Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 108, Hamburg, 10. Julii 1731.[Spaltenumbruch]
nach Amsterdam, mit Roggen, Bock- und Reh- Warschau, den 28. Junii. Aus Kaminiec wird berichtet, daß der Preyß Wien, den 27. Jun. Verwichenen Sonntag haben Ihro Kayserl. Wien, den 30. Jun. Am Mittwochen Vormittags hatte der Türckische [Spaltenumbruch]
nach Amſterdam, mit Roggen, Bock- und Reh- Warſchau, den 28. Junii. Aus Kaminiec wird berichtet, daß der Preyß Wien, den 27. Jun. Verwichenen Sonntag haben Ihro Kayſerl. Wien, den 30. Jun. Am Mittwochen Vormittags hatte der Tuͤrckiſche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> nach Amſterdam, mit Roggen, Bock- und Reh-<lb/> Haar, Lars Larſon, nach Geſte, mit Roggen, Flachs<lb/> und Flachs-Heede, Herman Steffens, nach Luͤbeck,<lb/> mit Roggen, roh Ochſen-Leder, Flachs und Hanff,<lb/> Jan Schmidt, nach Amſterdam, mit Roggen, und<lb/> Juͤrgen Fick, nach Luͤbeck, mit roh Ochſen-Leder<lb/> und Flachs. Von Cronſtadt sind den 8. in See<lb/> gegangen: Gregorius Perwiz, Ernſt Muͤlden und<lb/> Henrich Haslop. Tages aber darauf iſt daſelbſt<lb/> eingegangen: Schiffer Jochim Dreſſen, von Ham-<lb/> burg kommend, an Herman Meyer u. Compagnie.<lb/> In Archangel ſind noch den 25. Paſſati weder aus-<lb/> laͤndiſche Schiffe noch Rußiſche Fahrzeuge mit Fi-<lb/> ſchen angekommen geweſen, ſo daß wohl allem<lb/> Anſehen nach das weiſſe Meer noch voller Eyß seyn<lb/> muß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Warſchau, den 28. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Aus Kaminiec wird berichtet, daß der Preyß<lb/> des Getreydes bisher ſich nicht mindere. In Po-<lb/> dolien waͤren die Coſacken aus ihrem Lager, ſo<lb/> 8000. Mann ſtarck, in die Pohlniſche Ukraine ein-<lb/> gefallen, und verſchoneten niemand mit Rauben<lb/> und Morden, noch weniger die Adelichen Hoͤfe,<lb/> wie auch die Doͤrffer und Staͤdte; ſo gar zur Zeit<lb/> der Marckt-Tage und Jahrmaͤrckte, insbeſondere<lb/> naͤhmen ſie alle befindliche Pferde weg. Selbige<lb/> fuͤhrten auch ihre Weiber mit ſich in Manns-Klei-<lb/> dern verkleidet, die gleichfalls Rauben und der-<lb/> gleichen Thaͤtlichkeiten mehr veruͤbten, da dieſes<lb/> boͤſe Geſindel ſehr angewachſen, durch den Zu-<lb/> tritt der Raͤuberiſchen Coſacken und Bauren. Der<lb/> Primas Regni, nachdem er auf des Caſtellans<lb/> von Poſen Beylager ſich zween Tage aufgehalten,<lb/> iſt ſodann von danach Chocim aufgebrochen, und<lb/> hat bey dem Hn. Supiacha, Staroſten von Frau-<lb/> ſtadt das Mittagmal eingenom̃en, ferner iſt er nach<lb/> dem Woywoden von Kyow gegangen, und von<lb/> da auf Kaliſch nach Lowiz abgereiſet. Der Woy-<lb/> woda von Kyow hat dem Primas Regni mit groſ-<lb/> ſen Ehren-Bezeugungen empfangen, und iſt die<lb/> Buͤrgerſchafft in Krotoſeyn ihm mit fliegenden<lb/> Fahnen entgegen gegangen, hat ihn auch biß in<lb/> die Kirche geleitet. Die Juͤdiſche Synagoge hat-<lb/> te ihn auch gleichfalls mit einer Muſique bey deſſen<lb/> Einzug bewillkommet: Dahingegen bey dem Ein-<lb/> gang zu der Kirche die Geiſtlichkeit ihm mit bren-<lb/> nenden Wachs-Lichtern begegnet, und daſiger De-<lb/> chant ihm mit einer wohlgezierten Lateiniſchen Rede<lb/> begruͤſſet. Darauf er ſich, nach vollzogener<lb/> Reſidirung, nach dem Schloß erhoben, und von<lb/><cb/><lb/> dem Hn. Woywoden von Kyow bewillkom̃et wor-<lb/> den iſt. Nach dem Mittagsmahl iſt er wieder nach<lb/> der Kirche gefahren, wo er die Olla Sacra<lb/> revidiret, auch die geiſtliche Gerichte daſelbſt aus-<lb/> geuͤbet hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 27. Jun.</hi> </dateline><lb/> <p>Verwichenen Sonntag haben Ihro Kayſerl.<lb/> Majeſt. das Sauer-Brunnen-Wasser von Ro-<lb/> bitſch, wie jaͤhrlich gewoͤhnlich, zu trincken ange-<lb/> fangen. Ohngeachtet die Berahtſchlagungen<lb/> zwiſchen den Kayſerl. und auslaͤndiſchen Mini-<lb/> ſtern noch immer fleißig fortgeſezet werden; ſo<lb/> kann man doch hiervon nichts geſichertes in Erfah-<lb/> rung bringen, weil ſehr viel verſchiedliches, die<lb/> Italiaͤniſchen und Spaniſchen Sachen betreffend,<lb/> geſchrieben wird, jedoch wird ſich das mehreſte<lb/> auf die Niederkunfft der verwittibten Herzogin<lb/> von Parma beruffen. Von Genua wird berichtet,<lb/> daß das kleine Geſchwader ſo in 2. Galleeren, 2.<lb/> Schiffen, 4. Pincken und 2. Corallen-Schiffen be-<lb/> ſtehet, ſtets auf den Corſiſchen Kuͤſten herum ſtreif-<lb/> fen, um alle Beyhuͤlffe den Rebellen auf der In-<lb/> ſul Corſica zu verhindern. Auch iſt zu gedachtem<lb/> Genua ein Patent kund gemachet worden, krafft<lb/> welches allen Schiffen, ſie ſeyn von was Ration<lb/> ſie wollen, der Handel mit beſagter Inſul verbo-<lb/> then wird, und ſolle keines in jenem Koͤnigreich,<lb/> auſſer zu Baſtia, Calvi, Ajaccio und Bonifacio bey<lb/> Lebens Straffe und Verluſt der Waaren anlan-<lb/> den: Dahero ſollen ſich ſolche Rebellen ſchon er-<lb/> bohten haben, ſich mit der Republic in einem Ver-<lb/> gleich einzulaſſen, zumahl ihnen auch bekannt<lb/> worden, daß mehr erwehnte Republic eine groſſe<lb/> Anzahl Mannſchafft von dem Roͤmiſchen Kayſer,<lb/> gegen baare Bezahlung uͤbernommen habe. </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 30. Jun.</hi> </dateline><lb/> <p>Am Mittwochen Vormittags hatte der Tuͤrckiſche<lb/> auſſerordentliche Geſandte Muſtapha Effendi ſei-<lb/> ne oͤffentliche Audienz bey Ihro Kayſerl. Cathol.<lb/> Majeſt. allerhoͤchſten Monarchen in der Favorita,<lb/> zu welcher derſelbe in einem ſchoͤnen Kayſerl. Hof-<lb/> Wagen mit ſechs Pferden beſpannet, mit gewoͤhnl.<lb/> Ceremonien aus ſeinem Quartier abgeholet, und<lb/> nachgehends wieder zuruͤck gefuͤhret worden.<lb/> Heute den 30ſten Junii iſt der lezte Tranſport der<lb/> Recruten fuͤr das Loͤbl. Graf Walſeggiſche Infan-<lb/> terie-Regiment, ſo in 100. lauter ſchoͤner und<lb/> auserleſener Mannſchafft beſtanden, von hier<lb/> nach der Lombardie zu dem loͤblichen Regiment<lb/> abgeſchicket worden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
nach Amſterdam, mit Roggen, Bock- und Reh-
Haar, Lars Larſon, nach Geſte, mit Roggen, Flachs
und Flachs-Heede, Herman Steffens, nach Luͤbeck,
mit Roggen, roh Ochſen-Leder, Flachs und Hanff,
Jan Schmidt, nach Amſterdam, mit Roggen, und
Juͤrgen Fick, nach Luͤbeck, mit roh Ochſen-Leder
und Flachs. Von Cronſtadt sind den 8. in See
gegangen: Gregorius Perwiz, Ernſt Muͤlden und
Henrich Haslop. Tages aber darauf iſt daſelbſt
eingegangen: Schiffer Jochim Dreſſen, von Ham-
burg kommend, an Herman Meyer u. Compagnie.
In Archangel ſind noch den 25. Paſſati weder aus-
laͤndiſche Schiffe noch Rußiſche Fahrzeuge mit Fi-
ſchen angekommen geweſen, ſo daß wohl allem
Anſehen nach das weiſſe Meer noch voller Eyß seyn
muß.
Warſchau, den 28. Junii.
Aus Kaminiec wird berichtet, daß der Preyß
des Getreydes bisher ſich nicht mindere. In Po-
dolien waͤren die Coſacken aus ihrem Lager, ſo
8000. Mann ſtarck, in die Pohlniſche Ukraine ein-
gefallen, und verſchoneten niemand mit Rauben
und Morden, noch weniger die Adelichen Hoͤfe,
wie auch die Doͤrffer und Staͤdte; ſo gar zur Zeit
der Marckt-Tage und Jahrmaͤrckte, insbeſondere
naͤhmen ſie alle befindliche Pferde weg. Selbige
fuͤhrten auch ihre Weiber mit ſich in Manns-Klei-
dern verkleidet, die gleichfalls Rauben und der-
gleichen Thaͤtlichkeiten mehr veruͤbten, da dieſes
boͤſe Geſindel ſehr angewachſen, durch den Zu-
tritt der Raͤuberiſchen Coſacken und Bauren. Der
Primas Regni, nachdem er auf des Caſtellans
von Poſen Beylager ſich zween Tage aufgehalten,
iſt ſodann von danach Chocim aufgebrochen, und
hat bey dem Hn. Supiacha, Staroſten von Frau-
ſtadt das Mittagmal eingenom̃en, ferner iſt er nach
dem Woywoden von Kyow gegangen, und von
da auf Kaliſch nach Lowiz abgereiſet. Der Woy-
woda von Kyow hat dem Primas Regni mit groſ-
ſen Ehren-Bezeugungen empfangen, und iſt die
Buͤrgerſchafft in Krotoſeyn ihm mit fliegenden
Fahnen entgegen gegangen, hat ihn auch biß in
die Kirche geleitet. Die Juͤdiſche Synagoge hat-
te ihn auch gleichfalls mit einer Muſique bey deſſen
Einzug bewillkommet: Dahingegen bey dem Ein-
gang zu der Kirche die Geiſtlichkeit ihm mit bren-
nenden Wachs-Lichtern begegnet, und daſiger De-
chant ihm mit einer wohlgezierten Lateiniſchen Rede
begruͤſſet. Darauf er ſich, nach vollzogener
Reſidirung, nach dem Schloß erhoben, und von
dem Hn. Woywoden von Kyow bewillkom̃et wor-
den iſt. Nach dem Mittagsmahl iſt er wieder nach
der Kirche gefahren, wo er die Olla Sacra
revidiret, auch die geiſtliche Gerichte daſelbſt aus-
geuͤbet hat.
Wien, den 27. Jun.
Verwichenen Sonntag haben Ihro Kayſerl.
Majeſt. das Sauer-Brunnen-Wasser von Ro-
bitſch, wie jaͤhrlich gewoͤhnlich, zu trincken ange-
fangen. Ohngeachtet die Berahtſchlagungen
zwiſchen den Kayſerl. und auslaͤndiſchen Mini-
ſtern noch immer fleißig fortgeſezet werden; ſo
kann man doch hiervon nichts geſichertes in Erfah-
rung bringen, weil ſehr viel verſchiedliches, die
Italiaͤniſchen und Spaniſchen Sachen betreffend,
geſchrieben wird, jedoch wird ſich das mehreſte
auf die Niederkunfft der verwittibten Herzogin
von Parma beruffen. Von Genua wird berichtet,
daß das kleine Geſchwader ſo in 2. Galleeren, 2.
Schiffen, 4. Pincken und 2. Corallen-Schiffen be-
ſtehet, ſtets auf den Corſiſchen Kuͤſten herum ſtreif-
fen, um alle Beyhuͤlffe den Rebellen auf der In-
ſul Corſica zu verhindern. Auch iſt zu gedachtem
Genua ein Patent kund gemachet worden, krafft
welches allen Schiffen, ſie ſeyn von was Ration
ſie wollen, der Handel mit beſagter Inſul verbo-
then wird, und ſolle keines in jenem Koͤnigreich,
auſſer zu Baſtia, Calvi, Ajaccio und Bonifacio bey
Lebens Straffe und Verluſt der Waaren anlan-
den: Dahero ſollen ſich ſolche Rebellen ſchon er-
bohten haben, ſich mit der Republic in einem Ver-
gleich einzulaſſen, zumahl ihnen auch bekannt
worden, daß mehr erwehnte Republic eine groſſe
Anzahl Mannſchafft von dem Roͤmiſchen Kayſer,
gegen baare Bezahlung uͤbernommen habe.
Wien, den 30. Jun.
Am Mittwochen Vormittags hatte der Tuͤrckiſche
auſſerordentliche Geſandte Muſtapha Effendi ſei-
ne oͤffentliche Audienz bey Ihro Kayſerl. Cathol.
Majeſt. allerhoͤchſten Monarchen in der Favorita,
zu welcher derſelbe in einem ſchoͤnen Kayſerl. Hof-
Wagen mit ſechs Pferden beſpannet, mit gewoͤhnl.
Ceremonien aus ſeinem Quartier abgeholet, und
nachgehends wieder zuruͤck gefuͤhret worden.
Heute den 30ſten Junii iſt der lezte Tranſport der
Recruten fuͤr das Loͤbl. Graf Walſeggiſche Infan-
terie-Regiment, ſo in 100. lauter ſchoͤner und
auserleſener Mannſchafft beſtanden, von hier
nach der Lombardie zu dem loͤblichen Regiment
abgeſchicket worden.
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(2014-07-07T10:12:03Z)
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