Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 33, Hamburg, 19. August 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
Num. 33
Verfolg der Hollsteinischen Zeitung/

Am Dienstage / den 19. August. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engelländische Affairen

Man sagt hier, daß
der Lord Harcourt eine ansehnliche Charge am
Hofe bekommen, und der Graf von Burlington
zum Hertzog, der Ritter Bing aber zum Grafen
von Torrington erhöhet werden sol. Msr. Ais-
labie sol seine Sachen so wohl eingerichtet haben,
daß man kaum 20 bis 25000 Pf. davon werde ab-
ziehen können, indem alle feste Güter, die er besi-
tzet, an seinen Sohn übertragen sind, und sol er
wol 5. a 600000. Pfund gewonnen haben. Der
Graf von Peterborough, der sehr tief ins Königs
Gunst stehet, wird wieder eine Reise nach dem Haag
tuhn. Als neulich bey Verlesung der Bill, um an
den König zu verwilligen die Subsidie, oder Auf-
nehmung von 500000. Pf. Sterling auf die Civi-
le Liste, ein hefftiger Wort-Wechsel entstanden, ist
des Herrn Shippen Discours sonderlich ange-
mercket worden, als der unter andern vielen Ge-
gen-Sprechen auch gesagt, daß diese Arth eine
Subsidie zu fordern was Unerhörtes, und ohne
Exempel sey, und schiene, als wolten die Ministers
das Parlement auf die Arth, wie man zu Paris ge-
wohnet, tractiren; daher möge bey Zustehung sol-
cher Anforderung, die Englische Nation von ih-
rer Freyheit und Vermögen nur bald Abschied
nehmen etc. Allein der Herr Robert Walpole hat
alle von der wiedrigen Parthey eingewandte
Gründe, vornemlich aber den Herrn Shippen
mit grossen Ernst und Beredsamkeit wiederlegt;
deme aber der Herr Pultney wegen seines grossen
Eyfers einen Stich geben wollen, und gesagt: Es
wären keine 2. Jahr vorbey, da der Herr Walpole
gantz anders gesinnt gewesen, und glaube er si-
cher, derselbe werde übers Jahr wieder gantz an-
derer Meynung seyn, weil er zur selben Zeit viel-
leicht eben das seyn würde, was er vor 2. Jahren
gewesen, (denn dazumahl war er seiner Dienste
entsetzet); doch ließ sich dieses der Herr Walpole
nicht anfechten, sondern antwortete mit seiner ge-
wöhnlichen Lebhafftigkeit: Es solte ihm gar nicht
gereuen, wenn er von seinem Ampt gesetzet würde,
daferne er nur versichert seyn, und sich damit trö-
sten könte, daß selbige durch eine solche Persohn er-
setzet werden solte, welche so viel Verdienste und
Qualitäten hätte, als der Herr Pultney; worüber
alle Anwesende zu lachen angefangen.


[Spaltenumbruch]
Holl- und Niederländische Affairen.

Die Staaten von
Frießland haben denen General-Staaten vorge-
tragen, daß man Jhnen diejenigen Gelder, welche
sie zum besten der 7. Provinzien ausgezahlet, gar
nicht zur Rechnung stellen wolle, weder bey dem
General-Einnehmer noch bey dem Kriegs-Staat.
Der Marquis de Prie wil, gleichwie in Franck-
reich geschiehet, die Einfuhr der Ost-Jndischen
Wahren in denen Osterreichischen Niederlanden
verbieten, damit die zu Ostende aus Ost-Jndien
kommende Wahren höher im Preiß zu steigern; al-
lein man hält dis für unmöglich, jedoch hat der
Herr Pesters auf Befehl Jhr. Hochmögenden deß-
falls an Jhn ausdrückliche Vorstellungen tuhn
müssen. Der Streit mit besagten Marquis ist
noch nicht zu Ende, und macht täglich grössere Mü-
he, davon man auch noch keinen gewissen Aus-
schlag gefunden. Der Czaarische Gesandte Printz
Kurakin hat nachdrücklich geantwortet auf des
Schwedischen Ministers Vorstellung, daß der Czaar
durch die 3 Schiffe, so hier gebauet werden, die
freye Handlung in der Nord-See hindern und zu
verletzen suche, etc. wie solche mit nichten dazu, son-
dern vielmehr selbst Handel zu treiben gebraucht
werden solten, und obgleich Schwedischer Seits
selbst darinn der Anfang gemacht worden, habe
Jhro Czaarische Majest. doch nie dergleichen ge-
tahn, sondern die freye Fahrt stets offen gelassen;
und wolten auch mit Jhr. Hochmögenden eine be-
ständige Freundschafft unterhalten etc.

Franckreichs Affairen.

Man höret hier itzo mehr
von ungemeinen und beynahe unglaublichen Ga-
stereyen mit Jlluminationen, Feuerwercken und
dergleichen, als sonst jemals in den glückseligsten
Zeiten geschehen möchte; wie dan auch iüngst Ma-
dame d'Averne zu St. Cloud in dem Hause, wel-
ches ehemals der Chur-Fürst von Bayern inne ge-
habt, ein kostbahres Festin gegeben, mit einer vor-
treflichen Music, wobey alle Sänger und Sänge-
rinnen der Opera sich befunden; Es ist auch auff
der Seine ein sehr schönes Feurwerck angezündet,
worauf ein Bal gefolget, der bis den andern Mor-
gen gedauret hat. Am meisten aber fiel in die Au-
gen eine Jllumination im Garten von mehr als
20000 angezündeten Lampen und Fackeln; Und

Num. 33
Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/

Am Dienſtage / den 19. Auguſt. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engellaͤndiſche Affairen

Man ſagt hier, daß
der Lord Harcourt eine anſehnliche Charge am
Hofe bekommen, und der Graf von Burlington
zum Hertzog, der Ritter Bing aber zum Grafen
von Torrington erhoͤhet werden ſol. Mſr. Ais-
labie ſol ſeine Sachen ſo wohl eingerichtet haben,
daß man kaum 20 bis 25000 Pf. davon werde ab-
ziehen koͤnnen, indem alle feſte Guͤter, die er beſi-
tzet, an ſeinen Sohn uͤbertragen ſind, und ſol er
wol 5. a 600000. Pfund gewonnen haben. Der
Graf von Peterborough, der ſehr tief ins Koͤnigs
Gunſt ſtehet, wird wiedeꝛ eine Reiſe nach dem Haag
tuhn. Als neulich bey Verleſung der Bill, um an
den Koͤnig zu verwilligen die Subſidie, oder Auf-
nehmung von 500000. Pf. Sterling auf die Civi-
le Liſte, ein hefftiger Wort-Wechſel entſtanden, iſt
des Herrn Shippen Diſcours ſonderlich ange-
mercket worden, als der unter andern vielen Ge-
gen-Sprechen auch geſagt, daß dieſe Arth eine
Subſidie zu fordern was Unerhoͤrtes, und ohne
Exempel ſey, und ſchiene, als wolten die Miniſters
das Parlement auf die Arth, wie man zu Paris ge-
wohnet, tractiren; daher moͤge bey Zuſtehung ſol-
cher Anforderung, die Engliſche Nation von ih-
rer Freyheit und Vermoͤgen nur bald Abſchied
nehmen ꝛc. Allein der Herr Robert Walpole hat
alle von der wiedrigen Parthey eingewandte
Gruͤnde, vornemlich aber den Herrn Shippen
mit groſſen Ernſt und Beredſamkeit wiederlegt;
deme aber der Herr Pultney wegen ſeines groſſen
Eyfers einen Stich geben wollen, und geſagt: Es
waͤren keine 2. Jahr vorbey, da der Herr Walpole
gantz anders geſinnt geweſen, und glaube er ſi-
cher, derſelbe werde uͤbers Jahr wieder gantz an-
derer Meynung ſeyn, weil er zur ſelben Zeit viel-
leicht eben das ſeyn wuͤrde, was er vor 2. Jahren
geweſen, (denn dazumahl war er ſeiner Dienſte
entſetzet); doch ließ ſich dieſes der Herr Walpole
nicht anfechten, ſondern antwortete mit ſeiner ge-
woͤhnlichen Lebhafftigkeit: Es ſolte ihm gar nicht
gereuen, wenn er von ſeinem Ampt geſetzet wuͤrde,
daferne er nur verſichert ſeyn, und ſich damit troͤ-
ſten koͤnte, daß ſelbige durch eine ſolche Perſohn er-
ſetzet werden ſolte, welche ſo viel Verdienſte und
Qualitaͤten haͤtte, als der Herr Pultney; woruͤber
alle Anweſende zu lachen angefangen.


[Spaltenumbruch]
Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen.

Die Staaten von
Frießland haben denen General-Staaten vorge-
tragen, daß man Jhnen diejenigen Gelder, welche
ſie zum beſten der 7. Provinzien ausgezahlet, gar
nicht zur Rechnung ſtellen wolle, weder bey dem
General-Einnehmer noch bey dem Kriegs-Staat.
Der Marquis de Prie wil, gleichwie in Franck-
reich geſchiehet, die Einfuhr der Oſt-Jndiſchen
Wahren in denen Oſterreichiſchen Niederlanden
verbieten, damit die zu Oſtende aus Oſt-Jndien
kom̃ende Wahren hoͤher im Preiß zu ſteigern; al-
lein man haͤlt dis fuͤr unmoͤglich, jedoch hat der
Herr Peſters auf Befehl Jhr. Hochmoͤgenden deß-
falls an Jhn ausdruͤckliche Vorſtellungen tuhn
muͤſſen. Der Streit mit beſagten Marquis iſt
noch nicht zu Ende, und macht taͤglich groͤſſere Muͤ-
he, davon man auch noch keinen gewiſſen Aus-
ſchlag gefunden. Der Czaariſche Geſandte Printz
Kurakin hat nachdruͤcklich geantwortet auf des
Schwediſchen Miniſteꝛs Vorſtellung, daß der Czaar
durch die 3 Schiffe, ſo hier gebauet werden, die
freye Handlung in der Nord-See hindern und zu
verletzen ſuche, ꝛc. wie ſolche mit nichten dazu, ſon-
dern vielmehr ſelbſt Handel zu treiben gebraucht
werden ſolten, und obgleich Schwediſcher Seits
ſelbſt darinn der Anfang gemacht worden, habe
Jhro Czaariſche Majeſt. doch nie dergleichen ge-
tahn, ſondern die freye Fahrt ſtets offen gelaſſen;
und wolten auch mit Jhr. Hochmoͤgenden eine be-
ſtaͤndige Freundſchafft unterhalten ꝛc.

Franckreichs Affairen.

Man hoͤret hier itzo mehr
von ungemeinen und beynahe unglaublichen Ga-
ſtereyen mit Jlluminationen, Feuerwercken und
dergleichen, als ſonſt jemals in den gluͤckſeligſten
Zeiten geſchehen moͤchte; wie dan auch iuͤngſt Ma-
dame d’Averne zu St. Cloud in dem Hauſe, wel-
ches ehemals der Chur-Fuͤrſt von Bayern inne ge-
habt, ein koſtbahres Feſtin gegeben, mit einer vor-
treflichen Muſic, wobey alle Saͤnger und Saͤnge-
rinnen der Opera ſich befunden; Es iſt auch auff
der Seine ein ſehr ſchoͤnes Feurwerck angezuͤndet,
worauf ein Bal gefolget, der bis den andern Mor-
gen gedauret hat. Am meiſten aber fiel in die Au-
gen eine Jllumination im Garten von mehr als
20000 angezuͤndeten Lampen und Fackeln; Und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0005" n="[5]"/>
      <div>
        <floatingText>
          <front>
            <titlePage type="main">
              <docTitle>
                <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq #c">Num. 33</hi> </titlePart>
                <titlePart type="main"> <hi rendition="#b #c #fr"><hi rendition="#in">V</hi>erfolg der Holl&#x017F;teini&#x017F;chen <hi rendition="#in">Z</hi>eitung/</hi> </titlePart>
              </docTitle><lb/>
              <docDate> <hi rendition="#c #fr">Am Dien&#x017F;tage / den 19.                                     Augu&#x017F;t. 1721.</hi> </docDate><lb/>
            </titlePage>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </front>
          <body>
            <cb type="start"/><lb/>
            <div type="jPoliticalNews">
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Engella&#x0364;ndi&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen</hi> </hi> </head>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Londen/</hi> den 8. Augu&#x017F;t.</dateline>
                  <p>Man &#x017F;agt hier,                         daß<lb/>
der Lord Harcourt eine an&#x017F;ehnliche Charge am<lb/>
Hofe                         bekommen, und der Graf von Burlington<lb/>
zum Hertzog, der Ritter Bing aber                         zum Grafen<lb/>
von Torrington erho&#x0364;het werden &#x017F;ol. M&#x017F;r.                         Ais-<lb/>
labie &#x017F;ol &#x017F;eine Sachen &#x017F;o wohl eingerichtet                         haben,<lb/>
daß man kaum 20 bis 25000 Pf. davon werde ab-<lb/>
ziehen                         ko&#x0364;nnen, indem alle fe&#x017F;te Gu&#x0364;ter, die er                         be&#x017F;i-<lb/>
tzet, an &#x017F;einen Sohn u&#x0364;bertragen &#x017F;ind,                         und &#x017F;ol er<lb/>
wol 5. a 600000. Pfund gewonnen haben. Der<lb/>
Graf                         von Peterborough, der &#x017F;ehr tief ins Ko&#x0364;nigs<lb/>
Gun&#x017F;t                         &#x017F;tehet, wird wiede&#xA75B; eine Rei&#x017F;e nach dem Haag<lb/>
tuhn.                         Als neulich bey Verle&#x017F;ung der Bill, um an<lb/>
den Ko&#x0364;nig zu                         verwilligen die Sub&#x017F;idie, oder Auf-<lb/>
nehmung von 500000. Pf.                         Sterling auf die Civi-<lb/>
le Li&#x017F;te, ein hefftiger                         Wort-Wech&#x017F;el ent&#x017F;tanden, i&#x017F;t<lb/>
des Herrn Shippen                         Di&#x017F;cours &#x017F;onderlich ange-<lb/>
mercket worden, als der unter                         andern vielen Ge-<lb/>
gen-Sprechen auch ge&#x017F;agt, daß die&#x017F;e Arth                         eine<lb/>
Sub&#x017F;idie zu fordern was Unerho&#x0364;rtes, und                         ohne<lb/>
Exempel &#x017F;ey, und &#x017F;chiene, als wolten die                         Mini&#x017F;ters<lb/>
das Parlement auf die Arth, wie man zu Paris                         ge-<lb/>
wohnet, tractiren; daher mo&#x0364;ge bey Zu&#x017F;tehung                         &#x017F;ol-<lb/>
cher Anforderung, die Engli&#x017F;che Nation von                         ih-<lb/>
rer Freyheit und Vermo&#x0364;gen nur bald                         Ab&#x017F;chied<lb/>
nehmen &#xA75B;c. Allein der Herr Robert Walpole                         hat<lb/>
alle von der wiedrigen Parthey eingewandte<lb/>
Gru&#x0364;nde,                         vornemlich aber den Herrn Shippen<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;en Ern&#x017F;t                         und Bered&#x017F;amkeit wiederlegt;<lb/>
deme aber der Herr Pultney wegen                         &#x017F;eines gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Eyfers einen Stich geben wollen, und                         ge&#x017F;agt: Es<lb/>
wa&#x0364;ren keine 2. Jahr vorbey, da der Herr                         Walpole<lb/>
gantz anders ge&#x017F;innt gewe&#x017F;en, und glaube er                         &#x017F;i-<lb/>
cher, der&#x017F;elbe werde u&#x0364;bers Jahr wieder gantz                         an-<lb/>
derer Meynung &#x017F;eyn, weil er zur &#x017F;elben Zeit                         viel-<lb/>
leicht eben das &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, was er vor 2.                         Jahren<lb/>
gewe&#x017F;en, (denn dazumahl war er &#x017F;einer                         Dien&#x017F;te<lb/>
ent&#x017F;etzet); doch ließ &#x017F;ich die&#x017F;es                         der Herr Walpole<lb/>
nicht anfechten, &#x017F;ondern antwortete mit                         &#x017F;einer ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Lebhafftigkeit: Es &#x017F;olte ihm                         gar nicht<lb/>
gereuen, wenn er von &#x017F;einem Ampt ge&#x017F;etzet                         wu&#x0364;rde,<lb/>
daferne er nur ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, und                         &#x017F;ich damit tro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten ko&#x0364;nte, daß                         &#x017F;elbige durch eine &#x017F;olche Per&#x017F;ohn er-<lb/>
&#x017F;etzet                         werden &#x017F;olte, welche &#x017F;o viel Verdien&#x017F;te                         und<lb/>
Qualita&#x0364;ten ha&#x0364;tte, als der Herr Pultney;                         woru&#x0364;ber<lb/>
alle Anwe&#x017F;ende zu lachen angefangen.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <cb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Holl- und Niederla&#x0364;ndi&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Haag/</hi> den 15. Augu&#x017F;ti.</dateline>
                  <p>Die Staaten                         von<lb/>
Frießland haben denen General-Staaten vorge-<lb/>
tragen, daß man                         Jhnen diejenigen Gelder, welche<lb/>
&#x017F;ie zum be&#x017F;ten der 7.                         Provinzien ausgezahlet, gar<lb/>
nicht zur Rechnung &#x017F;tellen wolle,                         weder bey dem<lb/>
General-Einnehmer noch bey dem Kriegs-Staat.<lb/>
Der                         Marquis de Prie wil, gleichwie in Franck-<lb/>
reich ge&#x017F;chiehet, die                         Einfuhr der O&#x017F;t-Jndi&#x017F;chen<lb/>
Wahren in denen                         O&#x017F;terreichi&#x017F;chen Niederlanden<lb/>
verbieten, damit die zu                         O&#x017F;tende aus O&#x017F;t-Jndien<lb/>
kom&#x0303;ende Wahren                         ho&#x0364;her im Preiß zu &#x017F;teigern; al-<lb/>
lein man ha&#x0364;lt dis                         fu&#x0364;r unmo&#x0364;glich, jedoch hat der<lb/>
Herr Pe&#x017F;ters auf                         Befehl Jhr. Hochmo&#x0364;genden deß-<lb/>
falls an Jhn ausdru&#x0364;ckliche                         Vor&#x017F;tellungen tuhn<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Streit mit                         be&#x017F;agten Marquis i&#x017F;t<lb/>
noch nicht zu Ende, und macht                         ta&#x0364;glich gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Mu&#x0364;-<lb/>
he, davon man                         auch noch keinen gewi&#x017F;&#x017F;en Aus-<lb/>
&#x017F;chlag gefunden. Der                         Czaari&#x017F;che Ge&#x017F;andte Printz<lb/>
Kurakin hat                         nachdru&#x0364;cklich geantwortet auf des<lb/>
Schwedi&#x017F;chen                         Mini&#x017F;te&#xA75B;s Vor&#x017F;tellung, daß der Czaar<lb/>
durch die 3                         Schiffe, &#x017F;o hier gebauet werden, die<lb/>
freye Handlung in der                         Nord-See hindern und zu<lb/>
verletzen &#x017F;uche, &#xA75B;c. wie                         &#x017F;olche mit nichten dazu, &#x017F;on-<lb/>
dern vielmehr                         &#x017F;elb&#x017F;t Handel zu treiben gebraucht<lb/>
werden &#x017F;olten,                         und obgleich Schwedi&#x017F;cher Seits<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t darinn der                         Anfang gemacht worden, habe<lb/>
Jhro Czaari&#x017F;che Maje&#x017F;t. doch                         nie dergleichen ge-<lb/>
tahn, &#x017F;ondern die freye Fahrt &#x017F;tets                         offen gela&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
und wolten auch mit Jhr.                         Hochmo&#x0364;genden eine be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige                         Freund&#x017F;chafft unterhalten &#xA75B;c.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Franckreichs</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Paris/</hi> den 9. Aug.</dateline>
                  <p>Man ho&#x0364;ret hier itzo mehr<lb/>
von ungemeinen und beynahe unglaublichen                                         Ga-<lb/>
&#x017F;tereyen mit Jlluminationen, Feuerwercken                                         und<lb/>
dergleichen, als &#x017F;on&#x017F;t jemals in den                                         glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;ten<lb/>
Zeiten                                         ge&#x017F;chehen mo&#x0364;chte; wie dan auch                                         iu&#x0364;ng&#x017F;t Ma-<lb/>
dame d&#x2019;Averne zu St.                                         Cloud in dem Hau&#x017F;e, wel-<lb/>
ches ehemals der                                         Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t von Bayern inne ge-<lb/>
habt, ein                                         ko&#x017F;tbahres Fe&#x017F;tin gegeben, mit einer                                         vor-<lb/>
treflichen Mu&#x017F;ic, wobey alle Sa&#x0364;nger                                         und Sa&#x0364;nge-<lb/>
rinnen der Opera &#x017F;ich                                         befunden; Es i&#x017F;t auch auff<lb/>
der Seine ein                                         &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nes Feurwerck                                         angezu&#x0364;ndet,<lb/>
worauf ein Bal gefolget, der bis den                                         andern Mor-<lb/>
gen gedauret hat. Am mei&#x017F;ten aber                                         fiel in die Au-<lb/>
gen eine Jllumination im Garten von mehr                                         als<lb/>
20000 angezu&#x0364;ndeten Lampen und Fackeln;                                             Und<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[5]/0005] Num. 33 Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/ Am Dienſtage / den 19. Auguſt. 1721. Engellaͤndiſche Affairen Londen/ den 8. Auguſt. Man ſagt hier, daß der Lord Harcourt eine anſehnliche Charge am Hofe bekommen, und der Graf von Burlington zum Hertzog, der Ritter Bing aber zum Grafen von Torrington erhoͤhet werden ſol. Mſr. Ais- labie ſol ſeine Sachen ſo wohl eingerichtet haben, daß man kaum 20 bis 25000 Pf. davon werde ab- ziehen koͤnnen, indem alle feſte Guͤter, die er beſi- tzet, an ſeinen Sohn uͤbertragen ſind, und ſol er wol 5. a 600000. Pfund gewonnen haben. Der Graf von Peterborough, der ſehr tief ins Koͤnigs Gunſt ſtehet, wird wiedeꝛ eine Reiſe nach dem Haag tuhn. Als neulich bey Verleſung der Bill, um an den Koͤnig zu verwilligen die Subſidie, oder Auf- nehmung von 500000. Pf. Sterling auf die Civi- le Liſte, ein hefftiger Wort-Wechſel entſtanden, iſt des Herrn Shippen Diſcours ſonderlich ange- mercket worden, als der unter andern vielen Ge- gen-Sprechen auch geſagt, daß dieſe Arth eine Subſidie zu fordern was Unerhoͤrtes, und ohne Exempel ſey, und ſchiene, als wolten die Miniſters das Parlement auf die Arth, wie man zu Paris ge- wohnet, tractiren; daher moͤge bey Zuſtehung ſol- cher Anforderung, die Engliſche Nation von ih- rer Freyheit und Vermoͤgen nur bald Abſchied nehmen ꝛc. Allein der Herr Robert Walpole hat alle von der wiedrigen Parthey eingewandte Gruͤnde, vornemlich aber den Herrn Shippen mit groſſen Ernſt und Beredſamkeit wiederlegt; deme aber der Herr Pultney wegen ſeines groſſen Eyfers einen Stich geben wollen, und geſagt: Es waͤren keine 2. Jahr vorbey, da der Herr Walpole gantz anders geſinnt geweſen, und glaube er ſi- cher, derſelbe werde uͤbers Jahr wieder gantz an- derer Meynung ſeyn, weil er zur ſelben Zeit viel- leicht eben das ſeyn wuͤrde, was er vor 2. Jahren geweſen, (denn dazumahl war er ſeiner Dienſte entſetzet); doch ließ ſich dieſes der Herr Walpole nicht anfechten, ſondern antwortete mit ſeiner ge- woͤhnlichen Lebhafftigkeit: Es ſolte ihm gar nicht gereuen, wenn er von ſeinem Ampt geſetzet wuͤrde, daferne er nur verſichert ſeyn, und ſich damit troͤ- ſten koͤnte, daß ſelbige durch eine ſolche Perſohn er- ſetzet werden ſolte, welche ſo viel Verdienſte und Qualitaͤten haͤtte, als der Herr Pultney; woruͤber alle Anweſende zu lachen angefangen. Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen. Haag/ den 15. Auguſti. Die Staaten von Frießland haben denen General-Staaten vorge- tragen, daß man Jhnen diejenigen Gelder, welche ſie zum beſten der 7. Provinzien ausgezahlet, gar nicht zur Rechnung ſtellen wolle, weder bey dem General-Einnehmer noch bey dem Kriegs-Staat. Der Marquis de Prie wil, gleichwie in Franck- reich geſchiehet, die Einfuhr der Oſt-Jndiſchen Wahren in denen Oſterreichiſchen Niederlanden verbieten, damit die zu Oſtende aus Oſt-Jndien kom̃ende Wahren hoͤher im Preiß zu ſteigern; al- lein man haͤlt dis fuͤr unmoͤglich, jedoch hat der Herr Peſters auf Befehl Jhr. Hochmoͤgenden deß- falls an Jhn ausdruͤckliche Vorſtellungen tuhn muͤſſen. Der Streit mit beſagten Marquis iſt noch nicht zu Ende, und macht taͤglich groͤſſere Muͤ- he, davon man auch noch keinen gewiſſen Aus- ſchlag gefunden. Der Czaariſche Geſandte Printz Kurakin hat nachdruͤcklich geantwortet auf des Schwediſchen Miniſteꝛs Vorſtellung, daß der Czaar durch die 3 Schiffe, ſo hier gebauet werden, die freye Handlung in der Nord-See hindern und zu verletzen ſuche, ꝛc. wie ſolche mit nichten dazu, ſon- dern vielmehr ſelbſt Handel zu treiben gebraucht werden ſolten, und obgleich Schwediſcher Seits ſelbſt darinn der Anfang gemacht worden, habe Jhro Czaariſche Majeſt. doch nie dergleichen ge- tahn, ſondern die freye Fahrt ſtets offen gelaſſen; und wolten auch mit Jhr. Hochmoͤgenden eine be- ſtaͤndige Freundſchafft unterhalten ꝛc. Franckreichs Affairen. Paris/ den 9. Aug. Man hoͤret hier itzo mehr von ungemeinen und beynahe unglaublichen Ga- ſtereyen mit Jlluminationen, Feuerwercken und dergleichen, als ſonſt jemals in den gluͤckſeligſten Zeiten geſchehen moͤchte; wie dan auch iuͤngſt Ma- dame d’Averne zu St. Cloud in dem Hauſe, wel- ches ehemals der Chur-Fuͤrſt von Bayern inne ge- habt, ein koſtbahres Feſtin gegeben, mit einer vor- treflichen Muſic, wobey alle Saͤnger und Saͤnge- rinnen der Opera ſich befunden; Es iſt auch auff der Seine ein ſehr ſchoͤnes Feurwerck angezuͤndet, worauf ein Bal gefolget, der bis den andern Mor- gen gedauret hat. Am meiſten aber fiel in die Au- gen eine Jllumination im Garten von mehr als 20000 angezuͤndeten Lampen und Fackeln; Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_331908_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_331908_1721/5
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 33, Hamburg, 19. August 1721, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_331908_1721/5>, abgerufen am 23.11.2024.