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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 109, Hamburg, 9. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch]

Die Rede, welche Se. Majestät, der König, im Reichs-
Saale, beym Anfange des Reichstages, den 25sten Junii
dieses Jahrs an die Reichsstände gehalten, ist nunmehro
im Druck erschienen. Hier ist eine Uebersetzung davon:
Wohlgebohrne, Edle und Wahlfähige,
Ehrwürdige und Wohlgelahrte,
Hochedelgebohrne, Verständige, Wohlgeachtete,
Eherenveste und Redliche,
Gute Herren und Schwedische Männer!
Diese Stunde, und selbst der Platz, den ich itzt bekleide,
erinnert sowol Sie, als mich, an unsern gemein-
schaftlichen und großen Verlust. Wie zuletzt die Stände
des Reichs diesen Saal verließen, blieb Ihnen noch sein
holder und lieber Vater, ein milder, ein geehrter König,
von geliebten Unterthanen und dreyen Söhnen umge-
ben, welche einzig und allein darum stritten, auf die
würdigste Art ihre Ehrfurcht und Liebe für einen ange-
beteten Vater, und einen gnädigen Herrn an den Tag
zu legen. Nun finden Sie statt dessen drey vaterlose
Kinder, welche ihre Thränen mit den Ihrigen vermi-
schen, und deren Leid von Ihren Thränen aufs neue er-
wecket wird.

Die Herzen getreuer Unterthanen sind die größten
Belohnungen guter Könige, und die Thränen, welche
Sie itzund vergießen, sind die prächtigsten Ehrensäulen,
die Sie Ihnen aufrichten können, auch die beste Ermun-
terung für mich, dem Wege zu folgen, welchen so große
Könige und ein lieber von mir nie zu vergessender Va-
ter für mich gebahnet haben. Dieses bleibe für mich
eine Erinnerung, durch Milde und Güte Ihre Liebe und
Vertrauen zu gewinnen.

Ich rufe hier dasjenige nicht zurücke, was sich seit
Ihrer letzten Zusammenkunft zugetragen hat. Meine
Abwesenheit hat mich verhindert, etwas zum allgemei-
nen Besten auszurichten; Sie sollen von denen Nach-
richten, welche Sie erhalten werden, Erklärung zu ge-
wärtigen haben.

Friede und Stille, Freundschaft und Vertrauen mit
den Nachbarn und uralten Freunden des Reichs, Sicher-
heit und Ruhe im Reiche, sind Früchte von dem reifen
Rath und der Vorsichtigkeit, mit welcher das Reich in
meiner Abwesenheit regieret worden ist, und welches ich
itzt allhier offenbar und mit Vergnügen erkenne.

Was die Absicht Ihrer gegenwärtigen Zusammenkunft
betrifft, glaube ich nicht nöthig zu haben, zu erinnern.
Sie wissen, was die große Veränderung, welche itzo ge-
schehen, von Ihnen fordert; Sie kennen Ihre Rechte,
und eben um diese zu bewachen, sind Sie nun zusam-
menberufen. Ich wünsche Ihnen dazu Glück und des
Höchsten Segen, und daß Einigkeit und gleiche Gedan-
ken, innerliche Freundschaft und Liebe, nächst der Gnade
Gottes, Ihren Rathschlägen einen glücklichen Ausgang
zuwege bringen mögen.

Unter Ihnen gebohren und auferzogen, habe ich schon
von den zartesten Jahren an gelernet, mein Vaterland
zu lieben, es für mein größtes Glück anzusehen, ein
Schwede, und für die größte Ehre, der erste Mitbürger
unter einem freyen Volke zu seyn. Mein Verlangen
ist erfüllet, wenn die Glückseligkeit, Ehre und Selbst-
ständigkeit des Reiches, durch Ihre Anordnungen ein-
gerichtet und bevestiget werden.

Es ist mein größter Wunsch, über ein glückliches
Volk zu herrschen; es ist die äußerste Grenze meiner
Ehrbegierde, ein freyes Volk zu leiten. Glauben Sie
[Spaltenumbruch] nicht, gute Schwedische Männer! daß dieses bloße Worte
ohne Meynung seyn: es ist das, was mein Herz geden-
ket: Ein Herz, welches von der lebhaftesten Liebe für
die Ehre und fürs Vaterland brennet, welches zu stolz
ist, dasjenige zu versprechen, was es nicht halten will,
und zu aufrichtig, das zu sagen, was es nicht gedenket.

Ich habe verschiedene Länder gesehen, ich habe ver-
schiedener Völker Denkungsart, Sitten und Einrichtung
ihrer Regierung, ihren größern oder kleinern Wohlstand
kennen lernen. Ich habe gefunden, daß weder eine un-
umschränkte Gewalt, Pracht und Ueppigkeit, noch zu
genaue Sparsamkeit oder Schätze, das Glück oder das
Vergnügen ausmachen, wo Liebe für das Vaterland
und Einigkeit vermisset wird. Es kommt also auf Sie
an, das glücklichste Volk auf dem Erdboden zu seyn.
Lassen Sie diese unsere Versammlung des Reichs zu
ewigen Zeiten, in unsern Zeitbüchern durch Aufopfe-
rung alles Hasses und aller eigennützigen Absichten, zum
Besten des Allgemeinen, bezeichnet werden. Ich werde
so viel, als mein persönlicher Antheil erfordert, bey-
tragen, Ihre zerstreuten Sinnen zu sammeln, Ihre
getrenneten Herzen zu vereinigen, um zu einer glückli-
chen Stunde für das Reich, diese Reichs-Zusammen-
kunft zu endigen, zu deren Anfang ich Ihnen des Höch-
sten Segen wünsche.

Ich verbleibe Ihnen sammt und sonders mit Königl.
Gnade und Gunst wohl gewogen.


Aus Schleswig ist die Nachricht eingegangen, daß
Se. Hochgräfl. Excellenz, Herr Friedrich Ludwig, Graf
von Dehn, ehemaliger Statthalter der Herzogthümer
Schleswig und Holstein etc. den 3ten dieses das Zeitliche
mit dem Ewigen verwechselt haben.



Von gelehrten Sachen.

"Allgemeine Deutsche Bibliothek. Des 14ten Ban-
"des zweytes Stück. Berlin und Stettin, verlegts
"Friedrich Nicolai. 1771." In diesem Stücke sind,
außer hundert und einigen vierzig kurz angezeigten
Schriften, folgende Bücher ausführlich recensiret: 1)
Gedanken vom Vocabellernen beym Unterrichte in Schu-
len, von M. Ehlers. Auch diese kleine Schrift verräth
die gründlichen Einsichten ihres Verfassers, und enthält
häufige Spuren von seinem wahren Eifer für das Beste
der Jugend. 2) Beyträge zum Gebrauch der Mathe-
matik und deren Anwendung, durch J. H. Lambert
Zweyter Theil. Sie enthalten 12 Abhandlungen, aus
welchen der tiefsinnige, schöpferische und unermüdete
Geist hervorleuchtet, den man aus den übrigen Schriften
dieses berühmten Gelehrten bereits zur Genüge kennet.
3) J. F. le Bret Staatsgeschichte der Republik Vene-
dig, etc. Erster Theil. Der Verfasser hat den Ruhm,
die erste pragmatische Geschichte nicht nur für die Deut-
schen, sondern auch für andere Nationen, von einem
Staate geschrieben zu haben, der von allen Staaten,
welche die Aufmerksamkeit eines Philosophen verdienen,
ihnen vielleicht bisher am wenigsten bekannt war. 4)
Von den Krankheiten des Hofes und der Weltleute,
von D. Langhans. Von den Krankheiten vornehmer
und reicher Personen an Höfen und in großen Städten,
vom Herrn Tissot aus dem Französischen. Sehr brauch-
bar. Die Deutsche Uebersetzung der letzten Abhandlung
ist höchst elend. 5) Herrn M. Sarcone Geschichte der
Krankheiten, die durch das ganze Jahr 1764. in Neapel

[Spaltenumbruch]

Die Rede, welche Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, im Reichs-
Saale, beym Anfange des Reichstages, den 25ſten Junii
dieſes Jahrs an die Reichsſtaͤnde gehalten, iſt nunmehro
im Druck erſchienen. Hier iſt eine Ueberſetzung davon:
Wohlgebohrne, Edle und Wahlfaͤhige,
Ehrwuͤrdige und Wohlgelahrte,
Hochedelgebohrne, Verſtaͤndige, Wohlgeachtete,
Eherenveſte und Redliche,
Gute Herren und Schwediſche Maͤnner!
Dieſe Stunde, und ſelbſt der Platz, den ich itzt bekleide,
erinnert ſowol Sie, als mich, an unſern gemein-
ſchaftlichen und großen Verluſt. Wie zuletzt die Staͤnde
des Reichs dieſen Saal verließen, blieb Ihnen noch ſein
holder und lieber Vater, ein milder, ein geehrter Koͤnig,
von geliebten Unterthanen und dreyen Soͤhnen umge-
ben, welche einzig und allein darum ſtritten, auf die
wuͤrdigſte Art ihre Ehrfurcht und Liebe fuͤr einen ange-
beteten Vater, und einen gnaͤdigen Herrn an den Tag
zu legen. Nun finden Sie ſtatt deſſen drey vaterloſe
Kinder, welche ihre Thraͤnen mit den Ihrigen vermi-
ſchen, und deren Leid von Ihren Thraͤnen aufs neue er-
wecket wird.

Die Herzen getreuer Unterthanen ſind die groͤßten
Belohnungen guter Koͤnige, und die Thraͤnen, welche
Sie itzund vergießen, ſind die praͤchtigſten Ehrenſaͤulen,
die Sie Ihnen aufrichten koͤnnen, auch die beſte Ermun-
terung fuͤr mich, dem Wege zu folgen, welchen ſo große
Koͤnige und ein lieber von mir nie zu vergeſſender Va-
ter fuͤr mich gebahnet haben. Dieſes bleibe fuͤr mich
eine Erinnerung, durch Milde und Guͤte Ihre Liebe und
Vertrauen zu gewinnen.

Ich rufe hier dasjenige nicht zuruͤcke, was ſich ſeit
Ihrer letzten Zuſammenkunft zugetragen hat. Meine
Abweſenheit hat mich verhindert, etwas zum allgemei-
nen Beſten auszurichten; Sie ſollen von denen Nach-
richten, welche Sie erhalten werden, Erklaͤrung zu ge-
waͤrtigen haben.

Friede und Stille, Freundſchaft und Vertrauen mit
den Nachbarn und uralten Freunden des Reichs, Sicher-
heit und Ruhe im Reiche, ſind Fruͤchte von dem reifen
Rath und der Vorſichtigkeit, mit welcher das Reich in
meiner Abweſenheit regieret worden iſt, und welches ich
itzt allhier offenbar und mit Vergnuͤgen erkenne.

Was die Abſicht Ihrer gegenwaͤrtigen Zuſammenkunft
betrifft, glaube ich nicht noͤthig zu haben, zu erinnern.
Sie wiſſen, was die große Veraͤnderung, welche itzo ge-
ſchehen, von Ihnen fordert; Sie kennen Ihre Rechte,
und eben um dieſe zu bewachen, ſind Sie nun zuſam-
menberufen. Ich wuͤnſche Ihnen dazu Gluͤck und des
Hoͤchſten Segen, und daß Einigkeit und gleiche Gedan-
ken, innerliche Freundſchaft und Liebe, naͤchſt der Gnade
Gottes, Ihren Rathſchlaͤgen einen gluͤcklichen Ausgang
zuwege bringen moͤgen.

Unter Ihnen gebohren und auferzogen, habe ich ſchon
von den zarteſten Jahren an gelernet, mein Vaterland
zu lieben, es fuͤr mein groͤßtes Gluͤck anzuſehen, ein
Schwede, und fuͤr die groͤßte Ehre, der erſte Mitbuͤrger
unter einem freyen Volke zu ſeyn. Mein Verlangen
iſt erfuͤllet, wenn die Gluͤckſeligkeit, Ehre und Selbſt-
ſtaͤndigkeit des Reiches, durch Ihre Anordnungen ein-
gerichtet und beveſtiget werden.

Es iſt mein groͤßter Wunſch, uͤber ein gluͤckliches
Volk zu herrſchen; es iſt die aͤußerſte Grenze meiner
Ehrbegierde, ein freyes Volk zu leiten. Glauben Sie
[Spaltenumbruch] nicht, gute Schwediſche Maͤnner! daß dieſes bloße Worte
ohne Meynung ſeyn: es iſt das, was mein Herz geden-
ket: Ein Herz, welches von der lebhafteſten Liebe fuͤr
die Ehre und fuͤrs Vaterland brennet, welches zu ſtolz
iſt, dasjenige zu verſprechen, was es nicht halten will,
und zu aufrichtig, das zu ſagen, was es nicht gedenket.

Ich habe verſchiedene Laͤnder geſehen, ich habe ver-
ſchiedener Voͤlker Denkungsart, Sitten und Einrichtung
ihrer Regierung, ihren groͤßern oder kleinern Wohlſtand
kennen lernen. Ich habe gefunden, daß weder eine un-
umſchraͤnkte Gewalt, Pracht und Ueppigkeit, noch zu
genaue Sparſamkeit oder Schaͤtze, das Gluͤck oder das
Vergnuͤgen ausmachen, wo Liebe fuͤr das Vaterland
und Einigkeit vermiſſet wird. Es kommt alſo auf Sie
an, das gluͤcklichſte Volk auf dem Erdboden zu ſeyn.
Laſſen Sie dieſe unſere Verſammlung des Reichs zu
ewigen Zeiten, in unſern Zeitbuͤchern durch Aufopfe-
rung alles Haſſes und aller eigennuͤtzigen Abſichten, zum
Beſten des Allgemeinen, bezeichnet werden. Ich werde
ſo viel, als mein perſoͤnlicher Antheil erfordert, bey-
tragen, Ihre zerſtreuten Sinnen zu ſammeln, Ihre
getrenneten Herzen zu vereinigen, um zu einer gluͤckli-
chen Stunde fuͤr das Reich, dieſe Reichs-Zuſammen-
kunft zu endigen, zu deren Anfang ich Ihnen des Hoͤch-
ſten Segen wuͤnſche.

Ich verbleibe Ihnen ſammt und ſonders mit Koͤnigl.
Gnade und Gunſt wohl gewogen.


Aus Schleswig iſt die Nachricht eingegangen, daß
Se. Hochgraͤfl. Excellenz, Herr Friedrich Ludwig, Graf
von Dehn, ehemaliger Statthalter der Herzogthuͤmer
Schleswig und Holſtein ꝛc. den 3ten dieſes das Zeitliche
mit dem Ewigen verwechſelt haben.



Von gelehrten Sachen.

“Allgemeine Deutſche Bibliothek. Des 14ten Ban-
“des zweytes Stuͤck. Berlin und Stettin, verlegts
“Friedrich Nicolai. 1771.” In dieſem Stuͤcke ſind,
außer hundert und einigen vierzig kurz angezeigten
Schriften, folgende Buͤcher ausfuͤhrlich recenſiret: 1)
Gedanken vom Vocabellernen beym Unterrichte in Schu-
len, von M. Ehlers. Auch dieſe kleine Schrift verraͤth
die gruͤndlichen Einſichten ihres Verfaſſers, und enthaͤlt
haͤufige Spuren von ſeinem wahren Eifer fuͤr das Beſte
der Jugend. 2) Beytraͤge zum Gebrauch der Mathe-
matik und deren Anwendung, durch J. H. Lambert
Zweyter Theil. Sie enthalten 12 Abhandlungen, aus
welchen der tiefſinnige, ſchoͤpferiſche und unermuͤdete
Geiſt hervorleuchtet, den man aus den uͤbrigen Schriften
dieſes beruͤhmten Gelehrten bereits zur Genuͤge kennet.
3) J. F. le Bret Staatsgeſchichte der Republik Vene-
dig, ꝛc. Erſter Theil. Der Verfaſſer hat den Ruhm,
die erſte pragmatiſche Geſchichte nicht nur fuͤr die Deut-
ſchen, ſondern auch fuͤr andere Nationen, von einem
Staate geſchrieben zu haben, der von allen Staaten,
welche die Aufmerkſamkeit eines Philoſophen verdienen,
ihnen vielleicht bisher am wenigſten bekannt war. 4)
Von den Krankheiten des Hofes und der Weltleute,
von D. Langhans. Von den Krankheiten vornehmer
und reicher Perſonen an Hoͤfen und in großen Staͤdten,
vom Herrn Tiſſot aus dem Franzoͤſiſchen. Sehr brauch-
bar. Die Deutſche Ueberſetzung der letzten Abhandlung
iſt hoͤchſt elend. 5) Herrn M. Sarcone Geſchichte der
Krankheiten, die durch das ganze Jahr 1764. in Neapel

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[[3]/0003] Stockholm, den 28 Junii. Die Rede, welche Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, im Reichs- Saale, beym Anfange des Reichstages, den 25ſten Junii dieſes Jahrs an die Reichsſtaͤnde gehalten, iſt nunmehro im Druck erſchienen. Hier iſt eine Ueberſetzung davon: Wohlgebohrne, Edle und Wahlfaͤhige, Ehrwuͤrdige und Wohlgelahrte, Hochedelgebohrne, Verſtaͤndige, Wohlgeachtete, Eherenveſte und Redliche, Gute Herren und Schwediſche Maͤnner! Dieſe Stunde, und ſelbſt der Platz, den ich itzt bekleide, erinnert ſowol Sie, als mich, an unſern gemein- ſchaftlichen und großen Verluſt. Wie zuletzt die Staͤnde des Reichs dieſen Saal verließen, blieb Ihnen noch ſein holder und lieber Vater, ein milder, ein geehrter Koͤnig, von geliebten Unterthanen und dreyen Soͤhnen umge- ben, welche einzig und allein darum ſtritten, auf die wuͤrdigſte Art ihre Ehrfurcht und Liebe fuͤr einen ange- beteten Vater, und einen gnaͤdigen Herrn an den Tag zu legen. Nun finden Sie ſtatt deſſen drey vaterloſe Kinder, welche ihre Thraͤnen mit den Ihrigen vermi- ſchen, und deren Leid von Ihren Thraͤnen aufs neue er- wecket wird. Die Herzen getreuer Unterthanen ſind die groͤßten Belohnungen guter Koͤnige, und die Thraͤnen, welche Sie itzund vergießen, ſind die praͤchtigſten Ehrenſaͤulen, die Sie Ihnen aufrichten koͤnnen, auch die beſte Ermun- terung fuͤr mich, dem Wege zu folgen, welchen ſo große Koͤnige und ein lieber von mir nie zu vergeſſender Va- ter fuͤr mich gebahnet haben. Dieſes bleibe fuͤr mich eine Erinnerung, durch Milde und Guͤte Ihre Liebe und Vertrauen zu gewinnen. Ich rufe hier dasjenige nicht zuruͤcke, was ſich ſeit Ihrer letzten Zuſammenkunft zugetragen hat. Meine Abweſenheit hat mich verhindert, etwas zum allgemei- nen Beſten auszurichten; Sie ſollen von denen Nach- richten, welche Sie erhalten werden, Erklaͤrung zu ge- waͤrtigen haben. Friede und Stille, Freundſchaft und Vertrauen mit den Nachbarn und uralten Freunden des Reichs, Sicher- heit und Ruhe im Reiche, ſind Fruͤchte von dem reifen Rath und der Vorſichtigkeit, mit welcher das Reich in meiner Abweſenheit regieret worden iſt, und welches ich itzt allhier offenbar und mit Vergnuͤgen erkenne. Was die Abſicht Ihrer gegenwaͤrtigen Zuſammenkunft betrifft, glaube ich nicht noͤthig zu haben, zu erinnern. Sie wiſſen, was die große Veraͤnderung, welche itzo ge- ſchehen, von Ihnen fordert; Sie kennen Ihre Rechte, und eben um dieſe zu bewachen, ſind Sie nun zuſam- menberufen. Ich wuͤnſche Ihnen dazu Gluͤck und des Hoͤchſten Segen, und daß Einigkeit und gleiche Gedan- ken, innerliche Freundſchaft und Liebe, naͤchſt der Gnade Gottes, Ihren Rathſchlaͤgen einen gluͤcklichen Ausgang zuwege bringen moͤgen. Unter Ihnen gebohren und auferzogen, habe ich ſchon von den zarteſten Jahren an gelernet, mein Vaterland zu lieben, es fuͤr mein groͤßtes Gluͤck anzuſehen, ein Schwede, und fuͤr die groͤßte Ehre, der erſte Mitbuͤrger unter einem freyen Volke zu ſeyn. Mein Verlangen iſt erfuͤllet, wenn die Gluͤckſeligkeit, Ehre und Selbſt- ſtaͤndigkeit des Reiches, durch Ihre Anordnungen ein- gerichtet und beveſtiget werden. Es iſt mein groͤßter Wunſch, uͤber ein gluͤckliches Volk zu herrſchen; es iſt die aͤußerſte Grenze meiner Ehrbegierde, ein freyes Volk zu leiten. Glauben Sie nicht, gute Schwediſche Maͤnner! daß dieſes bloße Worte ohne Meynung ſeyn: es iſt das, was mein Herz geden- ket: Ein Herz, welches von der lebhafteſten Liebe fuͤr die Ehre und fuͤrs Vaterland brennet, welches zu ſtolz iſt, dasjenige zu verſprechen, was es nicht halten will, und zu aufrichtig, das zu ſagen, was es nicht gedenket. Ich habe verſchiedene Laͤnder geſehen, ich habe ver- ſchiedener Voͤlker Denkungsart, Sitten und Einrichtung ihrer Regierung, ihren groͤßern oder kleinern Wohlſtand kennen lernen. Ich habe gefunden, daß weder eine un- umſchraͤnkte Gewalt, Pracht und Ueppigkeit, noch zu genaue Sparſamkeit oder Schaͤtze, das Gluͤck oder das Vergnuͤgen ausmachen, wo Liebe fuͤr das Vaterland und Einigkeit vermiſſet wird. Es kommt alſo auf Sie an, das gluͤcklichſte Volk auf dem Erdboden zu ſeyn. Laſſen Sie dieſe unſere Verſammlung des Reichs zu ewigen Zeiten, in unſern Zeitbuͤchern durch Aufopfe- rung alles Haſſes und aller eigennuͤtzigen Abſichten, zum Beſten des Allgemeinen, bezeichnet werden. Ich werde ſo viel, als mein perſoͤnlicher Antheil erfordert, bey- tragen, Ihre zerſtreuten Sinnen zu ſammeln, Ihre getrenneten Herzen zu vereinigen, um zu einer gluͤckli- chen Stunde fuͤr das Reich, dieſe Reichs-Zuſammen- kunft zu endigen, zu deren Anfang ich Ihnen des Hoͤch- ſten Segen wuͤnſche. Ich verbleibe Ihnen ſammt und ſonders mit Koͤnigl. Gnade und Gunſt wohl gewogen. Hamburg, den 8 Julii. Aus Schleswig iſt die Nachricht eingegangen, daß Se. Hochgraͤfl. Excellenz, Herr Friedrich Ludwig, Graf von Dehn, ehemaliger Statthalter der Herzogthuͤmer Schleswig und Holſtein ꝛc. den 3ten dieſes das Zeitliche mit dem Ewigen verwechſelt haben. Von gelehrten Sachen. “Allgemeine Deutſche Bibliothek. Des 14ten Ban- “des zweytes Stuͤck. Berlin und Stettin, verlegts “Friedrich Nicolai. 1771.” In dieſem Stuͤcke ſind, außer hundert und einigen vierzig kurz angezeigten Schriften, folgende Buͤcher ausfuͤhrlich recenſiret: 1) Gedanken vom Vocabellernen beym Unterrichte in Schu- len, von M. Ehlers. Auch dieſe kleine Schrift verraͤth die gruͤndlichen Einſichten ihres Verfaſſers, und enthaͤlt haͤufige Spuren von ſeinem wahren Eifer fuͤr das Beſte der Jugend. 2) Beytraͤge zum Gebrauch der Mathe- matik und deren Anwendung, durch J. H. Lambert Zweyter Theil. Sie enthalten 12 Abhandlungen, aus welchen der tiefſinnige, ſchoͤpferiſche und unermuͤdete Geiſt hervorleuchtet, den man aus den uͤbrigen Schriften dieſes beruͤhmten Gelehrten bereits zur Genuͤge kennet. 3) J. F. le Bret Staatsgeſchichte der Republik Vene- dig, ꝛc. Erſter Theil. Der Verfaſſer hat den Ruhm, die erſte pragmatiſche Geſchichte nicht nur fuͤr die Deut- ſchen, ſondern auch fuͤr andere Nationen, von einem Staate geſchrieben zu haben, der von allen Staaten, welche die Aufmerkſamkeit eines Philoſophen verdienen, ihnen vielleicht bisher am wenigſten bekannt war. 4) Von den Krankheiten des Hofes und der Weltleute, von D. Langhans. Von den Krankheiten vornehmer und reicher Perſonen an Hoͤfen und in großen Staͤdten, vom Herrn Tiſſot aus dem Franzoͤſiſchen. Sehr brauch- bar. Die Deutſche Ueberſetzung der letzten Abhandlung iſt hoͤchſt elend. 5) Herrn M. Sarcone Geſchichte der Krankheiten, die durch das ganze Jahr 1764. in Neapel

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 109, Hamburg, 9. Julii 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1090907_1771/3>, abgerufen am 23.11.2024.