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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 135, Hamburg, 8. Juni 1832.

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Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgischen unpartheiischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Freitage, den 8 Juni.
No. 135.



Verlegt von den Grundschen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Der Moniteur enthält heute wenig Neues über
die Vendee. Nicht Hr. v. Bourmont selbst, son-
dern einer seiner Söhne, soll sich auf seinem Schlosse
Freigne gezeigt haben. Jn der Gegend von Fou-
geres ist ein Chouans-Haufe aufgetreten. General
Bigarre ist ihnen nebst 200 freiwilligen National-
gardisten entgegen gezogen. Auch zu Rennes wa-
ren beunruhigende Gerüchte verbreitet. Zwei Stun-
den von Vitre kam es zwischen einer Abtheilung
Linientruppen und den Chouans zum Gefechte, wo-
bei es mehrere Todte und Verwundete gab. Andre
Truppen-Abtheilungen verfolgen die Chouans in
dem Bezirke von Chateau-Gontier. Eine Bande
von 200 Mann zeigte sich im Sarthe-Departement,
unter einem Hrn. v. Bordigne, und verbrannte die
dreifarbige Fahne. Die Nationalgarde griff sie an
und pflanzte eine andre dreifarbige Fahne wieder
auf. Jn der Nacht vom 28 auf den 29 Mai wurde
eine Scheune angezündet, in welcher sich 150 Na-
tionalgarden und eine Chasseur-Abtheilung befan-
den; mehrere Menschen und Pferde wurden beschä-
digt. Jm Mayenne-Departement sind sehr ernstliche
Maaßregeln getroffen. Zwei schlecht bewaffnete Ban-
den unter Guays und Pont-Farcy weichen den Truppen
aus. Die Massen haben sich der Bewegung nicht
angeschlossen. Drei andre Banden sollen sich zum
Theil schon zerstreut haben. Jn der Vendee sind
wieder 6 Adliche und ein Geistlicher verhaftet worden.

Das Journal des Debats meldet nach einem
Schreiben aus Angers vom 29 v. M., daß man,
freilich unverbürgt, die Streitkräfte der Vendeer auf
20,000 Mann schätze, die unter Bourmont und dem
Herzoge v. Escars stünden. Der Erstere rückte über
Segre und Lion-d'Angers, der Andre über St. Lam-
bert und Pontbarre vor und wollten beim Schlosse
von Angers sich vereinigen. Jn Angers selbst war
[Spaltenumbruch] der Enthusiasmus auf den höchsten Grad gestiegen:
Bürger, Handwerker, Alles ließ sich als Freiwillige
einschreiben. Ein Bataillon ist bereits nach Segre
abmarschirt, worunter der Deputirte Giraud als
bloßer Grenadier. Alle Gerichtsbeamten von An-
gers haben sich zum Nationalgarden-Dienste erboten.

Der Messager berichtet, die Jnsurrection sey auf
beiden Ufern der Loire organisirt; man schlage die
Anzahl der Chouans auf 20,000 an. 1500 Chouans
hätten sich in ein Schloß unweit Chateau-Gontier
geworfen, welches ihrem Anführer, Hrn. v. Char-
nace, gehörte, wo sie umzingelt wurden und zu capi-
tuliren verlangten. Dieß wurde ihnen abgeschlagen
und man schoß sie schonungslos nieder. Die Sol-
daten waren wüthend, da sie nun schon anderthalb
Jahre diesen beschwerlichen Dienst haben. Die
Nationalgarden wollen sämmtlich marschiren: in
den Departements der Sarthe und der Mayenne
wurde Alles mobilisirt. Die Behörden hielten An-
reden an die Freiwilligen, die mit den Worten
schlossen: es lebe die Charte! es lebe die Freiheit!
und Alles rief: Tod den Chouans! Tod den Car-
listen. Es ist unmöglich, alle Berichte mitzutheilen,
die zu jeder Stunde und aus allen Gegenden des
Westens eintreffen.

Gestern Morgen hat die Polizei auch hier in Pa-
ris etwa 30 carlistische Chefs festnehmen lassen, die
hier eine Art von Corps organistren wollten; unter
den Verhafteten nennt man mehrere Grafen und Ba-
rone. Bei den HH. v. Couny und Berryer hat
man Haussuchnugen anstellen lassen: beide waren
abwesend. Man soll Documente von der höchsten
Wichtigkeit weggenommen haben. Jn der Straße
Oursine hat man eine heimliche Pulver-Fabrik und
ein Patronen-Magazin entdeckt, und die Fabrikanten
arretirt. Sichrem Vernehmen nach, sollen drei oder
vier westliche Departements in Belagerungsstand er-

Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei   tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1832.   Am Freitage, den 8 Juni.
No. 135.



Verlegt von den Grundſchen Erben.



[Beginn Spaltensatz]

Der Moniteur enthält heute wenig Neues über
die Vendee. Nicht Hr. v. Bourmont ſelbſt, ſon-
dern einer ſeiner Söhne, ſoll ſich auf ſeinem Schloſſe
Freigné gezeigt haben. Jn der Gegend von Fou-
gères iſt ein Chouans-Haufe aufgetreten. General
Bigarré iſt ihnen nebſt 200 freiwilligen National-
gardiſten entgegen gezogen. Auch zu Rennes wa-
ren beunruhigende Gerüchte verbreitet. Zwei Stun-
den von Vitré kam es zwiſchen einer Abtheilung
Linientruppen und den Chouans zum Gefechte, wo-
bei es mehrere Todte und Verwundete gab. Andre
Truppen-Abtheilungen verfolgen die Chouans in
dem Bezirke von Chateau-Gontier. Eine Bande
von 200 Mann zeigte ſich im Sarthe-Departement,
unter einem Hrn. v. Bordigné, und verbrannte die
dreifarbige Fahne. Die Nationalgarde griff ſie an
und pflanzte eine andre dreifarbige Fahne wieder
auf. Jn der Nacht vom 28 auf den 29 Mai wurde
eine Scheune angezündet, in welcher ſich 150 Na-
tionalgarden und eine Chaſſeur-Abtheilung befan-
den; mehrere Menſchen und Pferde wurden beſchä-
digt. Jm Mayenne-Departement ſind ſehr ernſtliche
Maaßregeln getroffen. Zwei ſchlecht bewaffnete Ban-
den unter Guays und Pont-Farcy weichen den Truppen
aus. Die Maſſen haben ſich der Bewegung nicht
angeſchloſſen. Drei andre Banden ſollen ſich zum
Theil ſchon zerſtreut haben. Jn der Vendee ſind
wieder 6 Adliche und ein Geiſtlicher verhaftet worden.

Das Journal des Débats meldet nach einem
Schreiben aus Angers vom 29 v. M., daß man,
freilich unverbürgt, die Streitkräfte der Vendeer auf
20,000 Mann ſchätze, die unter Bourmont und dem
Herzoge v. Escars ſtünden. Der Erſtere rückte über
Segré und Lion-d’Angers, der Andre über St. Lam-
bert und Pontbarré vor und wollten beim Schloſſe
von Angers ſich vereinigen. Jn Angers ſelbſt war
[Spaltenumbruch] der Enthuſiasmus auf den höchſten Grad geſtiegen:
Bürger, Handwerker, Alles ließ ſich als Freiwillige
einſchreiben. Ein Bataillon iſt bereits nach Segré
abmarſchirt, worunter der Deputirte Giraud als
bloßer Grenadier. Alle Gerichtsbeamten von An-
gers haben ſich zum Nationalgarden-Dienſte erboten.

Der Meſſager berichtet, die Jnſurrection ſey auf
beiden Ufern der Loire organiſirt; man ſchlage die
Anzahl der Chouans auf 20,000 an. 1500 Chouans
hätten ſich in ein Schloß unweit Chateau-Gontier
geworfen, welches ihrem Anführer, Hrn. v. Char-
nacé, gehörte, wo ſie umzingelt wurden und zu capi-
tuliren verlangten. Dieß wurde ihnen abgeſchlagen
und man ſchoß ſie ſchonungslos nieder. Die Sol-
daten waren wüthend, da ſie nun ſchon anderthalb
Jahre dieſen beſchwerlichen Dienſt haben. Die
Nationalgarden wollen ſämmtlich marſchiren: in
den Departements der Sarthe und der Mayenne
wurde Alles mobiliſirt. Die Behörden hielten An-
reden an die Freiwilligen, die mit den Worten
ſchloſſen: es lebe die Charte! es lebe die Freiheit!
und Alles rief: Tod den Chouans! Tod den Car-
liſten. Es iſt unmöglich, alle Berichte mitzutheilen,
die zu jeder Stunde und aus allen Gegenden des
Weſtens eintreffen.

Geſtern Morgen hat die Polizei auch hier in Pa-
ris etwa 30 carliſtiſche Chefs feſtnehmen laſſen, die
hier eine Art von Corps organiſtren wollten; unter
den Verhafteten nennt man mehrere Grafen und Ba-
rone. Bei den HH. v. Couny und Berryer hat
man Hausſuchnugen anſtellen laſſen: beide waren
abweſend. Man ſoll Documente von der höchſten
Wichtigkeit weggenommen haben. Jn der Straße
Ourſine hat man eine heimliche Pulver-Fabrik und
ein Patronen-Magazin entdeckt, und die Fabrikanten
arretirt. Sichrem Vernehmen nach, ſollen drei oder
vier weſtliche Departements in Belagerungsſtand er-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T13:06:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 135, Hamburg, 8. Juni 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1350806_1832/1>, abgerufen am 21.11.2024.