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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Freytage, den 2 August.)    
Num. 123.



[Beginn Spaltensatz]

Den 9ten wurde das Gedächtnißfest der Thronbestei-
gung Ihrer Kayserl. Majestät mit den gewöhnlichen
Ceremonien gefeyert. Den Tag darauf, als am Na-
mensfeste Sr. Kayserl. Hoheit, des Großfürsten, bega-
ben sich Ihro Kayserl. Majestät nach der Cathedralkirche
St. Petri und Pauli, woselbst die den Tag zuvor ein-
gegangene Relation von der Eroberung der Vestung
Perekop durch Se. Excellenz, den Senateur und Ritter,
Herrn von Jelagin, abgelesen, und sodann ein feyer-
liches Te Deum, unter Abfeuerung von 101 Kanonen,
abgesungen wurde.

Aus einem Schreiben aus Petersburg,


Ehe der Fürst Dolgorucky die Linien von Perekop
forciret hatte, war der General-Major, Fürst Tserba-
tow, von ihm abgeschickt worden, um sich von Arabat
Meister zu machen, indem er seinen Marsch durch Ge-
nitsch und durch die Erdzunge, auf der Seite des Aso-
phischen Meers, nahm. Nach der Eroberung von Pe-
rekop schickte er den General-Major Braun mit einem
andern Detaschement, um sich Kosloff zu bemächtigen;
die Türkische Garnison dieses Platzes aber erwartete
seine Ankunft nicht, sondern demolirte die Vestungs-
werke, und schiffete sich auf die daselbst befindlichen Fahr-
zeuge ein, um in ihr Land zurück zu kehren, dergestalt,
daß der Herr von Braun ohne Schwerdtschlag davon
Besitz nahm. Die Garnison von Arabat hingegen,
welche aus 7 bis 800 Mann bestand, hielte Stand. Der
Fürst Tserbatow griff darauf die Vestung|an, und eroberte
selbige mit Sturm. Die Garnison wurde mehrentheils
niedergemacht, zum Theil aber gefangen genommen.
Unterdessen hatte sich der Fürst Dolgorucky mit dem
Gros der Armee zwischen Kosloff und Arabat gezogen,
und nachdem er noch über Karasbazar hinaus gegan-
gen, seine Stellung 35 Werste von Caffa, und 30
Werste von Arabat genommen, um daselbst die letzte
Entschließung der Tartarischen Nation zu erwarten,
[Spaltenumbruch] welche wegen einer Capitulation bereits Abgeordnete
an ihn gesandt hatte. Da ihm aber die Bedingungen
nicht annehmlich schienen, so ließ er ihnen antworten,
er würde ihnen 5 Tage Bedenkzeit lassen, und so lange
nichts wider sie unternehmen, damit sie sich unter eben
den Bedingungen, die vorher den andern waren be-
williget worden, unterwerfen könnten, wohl zu verstehen
aber, daß sie alle bevestigten Plätze in unsere Hände
liefern müßten.

Der Chan soll aus der Krim weggegangen seyn, und
die Tartarn scheinen Neigung zu haben, einen andern
zu erwählen, welcher die Bedingungen unterschreiben
würde, die die Nation mit uns eingehen wird.

Die letzten Depeschen des Fürsten Dolgurucky sind
vom 6ten dieses, und er meldet noch, daß er hoffe in
14 Tagen oder 3 Wochen mit der Eroberung der Krim
fertig zu werden. Seine Armee ist in den besten Um-
ständen von der Welt, und hat den besten Willen, vor
Endigung der schönen Jahrszeit noch eine Expedition
auszuführen, wenn es die Umstände erfordern sollten.

Die unglückliche Affaire von Giurgiewo ist durch eine
dritte Expedition des Herrn General Weißmanns, der
von neuem bey Tulza mit einem ansehnlichen Corps
über die Donau gegangen, einigermaßen wieder gut
gemacht worden. Er hat die Türkischen Retransche-
ments forciert, einige Kanonen und viele Schiffe ge-
nommen, und nachdem er sich lange Zeit gegen ein
zahlreiches Corps, welches zum Succurs gekommen
war, und bey welchem sich, wie man sagt, der Großve-
zier befunden hat, gewehret, ist er wieder über den
Fluß zurückgegangen.

Beschluß der gestern abgebrochenen Relation
von Petersburg.

Der General-Major, Fürst Prosorowsky, der zwar
nach seiner vorzüglichen Geschicklichkeit und Erfahrung
in Kriegssachen, alle nur mögliche Veranstaltungen ge-
troffen hatte, seinen Weg über Siwasch eiligst zu be-
schleunigen, auch daher seinen Marsch in der größten
[Spaltenumbruch]

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung

Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1771.     (Am Freytage, den 2 Auguſt.)    
Num. 123.



[Beginn Spaltensatz]

Den 9ten wurde das Gedaͤchtnißfeſt der Thronbeſtei-
gung Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt mit den gewoͤhnlichen
Ceremonien gefeyert. Den Tag darauf, als am Na-
mensfeſte Sr. Kayſerl. Hoheit, des Großfuͤrſten, bega-
ben ſich Ihro Kayſerl. Majeſtaͤt nach der Cathedralkirche
St. Petri und Pauli, woſelbſt die den Tag zuvor ein-
gegangene Relation von der Eroberung der Veſtung
Perekop durch Se. Excellenz, den Senateur und Ritter,
Herrn von Jelagin, abgeleſen, und ſodann ein feyer-
liches Te Deum, unter Abfeuerung von 101 Kanonen,
abgeſungen wurde.

Aus einem Schreiben aus Petersburg,


Ehe der Fuͤrſt Dolgorucky die Linien von Perekop
forciret hatte, war der General-Major, Fuͤrſt Tſerba-
tow, von ihm abgeſchickt worden, um ſich von Arabat
Meiſter zu machen, indem er ſeinen Marſch durch Ge-
nitſch und durch die Erdzunge, auf der Seite des Aſo-
phiſchen Meers, nahm. Nach der Eroberung von Pe-
rekop ſchickte er den General-Major Braun mit einem
andern Detaſchement, um ſich Kosloff zu bemaͤchtigen;
die Tuͤrkiſche Garniſon dieſes Platzes aber erwartete
ſeine Ankunft nicht, ſondern demolirte die Veſtungs-
werke, und ſchiffete ſich auf die daſelbſt befindlichen Fahr-
zeuge ein, um in ihr Land zuruͤck zu kehren, dergeſtalt,
daß der Herr von Braun ohne Schwerdtſchlag davon
Beſitz nahm. Die Garniſon von Arabat hingegen,
welche aus 7 bis 800 Mann beſtand, hielte Stand. Der
Fuͤrſt Tſerbatow griff darauf die Veſtung|an, und eroberte
ſelbige mit Sturm. Die Garniſon wurde mehrentheils
niedergemacht, zum Theil aber gefangen genommen.
Unterdeſſen hatte ſich der Fuͤrſt Dolgorucky mit dem
Gros der Armee zwiſchen Kosloff und Arabat gezogen,
und nachdem er noch uͤber Karasbazar hinaus gegan-
gen, ſeine Stellung 35 Werſte von Caffa, und 30
Werſte von Arabat genommen, um daſelbſt die letzte
Entſchließung der Tartariſchen Nation zu erwarten,
[Spaltenumbruch] welche wegen einer Capitulation bereits Abgeordnete
an ihn geſandt hatte. Da ihm aber die Bedingungen
nicht annehmlich ſchienen, ſo ließ er ihnen antworten,
er wuͤrde ihnen 5 Tage Bedenkzeit laſſen, und ſo lange
nichts wider ſie unternehmen, damit ſie ſich unter eben
den Bedingungen, die vorher den andern waren be-
williget worden, unterwerfen koͤnnten, wohl zu verſtehen
aber, daß ſie alle beveſtigten Plaͤtze in unſere Haͤnde
liefern muͤßten.

Der Chan ſoll aus der Krim weggegangen ſeyn, und
die Tartarn ſcheinen Neigung zu haben, einen andern
zu erwaͤhlen, welcher die Bedingungen unterſchreiben
wuͤrde, die die Nation mit uns eingehen wird.

Die letzten Depeſchen des Fuͤrſten Dolgurucky ſind
vom 6ten dieſes, und er meldet noch, daß er hoffe in
14 Tagen oder 3 Wochen mit der Eroberung der Krim
fertig zu werden. Seine Armee iſt in den beſten Um-
ſtaͤnden von der Welt, und hat den beſten Willen, vor
Endigung der ſchoͤnen Jahrszeit noch eine Expedition
auszufuͤhren, wenn es die Umſtaͤnde erfordern ſollten.

Die ungluͤckliche Affaire von Giurgiewo iſt durch eine
dritte Expedition des Herrn General Weißmanns, der
von neuem bey Tulza mit einem anſehnlichen Corps
uͤber die Donau gegangen, einigermaßen wieder gut
gemacht worden. Er hat die Tuͤrkiſchen Retranſche-
ments forciert, einige Kanonen und viele Schiffe ge-
nommen, und nachdem er ſich lange Zeit gegen ein
zahlreiches Corps, welches zum Succurs gekommen
war, und bey welchem ſich, wie man ſagt, der Großve-
zier befunden hat, gewehret, iſt er wieder uͤber den
Fluß zuruͤckgegangen.

Beſchluß der geſtern abgebrochenen Relation
von Petersburg.

Der General-Major, Fuͤrſt Proſorowsky, der zwar
nach ſeiner vorzuͤglichen Geſchicklichkeit und Erfahrung
in Kriegsſachen, alle nur moͤgliche Veranſtaltungen ge-
troffen hatte, ſeinen Weg uͤber Siwaſch eiligſt zu be-
ſchleunigen, auch daher ſeinen Marſch in der groͤßten
[Spaltenumbruch]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1230208_1771/1>, abgerufen am 21.11.2024.