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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832.

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[Spaltenumbruch] constitutionellen König abgeben können, sey aber den
bösen Rathschlägen seiner Umgebungen erlegen; im
Juli 1830, wo es sich um die Begründung der neuen
Regierung handelte, habe er (der Redner) dem Her-
zoge v. Orleans erklärt, er sey im Herzen Republi-
kaner, jedoch der Ansicht, das Königthum sage den
gegenwärtigen Sitten Frankreichs besser zu: nur
aber ein Königthum mit republikanischen Jnstitu-
tionen, und in der möglichsten Annäherung zu der
Regierung der Vereinigten Staaten, welche, nach
seiner Ansicht, als Muster-Regierung angesehen wer-
den müsse. Damals habe der Herzog v. Orleans
ihm erwiedert, man könne keine zwei Jahre in den
V. St. zugebracht haben, ohne diese Ueberzeugung
zu theilen, und er sey bereit, die Königswürde anzu-
nehmen, mit der Verpflichtung, Alles zu thun, was
das Wohl des Landes erheische. Uebrigens billigte
der Redner den Rechenschafts-Bericht, bis auf einige
Wortänderungen. Die Commission blieb zum Be-
hufe der Revision beisammen, worauf Abends eine
neue Versammlung statt hatte, die bis über Mitter-
nacht hinaus währte. Der Rechenschafts-Bericht
wurde mit geringer Aenderung von allen anwesenden
Deputirten unterzeichnet und wird morgen in den Oppo-
sitionsblättern publicirt werden. Die Original-Ur-
kunde bleibt in den Händen des Hrn. Laffitte, wel-
cher die Adhäsion der übrigen Deputirten entgegen
nimmt.

Der heutige Moniteur enthält umständliche Be-
richte über die Vorfälle im Westen, die zwar eine
weite Verzweigung der carlistischen Complotte be-
weisen, jedoch im Einzelnen meist nur kleinlich sind.
Bei Amaillour, unweit Niort, wurde eine Bande
von 100 Chouans betroffen, worunter auch die
Häuptlinge Diot und Robert. Man verhaftete den
Hrn. v. Chievre, bei dem man 1000 Fr. fand, so
wie noch acht andre Personen, meist aus guten Fa-
milien. Dieselbe Bande soll sich seitdem wiederum
recrutirt und mehrere junge Leute mit Gewalt mit-
genommen haben. Bei der Brücke über den Clay
in der Vendee zeigte sich am 24 d. eine Bande von
etwa 40 Chouans, mit welcher es zum Handgemenge
kam, wobei es einige Todte und Verwundete gab.
Eine andre Bande zeigte sich in dem Sarthe-Depar-
tement, wurde aber von einem zahlreichen Detasche-
ment Linien-Jnfanterie und Nationalgarde ausein-
andergetrieben. Jm Mayenne-Departement ist man
einer ähnlichen Bande auf die Spur. Jm Morbi-
han-Departement treiben sich Unruhstifter umher,
ohne jedoch Rekruten zu finden. Ueberhaupt scheint
zum 24 oder 25 d. ein allgemeiner Aufstand im We-
sten verabredet gewesen, aber fehlgeschlagen zu seyn.
Am Schlusse sagt der Moniteur: "Alle Maaßre-
geln sind getroffen, um thörichte Versuche zu un-
terdrücken. Behörden, Truppen, Nationalgarden
wetteifern an Ergebenheit und Patriotismus. Die
Regierung wird sie mit aller Macht der Staatsge-
walt unterstützen, und dem Vertrauen der Volks-
massen entsprechen, die sich überall diesen Unord-
nungen fremd zeigen, und den Wunsch äußern, daß
sie auf entschiedene Weise unterdrückt werden: diese
Wünsche sollen befriedigt werden." -- Ueberhaupt
scheint es der Regierung jetzt Ernst, gegen die Car-
liften zu verfahren. Zweiundzwanzig Finanz- und
Post-Beamte, die der Anhänglichkeit an die ge-
stürzte Regierung verdächtig sind, sind abgesetzt oder
entlassen. Ein Bericht des Grafen v. Montalivet,
der sich "Sr. Maj. ergebensten und getreusten Un-
[Spaltenumbruch] terthan" unterzeichnet, betrifft den Beitritt mehre-
rer Mitglieder des Municipalraths von Jssangeaux,
(Ober-Loire) zu dem politischen Glaudensbekennt-
nisse der Gazette, welches eine Art von Protesta-
tion gegen die bestehende Regierung enthielt. Die-
ser Schritt wird als unverzeihlich und feindselig ge-
gen Charte und König dargestellt; er habe den Un-
willen der Freunde unsrer Revolution erregt, ja so-
gar den Tadel derer veranlaßt, die, wenn auch von
Vorurtheilen gegen jene Principien befangen, den-
noch das Gefühl der Heiligkeit des Eides in sich be-
wahrten. Obwohl nun nicht die Hälfte des Mu-
nicipalraths diesen Beitritt unterzeichnet, so schlägt
der Minister dennoch die Auflösung des gesammten
Collegiums vor, um den Mitgliedern, die sich der
Juli-Revolution treu erwiesen, würdige Collegen
zu verschaffen. Wirklich ist mittelst Königl. Ver-
ordnung jenes Municipal-Conseil aufgelöset, und
die neue Wahl angeordnet worden. -- Unsre Blät-
ter enthalten eine Menge von einzelnen Be-
richten aus dem Westen, welche die Sachen weit
ernstlicher darstellen, als der Moniteur, und ein
Privatschreiben aus Mans spricht sogar von einer
Truppe von 500 Chouans, an deren Spitze General
Clouet stehe. Die Jugend von Mans und Laval
organisirte sich zum Freicorps, entschlossen, die
Chouans todt oder lebendig einzubringen. Eine an-
dre Bande hat nicht weit von Mans die Natio-
nalgarde eines Fleckens entwaffnet. Ein Haufe von
300 Chouans hat sich bei Coffe gezeigt und 300
Mann Nationalgarden sind gegen sie aufgeboten.

Der Adjutant des Königs, Hr. v. Rumigny, der
das besondre Vertrauen Sr. Maj. genießt, wird sich
nach der Vendee begeben.

Ein Tagsbefehl des Obersten der Nationalgarde
von Nantes, Hrn. Robineau, ist geeignet, die ernst-
lichsten Besorgnisse zu erwecken. Er fordert seine
Untergebenen auf, sich Tag und Nacht zum Aufbruche
bereit zu halten. Auf verabredete Zeichen soll Alles
sich versammeln; wenn der General-Marsch geschla-
gen wird, soll man in den einzelnen Straßen auf
seiner Hut seyn. Die dringendste Gefahr wird
durch einen Kanonenschuß vom Schlosse angezeigt,
auf welches Zeichen Jeder sogleich seine Fenster er-
leuchten muß.

Vorgestern, am 27 Mai, wurde gleichzeitig mit
dem Hambacher deutschen Nationalfeste auch von
den hiesigen Deutschen eine patriotische Feier be-
gangen. General Lafayette führte den Vorsitz und
brachte die erste Gesundheit auf die heilige Allianz
der Völker aus. Unter den Anwesenden bemerkte
man auch die Deputirten de Corcelles, Audry de
Puyraveau, Georg Lafayette etc. Auch waren der
Portugiese Saldanha, der Spanier Pinto, der Pole
Chodzko, der italiänische General Sercognani, der
Graf Wladislaw Ostrowski, Professor Lelewel, der
Redacteur des National, Hr. Armand Carrel, etc. zu-
gegen. Es wurden sehr viele revolutionäre Gesund-
heiten ausgebracht. Beim Herausgehen stützte sich
General Lafayette auf den Arm eines deutschen Stu-
denten und eines Zöglings der polytechnischen Schule,
und das zahlreich versammelte Volk rief: Vive La-
fayette!

Während süd-französische Blätter die Herzogin
v. Berri in Barcelona ankommen lassen, um sich
von da nach Madrid zu begeben, behauptet die Tri-
büne,
sie befinde sich in Compiegne, und werde mit
dem Könige Leopold über die Gränze reisen. Der

[Spaltenumbruch] conſtitutionellen König abgeben können, ſey aber den
böſen Rathſchlägen ſeiner Umgebungen erlegen; im
Juli 1830, wo es ſich um die Begründung der neuen
Regierung handelte, habe er (der Redner) dem Her-
zoge v. Orleans erklärt, er ſey im Herzen Republi-
kaner, jedoch der Anſicht, das Königthum ſage den
gegenwärtigen Sitten Frankreichs beſſer zu: nur
aber ein Königthum mit republikaniſchen Jnſtitu-
tionen, und in der möglichſten Annäherung zu der
Regierung der Vereinigten Staaten, welche, nach
ſeiner Anſicht, als Muſter-Regierung angeſehen wer-
den müſſe. Damals habe der Herzog v. Orleans
ihm erwiedert, man könne keine zwei Jahre in den
V. St. zugebracht haben, ohne dieſe Ueberzeugung
zu theilen, und er ſey bereit, die Königswürde anzu-
nehmen, mit der Verpflichtung, Alles zu thun, was
das Wohl des Landes erheiſche. Uebrigens billigte
der Redner den Rechenſchafts-Bericht, bis auf einige
Wortänderungen. Die Commiſſion blieb zum Be-
hufe der Reviſion beiſammen, worauf Abends eine
neue Verſammlung ſtatt hatte, die bis über Mitter-
nacht hinaus währte. Der Rechenſchafts-Bericht
wurde mit geringer Aenderung von allen anweſenden
Deputirten unterzeichnet und wird morgen in den Oppo-
ſitionsblättern publicirt werden. Die Original-Ur-
kunde bleibt in den Händen des Hrn. Laffitte, wel-
cher die Adhäſion der übrigen Deputirten entgegen
nimmt.

Der heutige Moniteur enthält umſtändliche Be-
richte über die Vorfälle im Weſten, die zwar eine
weite Verzweigung der carliſtiſchen Complotte be-
weiſen, jedoch im Einzelnen meiſt nur kleinlich ſind.
Bei Amaillour, unweit Niort, wurde eine Bande
von 100 Chouans betroffen, worunter auch die
Häuptlinge Diot und Robert. Man verhaftete den
Hrn. v. Chièvre, bei dem man 1000 Fr. fand, ſo
wie noch acht andre Perſonen, meiſt aus guten Fa-
milien. Dieſelbe Bande ſoll ſich ſeitdem wiederum
recrutirt und mehrere junge Leute mit Gewalt mit-
genommen haben. Bei der Brücke über den Clay
in der Vendee zeigte ſich am 24 d. eine Bande von
etwa 40 Chouans, mit welcher es zum Handgemenge
kam, wobei es einige Todte und Verwundete gab.
Eine andre Bande zeigte ſich in dem Sarthe-Depar-
tement, wurde aber von einem zahlreichen Detaſche-
ment Linien-Jnfanterie und Nationalgarde ausein-
andergetrieben. Jm Mayenne-Departement iſt man
einer ähnlichen Bande auf die Spur. Jm Morbi-
han-Departement treiben ſich Unruhſtifter umher,
ohne jedoch Rekruten zu finden. Ueberhaupt ſcheint
zum 24 oder 25 d. ein allgemeiner Aufſtand im We-
ſten verabredet geweſen, aber fehlgeſchlagen zu ſeyn.
Am Schluſſe ſagt der Moniteur: “Alle Maaßre-
geln ſind getroffen, um thörichte Verſuche zu un-
terdrücken. Behörden, Truppen, Nationalgarden
wetteifern an Ergebenheit und Patriotismus. Die
Regierung wird ſie mit aller Macht der Staatsge-
walt unterſtützen, und dem Vertrauen der Volks-
maſſen entſprechen, die ſich überall dieſen Unord-
nungen fremd zeigen, und den Wunſch äußern, daß
ſie auf entſchiedene Weiſe unterdrückt werden: dieſe
Wünſche ſollen befriedigt werden.” — Ueberhaupt
ſcheint es der Regierung jetzt Ernſt, gegen die Car-
liften zu verfahren. Zweiundzwanzig Finanz- und
Poſt-Beamte, die der Anhänglichkeit an die ge-
ſtürzte Regierung verdächtig ſind, ſind abgeſetzt oder
entlaſſen. Ein Bericht des Grafen v. Montalivet,
der ſich “Sr. Maj. ergebenſten und getreuſten Un-
[Spaltenumbruch] terthan” unterzeichnet, betrifft den Beitritt mehre-
rer Mitglieder des Municipalraths von Jſſangeaux,
(Ober-Loire) zu dem politiſchen Glaudensbekennt-
niſſe der Gazette, welches eine Art von Proteſta-
tion gegen die beſtehende Regierung enthielt. Die-
ſer Schritt wird als unverzeihlich und feindſelig ge-
gen Charte und König dargeſtellt; er habe den Un-
willen der Freunde unſrer Revolution erregt, ja ſo-
gar den Tadel derer veranlaßt, die, wenn auch von
Vorurtheilen gegen jene Principien befangen, den-
noch das Gefühl der Heiligkeit des Eides in ſich be-
wahrten. Obwohl nun nicht die Hälfte des Mu-
nicipalraths dieſen Beitritt unterzeichnet, ſo ſchlägt
der Miniſter dennoch die Auflöſung des geſammten
Collegiums vor, um den Mitgliedern, die ſich der
Juli-Revolution treu erwieſen, würdige Collegen
zu verſchaffen. Wirklich iſt mittelſt Königl. Ver-
ordnung jenes Municipal-Conſeil aufgelöſet, und
die neue Wahl angeordnet worden. — Unſre Blät-
ter enthalten eine Menge von einzelnen Be-
richten aus dem Weſten, welche die Sachen weit
ernſtlicher darſtellen, als der Moniteur, und ein
Privatſchreiben aus Mans ſpricht ſogar von einer
Truppe von 500 Chouans, an deren Spitze General
Clouet ſtehe. Die Jugend von Mans und Laval
organiſirte ſich zum Freicorps, entſchloſſen, die
Chouans todt oder lebendig einzubringen. Eine an-
dre Bande hat nicht weit von Mans die Natio-
nalgarde eines Fleckens entwaffnet. Ein Haufe von
300 Chouans hat ſich bei Coffé gezeigt und 300
Mann Nationalgarden ſind gegen ſie aufgeboten.

Der Adjutant des Königs, Hr. v. Rumigny, der
das beſondre Vertrauen Sr. Maj. genießt, wird ſich
nach der Vendee begeben.

Ein Tagsbefehl des Oberſten der Nationalgarde
von Nantes, Hrn. Robineau, iſt geeignet, die ernſt-
lichſten Beſorgniſſe zu erwecken. Er fordert ſeine
Untergebenen auf, ſich Tag und Nacht zum Aufbruche
bereit zu halten. Auf verabredete Zeichen ſoll Alles
ſich verſammeln; wenn der General-Marſch geſchla-
gen wird, ſoll man in den einzelnen Straßen auf
ſeiner Hut ſeyn. Die dringendſte Gefahr wird
durch einen Kanonenſchuß vom Schloſſe angezeigt,
auf welches Zeichen Jeder ſogleich ſeine Fenſter er-
leuchten muß.

Vorgeſtern, am 27 Mai, wurde gleichzeitig mit
dem Hambacher deutſchen Nationalfeſte auch von
den hieſigen Deutſchen eine patriotiſche Feier be-
gangen. General Lafayette führte den Vorſitz und
brachte die erſte Geſundheit auf die heilige Allianz
der Völker aus. Unter den Anweſenden bemerkte
man auch die Deputirten de Corcelles, Audry de
Puyraveau, Georg Lafayette ꝛc. Auch waren der
Portugieſe Saldanha, der Spanier Pinto, der Pole
Chodzko, der italiäniſche General Sercognani, der
Graf Wladislaw Oſtrowski, Profeſſor Lelewel, der
Redacteur des National, Hr. Armand Carrel, ꝛc. zu-
gegen. Es wurden ſehr viele revolutionäre Geſund-
heiten ausgebracht. Beim Herausgehen ſtützte ſich
General Lafayette auf den Arm eines deutſchen Stu-
denten und eines Zöglings der polytechniſchen Schule,
und das zahlreich verſammelte Volk rief: Vive La-
fayette!

Während ſüd-franzöſiſche Blätter die Herzogin
v. Berri in Barcelona ankommen laſſen, um ſich
von da nach Madrid zu begeben, behauptet die Tri-
buͤne,
ſie befinde ſich in Compiegne, und werde mit
dem Könige Leopold über die Gränze reiſen. Der

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[[2]/0002] conſtitutionellen König abgeben können, ſey aber den böſen Rathſchlägen ſeiner Umgebungen erlegen; im Juli 1830, wo es ſich um die Begründung der neuen Regierung handelte, habe er (der Redner) dem Her- zoge v. Orleans erklärt, er ſey im Herzen Republi- kaner, jedoch der Anſicht, das Königthum ſage den gegenwärtigen Sitten Frankreichs beſſer zu: nur aber ein Königthum mit republikaniſchen Jnſtitu- tionen, und in der möglichſten Annäherung zu der Regierung der Vereinigten Staaten, welche, nach ſeiner Anſicht, als Muſter-Regierung angeſehen wer- den müſſe. Damals habe der Herzog v. Orleans ihm erwiedert, man könne keine zwei Jahre in den V. St. zugebracht haben, ohne dieſe Ueberzeugung zu theilen, und er ſey bereit, die Königswürde anzu- nehmen, mit der Verpflichtung, Alles zu thun, was das Wohl des Landes erheiſche. Uebrigens billigte der Redner den Rechenſchafts-Bericht, bis auf einige Wortänderungen. Die Commiſſion blieb zum Be- hufe der Reviſion beiſammen, worauf Abends eine neue Verſammlung ſtatt hatte, die bis über Mitter- nacht hinaus währte. Der Rechenſchafts-Bericht wurde mit geringer Aenderung von allen anweſenden Deputirten unterzeichnet und wird morgen in den Oppo- ſitionsblättern publicirt werden. Die Original-Ur- kunde bleibt in den Händen des Hrn. Laffitte, wel- cher die Adhäſion der übrigen Deputirten entgegen nimmt. Der heutige Moniteur enthält umſtändliche Be- richte über die Vorfälle im Weſten, die zwar eine weite Verzweigung der carliſtiſchen Complotte be- weiſen, jedoch im Einzelnen meiſt nur kleinlich ſind. Bei Amaillour, unweit Niort, wurde eine Bande von 100 Chouans betroffen, worunter auch die Häuptlinge Diot und Robert. Man verhaftete den Hrn. v. Chièvre, bei dem man 1000 Fr. fand, ſo wie noch acht andre Perſonen, meiſt aus guten Fa- milien. Dieſelbe Bande ſoll ſich ſeitdem wiederum recrutirt und mehrere junge Leute mit Gewalt mit- genommen haben. Bei der Brücke über den Clay in der Vendee zeigte ſich am 24 d. eine Bande von etwa 40 Chouans, mit welcher es zum Handgemenge kam, wobei es einige Todte und Verwundete gab. Eine andre Bande zeigte ſich in dem Sarthe-Depar- tement, wurde aber von einem zahlreichen Detaſche- ment Linien-Jnfanterie und Nationalgarde ausein- andergetrieben. Jm Mayenne-Departement iſt man einer ähnlichen Bande auf die Spur. Jm Morbi- han-Departement treiben ſich Unruhſtifter umher, ohne jedoch Rekruten zu finden. Ueberhaupt ſcheint zum 24 oder 25 d. ein allgemeiner Aufſtand im We- ſten verabredet geweſen, aber fehlgeſchlagen zu ſeyn. Am Schluſſe ſagt der Moniteur: “Alle Maaßre- geln ſind getroffen, um thörichte Verſuche zu un- terdrücken. Behörden, Truppen, Nationalgarden wetteifern an Ergebenheit und Patriotismus. Die Regierung wird ſie mit aller Macht der Staatsge- walt unterſtützen, und dem Vertrauen der Volks- maſſen entſprechen, die ſich überall dieſen Unord- nungen fremd zeigen, und den Wunſch äußern, daß ſie auf entſchiedene Weiſe unterdrückt werden: dieſe Wünſche ſollen befriedigt werden.” — Ueberhaupt ſcheint es der Regierung jetzt Ernſt, gegen die Car- liften zu verfahren. Zweiundzwanzig Finanz- und Poſt-Beamte, die der Anhänglichkeit an die ge- ſtürzte Regierung verdächtig ſind, ſind abgeſetzt oder entlaſſen. Ein Bericht des Grafen v. Montalivet, der ſich “Sr. Maj. ergebenſten und getreuſten Un- terthan” unterzeichnet, betrifft den Beitritt mehre- rer Mitglieder des Municipalraths von Jſſangeaux, (Ober-Loire) zu dem politiſchen Glaudensbekennt- niſſe der Gazette, welches eine Art von Proteſta- tion gegen die beſtehende Regierung enthielt. Die- ſer Schritt wird als unverzeihlich und feindſelig ge- gen Charte und König dargeſtellt; er habe den Un- willen der Freunde unſrer Revolution erregt, ja ſo- gar den Tadel derer veranlaßt, die, wenn auch von Vorurtheilen gegen jene Principien befangen, den- noch das Gefühl der Heiligkeit des Eides in ſich be- wahrten. Obwohl nun nicht die Hälfte des Mu- nicipalraths dieſen Beitritt unterzeichnet, ſo ſchlägt der Miniſter dennoch die Auflöſung des geſammten Collegiums vor, um den Mitgliedern, die ſich der Juli-Revolution treu erwieſen, würdige Collegen zu verſchaffen. Wirklich iſt mittelſt Königl. Ver- ordnung jenes Municipal-Conſeil aufgelöſet, und die neue Wahl angeordnet worden. — Unſre Blät- ter enthalten eine Menge von einzelnen Be- richten aus dem Weſten, welche die Sachen weit ernſtlicher darſtellen, als der Moniteur, und ein Privatſchreiben aus Mans ſpricht ſogar von einer Truppe von 500 Chouans, an deren Spitze General Clouet ſtehe. Die Jugend von Mans und Laval organiſirte ſich zum Freicorps, entſchloſſen, die Chouans todt oder lebendig einzubringen. Eine an- dre Bande hat nicht weit von Mans die Natio- nalgarde eines Fleckens entwaffnet. Ein Haufe von 300 Chouans hat ſich bei Coffé gezeigt und 300 Mann Nationalgarden ſind gegen ſie aufgeboten. Der Adjutant des Königs, Hr. v. Rumigny, der das beſondre Vertrauen Sr. Maj. genießt, wird ſich nach der Vendee begeben. Ein Tagsbefehl des Oberſten der Nationalgarde von Nantes, Hrn. Robineau, iſt geeignet, die ernſt- lichſten Beſorgniſſe zu erwecken. Er fordert ſeine Untergebenen auf, ſich Tag und Nacht zum Aufbruche bereit zu halten. Auf verabredete Zeichen ſoll Alles ſich verſammeln; wenn der General-Marſch geſchla- gen wird, ſoll man in den einzelnen Straßen auf ſeiner Hut ſeyn. Die dringendſte Gefahr wird durch einen Kanonenſchuß vom Schloſſe angezeigt, auf welches Zeichen Jeder ſogleich ſeine Fenſter er- leuchten muß. Vorgeſtern, am 27 Mai, wurde gleichzeitig mit dem Hambacher deutſchen Nationalfeſte auch von den hieſigen Deutſchen eine patriotiſche Feier be- gangen. General Lafayette führte den Vorſitz und brachte die erſte Geſundheit auf die heilige Allianz der Völker aus. Unter den Anweſenden bemerkte man auch die Deputirten de Corcelles, Audry de Puyraveau, Georg Lafayette ꝛc. Auch waren der Portugieſe Saldanha, der Spanier Pinto, der Pole Chodzko, der italiäniſche General Sercognani, der Graf Wladislaw Oſtrowski, Profeſſor Lelewel, der Redacteur des National, Hr. Armand Carrel, ꝛc. zu- gegen. Es wurden ſehr viele revolutionäre Geſund- heiten ausgebracht. Beim Herausgehen ſtützte ſich General Lafayette auf den Arm eines deutſchen Stu- denten und eines Zöglings der polytechniſchen Schule, und das zahlreich verſammelte Volk rief: Vive La- fayette! Während ſüd-franzöſiſche Blätter die Herzogin v. Berri in Barcelona ankommen laſſen, um ſich von da nach Madrid zu begeben, behauptet die Tri- buͤne, ſie befinde ſich in Compiegne, und werde mit dem Könige Leopold über die Gränze reiſen. Der

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 132, Hamburg, 5. Juni 1832, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1320506_1832/2>, abgerufen am 24.11.2024.