Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 39, Hamburg, 9. September 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Spaltenumbruch] rier, darauf ward gesprochen, daß der Congreß zu
Cambray bald eröffnet werden dürffte, doch zwei-
feln daran noch viele wegen gewisser Umstände.
Man hat die Arbeiter in unserer Müntze, welche
mit Müntz- und Bemärckung der Gold-Specien
beschäfftiget sind, gar starck vermehret. Wie neu-
lich ein Apothecker in der Strasse von St. Louis
vor seinem Winckel auf der Banck ein Becken voll
zubereiteten Syrup gesetzet hatte, um kalt zu wer-
den, kam ein vorbey gehender Esel dabey, und soff
solchen aus, worauf er alsofort niederfiel und todt
blieb: Hierüber ist ein Proceß entstanden, indem
der Eigentühmer des Esels solchen von dem Apo-
thecker wil bezahlet haben, dieser aber die Erstat-
tung seines Syrups verlanget.

Jtaliänische Affairen.

Es wird versichert,
daß sich Se. Päbstliche Heiligkeit in der Jtaliäni-
schen Fürsten Händel nicht mischen wollen, sondern
unpartheyisch bleiben, damit sie desto nachdrück-
licher zum Frieden rahten können, auch dem Käy-
serl. Hofe keinen üblen Verdacht machen mögen.
Zumahl noch Hoffnung ist, Comachio bald wieder
an den Päbstlichen Stuhl zu bringen. Der Käy-
ser sol nicht ungerne sehen, wenn der Pabst den
Cammerichschen Congreß auch mit beschicken wür-
de; man weiß aber nicht, ob es geschehen wird.
Der Cardinal Alberoni sol vor einigen Tagen wie-
der, doch gantz ins geheim, beym Pabste Audientz
gehabt haben, und wil an dem guten Ausgange sei-
ner Sachen fast niemand mehr zweifeln. Weil
zu des Cardinals Tanara, Dechants des H. Col-
legii, neulich überfallenen Kranckheit, das hohe
Alter komt, glauben viele, daß er schwerlich wieder
aufkommen möchte.

Von der Reichs-Versammlung zu Re-
genspurg.

Mit letzterer
Post ist dem Hn. Reck zu Heydelberg Nachricht er-
theilet worden, auf des Evangelischen Corporis
Gutbefinden noch länger alda zu verbleiben. Auch
haben die Evangelischen Hrn. Gesandten verab-
redet, eine nähere Vorstellung an Jhro Käyserl.
Majest. abzulassen, und dabey ein genaues Ver-
zeichnis der ab- und unabgetahnen Beschwerden
zu fügen, dazu sie noch einige Erläuterungen ein-
warten. Am 18. hat das Evangelische Corpus
bey beyden Osterreichischen Gesandten abermahl
Anhaltung getahn, wegen der noch immer im Ge-
fängniß sitzenden 2. Bärenthaler. Die Cammer-
Gerichts Sache, sonderlich wegen der von vielen
Ständen gesuchten Moderation oder Nachlaß, ist
noch aufgeschoben.


[Spaltenumbruch]
Pohlnische Affairen.

Hiesiger Burg-
graf ist neulich zu Chozim gewesen, und vom Bas-
sa versichert worden, daß die Pforte nichts feind-
liches wieder die Cron Pohlen zu unternehmen
gesinnet wäre; dahero denn die Pohlnische Re-
public nicht nöhtig hätte ihre Trouppen an die
Gräntze zu ziehen. Denn daß die Vestung Cho-
zim befestiget werde, davon könte man keine übele
Folgen machen, weil ein gleiches ja auch der Cron
Pohlen frey stünde, und auch billig, daß die Gräntz-
Vestungen der Sicherheit wegen wohl bewahret
und mit allem Nöhtigen versehen würden. Er
bate auch gedachten Burggrafen zu Chozim zu
verbleiben, um zu sehen, daß ehester Tage 150. Ja-
nitzaren zur Arbeit mit 25. Canons einkommen
würden; allein gedachter Herr Burggraf hat die-
ses nicht abgewartet, und hat man die Nachricht,
daß den 11. hujus daselbst eingebracht worden
12. gantze und 8. halbe Carthaunen, Granaten
auf 2000. Stück, und dabey 200. Janitzaren, und
60. Canons sollen diesen ehestens folgen. Der
Cron-Feld-Herr kam gestern in Caminiec an, und
nachdem er alles in Augenschein genommen, ist er
heute nach Miedzyboez verreiset. Gedachter
Feld-Herr hat abermahl bey dem Bassa in Chozim
Ansuchung tuhn lassen, um desselben Erklährung
wegen Ausliefferung der genommenen Pohlni-
schen Ochsen zu erfüllen.

Neben- Affairen.

Alle Regimenter
haben Ordre zum Marsch, ohne noch zu wissen,
wohin; doch vermuhtet man, daß es wegen der
Curländischen Sache sey. Da unsers Königs
Ministri und Beamten zu Minden angemercket,
daß die Geistlichen von der Abtey oder dem Dom
alda sich so aufführen wollen, als ob sie gantz nicht
von unserm König abhiengen, ist ihnen solches
gantz billig unerträglich gewesen, weil nohtwen-
dig alle und jede zu demjenigen Lande gehören,
darinn sie wohnen und verbleiben, und niemand
in seinem eigenen Staat einen fremden Staat zu
dulden pfleget. Da die Judenschafft, wie neulich
gemeldet, in ihrer Synagoge verarrestiret worden,
so hat selbige nun gleichfals wider des verstorbe-
nen Müntz-Judens Wittwe, weil sie in Verdacht,
daß sie ihres Mannes Verlassenschaft auf die Sei-
te gebracht, einen harten Bann publiciret, der sich
auch auf diejenigen, so darum Wissenschaft haben,
erstrecket, und hoffet man also noch etwan diese
Sachen ans Licht zu bringen. Sonst sol ein ge-
wisser Kauffmann in die 24000. Rthlr. dabey zu
kurtz kommen.

[Spaltenumbruch] rier, darauf ward geſprochen, daß der Congreß zu
Cambray bald eroͤffnet werden duͤrffte, doch zwei-
feln daran noch viele wegen gewiſſer Umſtaͤnde.
Man hat die Arbeiter in unſerer Muͤntze, welche
mit Muͤntz- und Bemaͤrckung der Gold-Specien
beſchaͤfftiget ſind, gar ſtarck vermehret. Wie neu-
lich ein Apothecker in der Straſſe von St. Louis
vor ſeinem Winckel auf der Banck ein Becken voll
zubereiteten Syrup geſetzet hatte, um kalt zu wer-
den, kam ein vorbey gehender Eſel dabey, und ſoff
ſolchen aus, worauf er alſofort niederfiel und todt
blieb: Hieruͤber iſt ein Proceß entſtanden, indem
der Eigentuͤhmer des Eſels ſolchen von dem Apo-
thecker wil bezahlet haben, dieſer aber die Erſtat-
tung ſeines Syrups verlanget.

Jtaliaͤniſche Affairen.

Es wird verſichert,
daß ſich Se. Paͤbſtliche Heiligkeit in der Jtaliaͤni-
ſchen Fuͤrſten Haͤndel nicht miſchen wollen, ſondern
unpartheyiſch bleiben, damit ſie deſto nachdruͤck-
licher zum Frieden rahten koͤnnen, auch dem Kaͤy-
ſerl. Hofe keinen uͤblen Verdacht machen moͤgen.
Zumahl noch Hoffnung iſt, Comachio bald wieder
an den Paͤbſtlichen Stuhl zu bringen. Der Kaͤy-
ſer ſol nicht ungerne ſehen, wenn der Pabſt den
Cammerichſchen Congreß auch mit beſchicken wuͤr-
de; man weiß aber nicht, ob es geſchehen wird.
Der Cardinal Alberoni ſol vor einigen Tagen wie-
der, doch gantz ins geheim, beym Pabſte Audientz
gehabt haben, und wil an dem guten Ausgange ſei-
ner Sachen faſt niemand mehr zweifeln. Weil
zu des Cardinals Tanara, Dechants des H. Col-
legii, neulich uͤberfallenen Kranckheit, das hohe
Alter komt, glauben viele, daß er ſchwerlich wieder
aufkommen moͤchte.

Von der Reichs-Verſam̃lung zu Re-
genſpurg.

Mit letzterer
Poſt iſt dem Hn. Reck zu Heydelberg Nachricht er-
theilet worden, auf des Evangeliſchen Corporis
Gutbefinden noch laͤnger alda zu verbleiben. Auch
haben die Evangeliſchen Hrn. Geſandten verab-
redet, eine naͤhere Vorſtellung an Jhro Kaͤyſerl.
Majeſt. abzulaſſen, und dabey ein genaues Ver-
zeichnis der ab- und unabgetahnen Beſchwerden
zu fuͤgen, dazu ſie noch einige Erlaͤuterungen ein-
warten. Am 18. hat das Evangeliſche Corpus
bey beyden Oſterreichiſchen Geſandten abermahl
Anhaltung getahn, wegen der noch immer im Ge-
faͤngniß ſitzenden 2. Baͤrenthaler. Die Cammer-
Gerichts Sache, ſonderlich wegen der von vielen
Staͤnden geſuchten Moderation oder Nachlaß, iſt
noch aufgeſchoben.


[Spaltenumbruch]
Pohlniſche Affairen.

Hieſiger Burg-
graf iſt neulich zu Chozim geweſen, und vom Baſ-
ſa verſichert worden, daß die Pforte nichts feind-
liches wieder die Cron Pohlen zu unternehmen
geſinnet waͤre; dahero denn die Pohlniſche Re-
public nicht noͤhtig haͤtte ihre Trouppen an die
Graͤntze zu ziehen. Denn daß die Veſtung Cho-
zim befeſtiget werde, davon koͤnte man keine uͤbele
Folgen machen, weil ein gleiches ja auch der Cron
Pohlen frey ſtuͤnde, und auch billig, daß die Graͤntz-
Veſtungen der Sicherheit wegen wohl bewahret
und mit allem Noͤhtigen verſehen wuͤrden. Er
bate auch gedachten Burggrafen zu Chozim zu
verbleiben, um zu ſehen, daß eheſter Tage 150. Ja-
nitzaren zur Arbeit mit 25. Canons einkommen
wuͤrden; allein gedachter Herr Burggraf hat die-
ſes nicht abgewartet, und hat man die Nachricht,
daß den 11. hujus daſelbſt eingebracht worden
12. gantze und 8. halbe Carthaunen, Granaten
auf 2000. Stuͤck, und dabey 200. Janitzaren, und
60. Canons ſollen dieſen eheſtens folgen. Der
Cron-Feld-Herr kam geſtern in Caminiec an, und
nachdem er alles in Augenſchein genommen, iſt er
heute nach Miedzyboez verreiſet. Gedachter
Feld-Herr hat abermahl bey dem Baſſa in Chozim
Anſuchung tuhn laſſen, um deſſelben Erklaͤhrung
wegen Ausliefferung der genommenen Pohlni-
ſchen Ochſen zu erfuͤllen.

Neben- Affairen.

Alle Regimenter
haben Ordre zum Marſch, ohne noch zu wiſſen,
wohin; doch vermuhtet man, daß es wegen der
Curlaͤndiſchen Sache ſey. Da unſers Koͤnigs
Miniſtri und Beamten zu Minden angemercket,
daß die Geiſtlichen von der Abtey oder dem Dom
alda ſich ſo auffuͤhren wollen, als ob ſie gantz nicht
von unſerm Koͤnig abhiengen, iſt ihnen ſolches
gantz billig unertraͤglich geweſen, weil nohtwen-
dig alle und jede zu demjenigen Lande gehoͤren,
darinn ſie wohnen und verbleiben, und niemand
in ſeinem eigenen Staat einen fremden Staat zu
dulden pfleget. Da die Judenſchafft, wie neulich
gemeldet, in ihrer Synagoge verarreſtiret worden,
ſo hat ſelbige nun gleichfals wider des verſtorbe-
nen Muͤntz-Judens Wittwe, weil ſie in Verdacht,
daß ſie ihres Mannes Verlaſſenſchaft auf die Sei-
te gebracht, einen harten Bann publiciret, der ſich
auch auf diejenigen, ſo darum Wiſſenſchaft haben,
erſtrecket, und hoffet man alſo noch etwan dieſe
Sachen ans Licht zu bringen. Sonſt ſol ein ge-
wiſſer Kauffmann in die 24000. Rthlr. dabey zu
kurtz kommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="jPoliticalNews">
              <div type="jPoliticalNews">
                <div type="jArticle">
                  <p><pb facs="#f0006" n="[6]"/><cb/>
rier, darauf ward ge&#x017F;prochen, daß der Congreß                                         zu<lb/>
Cambray bald ero&#x0364;ffnet werden du&#x0364;rffte,                                         doch zwei-<lb/>
feln daran noch viele wegen                                         gewi&#x017F;&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde.<lb/>
Man hat                                         die Arbeiter in un&#x017F;erer Mu&#x0364;ntze,                                         welche<lb/>
mit Mu&#x0364;ntz- und Bema&#x0364;rckung der                                         Gold-Specien<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;fftiget &#x017F;ind,                                         gar &#x017F;tarck vermehret. Wie neu-<lb/>
lich ein                                         Apothecker in der Stra&#x017F;&#x017F;e von St.                                         Louis<lb/>
vor &#x017F;einem Winckel auf der Banck ein Becken                                         voll<lb/>
zubereiteten Syrup ge&#x017F;etzet hatte, um kalt                                         zu wer-<lb/>
den, kam ein vorbey gehender E&#x017F;el dabey,                                         und &#x017F;off<lb/>
&#x017F;olchen aus, worauf er                                         al&#x017F;ofort niederfiel und todt<lb/>
blieb:                                         Hieru&#x0364;ber i&#x017F;t ein Proceß ent&#x017F;tanden,                                         indem<lb/>
der Eigentu&#x0364;hmer des E&#x017F;els                                         &#x017F;olchen von dem Apo-<lb/>
thecker wil bezahlet haben,                                         die&#x017F;er aber die Er&#x017F;tat-<lb/>
tung &#x017F;eines                                         Syrups verlanget.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Rom/</hi> den 18.                                         Augu&#x017F;t.</dateline>
                  <p> Es wird ver&#x017F;ichert,<lb/>
daß &#x017F;ich Se.                                         Pa&#x0364;b&#x017F;tliche Heiligkeit in der                                         Jtalia&#x0364;ni-<lb/>
&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten                                         Ha&#x0364;ndel nicht mi&#x017F;chen wollen,                                         &#x017F;ondern<lb/>
unpartheyi&#x017F;ch bleiben, damit                                         &#x017F;ie de&#x017F;to nachdru&#x0364;ck-<lb/>
licher zum                                         Frieden rahten ko&#x0364;nnen, auch dem                                         Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;erl. Hofe keinen u&#x0364;blen                                         Verdacht machen mo&#x0364;gen.<lb/>
Zumahl noch Hoffnung                                         i&#x017F;t, Comachio bald wieder<lb/>
an den                                         Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Stuhl zu bringen. Der                                         Ka&#x0364;y-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ol nicht ungerne                                         &#x017F;ehen, wenn der Pab&#x017F;t                                         den<lb/>
Cammerich&#x017F;chen Congreß auch mit                                         be&#x017F;chicken wu&#x0364;r-<lb/>
de; man weiß aber nicht,                                         ob es ge&#x017F;chehen wird.<lb/>
Der Cardinal Alberoni                                         &#x017F;ol vor einigen Tagen wie-<lb/>
der, doch gantz ins                                         geheim, beym Pab&#x017F;te Audientz<lb/>
gehabt haben, und                                         wil an dem guten Ausgange &#x017F;ei-<lb/>
ner Sachen                                         fa&#x017F;t niemand mehr zweifeln. Weil<lb/>
zu des Cardinals                                         Tanara, Dechants des H. Col-<lb/>
legii, neulich                                         u&#x0364;berfallenen Kranckheit, das hohe<lb/>
Alter komt,                                         glauben viele, daß er &#x017F;chwerlich wieder<lb/>
aufkommen                                         mo&#x0364;chte.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der Reichs-Ver&#x017F;am&#x0303;lung zu                             Re-<lb/>
gen&#x017F;purg.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Regen&#x017F;purg/</hi> den 25. Augu&#x017F;t.</dateline>
                  <p> Mit                         letzterer<lb/>
Po&#x017F;t i&#x017F;t dem Hn. Reck zu Heydelberg Nachricht                         er-<lb/>
theilet worden, auf des Evangeli&#x017F;chen                         Corporis<lb/>
Gutbefinden noch la&#x0364;nger alda zu verbleiben.                         Auch<lb/>
haben die Evangeli&#x017F;chen Hrn. Ge&#x017F;andten                         verab-<lb/>
redet, eine na&#x0364;here Vor&#x017F;tellung an Jhro                         Ka&#x0364;y&#x017F;erl.<lb/>
Maje&#x017F;t. abzula&#x017F;&#x017F;en, und                         dabey ein genaues Ver-<lb/>
zeichnis der ab- und unabgetahnen                         Be&#x017F;chwerden<lb/>
zu fu&#x0364;gen, dazu &#x017F;ie noch einige                         Erla&#x0364;uterungen ein-<lb/>
warten. Am 18. hat das Evangeli&#x017F;che                         Corpus<lb/>
bey beyden O&#x017F;terreichi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten                         abermahl<lb/>
Anhaltung getahn, wegen der noch immer im                         Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngniß &#x017F;itzenden 2. Ba&#x0364;renthaler. Die                         Cammer-<lb/>
Gerichts Sache, &#x017F;onderlich wegen der von                         vielen<lb/>
Sta&#x0364;nden ge&#x017F;uchten Moderation oder Nachlaß,                         i&#x017F;t<lb/>
noch aufge&#x017F;choben.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <cb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Pohlni&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Kaminiec/</hi> den 17. Augu&#x017F;t.</dateline>
                  <p> Hie&#x017F;iger                         Burg-<lb/>
graf i&#x017F;t neulich zu Chozim gewe&#x017F;en, und vom                         Ba&#x017F;-<lb/>
&#x017F;a ver&#x017F;ichert worden, daß die Pforte nichts                         feind-<lb/>
liches wieder die Cron Pohlen zu unternehmen<lb/>
ge&#x017F;innet                         wa&#x0364;re; dahero denn die Pohlni&#x017F;che Re-<lb/>
public nicht                         no&#x0364;htig ha&#x0364;tte ihre Trouppen an die<lb/>
Gra&#x0364;ntze zu                         ziehen. Denn daß die Ve&#x017F;tung Cho-<lb/>
zim befe&#x017F;tiget werde,                         davon ko&#x0364;nte man keine u&#x0364;bele<lb/>
Folgen machen, weil ein                         gleiches ja auch der Cron<lb/>
Pohlen frey &#x017F;tu&#x0364;nde, und auch                         billig, daß die Gra&#x0364;ntz-<lb/>
Ve&#x017F;tungen der Sicherheit wegen                         wohl bewahret<lb/>
und mit allem No&#x0364;htigen ver&#x017F;ehen                         wu&#x0364;rden. Er<lb/>
bate auch gedachten Burggrafen zu Chozim                         zu<lb/>
verbleiben, um zu &#x017F;ehen, daß ehe&#x017F;ter Tage 150.                         Ja-<lb/>
nitzaren zur Arbeit mit 25. Canons einkommen<lb/>
wu&#x0364;rden;                         allein gedachter Herr Burggraf hat die-<lb/>
&#x017F;es nicht abgewartet, und                         hat man die Nachricht,<lb/>
daß den 11. hujus da&#x017F;elb&#x017F;t                         eingebracht worden<lb/>
12. gantze und 8. halbe Carthaunen, Granaten<lb/>
auf                         2000. Stu&#x0364;ck, und dabey 200. Janitzaren, und<lb/>
60. Canons                         &#x017F;ollen die&#x017F;en ehe&#x017F;tens folgen. Der<lb/>
Cron-Feld-Herr                         kam ge&#x017F;tern in Caminiec an, und<lb/>
nachdem er alles in                         Augen&#x017F;chein genommen, i&#x017F;t er<lb/>
heute nach Miedzyboez                         verrei&#x017F;et. Gedachter<lb/>
Feld-Herr hat abermahl bey dem                         Ba&#x017F;&#x017F;a in Chozim<lb/>
An&#x017F;uchung tuhn                         la&#x017F;&#x017F;en, um de&#x017F;&#x017F;elben                         Erkla&#x0364;hrung<lb/>
wegen Ausliefferung der genommenen                         Pohlni-<lb/>
&#x017F;chen Och&#x017F;en zu erfu&#x0364;llen.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Neben-</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Berlin/</hi> den 4. Septembr.</dateline>
                  <p> Alle Regimenter<lb/>
haben                         Ordre zum Mar&#x017F;ch, ohne noch zu wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wohin; doch                         vermuhtet man, daß es wegen der<lb/>
Curla&#x0364;ndi&#x017F;chen Sache                         &#x017F;ey. Da un&#x017F;ers Ko&#x0364;nigs<lb/>
Mini&#x017F;tri und Beamten                         zu Minden angemercket,<lb/>
daß die Gei&#x017F;tlichen von der Abtey oder dem                         Dom<lb/>
alda &#x017F;ich &#x017F;o auffu&#x0364;hren wollen, als ob                         &#x017F;ie gantz nicht<lb/>
von un&#x017F;erm Ko&#x0364;nig abhiengen,                         i&#x017F;t ihnen &#x017F;olches<lb/>
gantz billig unertra&#x0364;glich                         gewe&#x017F;en, weil nohtwen-<lb/>
dig alle und jede zu demjenigen Lande                         geho&#x0364;ren,<lb/>
darinn &#x017F;ie wohnen und verbleiben, und                         niemand<lb/>
in &#x017F;einem eigenen Staat einen fremden Staat zu<lb/>
dulden                         pfleget. Da die Juden&#x017F;chafft, wie neulich<lb/>
gemeldet, in ihrer                         Synagoge verarre&#x017F;tiret worden,<lb/>
&#x017F;o hat &#x017F;elbige nun                         gleichfals wider des ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen Mu&#x0364;ntz-Judens Wittwe,                         weil &#x017F;ie in Verdacht,<lb/>
daß &#x017F;ie ihres Mannes                         Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft auf die Sei-<lb/>
te gebracht, einen                         harten Bann publiciret, der &#x017F;ich<lb/>
auch auf diejenigen, &#x017F;o                         darum Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft haben,<lb/>
er&#x017F;trecket, und                         hoffet man al&#x017F;o noch etwan die&#x017F;e<lb/>
Sachen ans Licht zu                         bringen. Son&#x017F;t &#x017F;ol ein ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Kauffmann                         in die 24000. Rthlr. dabey zu<lb/>
kurtz kommen.</p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6]/0006] rier, darauf ward geſprochen, daß der Congreß zu Cambray bald eroͤffnet werden duͤrffte, doch zwei- feln daran noch viele wegen gewiſſer Umſtaͤnde. Man hat die Arbeiter in unſerer Muͤntze, welche mit Muͤntz- und Bemaͤrckung der Gold-Specien beſchaͤfftiget ſind, gar ſtarck vermehret. Wie neu- lich ein Apothecker in der Straſſe von St. Louis vor ſeinem Winckel auf der Banck ein Becken voll zubereiteten Syrup geſetzet hatte, um kalt zu wer- den, kam ein vorbey gehender Eſel dabey, und ſoff ſolchen aus, worauf er alſofort niederfiel und todt blieb: Hieruͤber iſt ein Proceß entſtanden, indem der Eigentuͤhmer des Eſels ſolchen von dem Apo- thecker wil bezahlet haben, dieſer aber die Erſtat- tung ſeines Syrups verlanget. Jtaliaͤniſche Affairen. Rom/ den 18. Auguſt. Es wird verſichert, daß ſich Se. Paͤbſtliche Heiligkeit in der Jtaliaͤni- ſchen Fuͤrſten Haͤndel nicht miſchen wollen, ſondern unpartheyiſch bleiben, damit ſie deſto nachdruͤck- licher zum Frieden rahten koͤnnen, auch dem Kaͤy- ſerl. Hofe keinen uͤblen Verdacht machen moͤgen. Zumahl noch Hoffnung iſt, Comachio bald wieder an den Paͤbſtlichen Stuhl zu bringen. Der Kaͤy- ſer ſol nicht ungerne ſehen, wenn der Pabſt den Cammerichſchen Congreß auch mit beſchicken wuͤr- de; man weiß aber nicht, ob es geſchehen wird. Der Cardinal Alberoni ſol vor einigen Tagen wie- der, doch gantz ins geheim, beym Pabſte Audientz gehabt haben, und wil an dem guten Ausgange ſei- ner Sachen faſt niemand mehr zweifeln. Weil zu des Cardinals Tanara, Dechants des H. Col- legii, neulich uͤberfallenen Kranckheit, das hohe Alter komt, glauben viele, daß er ſchwerlich wieder aufkommen moͤchte. Von der Reichs-Verſam̃lung zu Re- genſpurg. Regenſpurg/ den 25. Auguſt. Mit letzterer Poſt iſt dem Hn. Reck zu Heydelberg Nachricht er- theilet worden, auf des Evangeliſchen Corporis Gutbefinden noch laͤnger alda zu verbleiben. Auch haben die Evangeliſchen Hrn. Geſandten verab- redet, eine naͤhere Vorſtellung an Jhro Kaͤyſerl. Majeſt. abzulaſſen, und dabey ein genaues Ver- zeichnis der ab- und unabgetahnen Beſchwerden zu fuͤgen, dazu ſie noch einige Erlaͤuterungen ein- warten. Am 18. hat das Evangeliſche Corpus bey beyden Oſterreichiſchen Geſandten abermahl Anhaltung getahn, wegen der noch immer im Ge- faͤngniß ſitzenden 2. Baͤrenthaler. Die Cammer- Gerichts Sache, ſonderlich wegen der von vielen Staͤnden geſuchten Moderation oder Nachlaß, iſt noch aufgeſchoben. Pohlniſche Affairen. Kaminiec/ den 17. Auguſt. Hieſiger Burg- graf iſt neulich zu Chozim geweſen, und vom Baſ- ſa verſichert worden, daß die Pforte nichts feind- liches wieder die Cron Pohlen zu unternehmen geſinnet waͤre; dahero denn die Pohlniſche Re- public nicht noͤhtig haͤtte ihre Trouppen an die Graͤntze zu ziehen. Denn daß die Veſtung Cho- zim befeſtiget werde, davon koͤnte man keine uͤbele Folgen machen, weil ein gleiches ja auch der Cron Pohlen frey ſtuͤnde, und auch billig, daß die Graͤntz- Veſtungen der Sicherheit wegen wohl bewahret und mit allem Noͤhtigen verſehen wuͤrden. Er bate auch gedachten Burggrafen zu Chozim zu verbleiben, um zu ſehen, daß eheſter Tage 150. Ja- nitzaren zur Arbeit mit 25. Canons einkommen wuͤrden; allein gedachter Herr Burggraf hat die- ſes nicht abgewartet, und hat man die Nachricht, daß den 11. hujus daſelbſt eingebracht worden 12. gantze und 8. halbe Carthaunen, Granaten auf 2000. Stuͤck, und dabey 200. Janitzaren, und 60. Canons ſollen dieſen eheſtens folgen. Der Cron-Feld-Herr kam geſtern in Caminiec an, und nachdem er alles in Augenſchein genommen, iſt er heute nach Miedzyboez verreiſet. Gedachter Feld-Herr hat abermahl bey dem Baſſa in Chozim Anſuchung tuhn laſſen, um deſſelben Erklaͤhrung wegen Ausliefferung der genommenen Pohlni- ſchen Ochſen zu erfuͤllen. Neben- Affairen. Berlin/ den 4. Septembr. Alle Regimenter haben Ordre zum Marſch, ohne noch zu wiſſen, wohin; doch vermuhtet man, daß es wegen der Curlaͤndiſchen Sache ſey. Da unſers Koͤnigs Miniſtri und Beamten zu Minden angemercket, daß die Geiſtlichen von der Abtey oder dem Dom alda ſich ſo auffuͤhren wollen, als ob ſie gantz nicht von unſerm Koͤnig abhiengen, iſt ihnen ſolches gantz billig unertraͤglich geweſen, weil nohtwen- dig alle und jede zu demjenigen Lande gehoͤren, darinn ſie wohnen und verbleiben, und niemand in ſeinem eigenen Staat einen fremden Staat zu dulden pfleget. Da die Judenſchafft, wie neulich gemeldet, in ihrer Synagoge verarreſtiret worden, ſo hat ſelbige nun gleichfals wider des verſtorbe- nen Muͤntz-Judens Wittwe, weil ſie in Verdacht, daß ſie ihres Mannes Verlaſſenſchaft auf die Sei- te gebracht, einen harten Bann publiciret, der ſich auch auf diejenigen, ſo darum Wiſſenſchaft haben, erſtrecket, und hoffet man alſo noch etwan dieſe Sachen ans Licht zu bringen. Sonſt ſol ein ge- wiſſer Kauffmann in die 24000. Rthlr. dabey zu kurtz kommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_390909_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_390909_1721/6
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 39, Hamburg, 9. September 1721, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_390909_1721/6>, abgerufen am 21.11.2024.