Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 18. August 1789.[Spaltenumbruch]
stratspersonen proscridirt. Der
erste ist bereits zu Lo- Die Bürgermiliz von Lyon hat mit den
Königl. Die Mönche der Abtey Cheny, in Bourgogne, hat- Die Einwohner von Duquesnoy, in Flandern, ver- Der Cardinal Rohan hat der
Nationalversammlung Jn Anjou und Poitou überläßt man sich
ebenfalls Der militairische Hofstaat des Herrn Grafen
von Der König hat dem Herrn Chapelier,
Präsidenten Der König hat auch dem Herrn Bailly, Maire von Am Donnerstage war hier in Paris der Vorrath an Am Sonnabend frühe fand man in einer wenig Seitdem die Jagdgerechtigkeit abgeschafft worden, Der Ausschuß der Repräsentanten der
Gemeinen Die Jnsurrection der Schweizergarden gegen ihre Der Ausschuß der Repräsentanten der Gemeinen
hatte Auch von dem Schlosse der Gräfinn von
Brione, Es ist gewiß, daß der Graf von Montmorin nach [Spaltenumbruch]
ſtratsperſonen proſcridirt. Der
erſte iſt bereits zu Lo- Die Buͤrgermiliz von Lyon hat mit den
Koͤnigl. Die Moͤnche der Abtey Cheny, in Bourgogne, hat- Die Einwohner von Duquesnoy, in Flandern, ver- Der Cardinal Rohan hat der
Nationalverſammlung Jn Anjou und Poitou uͤberlaͤßt man ſich
ebenfalls Der militairiſche Hofſtaat des Herrn Grafen
von Der Koͤnig hat dem Herrn Chapelier,
Praͤſidenten Der Koͤnig hat auch dem Herrn Bailly, Maire von Am Donnerſtage war hier in Paris der Vorrath an Am Sonnabend fruͤhe fand man in einer wenig Seitdem die Jagdgerechtigkeit abgeſchafft worden, Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der
Gemeinen Die Jnſurrection der Schweizergarden gegen ihre Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen
hatte Auch von dem Schloſſe der Graͤfinn von
Brione, Es iſt gewiß, daß der Graf von Montmorin nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> ſtratsperſonen proſcridirt. Der erſte iſt bereits zu Lo-<lb/> riol, in Dauphin<hi rendition="#aq">é,</hi> arretirt worden. Koͤmmt er zu<lb/> Marſeille an, ſo duͤrfte er ein Opfer des Volks werden,<lb/> das ihn fuͤr einen Kornaufkaͤufer haͤlt.</p><lb/> <p>Die Buͤrgermiliz von Lyon hat mit den Koͤnigl.<lb/> Truppen an 100 Landſtreicher und Pluͤnderer nieder-<lb/> gemacht, welche die Schloͤſſer in Dauphin<hi rendition="#aq">é</hi> verwuͤſtet<lb/> und gepluͤndert haben. Es ſind auch 82 Gefangene<lb/> von ihnen eingebracht, die naͤchſtens ihre verdiente<lb/> Strafe erhalten werden. Die mehreſten derſelben ſind<lb/> fremde, die aus den Sardiniſchen Staaten gekommen<lb/> ſind.</p><lb/> <p>Die Moͤnche der Abtey Cheny, in Bourgogne, hat-<lb/> ten Nachricht erhalten, daß uͤber 400 Raͤuber ihre<lb/> Abtey verwuͤſten wollten. Sie verlangten hierauf<lb/> Huͤlfe von den Unterthanen der Abtey, die ſelbige auch<lb/> unter der Bedingung verſprachen, daß die Geiſtlichen<lb/> ihren Herrenrechten entſagen ſollten. Dieſe capitulir-<lb/> ten mit ihnen, und entließen ihnen viele Rechte. Nun<lb/> begaben ſich die Unterthanen mit verſchiedenen Waffen<lb/> nach der Abtey; man lud 2 Kanonen mit Cartaͤtſchen,<lb/> die man auf dem Vorhofe verſteckte. Die Raͤuber er-<lb/> ſchienen; man feuerte beyde Kanonen auf ſie ab, und<lb/> die Unterthanen ſtuͤrzten auf ſie loß. Es blieben 100<lb/> Raͤuber, und 30 wurden gefangen genommen.</p><lb/> <p>Die Einwohner von Duquesnoy, in Flandern, ver-<lb/> langten auch von dem Commandanten des Regiments<lb/> von Auvergne Schutz gegen die Raͤuber. Sie mußten<lb/> es ſchriftlich thun. Hierauf ſandte er ihnen Soldaten.<lb/> Ein Soldat wollte auf die Raͤuber nicht ſchießen. Der<lb/> Commandant ließ ihn gleich todtſchießen, und hieb<lb/> ſelbſt einen Sergeanten mit dem Degen nieder, der<lb/> ihn toͤdten wollte. Hierauf commandirte der Com-<lb/> mandant ſeiner Truppe wieder, Feuer zu geben. Die<lb/> Soldaten gehorchten, 12 Raͤuber blieben auf der<lb/> Stelle, und die uͤbrigen nahmen die Flucht.</p><lb/> <p>Der Cardinal Rohan hat der Nationalverſammlung<lb/> geſchrieben, daß die im Elſaß herrſchenden Unordnungen<lb/> ihm nicht erlaubten, die Provinz zu verlaſſen.</p><lb/> <p>Jn Anjou und Poitou uͤberlaͤßt man ſich ebenfalls<lb/> großen Ausſchweifungen. 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Natuͤrlich<lb/> wird nun das Wild bey uns bald ſelten werden.</p><lb/> <p>Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen<lb/> hatte einen Befehl gegeben, daß keine Schrift ohne<lb/> Cenſur der 3 von dieſem Ausſchuß ernannten Glieder<lb/> gedruckt werden ſolle. Dieſe Verordnung iſt ſehr uͤbel<lb/> aufgenommen, und verſchiedene Diſtricte der Stadt<lb/> haben dagegen oͤffentliche Proteſtationen anſchlagen<lb/> laſſen; auch wird ſelbige nicht mehr beobachtet.</p><lb/> <p>Die Jnſurrection der Schweizergarden gegen ihre<lb/> Officiers dauert noch fort. Einige derſelben haben<lb/> ihre Fahnen verlaſſen, andere haben ſich nach der Ca-<lb/> ſerne von Courtevoix begeben, und die daſelbſt befind-<lb/> lichen Kanonen weggeholt. Die Officiers reclamiren<lb/> dieſe Soldaten als Schweizer, aber die Soldaten ver-<lb/> langen bey der Pariſer Buͤrgermiliz Dienſte zu nehmen.</p><lb/> <p>Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen hatte<lb/> beſchloſſen, jedem von der Franzoͤſiſchen Garde, die zu<lb/> der Revolution mitgewirkt haben, eine goldene Me-<lb/> daille zu ſchenken, aber dieſe Garden ſchickten eine<lb/> Deputation nach dem Hotel de Ville, um zu declari-<lb/> ren, daß ſie keine ſolche geldeswerthe Medaille anneh-<lb/> men wuͤrden, indem ſie genug an der Ehre haͤtten, zum<lb/> oͤffentlichen Wohl das ihrige beygetragen zu haben. 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ſtratsperſonen proſcridirt. Der erſte iſt bereits zu Lo-
riol, in Dauphiné, arretirt worden. Koͤmmt er zu
Marſeille an, ſo duͤrfte er ein Opfer des Volks werden,
das ihn fuͤr einen Kornaufkaͤufer haͤlt.
Die Buͤrgermiliz von Lyon hat mit den Koͤnigl.
Truppen an 100 Landſtreicher und Pluͤnderer nieder-
gemacht, welche die Schloͤſſer in Dauphiné verwuͤſtet
und gepluͤndert haben. Es ſind auch 82 Gefangene
von ihnen eingebracht, die naͤchſtens ihre verdiente
Strafe erhalten werden. Die mehreſten derſelben ſind
fremde, die aus den Sardiniſchen Staaten gekommen
ſind.
Die Moͤnche der Abtey Cheny, in Bourgogne, hat-
ten Nachricht erhalten, daß uͤber 400 Raͤuber ihre
Abtey verwuͤſten wollten. Sie verlangten hierauf
Huͤlfe von den Unterthanen der Abtey, die ſelbige auch
unter der Bedingung verſprachen, daß die Geiſtlichen
ihren Herrenrechten entſagen ſollten. Dieſe capitulir-
ten mit ihnen, und entließen ihnen viele Rechte. Nun
begaben ſich die Unterthanen mit verſchiedenen Waffen
nach der Abtey; man lud 2 Kanonen mit Cartaͤtſchen,
die man auf dem Vorhofe verſteckte. Die Raͤuber er-
ſchienen; man feuerte beyde Kanonen auf ſie ab, und
die Unterthanen ſtuͤrzten auf ſie loß. Es blieben 100
Raͤuber, und 30 wurden gefangen genommen.
Die Einwohner von Duquesnoy, in Flandern, ver-
langten auch von dem Commandanten des Regiments
von Auvergne Schutz gegen die Raͤuber. Sie mußten
es ſchriftlich thun. Hierauf ſandte er ihnen Soldaten.
Ein Soldat wollte auf die Raͤuber nicht ſchießen. Der
Commandant ließ ihn gleich todtſchießen, und hieb
ſelbſt einen Sergeanten mit dem Degen nieder, der
ihn toͤdten wollte. Hierauf commandirte der Com-
mandant ſeiner Truppe wieder, Feuer zu geben. Die
Soldaten gehorchten, 12 Raͤuber blieben auf der
Stelle, und die uͤbrigen nahmen die Flucht.
Der Cardinal Rohan hat der Nationalverſammlung
geſchrieben, daß die im Elſaß herrſchenden Unordnungen
ihm nicht erlaubten, die Provinz zu verlaſſen.
Jn Anjou und Poitou uͤberlaͤßt man ſich ebenfalls
großen Ausſchweifungen. Zu Niort, in Poitou, ließ
ein Edelmann die Cocarde einem Hund auf den
Schwanz binden, und ihn ſo durch die Gaſſen fuͤhren.
Das Volk ergriff den Junker, band ihn verkehrt auf
einem Eſel, fuͤhrte ihn durch die Stadt, und ließ ihn
unaufhoͤrlich den Hintern des Hundes kuͤſſen. Der
Junker ſchaͤtzte ſich gluͤcklich, ſo wohlfeil davon gekom-
men zu ſeyn.
Der militairiſche Hofſtaat des Herrn Grafen von
Artois wird aufgehoben, und die Pferde werden ver-
kauft. Der Prinz hat dieſes beſohlen, und von dem
Betrage erhalten diejenigen ihr Geld, denen der Prinz
bey ſeiner Abreiſe noch etwas ſchuldig war.
Der Koͤnig hat dem Herrn Chapelier, Praͤſidenten
der Nationalverſammlung, den Eintritt in ſein Zim-
mer bewilligt. Alle kuͤnftige Praͤſidenten dieſer Ver-
ſammlung werden eben dieſe Ehre genießen.
Der Koͤnig hat auch dem Herrn Bailly, Maire von
Paris, und ſeinen Nachfolgern das Hotel bewilliget,
welches ehedem fuͤr den Polizey Lieutenant beſtimmt war.
Am Donnerſtage war hier in Paris der Vorrath an
Mehl und Korn nur auf 3 Tage, weil man bey Rouen
alles hieher beſtimmte Mehl und Korn angehalten
hatte. Herr Necker entſchloß ſich, den Donnerſtag
Abend ſelbſt nach Rouen zu reiſen, um den angehal-
tenen Vorrath in Freyheit ſetzen zu laſſen, als man
erfuhr, daß er ſchon freygegeben ſey. Er kam auch
an, und ſeit dem Sonnabend iſt das Brodt hier wohl-
feiler.
Am Sonnabend fruͤhe fand man in einer wenig
frequentirten Straße dieſer Stadt 2 große Koͤrbe voll
Lunten in Leinwand mit Schwefel uͤberſtrichen. Man
brachte ſie nach dem Hotel de Ville, und man hat ge-
funden, daß ſie von Weinhaͤndlern verfertigt worden,
um den Wein zu ſchwefeln. Vermuthlich hat ein Ar-
beitsmann aus Furcht ſie ſtehen laſſen, und niemand
will ſie nun reclamiren. Jndeſſen ſoll oͤffentlich an-
geſchlagen werden, daß der Gebrauch dieſer Schwefel-
Leinewand zu nichts anders als zum Wein beſtimmt
geweſen.
Seitdem die Jagdgerechtigkeit abgeſchafft worden,
haben ſich die Buͤrger und Bauern haufenweiſe in
unſerer Nachbarſchaft eingefunden, um Wild zu
ſchießen, woran in allen Capitainerien großer Vorrath
iſt. Man hat zwar dem Getraide geſchont, es iſt aber
doch ſonſt verſchiedenes verdorben worden. Natuͤrlich
wird nun das Wild bey uns bald ſelten werden.
Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen
hatte einen Befehl gegeben, daß keine Schrift ohne
Cenſur der 3 von dieſem Ausſchuß ernannten Glieder
gedruckt werden ſolle. Dieſe Verordnung iſt ſehr uͤbel
aufgenommen, und verſchiedene Diſtricte der Stadt
haben dagegen oͤffentliche Proteſtationen anſchlagen
laſſen; auch wird ſelbige nicht mehr beobachtet.
Die Jnſurrection der Schweizergarden gegen ihre
Officiers dauert noch fort. Einige derſelben haben
ihre Fahnen verlaſſen, andere haben ſich nach der Ca-
ſerne von Courtevoix begeben, und die daſelbſt befind-
lichen Kanonen weggeholt. Die Officiers reclamiren
dieſe Soldaten als Schweizer, aber die Soldaten ver-
langen bey der Pariſer Buͤrgermiliz Dienſte zu nehmen.
Der Ausſchuß der Repraͤſentanten der Gemeinen hatte
beſchloſſen, jedem von der Franzoͤſiſchen Garde, die zu
der Revolution mitgewirkt haben, eine goldene Me-
daille zu ſchenken, aber dieſe Garden ſchickten eine
Deputation nach dem Hotel de Ville, um zu declari-
ren, daß ſie keine ſolche geldeswerthe Medaille anneh-
men wuͤrden, indem ſie genug an der Ehre haͤtten, zum
oͤffentlichen Wohl das ihrige beygetragen zu haben. Nach
dieſer Declaration beſchloß das Hotel de Ville am 7ten
jedem dieſer Soldaten eine vergoldete Medaille zu geben,
auf deren einen Seite das Bildniß des Koͤnigs, und
auf der andern das Stadtwapen befindlich iſt, mit fol-
gender Umſchrift: Pariſer National-Garde 1789.
Die Soldaten koͤnnen dieſe Medaille tragen, wenn ſie
auch nicht mehr dienen.
Auch von dem Schloſſe der Graͤfinn von Brione,
Mutter des Prinzen von Lambeſe, hat man verſchiedene
Kanonen hieher gebracht.
Es iſt gewiß, daß der Graf von Montmorin nach
Havre geſchrieben, daß der Herzog de la Vauguyon in
Freyheit geſetzt werden ſoll. Er hat auch den Auftrag
von der Nationalverſammlung dazu gehabt.
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