Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 137, Hamburg, 28. August 1789.[Spaltenumbruch]
ben auch an Kräften und Fleisch wieder
zunahmen; Die heutige Beylage von Kriegsvorfällen
meldet, Nach einem Schreiben eines unserer in Constanti- An den Feldmarschall, Grafen von Haddick, hat
der Kayser unterm 28sten Julii folgendes Schreiben erlassen: Lieber Feldmarschall
Haddick!
Jch habe ihren Bericht vom 22sten mittelst
Estafette, Joseph.
Der Kayserl. Königl. General-Major und Comman- Der Buchhändler Wucherer soll seines Arrests
ent-
Schreiben aus Wien, vom 19
August.
Die Abreise des Erzherzogs Franz und des Feldmar- Nach Briefen aus dem Bannat ist der Vortrab von Der Fürst von Anhalt-Cöthen, den des Kaysers
Ma- [Spaltenumbruch]
ben auch an Kraͤften und Fleiſch wieder
zunahmen; Die heutige Beylage von Kriegsvorfaͤllen
meldet, Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti- An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat
der Kayſer unterm 28ſten Julii folgendes Schreiben erlaſſen: Lieber Feldmarſchall
Haddick!
Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt
Eſtafette, Joſeph.
Der Kayſerl. Koͤnigl. General-Major und Comman- Der Buchhaͤndler Wucherer ſoll ſeines Arreſts
ent-
Schreiben aus Wien, vom 19
Auguſt.
Die Abreiſe des Erzherzogs Franz und des Feldmar- Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von Der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤthen, den des Kayſers
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Majeſtaͤt haben kein Fieber, und befin-<lb/> den ſich uͤbrigens ſo gut, als es nach den Umſtaͤnden<lb/> moͤglich iſt.”</p><lb/> <p>Die heutige <hi rendition="#fr">Beylage von Kriegsvorfaͤllen</hi> meldet,<lb/> daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein<lb/> Seraskier mit 20000 Mann bey Orſowa ſtehe, daß<lb/> ſich aber der im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe<lb/> der Tuͤrken ſchon zu vermindern anfange. Mehadia<lb/> iſt von den Tuͤrken noch nicht beſetzt. Der General-<lb/> Major Vetſey iſt mit ſeinen Truppen nach Ruske ge-<lb/> ruͤckt, und der Feldzeugmeiſter, Graf Clerfait, hat ſich<lb/> mit ſeinem Corps bey Feniſch gelagert. Der Feldmar-<lb/> ſchall von Laudon uͤbernimmt nach Beſichtigung der<lb/> bey Semlin gelagerten Truppen das General. Com-<lb/> mando der Hauptarmee.</p><lb/> <p>Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti-<lb/> nopel befindlichen gefangenen Officiers, belaͤuft ſich<lb/> die Zahl der Kayſerl. gefangenen Soldaten daſelbſt auf<lb/> 1030, deren Schickſal ziemlich erleichtert worden,<lb/> ſeitdem ſich der Franzoͤſiſche Geſandte ihrer angenom-<lb/> men hat, und ſie durch die Vorſorge des Kayſers auch<lb/> da ihre gewoͤhnliche Loͤhnung erhalten.</p><lb/> </div> <div type="letter"> <head>An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat<lb/> der Kayſer unterm 28ſten Julii folgendes Schreiben<lb/> erlaſſen:</head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Lieber Feldmarſchall Haddick!</hi> </hi> </salute> </opener><lb/> <p>Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt Eſtafette,<lb/> ſo wie jenen vom 23ſten, durch den zuruͤckgeſchickten<lb/> Staabs-Cadetten richtig erhalten. Ohne in deren Jn-<lb/> halt jetzt einzugehen, muß Jch eine andere Angelegen-<lb/> heit, die Mir ſehr nahe gehet, zum Hauptgegenſtand<lb/> Meines gegenwaͤrtigen Schreibens und der Abſchickung<lb/> dieſes Cadetten machen. Jch bin aͤußerſt beſorgt uͤber<lb/> die an ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden,<lb/> uͤber ihre vorgeruͤckten Jahre und Leibes-Conſtitution,<lb/> daß Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera-<lb/> tionen mit ihrem unbegrenzten Dienſteifer unterliegen<lb/> koͤnnen. Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben-<lb/> der Unternehmung auf Belgrad, bey den taͤglichen und<lb/> noch mehr naͤchtlichen Fatiken, bey der naſſen und<lb/> kalten Herbſtzeit, und bey der Nothwendigkeit, als-<lb/> dann zu campiren, alles dieſes ohne Gefahr unmoͤglich<lb/> aushalten koͤnnten, und daß, wenn Sie auch die Be-<lb/> lagerung anfiengen, Sie ſolche zu vollenden nicht im<lb/> Stande waͤren, welches dann ſowol fuͤr Sie hoͤchſt be-<lb/> truͤbt, als fuͤr den Dienſt ſehr nachtheilig waͤre. 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Jch erwarte Sie ſehnlichſt,<lb/> mein lieber Feldmarſchall, um Jhnen Meine Erkennt-<lb/> lichkeit und Zufriedenheit uͤber das ſo ſorgfaͤltig als<lb/> unermuͤdet gefuͤhrte Commando muͤndlich ſo, wie Jch<lb/> es hier ſchriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl<lb/> auf, und ſeyn Sie dermalen bloß mit Pflegung Jhrer<lb/> Geſundheit beſchaͤfftiget.</p><lb/> <closer> <signed> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#fr">Joſeph.</hi> </hi> </signed> </closer><lb/> </div> <div type="jArticle"> <p>Der Kayſerl. Koͤnigl. 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Es iſt kein<lb/> Zweifel, daß nicht die Nachricht von dem glorreichen<lb/> Siege bey Fockſan in Conſtantinopel großen Eindruck<lb/> machen, und die ohnehin ſchon friedlich geſtimmten<lb/> Geſinnungen noch nachgiebiger machen werde. Hiezu<lb/> kommen noch die Unruhen im Jnnern des Reichs, in<lb/> Aſien, welche nach den neueſten Nachrichten aus<lb/> Conſtantinopel beſtaͤndig bedenklicher werden, da vor-<lb/> zuͤglich die Beys in Egypten aufs neue der Pforte den<lb/> gewoͤhnlichen Tribut verſagen, und viele Haufen von<lb/> Aſtaten, anſtatt der Fahne Mahomets zu folgen, und<lb/> ſich zu der Armee des Großveziers zu begeben, im<lb/> Reich herumſchwaͤrmen, und Raͤubereyen ausuͤben.<lb/> Die ſchaͤrfſten und ſtrengſten Befehle des Großherrn<lb/> konnten bisher diefes Geſindel noch nicht zur Ordnung<lb/> zuruͤckbringen; dieſe Leute ſind um ſo ſchaͤdlicher, da<lb/> ſie ſelbſt die Zufuhren von Lebensmitteln nach der<lb/> Hauptſtadt unſicher machen.</p><lb/> <p>Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von<lb/> der Tuͤrkiſchen Hauptarmee bereits ins Bannat einge-<lb/> ruͤckt. 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ben auch an Kraͤften und Fleiſch wieder zunahmen;
ſeit einigen Tagen zeigte ſich jedoch eine empfindliche
kleine Verhaͤrtung am After, die in Eiterung uͤber-
gieng, und daher den 14ten dieſes geoͤffnet wurde.
Seitdem hat man wahrgenommen, daß an dem eroͤff-
neten Geſchwuͤre eine nochmalige Operation erforder-
lich ſey; dieſe wurde daher den 18ten durch den
Leib- und Proto-Chirurgus von Brambilla mit ſeiner
bekannten Einſicht und Geſchicklichkeit gluͤcklich voll-
bracht. Se. Majeſtaͤt haben kein Fieber, und befin-
den ſich uͤbrigens ſo gut, als es nach den Umſtaͤnden
moͤglich iſt.”
Die heutige Beylage von Kriegsvorfaͤllen meldet,
daß nach Nachrichten aus Weißkirchen vom 14ten ein
Seraskier mit 20000 Mann bey Orſowa ſtehe, daß
ſich aber der im Schuppanecker Thale gelagerte Haufe
der Tuͤrken ſchon zu vermindern anfange. Mehadia
iſt von den Tuͤrken noch nicht beſetzt. Der General-
Major Vetſey iſt mit ſeinen Truppen nach Ruske ge-
ruͤckt, und der Feldzeugmeiſter, Graf Clerfait, hat ſich
mit ſeinem Corps bey Feniſch gelagert. Der Feldmar-
ſchall von Laudon uͤbernimmt nach Beſichtigung der
bey Semlin gelagerten Truppen das General. Com-
mando der Hauptarmee.
Nach einem Schreiben eines unſerer in Conſtanti-
nopel befindlichen gefangenen Officiers, belaͤuft ſich
die Zahl der Kayſerl. gefangenen Soldaten daſelbſt auf
1030, deren Schickſal ziemlich erleichtert worden,
ſeitdem ſich der Franzoͤſiſche Geſandte ihrer angenom-
men hat, und ſie durch die Vorſorge des Kayſers auch
da ihre gewoͤhnliche Loͤhnung erhalten.
An den Feldmarſchall, Grafen von Haddick, hat
der Kayſer unterm 28ſten Julii folgendes Schreiben
erlaſſen:
Lieber Feldmarſchall Haddick!
Jch habe ihren Bericht vom 22ſten mittelſt Eſtafette,
ſo wie jenen vom 23ſten, durch den zuruͤckgeſchickten
Staabs-Cadetten richtig erhalten. Ohne in deren Jn-
halt jetzt einzugehen, muß Jch eine andere Angelegen-
heit, die Mir ſehr nahe gehet, zum Hauptgegenſtand
Meines gegenwaͤrtigen Schreibens und der Abſchickung
dieſes Cadetten machen. Jch bin aͤußerſt beſorgt uͤber
die an ihrem Fuß noch habenden 3 offenen Wunden,
uͤber ihre vorgeruͤckten Jahre und Leibes-Conſtitution,
daß Sie bey jetzt vorzunehmenden wichtigen Opera-
tionen mit ihrem unbegrenzten Dienſteifer unterliegen
koͤnnen. Hierzu kommt noch, daß Sie bey vorhaben-
der Unternehmung auf Belgrad, bey den taͤglichen und
noch mehr naͤchtlichen Fatiken, bey der naſſen und
kalten Herbſtzeit, und bey der Nothwendigkeit, als-
dann zu campiren, alles dieſes ohne Gefahr unmoͤglich
aushalten koͤnnten, und daß, wenn Sie auch die Be-
lagerung anfiengen, Sie ſolche zu vollenden nicht im
Stande waͤren, welches dann ſowol fuͤr Sie hoͤchſt be-
truͤbt, als fuͤr den Dienſt ſehr nachtheilig waͤre. Jn
Folge dieſer Umſtaͤnde, um ihren Kindern und dem
Staat einen ſo wuͤrdigen Mann noch laͤnger zu erhal-
ten, und weil Sie wirklich hier bey dem Hofkriegsrath
wegen aller Vorbereitungen zur kuͤnftigen Campagne
hoͤchſt nothwendig ſind, muß Jch Jhnen auftragen,
einſtweilen und bis zur Ankunft des Feldmarſchalls
Laudon, dem Jch das Commando der Armee uͤber-
trage, ſelbes dem Feldzeugmeiſter Colloredo, nebſt dem
beygeſchloſſenen Schreiben, in welchem der diesfallſige
Befehl enthalten iſt, zu uͤbergeben, damit Sie noch
bey guter Jahrszeit gemaͤchlich reiſen, und ſelbe nicht
verſaͤumen, da die hier fortſetzenden Mittel bey noch
guͤnſtiger Witterung Jhre gaͤnzliche Herſtellung deſto
ſicherer erwirken werden. Jch erwarte Sie ſehnlichſt,
mein lieber Feldmarſchall, um Jhnen Meine Erkennt-
lichkeit und Zufriedenheit uͤber das ſo ſorgfaͤltig als
unermuͤdet gefuͤhrte Commando muͤndlich ſo, wie Jch
es hier ſchriftlich thue, zu bezeugen. Leben Sie wohl
auf, und ſeyn Sie dermalen bloß mit Pflegung Jhrer
Geſundheit beſchaͤfftiget.
Joſeph.
Der Kayſerl. Koͤnigl. General-Major und Comman-
dant in Vorder-Oeſterreich, Herr von Ernſt, iſt mit
dem Charakter eines General-Lieutenants und 3000
Gulden Gehalt in den Ruheſtand geſetzt worden.
Der Buchhaͤndler Wucherer ſoll ſeines Arreſts ent-
laſſen ſeyn, nachdem er 3000 Gulden Strafe erlegen
muͤſſen.
Schreiben aus Wien, vom 19 Auguſt.
Die Abreiſe des Erzherzogs Franz und des Feldmar-
ſchalls, Grafen von Pellegrini, zur Armee iſt bis auf
weiter zuruͤckgeſtellt. Man verſichert, daß die Hoff-
nung zum Frieden gegenwaͤrtig ſicherer als jemals ſey,
und nach einer bey dem Franzoͤſiſchen Bothſchafter
aus Conſtantinopel angekommenen Depeſche zeige es
ſich, daß die Pforte anfange, nachgiebiger zu werden,
und der Sultan Selim, ſo wie der neue Großvezier,
den Frieden ſelbſt zu ſuchen ſcheinen. Es iſt kein
Zweifel, daß nicht die Nachricht von dem glorreichen
Siege bey Fockſan in Conſtantinopel großen Eindruck
machen, und die ohnehin ſchon friedlich geſtimmten
Geſinnungen noch nachgiebiger machen werde. Hiezu
kommen noch die Unruhen im Jnnern des Reichs, in
Aſien, welche nach den neueſten Nachrichten aus
Conſtantinopel beſtaͤndig bedenklicher werden, da vor-
zuͤglich die Beys in Egypten aufs neue der Pforte den
gewoͤhnlichen Tribut verſagen, und viele Haufen von
Aſtaten, anſtatt der Fahne Mahomets zu folgen, und
ſich zu der Armee des Großveziers zu begeben, im
Reich herumſchwaͤrmen, und Raͤubereyen ausuͤben.
Die ſchaͤrfſten und ſtrengſten Befehle des Großherrn
konnten bisher diefes Geſindel noch nicht zur Ordnung
zuruͤckbringen; dieſe Leute ſind um ſo ſchaͤdlicher, da
ſie ſelbſt die Zufuhren von Lebensmitteln nach der
Hauptſtadt unſicher machen.
Nach Briefen aus dem Bannat iſt der Vortrab von
der Tuͤrkiſchen Hauptarmee bereits ins Bannat einge-
ruͤckt. Man hat ihm die vom vorigen Jahr her ver-
wuͤſteten Gegenden mit Vorſatz uͤberlaſſen, und man
ſchaͤtzt ihre Anzahl beylaͤufig auf 15 bis 20000 Mann.
Waͤhrend die Tuͤrkiſche Armee ins Bannat eindringen
will, zieht ſich die Oeſterreichiſche Hauptmacht gegen
Belgrad, deſſen Belagerung der Feldmarſchall Laudon
mit naͤchſtem unternehmen wird. Die Zuruͤſtungen
zu dieſem Werk ſind erſtaunlich, und noch nie iſt zu
Beſchießung eines veſten Platzes ſo viele Artillerie ge-
braucht worden, als man vor Belgrad fuͤhrt.
Der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤthen, den des Kayſers Ma-
jeſtaͤt zum Feldmarſchall-Lieutenant ernannten, und
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