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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 112, Hamburg, 15. Juli 1789.

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[Spaltenumbruch] damit ihre gemeinschaftliche Bemühungen die Wieder-
herstellung eines Friedens beschleunigen, der einzig
und allein der Gegenstand Dero Wünsche ist.

Der Unterzeichnete hat die Ehre, diese Erklärung
des Königs, seines Herrn, den dreyen Ministern der
vereinigten Höfe zur Beantwortung ihrer gemeinschaft-
lichen Note, vom 6ten dieses, zuzustellen, und Sie zu
bitten, selbige an Jhre Souverains gelangen zu lassen.

Vergangenen Mittewochen hat man hier die Nach-
richt erhalten, daß den 6ten dieses Monats die Schwe-
dische Flotte von Carlskrona ausgelaufen sey, und auf
der Höhe von Moen kreuze. Gestern aber ist wieder
ein anderer Bericht eingetroffen, daß diese Flotte wie-
der in Carlskrona eingelaufen sey. Bey dem Auslaufen
Bestand sie aus 22 Linenschiffen, 6 Fregatten, und
6 oder 8 kleineren Fahrzeugen.

Den 7ten kam der Lugger, die Lerche, aus der Ostsee,
und legte in den Baum; Tags darauf gieng die Fre-
gatte Moen, 1 Rußisches Kriegsschiff und 1 Fregatte,
nach der bey Kiöge liegenden Rußischen Eskadre ab,
und gestern folgte diesen Schiffen der fliegende Fisch,
ein Cutter unter Commando des Capitain-Lieutenants
Kaas. Das Gerücht, als wenn zwischen der Schwe-
dischen und der gedachten Rußischen Flotte ein Treffen
vorgefallen sey, ist gänzlich ungegründet.

Von Stockholm wird bey Gelegenheit der Affaire
vom 11ten Junii bey Christina, in Finnland, gemel-
det, daß das Biörneborg'sche Regiment, als der Oberste
Steding gezwungen war, sich zurück zu ziehen, und dem-
selben melden ließ, sich auch zu retiriren, zur Antwort
gab, daß es sich nicht dem nämlichen Vorwurf, wie
in der letzten Campagne, aussetzen wolle, da man ihm
Schuld gegeben, daß es sich ohne Ordre zurück gezogen
hätte; worauf diese tapferen Leute auch wirklich in die
Russen eindrangen, aber von selbigen umringt, und
bis auf 2 Officiers und etlichen Gemeinen, theils nie-
dergehauen, theils gefangen wurden.

Der Königl. Portugiesische Gesandte, Graf Souza,
hat gestern bey den Königl. Herrschaften seine Abschieds-
Audienz gehabt, und wird seine Reise nach Berlin
ehestens antreten.

Der Römisch-Kayserl. Minister, Graf Breuner,
wird ehestens hier erwartet.

Gestern hat die hier von Jhro Majestat, der Kayserinn
in Rußland, niedergesetzte Commißion 9 Schwedische
Prisenschiffe veräußern lassen.

Zu Lübeck ist der Königl. Dänische Kammerherr,
Henrich Franz von Barner, und hieselbst gestern der
Staatsminister und geheime Rath, Henrich Stampe,
Ritter vom Dannebrog, verstorben.


Von dem 4ten dieses bis heute sind in allem 205
Schiffe verschiedener Nationen in den Sund angekom-
men. Mit sicherer Schiffsgelegenheit ist die Nachricht
eingegangen, daß die ganze Schwedische Flotte, mit
großen und kleinen Schiffen an der Zahl 40, vorgestern
unter Möen gelegen habe. Die Rußische und Dänische
Eskadre, von 24 großen Schiffen, liegt in der Kiöge
Bucht vor Anker.


Auf eingegangenen Befehl ist der Rest der Truppen
von hier nach Schweden abgeschifft worden.


[Spaltenumbruch]

Den 9ten dieses hat man die Schwedische Flotte,
42 Schiffe stark, bey der Jnsel Rügen gesehen. Sie
hat ihren Lauf nach Möen gerichtet. Ein Schiffer
will zwar eine Kanonade am 7ten gehört haben, und
daraus auf ein Treffen zwischen der Schwedischen und
Rußischen Flotte schließen, aber die Schiffer-Nachrich-
ten haben jetzt beym Publico allen Glauben verlohren.


Parlementssachen.

Lord Stanhope that am Freytage einen sehr heilsa-
men obgleich vereitelten Antrag im Oberhause, daß
eine billigere und der Menschlichkeit mehr gemäße Ein-
richtung im Einsammlen der Zehnden der Geistlichen
möge getroffen werden. Er behauptete, keine Gerichts-
höfe wären grausamer und unterdrückender in England,
als die Gerichtshöfe der Geistlichen. Diese Herren
wären Richter in ihrer eigenen Sache, und wenn je-
mand ihre Gebühren nicht bezahlen wollte, wären sie
mit der Excommunication bey der Hand, wodurch die
Unterdrückten des Rechts beraubt würden, sich bey
einem weltlichen Gerichtshofe Hülfe zu verschaffen. Zu
Worcester sey ein armer Quäcker ins Gefängniß gewor-
sen, nachdem ihn das bischöfliche Gericht für einen
Excommunicirten erkläret, weil er sich geweigert habe,
ein paar Schillinge als Kirchen-Abgaben zu bezahlen.
Die Unkosten dieses geistlichen Prozesses, die allemal
sehr hoch steigen, beliefen sich schon über einige hundert
Pfunde, und da der Mann, als ein Armer, dergleichen
zu bezahlen unfähig sey, werde er seine Tage im Ge-
fängniß beschließen müssen. Lord Stanhope führte noch
mehrere Beyspiele eben solcher Art an, und erklärte,
daß die Absicht seiner Bill, die er einzubringen wünsche,
bloß die sey, daß künftig Streitigkeiten und Klagen
über verweigerte Zehnden nicht vor die geistlichen Ge-
richtsstuben entschieden werden, sondern wie alle andere
Streitigkeiten und Klagen vor die weltlichen Gerichte
gebracht, und im Lande auf den vierteljährigen Ge-
richtssitzungen entschieden werden sollten. -- Lord
Kenyon gab dem Lord, der eben geredet hatte, den
Rath, sich mehr um die weltlichen als geistlichen An-
gelenheiten zu bekümmern, und keine Eingriffe in
die wohlgegründeten Rechte der bischöflichen Geistlichen
zu thun. Zugleich vertheidigte er die Billigkeit und
den göttlichen Ursprung der Zehnden zur Unterhaltung
der Leviten der herrschenden Kirche. -- Lord Stanhope
lachte über die so eben ausgesprochene Vertheidigung
der Zehnden und die ihnen ertheilten Lobsprüche. Er
hieß auch die Bemerkungen, welche Lord Kenyon ge-
macht, unbedeutend und elend. -- Lord Abingdon,
von dessen religiösen Grundsätzen jedermann hier weiß,
daß sie keiner Geistlichkeit irgend einer Secte günstig
sind, fiel vermuthlich um eines alten Grolles willen
ziemlich heftig über den Grafen Stanhope her. Er
erzählte dem Hause, daß sie beyderseits zu Genf in der
Schweiz in einerley Schule erzogen wären, daß aber
ihre Grundsätze sowol in Ansehung der Politik, als
auch der Religion, von je her sehr unterschieden gewe-
sen. Es sey ihm unbekannt, ob Lord Stanhope ein
Freymaurer sey oder nicht, nach seiner neulichen im
Parlemente gethanen Erklärung müsse er aber doch
wol das Maurerhandwerk verstehen, da er gesagt, er
wolle sich mit Hinwegschaffung des Schuttes beschäffti-

[Spaltenumbruch] damit ihre gemeinſchaftliche Bemuͤhungen die Wieder-
herſtellung eines Friedens beſchleunigen, der einzig
und allein der Gegenſtand Dero Wuͤnſche iſt.

Der Unterzeichnete hat die Ehre, dieſe Erklaͤrung
des Koͤnigs, ſeines Herrn, den dreyen Miniſtern der
vereinigten Hoͤfe zur Beantwortung ihrer gemeinſchaft-
lichen Note, vom 6ten dieſes, zuzuſtellen, und Sie zu
bitten, ſelbige an Jhre Souverains gelangen zu laſſen.

Vergangenen Mittewochen hat man hier die Nach-
richt erhalten, daß den 6ten dieſes Monats die Schwe-
diſche Flotte von Carlskrona ausgelaufen ſey, und auf
der Hoͤhe von Moen kreuze. Geſtern aber iſt wieder
ein anderer Bericht eingetroffen, daß dieſe Flotte wie-
der in Carlskrona eingelaufen ſey. Bey dem Auslaufen
Beſtand ſie aus 22 Linenſchiffen, 6 Fregatten, und
6 oder 8 kleineren Fahrzeugen.

Den 7ten kam der Lugger, die Lerche, aus der Oſtſee,
und legte in den Baum; Tags darauf gieng die Fre-
gatte Moen, 1 Rußiſches Kriegsſchiff und 1 Fregatte,
nach der bey Kioͤge liegenden Rußiſchen Eskadre ab,
und geſtern folgte dieſen Schiffen der fliegende Fiſch,
ein Cutter unter Commando des Capitain-Lieutenants
Kaas. Das Geruͤcht, als wenn zwiſchen der Schwe-
diſchen und der gedachten Rußiſchen Flotte ein Treffen
vorgefallen ſey, iſt gaͤnzlich ungegruͤndet.

Von Stockholm wird bey Gelegenheit der Affaire
vom 11ten Junii bey Chriſtina, in Finnland, gemel-
det, daß das Bioͤrneborg’ſche Regiment, als der Oberſte
Steding gezwungen war, ſich zuruͤck zu ziehen, und dem-
ſelben melden ließ, ſich auch zu retiriren, zur Antwort
gab, daß es ſich nicht dem naͤmlichen Vorwurf, wie
in der letzten Campagne, ausſetzen wolle, da man ihm
Schuld gegeben, daß es ſich ohne Ordre zuruͤck gezogen
haͤtte; worauf dieſe tapferen Leute auch wirklich in die
Ruſſen eindrangen, aber von ſelbigen umringt, und
bis auf 2 Officiers und etlichen Gemeinen, theils nie-
dergehauen, theils gefangen wurden.

Der Koͤnigl. Portugieſiſche Geſandte, Graf Souza,
hat geſtern bey den Koͤnigl. Herrſchaften ſeine Abſchieds-
Audienz gehabt, und wird ſeine Reiſe nach Berlin
eheſtens antreten.

Der Roͤmiſch-Kayſerl. Miniſter, Graf Breuner,
wird eheſtens hier erwartet.

Geſtern hat die hier von Jhro Majeſtat, der Kayſerinn
in Rußland, niedergeſetzte Commißion 9 Schwediſche
Priſenſchiffe veraͤußern laſſen.

Zu Luͤbeck iſt der Koͤnigl. Daͤniſche Kammerherr,
Henrich Franz von Barner, und hieſelbſt geſtern der
Staatsminiſter und geheime Rath, Henrich Stampe,
Ritter vom Dannebrog, verſtorben.


Von dem 4ten dieſes bis heute ſind in allem 205
Schiffe verſchiedener Nationen in den Sund angekom-
men. Mit ſicherer Schiffsgelegenheit iſt die Nachricht
eingegangen, daß die ganze Schwediſche Flotte, mit
großen und kleinen Schiffen an der Zahl 40, vorgeſtern
unter Moͤen gelegen habe. Die Rußiſche und Daͤniſche
Eskadre, von 24 großen Schiffen, liegt in der Kioͤge
Bucht vor Anker.


Auf eingegangenen Befehl iſt der Reſt der Truppen
von hier nach Schweden abgeſchifft worden.


[Spaltenumbruch]

Den 9ten dieſes hat man die Schwediſche Flotte,
42 Schiffe ſtark, bey der Jnſel Ruͤgen geſehen. Sie
hat ihren Lauf nach Moͤen gerichtet. Ein Schiffer
will zwar eine Kanonade am 7ten gehoͤrt haben, und
daraus auf ein Treffen zwiſchen der Schwediſchen und
Rußiſchen Flotte ſchließen, aber die Schiffer-Nachrich-
ten haben jetzt beym Publico allen Glauben verlohren.


Parlementsſachen.

Lord Stanhope that am Freytage einen ſehr heilſa-
men obgleich vereitelten Antrag im Oberhauſe, daß
eine billigere und der Menſchlichkeit mehr gemaͤße Ein-
richtung im Einſammlen der Zehnden der Geiſtlichen
moͤge getroffen werden. Er behauptete, keine Gerichts-
hoͤfe waͤren grauſamer und unterdruͤckender in England,
als die Gerichtshoͤfe der Geiſtlichen. Dieſe Herren
waͤren Richter in ihrer eigenen Sache, und wenn je-
mand ihre Gebuͤhren nicht bezahlen wollte, waͤren ſie
mit der Excommunication bey der Hand, wodurch die
Unterdruͤckten des Rechts beraubt wuͤrden, ſich bey
einem weltlichen Gerichtshofe Huͤlfe zu verſchaffen. Zu
Worceſter ſey ein armer Quaͤcker ins Gefaͤngniß gewor-
ſen, nachdem ihn das biſchoͤfliche Gericht fuͤr einen
Excommunicirten erklaͤret, weil er ſich geweigert habe,
ein paar Schillinge als Kirchen-Abgaben zu bezahlen.
Die Unkoſten dieſes geiſtlichen Prozeſſes, die allemal
ſehr hoch ſteigen, beliefen ſich ſchon uͤber einige hundert
Pfunde, und da der Mann, als ein Armer, dergleichen
zu bezahlen unfaͤhig ſey, werde er ſeine Tage im Ge-
faͤngniß beſchließen muͤſſen. Lord Stanhope fuͤhrte noch
mehrere Beyſpiele eben ſolcher Art an, und erklaͤrte,
daß die Abſicht ſeiner Bill, die er einzubringen wuͤnſche,
bloß die ſey, daß kuͤnftig Streitigkeiten und Klagen
uͤber verweigerte Zehnden nicht vor die geiſtlichen Ge-
richtsſtuben entſchieden werden, ſondern wie alle andere
Streitigkeiten und Klagen vor die weltlichen Gerichte
gebracht, und im Lande auf den vierteljaͤhrigen Ge-
richtsſitzungen entſchieden werden ſollten. — Lord
Kenyon gab dem Lord, der eben geredet hatte, den
Rath, ſich mehr um die weltlichen als geiſtlichen An-
gelenheiten zu bekuͤmmern, und keine Eingriffe in
die wohlgegruͤndeten Rechte der biſchoͤflichen Geiſtlichen
zu thun. Zugleich vertheidigte er die Billigkeit und
den goͤttlichen Urſprung der Zehnden zur Unterhaltung
der Leviten der herrſchenden Kirche. — Lord Stanhope
lachte uͤber die ſo eben ausgeſprochene Vertheidigung
der Zehnden und die ihnen ertheilten Lobſpruͤche. Er
hieß auch die Bemerkungen, welche Lord Kenyon ge-
macht, unbedeutend und elend. — Lord Abingdon,
von deſſen religioͤſen Grundſaͤtzen jedermann hier weiß,
daß ſie keiner Geiſtlichkeit irgend einer Secte guͤnſtig
ſind, fiel vermuthlich um eines alten Grolles willen
ziemlich heftig uͤber den Grafen Stanhope her. Er
erzaͤhlte dem Hauſe, daß ſie beyderſeits zu Genf in der
Schweiz in einerley Schule erzogen waͤren, daß aber
ihre Grundſaͤtze ſowol in Anſehung der Politik, als
auch der Religion, von je her ſehr unterſchieden gewe-
ſen. Es ſey ihm unbekannt, ob Lord Stanhope ein
Freymaurer ſey oder nicht, nach ſeiner neulichen im
Parlemente gethanen Erklaͤrung muͤſſe er aber doch
wol das Maurerhandwerk verſtehen, da er geſagt, er
wolle ſich mit Hinwegſchaffung des Schuttes beſchaͤffti-

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[[2]/0002] damit ihre gemeinſchaftliche Bemuͤhungen die Wieder- herſtellung eines Friedens beſchleunigen, der einzig und allein der Gegenſtand Dero Wuͤnſche iſt. Der Unterzeichnete hat die Ehre, dieſe Erklaͤrung des Koͤnigs, ſeines Herrn, den dreyen Miniſtern der vereinigten Hoͤfe zur Beantwortung ihrer gemeinſchaft- lichen Note, vom 6ten dieſes, zuzuſtellen, und Sie zu bitten, ſelbige an Jhre Souverains gelangen zu laſſen. Copenhagen, den 9ten Julii 1789. Bernſtorf. Vergangenen Mittewochen hat man hier die Nach- richt erhalten, daß den 6ten dieſes Monats die Schwe- diſche Flotte von Carlskrona ausgelaufen ſey, und auf der Hoͤhe von Moen kreuze. Geſtern aber iſt wieder ein anderer Bericht eingetroffen, daß dieſe Flotte wie- der in Carlskrona eingelaufen ſey. Bey dem Auslaufen Beſtand ſie aus 22 Linenſchiffen, 6 Fregatten, und 6 oder 8 kleineren Fahrzeugen. Den 7ten kam der Lugger, die Lerche, aus der Oſtſee, und legte in den Baum; Tags darauf gieng die Fre- gatte Moen, 1 Rußiſches Kriegsſchiff und 1 Fregatte, nach der bey Kioͤge liegenden Rußiſchen Eskadre ab, und geſtern folgte dieſen Schiffen der fliegende Fiſch, ein Cutter unter Commando des Capitain-Lieutenants Kaas. Das Geruͤcht, als wenn zwiſchen der Schwe- diſchen und der gedachten Rußiſchen Flotte ein Treffen vorgefallen ſey, iſt gaͤnzlich ungegruͤndet. Von Stockholm wird bey Gelegenheit der Affaire vom 11ten Junii bey Chriſtina, in Finnland, gemel- det, daß das Bioͤrneborg’ſche Regiment, als der Oberſte Steding gezwungen war, ſich zuruͤck zu ziehen, und dem- ſelben melden ließ, ſich auch zu retiriren, zur Antwort gab, daß es ſich nicht dem naͤmlichen Vorwurf, wie in der letzten Campagne, ausſetzen wolle, da man ihm Schuld gegeben, daß es ſich ohne Ordre zuruͤck gezogen haͤtte; worauf dieſe tapferen Leute auch wirklich in die Ruſſen eindrangen, aber von ſelbigen umringt, und bis auf 2 Officiers und etlichen Gemeinen, theils nie- dergehauen, theils gefangen wurden. Der Koͤnigl. Portugieſiſche Geſandte, Graf Souza, hat geſtern bey den Koͤnigl. Herrſchaften ſeine Abſchieds- Audienz gehabt, und wird ſeine Reiſe nach Berlin eheſtens antreten. Der Roͤmiſch-Kayſerl. Miniſter, Graf Breuner, wird eheſtens hier erwartet. Geſtern hat die hier von Jhro Majeſtat, der Kayſerinn in Rußland, niedergeſetzte Commißion 9 Schwediſche Priſenſchiffe veraͤußern laſſen. Zu Luͤbeck iſt der Koͤnigl. Daͤniſche Kammerherr, Henrich Franz von Barner, und hieſelbſt geſtern der Staatsminiſter und geheime Rath, Henrich Stampe, Ritter vom Dannebrog, verſtorben. Helſingoͤer, den 10 Julii. Von dem 4ten dieſes bis heute ſind in allem 205 Schiffe verſchiedener Nationen in den Sund angekom- men. Mit ſicherer Schiffsgelegenheit iſt die Nachricht eingegangen, daß die ganze Schwediſche Flotte, mit großen und kleinen Schiffen an der Zahl 40, vorgeſtern unter Moͤen gelegen habe. Die Rußiſche und Daͤniſche Eskadre, von 24 großen Schiffen, liegt in der Kioͤge Bucht vor Anker. Stralſund, den 11 Julii. Auf eingegangenen Befehl iſt der Reſt der Truppen von hier nach Schweden abgeſchifft worden. Den 9ten dieſes hat man die Schwediſche Flotte, 42 Schiffe ſtark, bey der Jnſel Ruͤgen geſehen. Sie hat ihren Lauf nach Moͤen gerichtet. Ein Schiffer will zwar eine Kanonade am 7ten gehoͤrt haben, und daraus auf ein Treffen zwiſchen der Schwediſchen und Rußiſchen Flotte ſchließen, aber die Schiffer-Nachrich- ten haben jetzt beym Publico allen Glauben verlohren. Schreiben aus London, vom 7 Julii. Parlementsſachen. Lord Stanhope that am Freytage einen ſehr heilſa- men obgleich vereitelten Antrag im Oberhauſe, daß eine billigere und der Menſchlichkeit mehr gemaͤße Ein- richtung im Einſammlen der Zehnden der Geiſtlichen moͤge getroffen werden. Er behauptete, keine Gerichts- hoͤfe waͤren grauſamer und unterdruͤckender in England, als die Gerichtshoͤfe der Geiſtlichen. Dieſe Herren waͤren Richter in ihrer eigenen Sache, und wenn je- mand ihre Gebuͤhren nicht bezahlen wollte, waͤren ſie mit der Excommunication bey der Hand, wodurch die Unterdruͤckten des Rechts beraubt wuͤrden, ſich bey einem weltlichen Gerichtshofe Huͤlfe zu verſchaffen. Zu Worceſter ſey ein armer Quaͤcker ins Gefaͤngniß gewor- ſen, nachdem ihn das biſchoͤfliche Gericht fuͤr einen Excommunicirten erklaͤret, weil er ſich geweigert habe, ein paar Schillinge als Kirchen-Abgaben zu bezahlen. Die Unkoſten dieſes geiſtlichen Prozeſſes, die allemal ſehr hoch ſteigen, beliefen ſich ſchon uͤber einige hundert Pfunde, und da der Mann, als ein Armer, dergleichen zu bezahlen unfaͤhig ſey, werde er ſeine Tage im Ge- faͤngniß beſchließen muͤſſen. Lord Stanhope fuͤhrte noch mehrere Beyſpiele eben ſolcher Art an, und erklaͤrte, daß die Abſicht ſeiner Bill, die er einzubringen wuͤnſche, bloß die ſey, daß kuͤnftig Streitigkeiten und Klagen uͤber verweigerte Zehnden nicht vor die geiſtlichen Ge- richtsſtuben entſchieden werden, ſondern wie alle andere Streitigkeiten und Klagen vor die weltlichen Gerichte gebracht, und im Lande auf den vierteljaͤhrigen Ge- richtsſitzungen entſchieden werden ſollten. — Lord Kenyon gab dem Lord, der eben geredet hatte, den Rath, ſich mehr um die weltlichen als geiſtlichen An- gelenheiten zu bekuͤmmern, und keine Eingriffe in die wohlgegruͤndeten Rechte der biſchoͤflichen Geiſtlichen zu thun. Zugleich vertheidigte er die Billigkeit und den goͤttlichen Urſprung der Zehnden zur Unterhaltung der Leviten der herrſchenden Kirche. — Lord Stanhope lachte uͤber die ſo eben ausgeſprochene Vertheidigung der Zehnden und die ihnen ertheilten Lobſpruͤche. Er hieß auch die Bemerkungen, welche Lord Kenyon ge- macht, unbedeutend und elend. — Lord Abingdon, von deſſen religioͤſen Grundſaͤtzen jedermann hier weiß, daß ſie keiner Geiſtlichkeit irgend einer Secte guͤnſtig ſind, fiel vermuthlich um eines alten Grolles willen ziemlich heftig uͤber den Grafen Stanhope her. Er erzaͤhlte dem Hauſe, daß ſie beyderſeits zu Genf in der Schweiz in einerley Schule erzogen waͤren, daß aber ihre Grundſaͤtze ſowol in Anſehung der Politik, als auch der Religion, von je her ſehr unterſchieden gewe- ſen. Es ſey ihm unbekannt, ob Lord Stanhope ein Freymaurer ſey oder nicht, nach ſeiner neulichen im Parlemente gethanen Erklaͤrung muͤſſe er aber doch wol das Maurerhandwerk verſtehen, da er geſagt, er wolle ſich mit Hinwegſchaffung des Schuttes beſchaͤffti-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 112, Hamburg, 15. Juli 1789, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1121507_1789/2>, abgerufen am 23.11.2024.