Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771.sche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl. Neapolis, den 4 Julii. In Calabrien hat sich folgende abscheuliche Begeben- Rom, den 8 Julii. Der Französische Hof hat an die Casse der Catechu- Livorno, den 10 Julii. Am Sonntage, Abends, kam die jüngst erwähnte Nachrichten aus der Levante zufolge, kömmt der Prinz Venedig, den 12 Julii. Von dem Aufstande der Galeeren-Sklaven auf dem Ferrara, den 12 Julii. Der Graf von Firmian wird im August nach Mayland [Spaltenumbruch] ſche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl. Neapolis, den 4 Julii. In Calabrien hat ſich folgende abſcheuliche Begeben- Rom, den 8 Julii. Der Franzoͤſiſche Hof hat an die Caſſe der Catechu- Livorno, den 10 Julii. Am Sonntage, Abends, kam die juͤngſt erwaͤhnte Nachrichten aus der Levante zufolge, koͤmmt der Prinz Venedig, den 12 Julii. Von dem Aufſtande der Galeeren-Sklaven auf dem Ferrara, den 12 Julii. Der Graf von Firmian wird im Auguſt nach Mayland [Spaltenumbruch] <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div xml:id="ar002" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/> ſche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl.<lb/> Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu<lb/> thun. Doch, das iſt nicht genug, ich verlange im Namen<lb/> dieſer Monarchinn, daß Sie das Corps von 800 Mann,<lb/> ſo Sie in Chomsk aus den Litthauiſchen Regimentern<lb/> zuſammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen<lb/> in ihre Quartiere verſchicken. Sie werden es nicht<lb/> vergeſſen haben, daß die Officiers und Soldaten dieſer<lb/> Corps durch unſere Truppen gefangen genommen, und<lb/> auf Parole entlaſſen worden. Die von Ihnen ausgeſtellte<lb/> Reverſe ſind mir wohl bekannt, und nach denſelben<lb/> werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich mich<lb/> durch diejenigen, die ſich zur Verwuͤſtung des Vater-<lb/> landes und zu allerhand Ausſchweifung vorſchreiben<lb/> ſollen, ſollte hintergehen laſſen; ich werde ganz neue<lb/> Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner Gelindigkeit;<lb/> Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie ſich nicht<lb/> ein, daß irgend ein Anſehen meinen genommenen Ent-<lb/> ſchluß aufhalten koͤnnte. Es iſt, Gott Lob! keine Peſt<lb/> in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons iſt alſo nicht<lb/> mehr noͤthig. Ich bemuͤhe mich aufs eifrigſte, und<lb/> eben dieſes thue ich, auf Befehl meiner Principalinn,<lb/> in Berlin, daß der Preußiſche Cordon zuruͤckgezogen<lb/> werde. Dieſer Vorwand hat aufgehoͤret. Sie koͤnnen<lb/> mich alſo mit dieſer Urſache, die Truppen in Chomsk<lb/> zu laſſen, nicht aͤffen. Aus dieſen Bewegungsgruͤnden<lb/> praͤtendire, daß dieſes ganze Kriegsheer, nebſt dem<lb/> Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten<lb/> Quartiere zuruͤckkehren moͤchte. Ich glaube, daß Sie<lb/> nicht vergeſſen haben, daß Sie den Herrn General<lb/> Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps<lb/> des Bielak allezeit in der Brzeſcer Woywodſchaft in<lb/> Litthauen halten wollten, und ich habe die Ehre, Ihnen<lb/> zu melden, daß gedachter General verpflichtet iſt, allen<lb/> Kayſerl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzuſchicken,<lb/> daß Sie den Hn. Bielack fuͤr einen Feind anſehen, ſo bald<lb/> er aus ſeinem Standorte austreten ſollte. Ich koͤnnte hier<lb/> bereits ſchließen. Der Rußiſche Geſandte hat Ihnen wei-<lb/> ter nichts mehr zu melden; dieſer traͤgt den Willen ſeiner<lb/> Principalinn vor, und hat Ihnen ſchon geantwortet. Aber<lb/> Ihr geruͤhrter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie<lb/> ſeit ſo vielen Jahren kennen, und Ihnen ergeben iſt, deſſen<lb/> Herz Ihr Beſtes ſuchet, hat noch ein paar Worte zu<lb/> ſagen, woferne Ihr Herz nicht verhaͤrtet, der Verſtand<lb/> nicht verfuͤhret, und die Ohren nicht verſtopft ſind. Wol-<lb/> len Sie gegen die Stimme eines Freundes taub bleiben,<lb/> der vor Begierde brennet, ſich mit Ihnen zur Gluͤckſe-<lb/> ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es fuͤr<lb/> unmoͤglich haͤlt, daß Sie ſich dem Nachdruck der Wahr-<lb/> heit widerſetzen ſollten, die Sie aus ſeinem Munde er-<lb/> fahren ſollen? Tauſendmal haben ſich Boshafte zum<lb/> Ungluͤck des Vaterlandes verbunden. Laßt uns zeigen,<lb/> daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die ſich zu<lb/> deſſelben Wohl vereinigen. Sind ſie nicht ein genug<lb/> ehrlicher Mitbuͤrger, und ein Pohle, um dieſen Ruhm<lb/> zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum<lb/> Wohl des Vaterlandes auf. 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ſche Neigung zu erfahren, welche meine Allerdurchl.
Monarchinn heget, dem Vaterlande und Ihnen wohl zu
thun. Doch, das iſt nicht genug, ich verlange im Namen
dieſer Monarchinn, daß Sie das Corps von 800 Mann,
ſo Sie in Chomsk aus den Litthauiſchen Regimentern
zuſammengebracht, zertheilen, und in kleinen Haufen
in ihre Quartiere verſchicken. Sie werden es nicht
vergeſſen haben, daß die Officiers und Soldaten dieſer
Corps durch unſere Truppen gefangen genommen, und
auf Parole entlaſſen worden. Die von Ihnen ausgeſtellte
Reverſe ſind mir wohl bekannt, und nach denſelben
werde mich richten. Denken Sie nicht, daß ich mich
durch diejenigen, die ſich zur Verwuͤſtung des Vater-
landes und zu allerhand Ausſchweifung vorſchreiben
ſollen, ſollte hintergehen laſſen; ich werde ganz neue
Mittel ergreifen, wozu mich, außer meiner Gelindigkeit;
Ihr Verfahren zwingen wird. Bilden Sie ſich nicht
ein, daß irgend ein Anſehen meinen genommenen Ent-
ſchluß aufhalten koͤnnte. Es iſt, Gott Lob! keine Peſt
in Pohlen mehr; die Fortdauer des Cordons iſt alſo nicht
mehr noͤthig. Ich bemuͤhe mich aufs eifrigſte, und
eben dieſes thue ich, auf Befehl meiner Principalinn,
in Berlin, daß der Preußiſche Cordon zuruͤckgezogen
werde. Dieſer Vorwand hat aufgehoͤret. Sie koͤnnen
mich alſo mit dieſer Urſache, die Truppen in Chomsk
zu laſſen, nicht aͤffen. Aus dieſen Bewegungsgruͤnden
praͤtendire, daß dieſes ganze Kriegsheer, nebſt dem
Corps des Bielak und Korycki, zugleich in ihre alten
Quartiere zuruͤckkehren moͤchte. Ich glaube, daß Sie
nicht vergeſſen haben, daß Sie den Herrn General
Weymar die Parole gegeben haben, wie Sie das Corps
des Bielak allezeit in der Brzeſcer Woywodſchaft in
Litthauen halten wollten, und ich habe die Ehre, Ihnen
zu melden, daß gedachter General verpflichtet iſt, allen
Kayſerl. Truppen in Litthauen den Befehl zuzuſchicken,
daß Sie den Hn. Bielack fuͤr einen Feind anſehen, ſo bald
er aus ſeinem Standorte austreten ſollte. Ich koͤnnte hier
bereits ſchließen. Der Rußiſche Geſandte hat Ihnen wei-
ter nichts mehr zu melden; dieſer traͤgt den Willen ſeiner
Principalinn vor, und hat Ihnen ſchon geantwortet. Aber
Ihr geruͤhrter und wahrer Freund, ein Mann, den Sie
ſeit ſo vielen Jahren kennen, und Ihnen ergeben iſt, deſſen
Herz Ihr Beſtes ſuchet, hat noch ein paar Worte zu
ſagen, woferne Ihr Herz nicht verhaͤrtet, der Verſtand
nicht verfuͤhret, und die Ohren nicht verſtopft ſind. Wol-
len Sie gegen die Stimme eines Freundes taub bleiben,
der vor Begierde brennet, ſich mit Ihnen zur Gluͤckſe-
ligkeit Ihres Vaterlandes zu verbinden, und der es fuͤr
unmoͤglich haͤlt, daß Sie ſich dem Nachdruck der Wahr-
heit widerſetzen ſollten, die Sie aus ſeinem Munde er-
fahren ſollen? Tauſendmal haben ſich Boshafte zum
Ungluͤck des Vaterlandes verbunden. Laßt uns zeigen,
daß es noch ehrliche Leute in Pohlen giebt, die ſich zu
deſſelben Wohl vereinigen. Sind ſie nicht ein genug
ehrlicher Mitbuͤrger, und ein Pohle, um dieſen Ruhm
zu erlangen. Ich rufe, begehre, und fordere Sie zum
Wohl des Vaterlandes auf. Ich habe alles geſagt, und
habe die Ehre ꝛc.
(Die Antwort des Großfeldherrn morgen.)
Neapolis, den 4 Julii.
In Calabrien hat ſich folgende abſcheuliche Begeben-
heit zugetragen: Eine Wittwe wollte ſich mit einem
jungen Menſchen zum zweytenmal verheirathen. Da ſie
aber ſahe, daß er wegen zweyer noch unerzogener Kin-
der, welche ſie aus der erſten Ehe haͤtte, Schwierig-
keiten machte; ſo faßte ſie den grauſamen Entſchluß,
dieſe beyden Kinder zu ermorden, welches ſie auch wirk-
lich bewerkſtelligte. Sie iſt aber ſchon zu Caſenza in
Verhaft genommen, um den verdienten Lohn fuͤr dieſe
unmenſchliche Grauſamkeit zu empfangen.
Rom, den 8 Julii.
Der Franzoͤſiſche Hof hat an die Caſſe der Catechu-
menen alle ruͤckſtaͤndige Forderungen von ihrem Gehalte,
welches auf den Staat von Avignon angewieſen, aus-
bezahlen laſſen. Der Hof von Neapolis hat vom Pabſt
ein Indult verlangt, um einen General-Vicarius an
ſeine im Kirchenſtaat eingepfarrte Unterthanen zu
deputiren, damit die Juſtiz beſſer verwaltet werden
moͤge. Die Regierung hat einen Cavalier, der von
den Streitigkeiten zwiſchen dem heil. Stuhl und den
Bourbonniſchen Hoͤfen zu frey geſprochen, arretiren,
und ihm nachdruͤckliche Verweiſe daruͤber geben laſſen.
Livorno, den 10 Julii.
Am Sonntage, Abends, kam die juͤngſt erwaͤhnte
Rußiſche Kriegsfregatte, der Archipelagus, gefuͤhret von
Capitain Corel, in den hieſigen Haven zuruͤck. Geſtern
giengen von hieſiger Rheede 5 Hollaͤndiſche Kriegsſchiffe
nach dem Mittellaͤndiſchen Meere unter Segel, um da-
ſelbſt die Kauffahrdenſchiffe ihrer Nation gegen alle be-
ſorgliche Gefahr zu ſchuͤtzen. Der dieſer Tagen aus
Petersburg bey dem hieſigen Rußiſchen Agenten, Herrn
Rutterfort, angelangte Courier hat, nach Abgebung
ſeiner Briefſchaften an ſelbigen, dieſen Morgen auf
einem Engliſchen Packetboot ſeine Reiſe nach dem Ar-
chipelago fortgeſetzet, um dem Grafen von Orlow einige
wichtige Depeſchen zu uͤberliefern.
Nachrichten aus der Levante zufolge, koͤmmt der Prinz
Salomon mit allen ſeinen Truppen auf der oͤſtlichen
Seite des ſchwarzen Meeres wiederum zum Vorſchein,
und Prinz Heraclius laͤßt ſich das Intereſſe der Ruſſen
mit einem neuen Eifer angelegen ſeyn. Die Truppen
des Aly-Bey campiren in der Nachbarſchaft von Berack,
in Syrien, und in den Ebenen von Damaſcus. Der
Baſſa am letztern Orte duͤrfte von den Tuͤrken abgeſetzt
werden.
Venedig, den 12 Julii.
Von dem Aufſtande der Galeeren-Sklaven auf dem
Schiffe, die ſchoͤne Rahel, iſt noch nachzuholen, daß ſich alle
dieſe Sklaven, außer zween, welche freywillig geblieben, in
Freyheit geſetzt haben. Die Fiſcherbarke, welche ſie einneh-
men mußte, ſetzte ſie an den Kuͤſten von Iſtrien, nahe an den
Inſeln von Orſera, ans Land. Hier theilten ſie ſich. Einige
verbargen ſich in den Buͤſchen, andere flohen auf die
Gebirge. Mehr als 40 wurden zu Piſin auf Oeſterrei-
chiſchem Gebiete arretiret, und viele andere in dem Staate
unſerer Republik. Bis jetzt hat man 66 davon ergrif-
fen, die von neuem in Ketten gelegt worden, und hieher
gebracht werden ſollen, zu welchem Ende ſchon ein großes
bewaffnetes Fahrzeug abgegangen.
Unſere Nachrichten aus den Haͤven der Levante ſind
von keiner Wichtigkeit.
Ferrara, den 12 Julii.
Der Graf von Firmian wird im Auguſt nach Mayland
kommen, und die feyerliche Anwerbung um die Prin-
zeßinn von Eſte fuͤr den Erzherzog Ferdinand thun. Nach-
her wird ſich die Prinzeßinn nach Mantua begeben, wo
das Beylager in Gegenwart der Hoͤfe von Parma und
Florenz mit vieler Pracht wird vollzogen werden, wor-
auf beyde hohe Vermaͤhlte ſich nach Mayland verfuͤgen,
um daſelbſt zu reſidiren.
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(2014-07-07T12:30:46Z)
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