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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 28. August 1789.

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[Spaltenumbruch] ben auch an Kräften und Fleisch wieder zunahmen;
seit einigen Tagen zeigte sich jedoch eine empfindliche
kleine Verhärtung am After, die in Eiterung über-
gieng, und daher den 14ten dieses geöffnet wurde.
Seitdem hat man wahrgenommen, daß an dem eröff-
neten Geschwüre eine nochmalige Operation erforder-
lich sey; diese wurde daher den 18ten durch den
Leib- und Proto-Chirurgus von Brambilla mit seiner
bekannten Einsicht und Geschicklichkeit glücklich voll-
bracht. Se. Majestät haben kein Fieber, und befin-
den sich übrigens so gut, als es nach den Umständen
möglich ist."

Die heutige Beylage von Kriegsvorfällen meldet,
daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein
Seraskier mit 20000 Mann bey Orsowa stehe, daß
sich aber der im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe
der Türken schon zu vermindern anfange. Mehadia
ist von den Türken noch nicht besetzt. Der General-
Major Vetsey ist mit seinen Truppen nach Ruske ge-
rückt, und der Feldzeugmeister, Graf Clerfait, hat sich
mit seinem Corps bey Fenisch gelagert. Der Feldmar-
schall von Laudon übernimmt nach Besichtigung der
bey Semlin gelagerten Truppen das General. Com-
mando der Hauptarmee.

Nach einem Schreiben eines unserer in Constanti-
nopel befindlichen gefangenen Officiers, beläuft sich
die Zahl der Kayserl. gefangenen Soldaten daselbst auf
1030, deren Schicksal ziemlich erleichtert worden,
seitdem sich der Französische Gesandte ihrer angenom-
men hat, und sie durch die Vorsorge des Kaysers auch
da ihre gewöhnliche Löhnung erhalten.


An den Feldmarschall, Grafen von Haddick, hat
der Kayser unterm 28sten Julii folgendes Schreiben
erlassen:

Lieber Feldmarschall Haddick!

Jch habe ihren Bericht vom 22sten mittelst Estafette,
so wie jenen vom 23sten, durch den zurückgeschickten
Staabs-Cadetten richtig erhalten. Ohne in deren Jn-
halt jetzt einzugehen, muß Jch eine andere Angelegen-
heit, die Mir sehr nahe gehet, zum Hauptgegenstand
Meines gegenwärtigen Schreibens und der Abschickung
dieses Cadetten machen. Jch bin äußerst besorgt über
die an ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden,
über ihre vorgerückten Jahre und Leibes-Constitution,
daß Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera-
tionen mit ihrem unbegrenzten Diensteifer unterliegen
können. Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben-
der Unternehmung auf Belgrad, bey den täglichen und
noch mehr nächtlichen Fatiken, bey der nassen und
kalten Herbstzeit, und bey der Nothwendigkeit, als-
dann zu campiren, alles dieses ohne Gefahr unmöglich
aushalten könnten, und daß, wenn Sie auch die Be-
lagerung anfiengen, Sie solche zu vollenden nicht im
Stande wären, welches dann sowol für Sie höchst be-
trübt, als für den Dienst sehr nachtheilig wäre. Jn
Folge dieser Umstände, um ihren Kindern und dem
Staat einen so würdigen Mann noch länger zu erhal-
ten, und weil Sie wirklich hier bey dem Hofkriegsrath
wegen aller Vorbereitungen zur künftigen Campagne
höchst nothwendig sind, muß Jch Jhnen auftragen,
einstweilen und bis zur Ankunft des Feldmarschalls
Laudon, dem Jch das Commando der Armee über-
[Spaltenumbruch] trage, selbes dem Feldzeugmeister Colloredo, nebst dem
beygeschlossenen Schreiben, in welchem der diesfallsige
Befehl enthalten ist, zu übergeben, damit Sie noch
bey guter Jahrszeit gemächlich reisen, und selbe nicht
versäumen, da die hier fortsetzenden Mittel bey noch
günstiger Witterung Jhre gänzliche Herstellung desto
sicherer erwirken werden. Jch erwarte Sie sehnlichst,
mein lieber Feldmarschall, um Jhnen Meine Erkennt-
lichkeit und Zufriedenheit über das so sorgfältig als
unermüdet geführte Commando mündlich so, wie Jch
es hier schriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl
auf, und seyn Sie dermalen bloß mit Pflegung Jhrer
Gesundheit beschäfftiget.

Joseph.

Der Kayserl. Königl. General-Major und Comman-
dant in Vorder-Oesterreich, Herr von Ernst, ist mit
dem Charakter eines General-Lieutenants und 3000
Gulden Gehalt in den Ruhestand gesetzt worden.

Der Buchhändler Wucherer soll seines Arrests ent-
lassen seyn, nachdem er 3000 Gulden Strafe erlegen
müssen.


Die Abreise des Erzherzogs Franz und des Feldmar-
schalls, Grafen von Pellegrini, zur Armee ist bis auf
weiter zurückgestellt. Man versichert, daß die Hoff-
nung zum Frieden gegenwärtig sicherer als jemals sey,
und nach einer bey dem Französischen Bothschafter
aus Constantinopel angekommenen Depesche zeige es
sich, daß die Pforte anfange, nachgiebiger zu werden,
und der Sultan Selim, so wie der neue Großvezier,
den Frieden selbst zu suchen scheinen. Es ist kein
Zweifel, daß nicht die Nachricht von dem glorreichen
Siege bey Focksan in Constantinopel großen Eindruck
machen, und die ohnehin schon friedlich gestimmten
Gesinnungen noch nachgiebiger machen werde. Hiezu
kommen noch die Unruhen im Jnnern des Reichs, in
Asien, welche nach den neuesten Nachrichten aus
Constantinopel beständig bedenklicher werden, da vor-
züglich die Beys in Egypten aufs neue der Pforte den
gewöhnlichen Tribut versagen, und viele Haufen von
Astaten, anstatt der Fahne Mahomets zu folgen, und
sich zu der Armee des Großveziers zu begeben, im
Reich herumschwärmen, und Räubereyen ausüben.
Die schärfsten und strengsten Befehle des Großherrn
konnten bisher diefes Gesindel noch nicht zur Ordnung
zurückbringen; diese Leute sind um so schädlicher, da
sie selbst die Zufuhren von Lebensmitteln nach der
Hauptstadt unsicher machen.

Nach Briefen aus dem Bannat ist der Vortrab von
der Türkischen Hauptarmee bereits ins Bannat einge-
rückt. Man hat ihm die vom vorigen Jahr her ver-
wüsteten Gegenden mit Vorsatz überlassen, und man
schätzt ihre Anzahl beyläufig auf 15 bis 20000 Mann.
Während die Türkische Armee ins Bannat eindringen
will, zieht sich die Oesterreichische Hauptmacht gegen
Belgrad, dessen Belagerung der Feldmarschall Laudon
mit nächstem unternehmen wird. Die Zurüstungen
zu diesem Werk sind erstaunlich, und noch nie ist zu
Beschießung eines vesten Platzes so viele Artillerie ge-
braucht worden, als man vor Belgrad führt.

Der Fürst von Anhalt-Cöthen, den des Kaysers Ma-
jestät zum Feldmarschall-Lieutenant ernannten, und

[Spaltenumbruch] ben auch an Kraͤften und Fleiſch wieder zunahmen;
ſeit einigen Tagen zeigte ſich jedoch eine empfindliche
kleine Verhaͤrtung am After, die in Eiterung uͤber-
gieng, und daher den 14ten dieſes geoͤffnet wurde.
Seitdem hat man wahrgenommen, daß an dem eroͤff-
neten Geſchwuͤre eine nochmalige Operation erforder-
lich ſey; dieſe wurde daher den 18ten durch den
Leib- und Proto-Chirurgus von Brambilla mit ſeiner
bekannten Einſicht und Geſchicklichkeit gluͤcklich voll-
bracht. Se. Majeſtaͤt haben kein Fieber, und befin-
den ſich uͤbrigens ſo gut, als es nach den Umſtaͤnden
moͤglich iſt.”

Die heutige Beylage von Kriegsvorfaͤllen meldet,
daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein
Seraskier mit 20000 Mann bey Orſowa ſtehe, daß
ſich aber der im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe
der Tuͤrken ſchon zu vermindern anfange. Mehadia
iſt von den Tuͤrken noch nicht beſetzt. Der General-
Major Vetſey iſt mit ſeinen Truppen nach Ruske ge-
ruͤckt, und der Feldzeugmeiſter, Graf Clerfait, hat ſich
mit ſeinem Corps bey Feniſch gelagert. Der Feldmar-
ſchall von Laudon uͤbernimmt nach Beſichtigung der
bey Semlin gelagerten Truppen das General. Com-
mando der Hauptarmee.

Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti-
nopel befindlichen gefangenen Officiers, belaͤuft ſich
die Zahl der Kayſerl. gefangenen Soldaten daſelbſt auf
1030, deren Schickſal ziemlich erleichtert worden,
ſeitdem ſich der Franzoͤſiſche Geſandte ihrer angenom-
men hat, und ſie durch die Vorſorge des Kayſers auch
da ihre gewoͤhnliche Loͤhnung erhalten.


An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat
der Kayſer unterm 28ſten Julii folgendes Schreiben
erlaſſen:

Lieber Feldmarſchall Haddick!

Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt Eſtafette,
ſo wie jenen vom 23ſten, durch den zuruͤckgeſchickten
Staabs-Cadetten richtig erhalten. Ohne in deren Jn-
halt jetzt einzugehen, muß Jch eine andere Angelegen-
heit, die Mir ſehr nahe gehet, zum Hauptgegenſtand
Meines gegenwaͤrtigen Schreibens und der Abſchickung
dieſes Cadetten machen. Jch bin aͤußerſt beſorgt uͤber
die an ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden,
uͤber ihre vorgeruͤckten Jahre und Leibes-Conſtitution,
daß Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera-
tionen mit ihrem unbegrenzten Dienſteifer unterliegen
koͤnnen. Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben-
der Unternehmung auf Belgrad, bey den taͤglichen und
noch mehr naͤchtlichen Fatiken, bey der naſſen und
kalten Herbſtzeit, und bey der Nothwendigkeit, als-
dann zu campiren, alles dieſes ohne Gefahr unmoͤglich
aushalten koͤnnten, und daß, wenn Sie auch die Be-
lagerung anfiengen, Sie ſolche zu vollenden nicht im
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truͤbt, als fuͤr den Dienſt ſehr nachtheilig waͤre. Jn
Folge dieſer Umſtaͤnde, um ihren Kindern und dem
Staat einen ſo wuͤrdigen Mann noch laͤnger zu erhal-
ten, und weil Sie wirklich hier bey dem Hofkriegsrath
wegen aller Vorbereitungen zur kuͤnftigen Campagne
hoͤchſt nothwendig ſind, muß Jch Jhnen auftragen,
einſtweilen und bis zur Ankunft des Feldmarſchalls
Laudon, dem Jch das Commando der Armee uͤber-
[Spaltenumbruch] trage, ſelbes dem Feldzeugmeiſter Colloredo, nebſt dem
beygeſchloſſenen Schreiben, in welchem der diesfallſige
Befehl enthalten iſt, zu uͤbergeben, damit Sie noch
bey guter Jahrszeit gemaͤchlich reiſen, und ſelbe nicht
verſaͤumen, da die hier fortſetzenden Mittel bey noch
guͤnſtiger Witterung Jhre gaͤnzliche Herſtellung deſto
ſicherer erwirken werden. Jch erwarte Sie ſehnlichſt,
mein lieber Feldmarſchall, um Jhnen Meine Erkennt-
lichkeit und Zufriedenheit uͤber das ſo ſorgfaͤltig als
unermuͤdet gefuͤhrte Commando muͤndlich ſo, wie Jch
es hier ſchriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl
auf, und ſeyn Sie dermalen bloß mit Pflegung Jhrer
Geſundheit beſchaͤfftiget.

Joſeph.

Der Kayſerl. Koͤnigl. General-Major und Comman-
dant in Vorder-Oeſterreich, Herr von Ernſt, iſt mit
dem Charakter eines General-Lieutenants und 3000
Gulden Gehalt in den Ruheſtand geſetzt worden.

Der Buchhaͤndler Wucherer ſoll ſeines Arreſts ent-
laſſen ſeyn, nachdem er 3000 Gulden Strafe erlegen
muͤſſen.


Die Abreiſe des Erzherzogs Franz und des Feldmar-
ſchalls, Grafen von Pellegrini, zur Armee iſt bis auf
weiter zuruͤckgeſtellt. Man verſichert, daß die Hoff-
nung zum Frieden gegenwaͤrtig ſicherer als jemals ſey,
und nach einer bey dem Franzoͤſiſchen Bothſchafter
aus Conſtantinopel angekommenen Depeſche zeige es
ſich, daß die Pforte anfange, nachgiebiger zu werden,
und der Sultan Selim, ſo wie der neue Großvezier,
den Frieden ſelbſt zu ſuchen ſcheinen. Es iſt kein
Zweifel, daß nicht die Nachricht von dem glorreichen
Siege bey Fockſan in Conſtantinopel großen Eindruck
machen, und die ohnehin ſchon friedlich geſtimmten
Geſinnungen noch nachgiebiger machen werde. Hiezu
kommen noch die Unruhen im Jnnern des Reichs, in
Aſien, welche nach den neueſten Nachrichten aus
Conſtantinopel beſtaͤndig bedenklicher werden, da vor-
zuͤglich die Beys in Egypten aufs neue der Pforte den
gewoͤhnlichen Tribut verſagen, und viele Haufen von
Aſtaten, anſtatt der Fahne Mahomets zu folgen, und
ſich zu der Armee des Großveziers zu begeben, im
Reich herumſchwaͤrmen, und Raͤubereyen ausuͤben.
Die ſchaͤrfſten und ſtrengſten Befehle des Großherrn
konnten bisher diefes Geſindel noch nicht zur Ordnung
zuruͤckbringen; dieſe Leute ſind um ſo ſchaͤdlicher, da
ſie ſelbſt die Zufuhren von Lebensmitteln nach der
Hauptſtadt unſicher machen.

Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von
der Tuͤrkiſchen Hauptarmee bereits ins Bannat einge-
ruͤckt. Man hat ihm die vom vorigen Jahr her ver-
wuͤſteten Gegenden mit Vorſatz uͤberlaſſen, und man
ſchaͤtzt ihre Anzahl beylaͤufig auf 15 bis 20000 Mann.
Waͤhrend die Tuͤrkiſche Armee ins Bannat eindringen
will, zieht ſich die Oeſterreichiſche Hauptmacht gegen
Belgrad, deſſen Belagerung der Feldmarſchall Laudon
mit naͤchſtem unternehmen wird. Die Zuruͤſtungen
zu dieſem Werk ſind erſtaunlich, und noch nie iſt zu
Beſchießung eines veſten Platzes ſo viele Artillerie ge-
braucht worden, als man vor Belgrad fuͤhrt.

Der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤthen, den des Kayſers Ma-
jeſtaͤt zum Feldmarſchall-Lieutenant ernannten, und

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[[2]/0002] ben auch an Kraͤften und Fleiſch wieder zunahmen; ſeit einigen Tagen zeigte ſich jedoch eine empfindliche kleine Verhaͤrtung am After, die in Eiterung uͤber- gieng, und daher den 14ten dieſes geoͤffnet wurde. Seitdem hat man wahrgenommen, daß an dem eroͤff- neten Geſchwuͤre eine nochmalige Operation erforder- lich ſey; dieſe wurde daher den 18ten durch den Leib- und Proto-Chirurgus von Brambilla mit ſeiner bekannten Einſicht und Geſchicklichkeit gluͤcklich voll- bracht. Se. Majeſtaͤt haben kein Fieber, und befin- den ſich uͤbrigens ſo gut, als es nach den Umſtaͤnden moͤglich iſt.” Die heutige Beylage von Kriegsvorfaͤllen meldet, daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein Seraskier mit 20000 Mann bey Orſowa ſtehe, daß ſich aber der im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe der Tuͤrken ſchon zu vermindern anfange. Mehadia iſt von den Tuͤrken noch nicht beſetzt. Der General- Major Vetſey iſt mit ſeinen Truppen nach Ruske ge- ruͤckt, und der Feldzeugmeiſter, Graf Clerfait, hat ſich mit ſeinem Corps bey Feniſch gelagert. Der Feldmar- ſchall von Laudon uͤbernimmt nach Beſichtigung der bey Semlin gelagerten Truppen das General. Com- mando der Hauptarmee. Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti- nopel befindlichen gefangenen Officiers, belaͤuft ſich die Zahl der Kayſerl. gefangenen Soldaten daſelbſt auf 1030, deren Schickſal ziemlich erleichtert worden, ſeitdem ſich der Franzoͤſiſche Geſandte ihrer angenom- men hat, und ſie durch die Vorſorge des Kayſers auch da ihre gewoͤhnliche Loͤhnung erhalten. An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat der Kayſer unterm 28ſten Julii folgendes Schreiben erlaſſen: Lieber Feldmarſchall Haddick! Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt Eſtafette, ſo wie jenen vom 23ſten, durch den zuruͤckgeſchickten Staabs-Cadetten richtig erhalten. Ohne in deren Jn- halt jetzt einzugehen, muß Jch eine andere Angelegen- heit, die Mir ſehr nahe gehet, zum Hauptgegenſtand Meines gegenwaͤrtigen Schreibens und der Abſchickung dieſes Cadetten machen. Jch bin aͤußerſt beſorgt uͤber die an ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden, uͤber ihre vorgeruͤckten Jahre und Leibes-Conſtitution, daß Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera- tionen mit ihrem unbegrenzten Dienſteifer unterliegen koͤnnen. Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben- der Unternehmung auf Belgrad, bey den taͤglichen und noch mehr naͤchtlichen Fatiken, bey der naſſen und kalten Herbſtzeit, und bey der Nothwendigkeit, als- dann zu campiren, alles dieſes ohne Gefahr unmoͤglich aushalten koͤnnten, und daß, wenn Sie auch die Be- lagerung anfiengen, Sie ſolche zu vollenden nicht im Stande waͤren, welches dann ſowol fuͤr Sie hoͤchſt be- truͤbt, als fuͤr den Dienſt ſehr nachtheilig waͤre. Jn Folge dieſer Umſtaͤnde, um ihren Kindern und dem Staat einen ſo wuͤrdigen Mann noch laͤnger zu erhal- ten, und weil Sie wirklich hier bey dem Hofkriegsrath wegen aller Vorbereitungen zur kuͤnftigen Campagne hoͤchſt nothwendig ſind, muß Jch Jhnen auftragen, einſtweilen und bis zur Ankunft des Feldmarſchalls Laudon, dem Jch das Commando der Armee uͤber- trage, ſelbes dem Feldzeugmeiſter Colloredo, nebſt dem beygeſchloſſenen Schreiben, in welchem der diesfallſige Befehl enthalten iſt, zu uͤbergeben, damit Sie noch bey guter Jahrszeit gemaͤchlich reiſen, und ſelbe nicht verſaͤumen, da die hier fortſetzenden Mittel bey noch guͤnſtiger Witterung Jhre gaͤnzliche Herſtellung deſto ſicherer erwirken werden. Jch erwarte Sie ſehnlichſt, mein lieber Feldmarſchall, um Jhnen Meine Erkennt- lichkeit und Zufriedenheit uͤber das ſo ſorgfaͤltig als unermuͤdet gefuͤhrte Commando muͤndlich ſo, wie Jch es hier ſchriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl auf, und ſeyn Sie dermalen bloß mit Pflegung Jhrer Geſundheit beſchaͤfftiget. Joſeph. Der Kayſerl. Koͤnigl. General-Major und Comman- dant in Vorder-Oeſterreich, Herr von Ernſt, iſt mit dem Charakter eines General-Lieutenants und 3000 Gulden Gehalt in den Ruheſtand geſetzt worden. Der Buchhaͤndler Wucherer ſoll ſeines Arreſts ent- laſſen ſeyn, nachdem er 3000 Gulden Strafe erlegen muͤſſen. Schreiben aus Wien, vom 19 Auguſt. Die Abreiſe des Erzherzogs Franz und des Feldmar- ſchalls, Grafen von Pellegrini, zur Armee iſt bis auf weiter zuruͤckgeſtellt. Man verſichert, daß die Hoff- nung zum Frieden gegenwaͤrtig ſicherer als jemals ſey, und nach einer bey dem Franzoͤſiſchen Bothſchafter aus Conſtantinopel angekommenen Depeſche zeige es ſich, daß die Pforte anfange, nachgiebiger zu werden, und der Sultan Selim, ſo wie der neue Großvezier, den Frieden ſelbſt zu ſuchen ſcheinen. Es iſt kein Zweifel, daß nicht die Nachricht von dem glorreichen Siege bey Fockſan in Conſtantinopel großen Eindruck machen, und die ohnehin ſchon friedlich geſtimmten Geſinnungen noch nachgiebiger machen werde. Hiezu kommen noch die Unruhen im Jnnern des Reichs, in Aſien, welche nach den neueſten Nachrichten aus Conſtantinopel beſtaͤndig bedenklicher werden, da vor- zuͤglich die Beys in Egypten aufs neue der Pforte den gewoͤhnlichen Tribut verſagen, und viele Haufen von Aſtaten, anſtatt der Fahne Mahomets zu folgen, und ſich zu der Armee des Großveziers zu begeben, im Reich herumſchwaͤrmen, und Raͤubereyen ausuͤben. Die ſchaͤrfſten und ſtrengſten Befehle des Großherrn konnten bisher diefes Geſindel noch nicht zur Ordnung zuruͤckbringen; dieſe Leute ſind um ſo ſchaͤdlicher, da ſie ſelbſt die Zufuhren von Lebensmitteln nach der Hauptſtadt unſicher machen. Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von der Tuͤrkiſchen Hauptarmee bereits ins Bannat einge- ruͤckt. Man hat ihm die vom vorigen Jahr her ver- wuͤſteten Gegenden mit Vorſatz uͤberlaſſen, und man ſchaͤtzt ihre Anzahl beylaͤufig auf 15 bis 20000 Mann. Waͤhrend die Tuͤrkiſche Armee ins Bannat eindringen will, zieht ſich die Oeſterreichiſche Hauptmacht gegen Belgrad, deſſen Belagerung der Feldmarſchall Laudon mit naͤchſtem unternehmen wird. Die Zuruͤſtungen zu dieſem Werk ſind erſtaunlich, und noch nie iſt zu Beſchießung eines veſten Platzes ſo viele Artillerie ge- braucht worden, als man vor Belgrad fuͤhrt. Der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤthen, den des Kayſers Ma- jeſtaͤt zum Feldmarſchall-Lieutenant ernannten, und

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 28. August 1789, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1372808_1789/2>, abgerufen am 21.11.2024.