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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 160, Hamburg, 8. Oktober 1751.

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[Spaltenumbruch] erst die Bücher, welche zu den 4 Facultäten gehö-
ren. Ueberhaupt erzeigt der Herr Graf allen Ge-
lehrten einen ausnehmenden Gefallen durch die-
ses Verzeichniß seiner prächtigen Bibliothek.
Wenn dieses Werk zu Stande ist, wird man mit
einer erleichterten Mühe den Stoff finden können,
den man haben will. G. G. Z. St. 23.

Bey Hollen ist zu haben: Sammlung rarer
und merkwürdiger Gold- und Silber-Münzen,
historisch und kritisch beschrieben. in Quarto.
Münzen werden wegen gewisser Umstände merk-
würdig. Sie verdienen deswegen einen aufmerk-
samen Blick, weil dergleichen Umstände oft in
die Geschichte einschlagen. Der Herr Verfasser
hat in dieser Sammlung 50 Stück von allerhand
Münzen bekannt gemacht. Sie sind auf das ge-
naueste in Kupfer gestochen, ausführlich beschrie-
ben und hinlänglich erkläret. Was an jeder an-
geführten Münze merkwürdig zu betrachten ist,
hat man in der Ueberschrift angemerkt. Bey-
läufig redet der Verfasser auch von andern selte-
nen Thalern, und meldet, wie sie in der Selten-
heit auf einander folgen. Man findet hier viele
Stücke, welche man aller möglichen Bemühun-
gen ungeachtet nicht hat bekommen können. Es
wird also diese kleine Sammlung den Liebhabern
der Münzen desto angenehmer seyn, weil zugleich
die Geschichte dadurch um ein vieles erläutert
wird. L. G. Z. St. 54.

Herr Picander ist noch in der Welt. Der fünfte
Theil seiner vortrefflichen ernst- scherz- p - - haf-
ten und satyrischen Gedichte ist der galanten Welt
zum Vergnügen aus der Presse kommen. Es wäre
überflüßig einen Mann zu loben, der sich durch
seine besondre Art zu Dichten so berühmt gemacht
hat. Sein Reim und sein Witz haben ihn noch
nicht verlassen. Jns besondre hat ihn die Natur
mit einer besondern Fähigkeit begabt, seinen Ver-
stand in Wortspielen zu zeigen. Folgende seine
Gedanken mögen davon eine Probe geben. Das
Gedichte ist auf einen Bräutigam gemacht, wel-
cher Ermel heißt.

Oft werden die Gemüther hitzig,
Wenn sich der falsche Neid entrüst,
[Spaltenumbruch] Und wie der Ermel meistens spitzig
Und sehr bequem zum Stossen ist,
So spricht man zu dergleichen Leuten:
Küßt mich in Ermel recht mit Macht.
Und das will eben das bedeuten,
Was jener Goldschmidt hat gedacht.

Es ist aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich-
ter in einer gewissen Art der Dichtkunst immer
vor den andern etwas voraus hat. Picander ist
ein Meister in Quodlibet oder unsinnigen Versen.
Man lese diese Zeilen, welche aus der Feder die-
ses berühmten Mannes geflossen sind:

Hört, Meister Schneider, nehmet mir
Das Maaß zu einem Kleide,
Jch zahl euch was ihr wollt dafür,
Doch lasset mir die Freude,
Daß eure Frau, das wackre Weib,
Mir solches anprobire,
Denn sie verstehet meinen Leib,
Und wie ich ihn regiere.
Göttingen.

Vandenhöeks Wittwe verlegt:
Philipp Müllers Gärtuer-Calender etc. Der Ver-
fasser ist Gärtner bey dem botanischen Garten
der Londonschen Apotheker-Gesellschaft. Man hat
ihn ersucht, diese Artikel, wie man in jedem Mo-
nat und in den besondern Jahrszeiten die Pflan-
zen bauen und warten soll, besonders herauszu-
geben. Er hat es gethan, die Artikel vermehrt,
und diesen Calender verfertigt. So nützlich die-
ses Buch den Gärten-Liebhabern seyn könnte,
wenn es einen Gartenverständigen Uebersetzer ge-
habt hätte, so wenigen Nutzen wird es ihnen
schaffen. Denn bey uns können wir im Jenner
noch keinen Sallat und keine Erbsen, wie in
London, säen. Auch blühen bey uns im Lande
die Hyazinthen den Februar-Monat noch nicht.
Und was noch mehr, so ist die Ueberfetzung auch
etwas undeutsch gerathen. Die Verlegerinn muß
also, wenn sich die erste Auflage vergreifen sollte,
bey einer neuen auch eine neue Uebersetzung be-
sorgen, und sie von einem Manne machen lassen,
der die Regeln eines Müllers auf unsre Gegend
anzuwenden weiß.

Cr. N. St. 26.

[Ende Spaltensatz]

[Spaltenumbruch] erſt die Buͤcher, welche zu den 4 Facultaͤten gehoͤ-
ren. Ueberhaupt erzeigt der Herr Graf allen Ge-
lehrten einen ausnehmenden Gefallen durch die-
ſes Verzeichniß ſeiner praͤchtigen Bibliothek.
Wenn dieſes Werk zu Stande iſt, wird man mit
einer erleichterten Muͤhe den Stoff finden koͤnnen,
den man haben will. G. G. Z. St. 23.

Bey Hollen iſt zu haben: Sammlung rarer
und merkwuͤrdiger Gold- und Silber-Muͤnzen,
hiſtoriſch und kritiſch beſchrieben. in Quarto.
Muͤnzen werden wegen gewiſſer Umſtaͤnde merk-
wuͤrdig. Sie verdienen deswegen einen aufmerk-
ſamen Blick, weil dergleichen Umſtaͤnde oft in
die Geſchichte einſchlagen. Der Herr Verfaſſer
hat in dieſer Sammlung 50 Stuͤck von allerhand
Muͤnzen bekannt gemacht. Sie ſind auf das ge-
naueſte in Kupfer geſtochen, ausfuͤhrlich beſchrie-
ben und hinlaͤnglich erklaͤret. Was an jeder an-
gefuͤhrten Muͤnze merkwuͤrdig zu betrachten iſt,
hat man in der Ueberſchrift angemerkt. Bey-
laͤufig redet der Verfaſſer auch von andern ſelte-
nen Thalern, und meldet, wie ſie in der Selten-
heit auf einander folgen. Man findet hier viele
Stuͤcke, welche man aller moͤglichen Bemuͤhun-
gen ungeachtet nicht hat bekommen koͤnnen. Es
wird alſo dieſe kleine Sammlung den Liebhabern
der Muͤnzen deſto angenehmer ſeyn, weil zugleich
die Geſchichte dadurch um ein vieles erlaͤutert
wird. L. G. Z. St. 54.

Herr Picander iſt noch in der Welt. Der fuͤnfte
Theil ſeiner vortrefflichen ernſt- ſcherz- p ‒ ‒ haf-
ten und ſatyriſchen Gedichte iſt der galanten Welt
zum Vergnuͤgen aus der Preſſe kommen. Es waͤre
uͤberfluͤßig einen Mann zu loben, der ſich durch
ſeine beſondre Art zu Dichten ſo beruͤhmt gemacht
hat. Sein Reim und ſein Witz haben ihn noch
nicht verlaſſen. Jns beſondre hat ihn die Natur
mit einer beſondern Faͤhigkeit begabt, ſeinen Ver-
ſtand in Wortſpielen zu zeigen. Folgende ſeine
Gedanken moͤgen davon eine Probe geben. Das
Gedichte iſt auf einen Braͤutigam gemacht, wel-
cher Ermel heißt.

Oft werden die Gemuͤther hitzig,
Wenn ſich der falſche Neid entruͤſt,
[Spaltenumbruch] Und wie der Ermel meiſtens ſpitzig
Und ſehr bequem zum Stoſſen iſt,
So ſpricht man zu dergleichen Leuten:
Kuͤßt mich in Ermel recht mit Macht.
Und das will eben das bedeuten,
Was jener Goldſchmidt hat gedacht.

Es iſt aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich-
ter in einer gewiſſen Art der Dichtkunſt immer
vor den andern etwas voraus hat. Picander iſt
ein Meiſter in Quodlibet oder unſinnigen Verſen.
Man leſe dieſe Zeilen, welche aus der Feder die-
ſes beruͤhmten Mannes gefloſſen ſind:

Hoͤrt, Meiſter Schneider, nehmet mir
Das Maaß zu einem Kleide,
Jch zahl euch was ihr wollt dafuͤr,
Doch laſſet mir die Freude,
Daß eure Frau, das wackre Weib,
Mir ſolches anprobire,
Denn ſie verſtehet meinen Leib,
Und wie ich ihn regiere.
Goͤttingen.

Vandenhoͤeks Wittwe verlegt:
Philipp Muͤllers Gaͤrtuer-Calender etc. Der Ver-
faſſer iſt Gaͤrtner bey dem botaniſchen Garten
der Londonſchen Apotheker-Geſellſchaft. Man hat
ihn erſucht, dieſe Artikel, wie man in jedem Mo-
nat und in den beſondern Jahrszeiten die Pflan-
zen bauen und warten ſoll, beſonders herauszu-
geben. Er hat es gethan, die Artikel vermehrt,
und dieſen Calender verfertigt. So nuͤtzlich die-
ſes Buch den Gaͤrten-Liebhabern ſeyn koͤnnte,
wenn es einen Gartenverſtaͤndigen Ueberſetzer ge-
habt haͤtte, ſo wenigen Nutzen wird es ihnen
ſchaffen. Denn bey uns koͤnnen wir im Jenner
noch keinen Sallat und keine Erbſen, wie in
London, ſaͤen. Auch bluͤhen bey uns im Lande
die Hyazinthen den Februar-Monat noch nicht.
Und was noch mehr, ſo iſt die Ueberfetzung auch
etwas undeutſch gerathen. Die Verlegerinn muß
alſo, wenn ſich die erſte Auflage vergreifen ſollte,
bey einer neuen auch eine neue Ueberſetzung be-
ſorgen, und ſie von einem Manne machen laſſen,
der die Regeln eines Muͤllers auf unſre Gegend
anzuwenden weiß.

Cr. N. St. 26.

[Ende Spaltensatz]
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[[8]/0008] erſt die Buͤcher, welche zu den 4 Facultaͤten gehoͤ- ren. Ueberhaupt erzeigt der Herr Graf allen Ge- lehrten einen ausnehmenden Gefallen durch die- ſes Verzeichniß ſeiner praͤchtigen Bibliothek. Wenn dieſes Werk zu Stande iſt, wird man mit einer erleichterten Muͤhe den Stoff finden koͤnnen, den man haben will. G. G. Z. St. 23. Bey Hollen iſt zu haben: Sammlung rarer und merkwuͤrdiger Gold- und Silber-Muͤnzen, hiſtoriſch und kritiſch beſchrieben. in Quarto. Muͤnzen werden wegen gewiſſer Umſtaͤnde merk- wuͤrdig. Sie verdienen deswegen einen aufmerk- ſamen Blick, weil dergleichen Umſtaͤnde oft in die Geſchichte einſchlagen. Der Herr Verfaſſer hat in dieſer Sammlung 50 Stuͤck von allerhand Muͤnzen bekannt gemacht. Sie ſind auf das ge- naueſte in Kupfer geſtochen, ausfuͤhrlich beſchrie- ben und hinlaͤnglich erklaͤret. Was an jeder an- gefuͤhrten Muͤnze merkwuͤrdig zu betrachten iſt, hat man in der Ueberſchrift angemerkt. Bey- laͤufig redet der Verfaſſer auch von andern ſelte- nen Thalern, und meldet, wie ſie in der Selten- heit auf einander folgen. Man findet hier viele Stuͤcke, welche man aller moͤglichen Bemuͤhun- gen ungeachtet nicht hat bekommen koͤnnen. Es wird alſo dieſe kleine Sammlung den Liebhabern der Muͤnzen deſto angenehmer ſeyn, weil zugleich die Geſchichte dadurch um ein vieles erlaͤutert wird. L. G. Z. St. 54. Herr Picander iſt noch in der Welt. Der fuͤnfte Theil ſeiner vortrefflichen ernſt- ſcherz- p ‒ ‒ haf- ten und ſatyriſchen Gedichte iſt der galanten Welt zum Vergnuͤgen aus der Preſſe kommen. Es waͤre uͤberfluͤßig einen Mann zu loben, der ſich durch ſeine beſondre Art zu Dichten ſo beruͤhmt gemacht hat. Sein Reim und ſein Witz haben ihn noch nicht verlaſſen. Jns beſondre hat ihn die Natur mit einer beſondern Faͤhigkeit begabt, ſeinen Ver- ſtand in Wortſpielen zu zeigen. Folgende ſeine Gedanken moͤgen davon eine Probe geben. Das Gedichte iſt auf einen Braͤutigam gemacht, wel- cher Ermel heißt. Oft werden die Gemuͤther hitzig, Wenn ſich der falſche Neid entruͤſt, Und wie der Ermel meiſtens ſpitzig Und ſehr bequem zum Stoſſen iſt, So ſpricht man zu dergleichen Leuten: Kuͤßt mich in Ermel recht mit Macht. Und das will eben das bedeuten, Was jener Goldſchmidt hat gedacht. Es iſt aus die Erfahrung bekannt, daß ein Dich- ter in einer gewiſſen Art der Dichtkunſt immer vor den andern etwas voraus hat. Picander iſt ein Meiſter in Quodlibet oder unſinnigen Verſen. Man leſe dieſe Zeilen, welche aus der Feder die- ſes beruͤhmten Mannes gefloſſen ſind: Hoͤrt, Meiſter Schneider, nehmet mir Das Maaß zu einem Kleide, Jch zahl euch was ihr wollt dafuͤr, Doch laſſet mir die Freude, Daß eure Frau, das wackre Weib, Mir ſolches anprobire, Denn ſie verſtehet meinen Leib, Und wie ich ihn regiere. Goͤttingen. Vandenhoͤeks Wittwe verlegt: Philipp Muͤllers Gaͤrtuer-Calender etc. Der Ver- faſſer iſt Gaͤrtner bey dem botaniſchen Garten der Londonſchen Apotheker-Geſellſchaft. Man hat ihn erſucht, dieſe Artikel, wie man in jedem Mo- nat und in den beſondern Jahrszeiten die Pflan- zen bauen und warten ſoll, beſonders herauszu- geben. Er hat es gethan, die Artikel vermehrt, und dieſen Calender verfertigt. So nuͤtzlich die- ſes Buch den Gaͤrten-Liebhabern ſeyn koͤnnte, wenn es einen Gartenverſtaͤndigen Ueberſetzer ge- habt haͤtte, ſo wenigen Nutzen wird es ihnen ſchaffen. Denn bey uns koͤnnen wir im Jenner noch keinen Sallat und keine Erbſen, wie in London, ſaͤen. Auch bluͤhen bey uns im Lande die Hyazinthen den Februar-Monat noch nicht. Und was noch mehr, ſo iſt die Ueberfetzung auch etwas undeutſch gerathen. Die Verlegerinn muß alſo, wenn ſich die erſte Auflage vergreifen ſollte, bey einer neuen auch eine neue Ueberſetzung be- ſorgen, und ſie von einem Manne machen laſſen, der die Regeln eines Muͤllers auf unſre Gegend anzuwenden weiß. Cr. N. St. 26.

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 160, Hamburg, 8. Oktober 1751, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1600810_1751/8>, abgerufen am 23.11.2024.