heil. Vater in Rom, der bey ſeiner Zufriedenheit die allgemeine Ruhe wuͤnſcht, laͤßt es zwar in Paris an keiner bewegenden Vorſtel- lung fehlen, doch man weiß, daß die Grund-Saͤtze eines Staats oftmals die ſehnlichſten Bitten des Roͤm. Stuhls abſchlagen. Wien, den 1. April. Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von England ſoll un- ſern Hof durch einen vorgeſtern hier angelangten Courier verſichert haben, daß er ſowol, als die Her- ren General-Staaten, jetzo ſtark an der Schleſiſchen Sache arbeite, und man koͤnnte hoffen, daß eheſtens ſolche Vorſchlaͤge geſchehen ſollten, die beyde Theile auseinander ſetzen wuͤrden. Man hat Nachricht er- halten, daß der Rußiſche und Perſiſche Geſandte in der Gegend von Conſtantinopel angekommen, und von der Pforte mit beſonderer Hochachtung empfan- gen worden. Dieſe Briefe melden zugleich, daß der Tuͤrkiſche Ober-Dollmetſcher, welcher die Geſandten einfuͤhret, bey der letzten Unruhe auf Befehl des Groß- Sultans ſtranguliret worden. Dieſe Stelle hat der Reis-Effendi, der ehemals verbannt geweſen, wieder erhalten, nachdem er zuvor viele Beutel Loͤwentha- ler als eine Strafe erleget hat.

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 58, 12. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_581204_1741/2>, abgerufen am 21.11.2024.