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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 4. Mai 1848.

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Donnerstag4 Mai
No. 107.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgischen    unpartheiischen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnsertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Postämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Schleswig-Holst. Angelegenheiten.

Aus zuverlässiger Quelle kann ich die Mittheilung
machen, daß vorige Nacht von General Wrangel an
die in Gravenstein, Rinkenis und den umherliegenden
Dörfern logirenden Truppen Rapport zum Vorrücken
gegen die Jnsel Alsen gekommen ist und daß morgen
angegriffen werden soll. Es wird dies unbedingt ein
sehr blutiger Kampf werden, aber wir halten doch
die Hoffnung fest, daß es unsern tapfern deutschen
Kämpfern gelingen wird, dies feindlich gesinnte däni-
sche Volk aus seiner Verschanzung herauszutreiben.

Vorgestern näherte sich eine dänische Corvette dem
Ufer bei Rinkenis ganz nahe, hat indeß von seiner
Missionstour nichts weiter von sich vernehmen lassen.
Dieselbe hat sich auch gestern wieder in solcher Rich-
tung gezeigt, jedoch in weiterer Entfernug.

Unsere deutschen Truppen stehen jetzt schon in Kol-
ding. (Nach anderen Angaben sollen die Preußen
nur bis hart an die Gränze gerückt seyn, die Dänen
dagegen sich in Kolding gesetzt haben.)

Jn meinem Schreiben vom 27. v. M. meldete ich
die Ankunft eines dänischen Parlamentärs in hiesiger
Stadt. Dieser sollte nur eine "warme Danksagung"
für die christlich-menschliche Bestattung seiner gefalle-
nen Landsleute beim preußischen General ablegen (?).
Die Dänen haben es mit den Unsrigen freilich anders
gemacht.

Heute Mittag hat man hier Kanonendonner gehört.
So eben erfahren wir noch, daß heute Vormittag
ein russisches Dampfschiff in Apenrade eingelaufen ist,
um einen russischen Gesandtschaftssecretär als Parla-
mentär nach dem preußischen General zu bringen.
Nachdem ihm aber gemeldet worden, daß sich das
Generalcommando schon in Colding befinde, ist er so-
gleich über Land dorthin abgereiset. Man sagt, er
komme als Vermittler der großen schleswig-holsteini-
schen Streitfrage von England und Rußland. Uebri-
gens kann dieses nicht ganz verbürgt werden.

NS. Außerhalb unserer Neustadt sind starke Ver-
schanzungen gegen die Seeseite getroffen. Wir wollen
indeß hoffen und wünschen, daß uns kein Däne durch
seinen Besuch belästigen wird.


Das Hauptquartier des General Wrangel ist gestern
nach Christiansfeld verlegt, wo sich auch Fürst Radzewill
mit 1500 Mann befindet; die Truppen haben Riepen
und Kolding (?) besetzt. General Halkett stand von
dem weiteren Uebergang nach Alsen ab, doch darf aus
manchen Vorbereitungen, Holz-Ankauf, Zurücksendung
von 150 Fieberkranken nach Schleswig von Flensburg,
der Hinreise des preußischen Stabsarztes nach Flens-
burg etc. geschlossen werden, daß in diesen Tagen ein
Angriff geschehen wird. Während ein Gerücht von
einem Verlust von mehreren Hunderten bei dem Ver-
such, den Uebergang nach Alsen zu erzwingen, spricht,
besagt das andere, daß Alsen von den Dänen ge-
räumt werde.


Das hiesige Jntelligenzblatt enthält Folgendes:
"Jn auswärtigen deutschen Blättern ist angedeutet
und namentlich im Hamb. Correspondenten No. 92
unverholen gesagt, daß durch Angeberei des Amts-
Verwalters B. mehrere Mitglieder des Luckner'schen
Frei-Corps der Arretirung in Schleswig bloß gestellt
worden. So fern ich gemeint seyn sollte, erkläre ich
auf Ehre und Gewissen, daß außer dem Führer des
Corps, mir bis diesen Augenblick kein einziges Glied
desselben persönlich oder durch Namen bekannt ist,
und schon aus diesem Grunde eine derartige Hand-
lung, die mir auch wohl Niemand zutrauen wird, der
mich kennt, nicht hat begangen werden können. Jch
bin wahrlich auch anderweitig hinreichend beschäftigt
gewesen. Die Grundlosigkeit dieser Denunciation,
deren Zweck nicht zu verkennen ist, dürfte auch schon
daraus genügend hervorgehen, daß bekanntlich in einem
verlassenen Hause hieselbst eine Namensliste der Mit-
glieder des Corps gefunden ist. Jch bin demnach
vollkommen befugt, den Verfasser jenes Artikels, je
nach Umständen, einen Verläumder oder leichtsinnigen
Schwätzer zu nennen, gegen den ich mir weitere
Schritte vorbehalte, so ich seiner habhaft werden kann.
Schleswig, den 22 April 1848. Boldt, Kammerrath
und Amts-Verwalter."


Unsere gestrige auf Muthmaaßungen beruhende An-
ga[b]e von der Stellung der Armee wird durch heute
eingelaufene zuverlässige Nachrichten aus Christians-
feld vom 1 d. so ziemlich bestätigt. Nachdem die
Truppen unter General Wrangel am Sonnabend in
und um Apenrade, die Vorposten bei Bodum, Rast-
tag gehalten, traten sie am Sonntag Morgen ihren
Marsch nach Hadersleben an, wo General Wrangel
gegen Mittag unter großem Jubel der Bevölkerung
einzog. Von vielen Häusern flatterte die deutsche
Fahne herab und die Fenster waren mit Damen be-
setzt, welche den vorüberziehenden Soldaten Blumen
und Kränze zuwarfen. Am Abend feierte die Stadt
durch Liedergesang und Jllumination ihre Befreiung
vom dänischen Druck. Obgleich die Bewohner Zeugen
gewesen waren von derselben ungeordneten, rast- und
kopflosen Flucht der Dänen, die uns bereits von
Flensburg und Apenrade her bekannt ist, so hatten
letztere es doch gewagt (man nennt Laurids Skau),
noch am Sonnabend wiederum Quartier für 4000
Mann in der Stadt zu bestellen. Man muß es aber
für das, was es war, einen bloßen Puff gehalten
haben, da man sich dadurch nicht abschrecken ließ, die
daselbst in Hast gehaltenen Beamten und treuen Bür-
ger, unter denen der Hardesvogt Ahlmann, der
Amtsverwalter Harbou und der Posthalter Raben
namentlich bezeichnet werden, noch am Abend aus
ihrem Gefängniß zu befreien. Die Landbevölkerung
ist bekanntlich überwiegend, fast ausschließlich dänisch,
aber eben so überwiegend auch das Verlangen, von
dem übrigen Schleswig nicht getrennt zu werden,
mögen auch in dieser Gegend, in welcher Laurids
Skau so lange gehaus't hat, sich Einige finden, die
sich als überwundene Feinde betrachten und noch auf
einen Sieg der Dänen hoffen. Seit dem Kampfe bei
Oeversee sind die preußischen Truppen nicht wieder der
Dänen ansichtig geworden, deren Hauptarmee, Jn-
fanterie und Artillerie, wie man jetzt mit ziemlicher
Gewißheit weiß, sich auf Alsen zurückgezogen hat,
während ihre Cavallerie den Weg in nordwestlicher
Richtung nach Jütland eingeschlagen hat. Noch am
30 April soll in der Gegend von Gramm eine Jn-
spection über ca. 16 Schwadronen stattgesunden haben.
Es werden Bewegungen von Dampfschiffen mit an-
gehängten Schleppschiffen gemeldet, welche auf eine
Ueberschiffung der Truppen von Alsen nach Jütland
[Spaltenumbruch] schließen lassen. Jn Jütland, namentlich an der
nächstbelegenen Südgränze soll Muthlosigkeit unter
den Bewohnern herrschen und viele mit Hab' und
Gut nordwärts flüchten. Jn Christiansfeld rückte
die Avantgarde gestern Vormittag um 10 Uhr ein
und heute gedachte General Wrangel über die Kol-
dinger Au nach Jütland einzurücken. Eine Procla-
mation an die Jutländer, in welcher die Bewohner
und namentlich die Beamten aufgefordert werden,
ruhig bei ihren Geschäften zu bleiben, war schon ge-
druckt und harrte der Vertheilung.

Jn Begleitung eines Kistchens mit Verbandgegen-
ständen ist an die provisorische Regierung folgendes
Schreiben aus Hamburg vom 27 April eingelaufen:
"An die Hohe Liebe Provisorische Regierung! Uns auf
die Bitte im Altonaer Mercur beziehend, nehmen wir
uns die Freiheit, beifolgendes Kistchen als einen Be-
weis kindlichen Fleißes zu schicken, den besten Erfolg
der gemeinschaftlichen deutschen Sache und den Vater-
landsvertheidigern gute Besserung wünschend, sind wir
Jhre Jhnen herzlich ergebenen, gehorsamen Kinder
Julius, Jnga, Ludowika Peterson." (S.-H. Z.)


Unsere Truppen stehen augenblicklich ziemlich un-
thätig; die Schleswig-Holsteinischen mit den Freicorps
im Westen in der Gegend von Tondern und Ripen;
das Alexander-Regiment in Apenrade; das 10te Armee-
Corps unter General Halkett im Sundewittschen,
Alsen gegenüber; nach anderen angeblich späteren Nach-
richten soll Alsen bereits besetzt seyn. Die freiwilligen
Tirailleure vom Alexander-Regiment sind heute hier
durchgekommen, weil, wie man ihnen gesagt, augen-
blicklich im Felde nichts zu thun sey. Man spricht
von einem Waffenstillstande und dänischer Seits an-
geknüpften Friedensunterhandlungen.

Eine Verfügung der provisorischen Regierung be-
sagt: "Nachdem der Krieg zwischen den Herzogthü-
mern Schleswig-Holstein und dem Königreiche Dänne-
mark ausgebrochen ist, wird alle und jede Verbindung
der diesseitigen Staatsangehörigen mit dem Feinde
hierdurch untersagt. Namentlich haben die an den
Küsten Wohnenden sich jedes Verkehrs mit den feind-
lichen Kriegsschiffen zu enthalten. Die Uebertreter
dieses Verbots sind sofort zu verhaften, nach der
Festung Rendsburg zu transportiren und vor Gericht
zu stellen, um nach Befund der Umstände mit der
gebührenden Strafe belegt zu werden." (R. T.)


Nach Depeschen des Generals Halkett war das
Hauptquartier des 10ten Armeecorps am 30 v. M.
noch in Nübel und keine wesentliche Aenderung in
der dortigen Lage der Dinge vorgefallen. Das 10te
Armeecorps ist bestimmt, die Rückzugslinie der nach
Jütland marschirenden preußischen und schleswig-hol-
steinischen Truppen zu decken und die auf Alsen be-
findlichen Dänen, deren Stärke man nicht kennt,
zu verhindern, etwas gegen die Operationslinie der
vorrückenden Truppen zu unternehmen. Die Meer-
enge wird von zwei Briggs, zwei Dampfschiffen und
mehreren Kanonenböten bewacht. (H. Z.)


Jn Veranlassung einer Requisition preußischer Be-
hörden an die hiesige Commandantschaft, ertheilte
letztere gestern Nachmittag dem Kreuzzollassistenten
Brincken den Auftrag, die auf der Elbe befindliche
dänische Brigg Thorwaldsen aufzusuchen und hierher
aufzubringen. Hr. Brincken gab sich darauf unter
Begleitung des hiesigen Bürgers und Zimmermeisters
Averhoff und Assistenz von 10 Mann bewaffneter
Musketiere, unter Commando des Corporals Trede,
mit seinem Kreuzfahrzeuge von hier nach Stade und
requirirte daselbst das Dampfschiff Guttenberg, um
schnell die Brigg einholen zu konnen. -- Heute Vor-
mittag gegen 11 Uhr wurde darauf von obiger De-
putation die bereits Cuxhaven passirte Brigg unter
großem Jubel in den hiesigen Hafen bugsirt; sie liegt
unter militärischer Bewachung, die deutsche Flagge
über dem Dannebrog tragend. (S.-H. Z.)


Man erwartet in den nächsten Tagen eine bedeu-
tende Zahl von Freischärlern aus dem nördlichen
Schleswig zurück. Die weitere Benutzung der Freicorps
erscheint jetzt als unnöthig und wird deren Aufl[ö]sung
daher von der oberen Militairbehörde entschieden ge-
wünscht, wenn sie auch noch nicht direct angeord-
net ist.

Unter den unbeglaubigten Gerüchten geht ein sehr all-
gemeines dahin, daß Friedens-Unterhandlungen (selbst-
verständlich, nachdem die Dänen unter Herausgabe der
Gefangenen zuvor Alsen ger[ä]umt haben werden) in näch-
ster Aussicht stehen. Es spricht sich zur Zeit in diesem
Gerüchte wohl nur ein in den Seestädten an der Ost-
see gewiß sehr natürlicher Wunsch aus. Klar ist es
übrigens, daß Dänemark jetzt unbeschadet seiner Ehre
unterhandeln kann und daß der (hier wenigstens) sehr
sicher erwartete Fall des jetzigen Minsteriums Chan-
cen eines nicht nachtheiligen Friedens darbieten würde.
Was dem erwähnten Gerüchte Bedeutung geben muß,
ist der Umstand, daß Frederik VII. bei Besichtigung
des Flensburger Schlachtfeldes seine Betrübniß über
den Kampf gegen "sein Volk" sehr unverholen aus-
gesprochen hat und daß die spätere Berufung des
Grafen Carl Moltke zum Könige unzweifelhaft gewiß
ist. (A. M.)


Als wir in unserem Schreiben, in No. 100 dieser
Blätter, eine warnende Stimme gegen die vernom-
menen beklagenswerthen Aeußerungen deutscher Ver-
kleinerungssucht erhoben, ahneten wir selbst kaum,
wie bald das Ausland, angeregt durch die den Staa-
ten des 10ten Bundes-Armee-Corps von der vater-
ländischen Presse hingeworfenen Stachelreden über
zögernde Theilnahme am Bundeskriege gegen Däne-
mark, und dem lockenden Anschein deutscher Uneinig-
keit folgend, in Versuchung gerathen würde, sich diese
zu Nutzen zu machen. Und doch hat das Gefühl,
das jene Worte dictirte, uns nicht getäuscht. Eben
in den letzten Tagen hat Dänemark, wie wir aus
guter Quelle erfahren, im Wege außerordentlicher
Sendung an Hannover den Antrag gelangen lassen,
seinen Truppen in den Herzogthümern einseitig Halt
zu gebieten, damit eine friedliche Lösung der einge-
rissenen Zerwürfnisse, unter Dazwischenkunft der eu-
ropäischen Großmächte, angebahnt werden möge.

Zur Unterstützung dieses Ansinnens soll auf eine
Betheiligung Hannovers bei der, englischen Blättern
zufolge, auch dort zur Sprache gebrachten Gewähr-
leistung des Besitzes von Schleswig durch den Ver-
trag von 1715 hingewiesen, und soll eine Verschonung
Hannovers und seiner Schifffahrt mit solchen feind-
lichen Maaßregeln in Aussicht gestellt worden seyn,
[Spaltenumbruch] zu denen im Ablehnungsfalle Dänemark in seiner
Kriegsmarine die geeigneten Mittel finden werde.

Daß die Antwort keine andere gewesen, als eine
entschiedene Ablehnung jeglicher Erwägung, oder offi-
cieller Erörterung derartiger Vorschläge, unter Ver-
weisung irgend welcher Verhandlung über die Ange-
legenheit an Preußen, versteht sich nach dem Artikel
48 der Wiener Schluß-Acte und nach dem Bundes-
Beschlusse vom 12 April d. J. freilich so sehr von
selbst, daß es, auch den beklagten Anmerkungen der
Nachbarblätter gegenüber, einer besondern Versiche-
rung dieserhalb für uns nicht bedurft hätte.

Auch hätte für ein unbefangenes politisches Urtheil
jener Vorgang zur Bewahrheitung der deutschen Ge-
sinnung von Hannovers Regierung füglich unerwähnt
bleiben mögen. Hannover -- wir halten uns dessen
versichert -- "ist sich des rechten Weges wohl be-
wußt;" -- es hat Deutschlands Blicke auf sein Thun
und Lassen und Deutschlands Frage nach seinen Ab-
sichten nicht zu scheuen.

Aber, -- wie sehr auch der Versucher von Deutsch-
land hier sich hinweggehoben haben mag, -- daß er
in anderer Gestalt, von und nach andern Seiten nicht
wieder herbeigerufen werden möge, das wird jedes
redlich deutsche Gemüth aufrichtig wünschen und --
das möge die deutsche Presse beherzigen! --


Man wundert sich hier allgemein, daß das Wacht-
schiff die Elbe, seit es wieder vom Stapel gelaufen
ist, ruhig im Hafen liegt, wo es kein Pulver haben
darf, und jedes dänisches Schiff, so wie neulich den
Thorwaldsen und den Geiser ungehindert vorbeipassi-
ren lassen muß. Daß dieselben genommen wurden,
verdanken wir einem armirten Stader Dampfschiff,
während das schleswig-holsteinische Kriegsschiff un-
thätig blieb. Die zahlreiche Mannschaft kann sich
nicht einmal im Schießen üben und vertreibt sich die
Zeit damit, den Schooner zu putzen und die Flaggen
aufzuziehen und abzunehmen. Jst denn die deutsche
Flotte so stark, daß die Elbe entbehrt werden kann?
Jedenfalls ist es gewiß, daß der Capitän den besten
Willen hat; er hat bei mehreren Beamten den Befehl
zum Auslegen zu erwirken gesucht, aber vergebens.
Wir erwarten, was die provisorische Regierung dazu
sagen wird. (S.-H. Z.)


Der Sieg in dem hiesigen Wahlkampf, den übri-
gens Manche, ob mit Recht oder Unrecht, auch als
einen Principienkampf ansehen, hat sich, in Folge
einer außergewöhnlichen Energie der Landbezirke für
Dahlmann, auf des Letzteren Seite geneigt. Man
erfuhr gestern, daß von 4461 Stimmen auf den Etats-
rath Francke 2776 Stimmen gefallen waren; die
jedenfalls unerheblichen Resultate aus den kleinen
Bezirken von Herzhorn und den Wildnissen waren
noch unbekannt. Auf Dahlmann stimmten nach Pri-
vatnachrichten in Rellingen und Pinneberg 827, We-
del 620 (einstimmig), Uetersen 583, Nienstedten und
Blankenese 537 (einstimmig), Altona 509, Haseldorf
313, Niendorf 232, Quickborn 223, Seester 212 (ein-
stimmig), Elmshorn (Klostersande und Vormstegen)
175, Ottensen 166, Collmar 72, Horst 2. Auf Francke
in Altona 2224, Ottensen 178, Horst 130, Rellingen
60, Elmshorn 54, Neuendorff 51, Collmar 29, Hasel-
dorf 21, Uetersen 18, Quickborn 8, Niendorf 3. Der
Justizrath Klenze hat sich bereits gestern Mittag so-
gleich nach bekannt gewordenem Wahlresultat nach
Frankfurt begeben, um Dahlmann zur Annahme der
Wahl aufzufordern. Auch im 6ten District ist, wie
man hört, nämlich in Segeberg, Dahlmann mit 800
Stimmen erwählt, wogegen das zu demselben District
gehörige Barmstedt Gardthausen, Neumünster aber
Samwer erwählt hat. Glückstadt (2ter District) hat
den Kammerherrn Neergaard von Oevelgönne er-
wählt. (A. M.)


Nach den uns bekannt gewordenen Ergebnissen der
getroffenen Wahl in den verschiedenen Wahlbezirken
des 6ten Districts ist der Professor Dahlmann aus
Bonn für denselben mit großer Stimmenmehrheit, ja,
wir können sagen, mit Stimmen-Einheit -- denn die
einzeln divergirenden Stimmen sind so gering, daß
sie nicht in Betracht zu ziehen sind -- zum Abgeord-
neten für die constituirende deutsche National-Ver-
sammlung in Frankfurt gewählt worden. Die ein-
zelnen Bezirke, aus welchen uns noch bestimmte Nach-
richten fehlen, haben ohne Zweifel mit derselben Ein-
stimmigkeit für Dahlmann sich entschieden, da ihre sie
in Bramstedt vertretenden Deputationen es aus-
drücklich ausgesprochen haben, daß ihre Mitwähler
dem gesaßten Beschlusse mit Freude und Begeisterung
beitreten würden. Der dritte Wahldistrict soll nun
gleichfalls Dahlmann zu seinem Abgeordneten erkoren
haben, aber dieses ist nicht einstimmig geschehen, Dahl-
mann soll nur 6 -- 7000 Stimmen, der Etatsrath
Francke 4 -- 5000 Stimmen gehabt und die Stadt
Altona selbst sich mit großer Majorität für Francke
erklärt haben. Nach diesem Resultate dürfen die
Wähler des 6ten Districts es wohl mit allem Recht
erwarten, daß Dahlmann sich für sie, die sich mit
Entschiedenheit und Einstimmigkeit für ihn, den Mann,
der an der Entwickelung unserer Landessache so großen
Antheil gehabt, ausgesprochen haben, entscheiden und
die in ihrem District getroffene Wahl vorzugsweise
annehmen wird. Von 6 -- 800 abgegebenen Stimmen
stelen fast sämmtliche auf Dahlmann.




An die Stürmer der Schanze Dannewerk
bei Schleswig.

Brüder! Wir sind stolz auf die erste Waffenthat
des neu erstandenen Deutschlands. Jhr habt Eure
Pflicht wie freie Männer gethan, und das Vaterland
wird Euch Dank dafür wissen. Das ist die rechte
Kampfart und die Feinde Deutschlands an seinen
Gränzen im Norden oder Süden, im Osten oder
Westen, werden durch diesen ersten Schlag hinlänglich
belehrt seyn, daß die Zeit vorüber ist, wo man unge-
straft sich in die Angelegenheiten Deutschlands mischen
durfte. Für diese Lehre, die Jhr der Welt gegeben,
werden Euch Euere Nachkommen segnen.

Es treibt uns, Euch dieses im Namen des Vater-
landes zu sagen. Jhr kämpft mit dem Schwerte von
Stahl und Eisen, wir mit dem Schwerte des Wortes
und des Gedankens. Euer Sieg ist unser Sieg, wie
unsere Sache die Eurige. Und so stimmen wir hier
auf dem Felde der geistigen Kämpfe in Euren Schlacht-
ruf ein: "Vorwärts für Deutschland! -- und mit
Gott im Herzen ist der Sieg unser -- der Sieg der
[Spaltenumbruch] Freiheit, der Ordnung, der Volksrechte, der Sieg
des einigen, selbstständigen und mächtigen Deutschlands!

Vorwärts für Deutschland!


Der Fünfziger-Ausschuß.
Soiron.   F. Venedey.



* Denkschrift der provisorischen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerston.

(Fortsetzung.)

Als die Dänen sich gegen diesen deutschen Einfluß
erhoben -- als sie nicht zufrieden, ihre eigene Unab-
hängigkeit zu sichern, wozu sie vollkommen berechtigt
waren, ihre nationale Uebermacht auch im Jnnern
der "deutschen Lande des Königs" festzustellen such-
ten, da wurde der ganze Zustand der Dinge plötzlich
verändert. Es war dies zur selben Zeit, als die un-
kluge Politik Dänemarks dasselbe in einen unklugen
Krieg verwickelte, und es England entgegen in eine
freundliche Verbindung mit Frankreich setzte. Die
Herzogthümer wurden damals gezwungen, an den
Folgen von Maaßregeln Theil zu nehmen, welche ih-
ren Jnteressen und Wünschen vollkommen widerstreb-
ten; ihre frühere dauernde und natürliche Verbindung
mit England wurde unterbrochen, ihr Handel gefähr-
det, und die Axt an die Wurzeln ihres Wohlstandes
gelegt. Und als der übrige Theil Deutschlands sich
gegen Frankreich in Waffen erhob, so wurden diese
deutschen Fürstenthümer verurtheilt, zurück zu blei-
ben; ja, sie wurden sogar gezwungen, dem gemeinsa-
men Feinde beizustehen, und einen feindlichen Angriff
auf ihre eigenen Landsleute zu dulden, mit deren
Sache die geheimen Wünsche des Volks immer sym-
pathisirten. Holstein wurde durch den Wiener Ver-
trag der Möglichkeit einer Wiederkehr eines solchen
Mißbrauchs seiner deutschen Nationalität enthoben;
aber die Ansprüche Schleswigs wurden damals nicht
beachtet, und obgleich seine Verbindung mit Holstein
dieselbe blieb, so erhielt doch sein deutscher Charakter
keine bestimmte Anerkennung.

Die engen Gränzen der Gewalt des deutschen Bun-
des allein konnten einen solchen Zustand fortdauern
lassen. Selbst Holstein wurde in eine engere Verbin-
dung mit dem Königreich gezogen. Alle Uebel ver-
wirrter Finanzen, schlechter Verwaltung, und einer
Regierung, die zugleich fremd und fremden Einflüssen
offen war, diese und viele andere Dinge, wurden näm-
lich von den Herzogthümern getragen.

Denn das Volk von Schleswig-Holstein wurde
nicht durch die Lasten gebrochen, welche die Vorsehung
auf seine Schultern gelegt. Jhr Eifer ist seit dreißig
Jahren unablässig gewesen. Sie hatten einen langen
Kampf für ihre Unabhängigkeit. Sie strebten danach,
eine gemeinsame Verfassung zu erhalten, wozu sie
berechtigt waren und sie suchten ihren Zweck auf ge-
setzliche Weise und durch gesetzliche Mittel zu erlangen.
Der hannoversche Staats-Minister, Graf Münster
(ein in England bekannter und geachteter Mann),
ertheilte vor zwanzig Jahren den damals dem deut-
schen Bunde vorliegenden Forderungen der Herzog-
thümer seine kräftigste Unterstützung. Die K[ö]nige
von Dänemark, als Herzöge der beiden Länder, haben
wiederholt sich verpflichtet, daß die Rechte der Herzog-
thümer nicht angegriffen, und daß ihre Unabhängigkeit
und wechselseitige Verbindung unangetastet erhalten
werden sollten. Bis zu Sr. Maj. dem jetzigen König
haben sie alle ohne Ausnahme die alten Privilegien
von Schleswig und Holstein bestätigt. Aber ihre Ver-
sprechungen wurden gebrochen, ihre Worte stimmten
nicht mit ihren Thaten überein, die Rechte der beiden
Länder wurden verletzt, sie wurden mit Verachtung
behandelt.

Ein unparteiischer Beobachter hätte schon lange
beobachten können, daß das jetzt in Dänemark regie-
rende deutsche Haus nicht allein seinem deutschen Ur-
sprung entfremdet ist, sondern daß es seinen deutschen
Unterthanen gegenüber sogar eine dänische Farbe an-
genommen. Sie wurden angesteckt von dem nati[o]-
nalen Eifer der Dänen, welche nicht zufrieden damit,
die Berathungen des gemeinsamen Herrschers zu
leiten, auch ihre eigenen Anstrengungen dahin richte-
ten, eine genauere Verbindung der Herzogthümer mit
Dänemark zu begünstigen. Namentlich forderten sie
Schleswig, weil es vertheidigungslos war und weil
die Bauern der nördlichen Gränzdistricte zufällig
dänisch sprechen. Die gehässigen und ungerech-
ten Maaßregeln, die ein Theil des dänischen Volkes
ergriff und welche von der Regierung unterstützt
wurden, haben einen heftigen Widerspruch und sehr
bittere Gefühle in den deutschen Ländern hervorgerufen
und sie davon überzeugt, daß es unumgänglich noth-
wendig sey, ihre Nationalität und ihre Rechte gegen
deren unermüdlichen Angreifer gesichert zu sehen. Die
von König Friedrich VI. gegründeten Provinzialstände
haben diesen Zweck in allen ihren Anträgen und Bitten
verfolgt. Aber ihre Anstrengungen waren vergeblich.
Der verstorbene König Christian VIII. that Schritt
für Schritt, um die Einrichtungen des Herzogthums
mit denen Dänemark's zu verschmelzen und das
Kriegs-, Geld- und Bankwesen zeigen traurige Spu-
ren seiner Thätigkeit in dieser Beziehung. Dänische
Civil- und Militär-Beamte wurden in allen höheren
und einflußreichen Stellen in den Herzogthümern an-
gestellt und erhöht, und die Einwohner derselben konn-
ten allein im Staatsdienst vorrücken, wenn sie die
Jnteressen ihres Landes der Verfolgung jenes hinter-
listigen Plans opferten.

König Christian VIII. veröffentlichte am 8. Juni 1846
seinen offenen Brief. Dies war ein weiterer Schritt
zum beabsichtigten Zwecke. Er war hervorgerufen
durch das Andringen einer gewissen dänischen Partei,
und er bewies, wie wenig unser Herzog im Stande
war, die wahre Lage unsers Landes zu verstehen und
zu würdigen. Er rief einen hestigen Anstoß hervor,
er verursachte eine fortdauernde Bewegung durch das
ganze Land. Unsere Gefühle wurden nicht nur von den
Deutschen, sondern auch von allen andern europäi-
schen Nationen getheilt. Die Herzogthümer erhoben
sich wie ein Mann. Sie thaten dies ruhig aber ent-
schieden in gesetzlicher Weise und ohne Gewalt. Sie
forderten eine ausdrückliche Anerkennung der Grund-
sätze, auf welchen unser nationales Recht beruht: die
Herzogthümer Schleswig und Holstein sind unabhän-
gige Staaten und untrennbar mit einander vereint.
Sie sind nicht der weiblichen Erbfolge des K. däni-
schen Hauses unterworfen, sondern ihr Erbrecht folgt
der männlichen Linie des Oldenburgischen Hauses.

Zwei Jahre des Zweifels und der Ungewißheit sind
seitdem verflossen und seit zwei Jahren hat die däni-
sche Regierung Alles gethan, was sie konnte, um


Donnerstag4 Mai
No. 107.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgiſchen    unpartheiiſchen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnſertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Schleswig-Holſt. Angelegenheiten.

Aus zuverläſſiger Quelle kann ich die Mittheilung
machen, daß vorige Nacht von General Wrangel an
die in Gravenſtein, Rinkenis und den umherliegenden
Dörfern logirenden Truppen Rapport zum Vorrücken
gegen die Jnſel Alſen gekommen iſt und daß morgen
angegriffen werden ſoll. Es wird dies unbedingt ein
ſehr blutiger Kampf werden, aber wir halten doch
die Hoffnung feſt, daß es unſern tapfern deutſchen
Kämpfern gelingen wird, dies feindlich geſinnte däni-
ſche Volk aus ſeiner Verſchanzung herauszutreiben.

Vorgeſtern näherte ſich eine däniſche Corvette dem
Ufer bei Rinkenis ganz nahe, hat indeß von ſeiner
Miſſionstour nichts weiter von ſich vernehmen laſſen.
Dieſelbe hat ſich auch geſtern wieder in ſolcher Rich-
tung gezeigt, jedoch in weiterer Entfernug.

Unſere deutſchen Truppen ſtehen jetzt ſchon in Kol-
ding. (Nach anderen Angaben ſollen die Preußen
nur bis hart an die Gränze gerückt ſeyn, die Dänen
dagegen ſich in Kolding geſetzt haben.)

Jn meinem Schreiben vom 27. v. M. meldete ich
die Ankunft eines däniſchen Parlamentärs in hieſiger
Stadt. Dieſer ſollte nur eine “warme Dankſagung„
für die chriſtlich-menſchliche Beſtattung ſeiner gefalle-
nen Landsleute beim preußiſchen General ablegen (?).
Die Dänen haben es mit den Unſrigen freilich anders
gemacht.

Heute Mittag hat man hier Kanonendonner gehört.
So eben erfahren wir noch, daß heute Vormittag
ein ruſſiſches Dampfſchiff in Apenrade eingelaufen iſt,
um einen ruſſiſchen Geſandtſchaftsſecretär als Parla-
mentär nach dem preußiſchen General zu bringen.
Nachdem ihm aber gemeldet worden, daß ſich das
Generalcommando ſchon in Colding befinde, iſt er ſo-
gleich über Land dorthin abgereiſet. Man ſagt, er
komme als Vermittler der großen ſchleswig-holſteini-
ſchen Streitfrage von England und Rußland. Uebri-
gens kann dieſes nicht ganz verbürgt werden.

NS. Außerhalb unſerer Neuſtadt ſind ſtarke Ver-
ſchanzungen gegen die Seeſeite getroffen. Wir wollen
indeß hoffen und wünſchen, daß uns kein Däne durch
ſeinen Beſuch beläſtigen wird.


Das Hauptquartier des General Wrangel iſt geſtern
nach Chriſtiansfeld verlegt, wo ſich auch Fürſt Radzewill
mit 1500 Mann befindet; die Truppen haben Riepen
und Kolding (?) beſetzt. General Halkett ſtand von
dem weiteren Uebergang nach Alſen ab, doch darf aus
manchen Vorbereitungen, Holz-Ankauf, Zurückſendung
von 150 Fieberkranken nach Schleswig von Flensburg,
der Hinreiſe des preußiſchen Stabsarztes nach Flens-
burg ꝛc. geſchloſſen werden, daß in dieſen Tagen ein
Angriff geſchehen wird. Während ein Gerücht von
einem Verluſt von mehreren Hunderten bei dem Ver-
ſuch, den Uebergang nach Alſen zu erzwingen, ſpricht,
beſagt das andere, daß Alſen von den Dänen ge-
räumt werde.


Das hieſige Jntelligenzblatt enthält Folgendes:
“Jn auswärtigen deutſchen Blättern iſt angedeutet
und namentlich im Hamb. Correſpondenten No. 92
unverholen geſagt, daß durch Angeberei des Amts-
Verwalters B. mehrere Mitglieder des Luckner’ſchen
Frei-Corps der Arretirung in Schleswig bloß geſtellt
worden. So fern ich gemeint ſeyn ſollte, erkläre ich
auf Ehre und Gewiſſen, daß außer dem Führer des
Corps, mir bis dieſen Augenblick kein einziges Glied
deſſelben perſönlich oder durch Namen bekannt iſt,
und ſchon aus dieſem Grunde eine derartige Hand-
lung, die mir auch wohl Niemand zutrauen wird, der
mich kennt, nicht hat begangen werden können. Jch
bin wahrlich auch anderweitig hinreichend beſchäftigt
geweſen. Die Grundloſigkeit dieſer Denunciation,
deren Zweck nicht zu verkennen iſt, dürfte auch ſchon
daraus genügend hervorgehen, daß bekanntlich in einem
verlaſſenen Hauſe hieſelbſt eine Namensliſte der Mit-
glieder des Corps gefunden iſt. Jch bin demnach
vollkommen befugt, den Verfaſſer jenes Artikels, je
nach Umſtänden, einen Verläumder oder leichtſinnigen
Schwätzer zu nennen, gegen den ich mir weitere
Schritte vorbehalte, ſo ich ſeiner habhaft werden kann.
Schleswig, den 22 April 1848. Boldt, Kammerrath
und Amts-Verwalter.”


Unſere geſtrige auf Muthmaaßungen beruhende An-
ga[b]e von der Stellung der Armee wird durch heute
eingelaufene zuverläſſige Nachrichten aus Chriſtians-
feld vom 1 d. ſo ziemlich beſtätigt. Nachdem die
Truppen unter General Wrangel am Sonnabend in
und um Apenrade, die Vorpoſten bei Bodum, Raſt-
tag gehalten, traten ſie am Sonntag Morgen ihren
Marſch nach Hadersleben an, wo General Wrangel
gegen Mittag unter großem Jubel der Bevölkerung
einzog. Von vielen Häuſern flatterte die deutſche
Fahne herab und die Fenſter waren mit Damen be-
ſetzt, welche den vorüberziehenden Soldaten Blumen
und Kränze zuwarfen. Am Abend feierte die Stadt
durch Liedergeſang und Jllumination ihre Befreiung
vom däniſchen Druck. Obgleich die Bewohner Zeugen
geweſen waren von derſelben ungeordneten, raſt- und
kopfloſen Flucht der Dänen, die uns bereits von
Flensburg und Apenrade her bekannt iſt, ſo hatten
letztere es doch gewagt (man nennt Laurids Skau),
noch am Sonnabend wiederum Quartier für 4000
Mann in der Stadt zu beſtellen. Man muß es aber
für das, was es war, einen bloßen Puff gehalten
haben, da man ſich dadurch nicht abſchrecken ließ, die
daſelbſt in Haſt gehaltenen Beamten und treuen Bür-
ger, unter denen der Hardesvogt Ahlmann, der
Amtsverwalter Harbou und der Poſthalter Raben
namentlich bezeichnet werden, noch am Abend aus
ihrem Gefängniß zu befreien. Die Landbevölkerung
iſt bekanntlich überwiegend, faſt ausſchließlich däniſch,
aber eben ſo überwiegend auch das Verlangen, von
dem übrigen Schleswig nicht getrennt zu werden,
mögen auch in dieſer Gegend, in welcher Laurids
Skau ſo lange gehauſ’t hat, ſich Einige finden, die
ſich als überwundene Feinde betrachten und noch auf
einen Sieg der Dänen hoffen. Seit dem Kampfe bei
Oeverſee ſind die preußiſchen Truppen nicht wieder der
Dänen anſichtig geworden, deren Hauptarmee, Jn-
fanterie und Artillerie, wie man jetzt mit ziemlicher
Gewißheit weiß, ſich auf Alſen zurückgezogen hat,
während ihre Cavallerie den Weg in nordweſtlicher
Richtung nach Jütland eingeſchlagen hat. Noch am
30 April ſoll in der Gegend von Gramm eine Jn-
ſpection über ca. 16 Schwadronen ſtattgeſunden haben.
Es werden Bewegungen von Dampfſchiffen mit an-
gehängten Schleppſchiffen gemeldet, welche auf eine
Ueberſchiffung der Truppen von Alſen nach Jütland
[Spaltenumbruch] ſchließen laſſen. Jn Jütland, namentlich an der
nächſtbelegenen Südgränze ſoll Muthloſigkeit unter
den Bewohnern herrſchen und viele mit Hab’ und
Gut nordwärts flüchten. Jn Chriſtiansfeld rückte
die Avantgarde geſtern Vormittag um 10 Uhr ein
und heute gedachte General Wrangel über die Kol-
dinger Au nach Jütland einzurücken. Eine Procla-
mation an die Jutländer, in welcher die Bewohner
und namentlich die Beamten aufgefordert werden,
ruhig bei ihren Geſchäften zu bleiben, war ſchon ge-
druckt und harrte der Vertheilung.

Jn Begleitung eines Kiſtchens mit Verbandgegen-
ſtänden iſt an die proviſoriſche Regierung folgendes
Schreiben aus Hamburg vom 27 April eingelaufen:
“An die Hohe Liebe Proviſoriſche Regierung! Uns auf
die Bitte im Altonaer Mercur beziehend, nehmen wir
uns die Freiheit, beifolgendes Kiſtchen als einen Be-
weis kindlichen Fleißes zu ſchicken, den beſten Erfolg
der gemeinſchaftlichen deutſchen Sache und den Vater-
landsvertheidigern gute Beſſerung wünſchend, ſind wir
Jhre Jhnen herzlich ergebenen, gehorſamen Kinder
Julius, Jnga, Ludowika Peterſon.” (S.-H. Z.)


Unſere Truppen ſtehen augenblicklich ziemlich un-
thätig; die Schleswig-Holſteiniſchen mit den Freicorps
im Weſten in der Gegend von Tondern und Ripen;
das Alexander-Regiment in Apenrade; das 10te Armee-
Corps unter General Halkett im Sundewittſchen,
Alſen gegenüber; nach anderen angeblich ſpäteren Nach-
richten ſoll Alſen bereits beſetzt ſeyn. Die freiwilligen
Tirailleure vom Alexander-Regiment ſind heute hier
durchgekommen, weil, wie man ihnen geſagt, augen-
blicklich im Felde nichts zu thun ſey. Man ſpricht
von einem Waffenſtillſtande und däniſcher Seits an-
geknüpften Friedensunterhandlungen.

Eine Verfügung der proviſoriſchen Regierung be-
ſagt: “Nachdem der Krieg zwiſchen den Herzogthü-
mern Schleswig-Holſtein und dem Königreiche Dänne-
mark ausgebrochen iſt, wird alle und jede Verbindung
der diesſeitigen Staatsangehörigen mit dem Feinde
hierdurch unterſagt. Namentlich haben die an den
Küſten Wohnenden ſich jedes Verkehrs mit den feind-
lichen Kriegsſchiffen zu enthalten. Die Uebertreter
dieſes Verbots ſind ſofort zu verhaften, nach der
Feſtung Rendsburg zu transportiren und vor Gericht
zu ſtellen, um nach Befund der Umſtände mit der
gebührenden Strafe belegt zu werden.” (R. T.)


Nach Depeſchen des Generals Halkett war das
Hauptquartier des 10ten Armeecorps am 30 v. M.
noch in Nübel und keine weſentliche Aenderung in
der dortigen Lage der Dinge vorgefallen. Das 10te
Armeecorps iſt beſtimmt, die Rückzugslinie der nach
Jütland marſchirenden preußiſchen und ſchleswig-hol-
ſteiniſchen Truppen zu decken und die auf Alſen be-
findlichen Dänen, deren Stärke man nicht kennt,
zu verhindern, etwas gegen die Operationslinie der
vorrückenden Truppen zu unternehmen. Die Meer-
enge wird von zwei Briggs, zwei Dampfſchiffen und
mehreren Kanonenböten bewacht. (H. Z.)


Jn Veranlaſſung einer Requiſition preußiſcher Be-
hörden an die hieſige Commandantſchaft, ertheilte
letztere geſtern Nachmittag dem Kreuzzollaſſiſtenten
Brincken den Auftrag, die auf der Elbe befindliche
däniſche Brigg Thorwaldſen aufzuſuchen und hierher
aufzubringen. Hr. Brincken gab ſich darauf unter
Begleitung des hieſigen Bürgers und Zimmermeiſters
Averhoff und Aſſiſtenz von 10 Mann bewaffneter
Musketiere, unter Commando des Corporals Trede,
mit ſeinem Kreuzfahrzeuge von hier nach Stade und
requirirte daſelbſt das Dampfſchiff Guttenberg, um
ſchnell die Brigg einholen zu konnen. — Heute Vor-
mittag gegen 11 Uhr wurde darauf von obiger De-
putation die bereits Cuxhaven paſſirte Brigg unter
großem Jubel in den hieſigen Hafen bugſirt; ſie liegt
unter militäriſcher Bewachung, die deutſche Flagge
über dem Dannebrog tragend. (S.-H. Z.)


Man erwartet in den nächſten Tagen eine bedeu-
tende Zahl von Freiſchärlern aus dem nördlichen
Schleswig zurück. Die weitere Benutzung der Freicorps
erſcheint jetzt als unnöthig und wird deren Aufl[ö]ſung
daher von der oberen Militairbehörde entſchieden ge-
wünſcht, wenn ſie auch noch nicht direct angeord-
net iſt.

Unter den unbeglaubigten Gerüchten geht ein ſehr all-
gemeines dahin, daß Friedens-Unterhandlungen (ſelbſt-
verſtändlich, nachdem die Dänen unter Herausgabe der
Gefangenen zuvor Alſen ger[ä]umt haben werden) in näch-
ſter Ausſicht ſtehen. Es ſpricht ſich zur Zeit in dieſem
Gerüchte wohl nur ein in den Seeſtädten an der Oſt-
ſee gewiß ſehr natürlicher Wunſch aus. Klar iſt es
übrigens, daß Dänemark jetzt unbeſchadet ſeiner Ehre
unterhandeln kann und daß der (hier wenigſtens) ſehr
ſicher erwartete Fall des jetzigen Minſteriums Chan-
cen eines nicht nachtheiligen Friedens darbieten würde.
Was dem erwähnten Gerüchte Bedeutung geben muß,
iſt der Umſtand, daß Frederik VII. bei Beſichtigung
des Flensburger Schlachtfeldes ſeine Betrübniß über
den Kampf gegen “ſein Volk” ſehr unverholen aus-
geſprochen hat und daß die ſpätere Berufung des
Grafen Carl Moltke zum Könige unzweifelhaft gewiß
iſt. (A. M.)


Als wir in unſerem Schreiben, in No. 100 dieſer
Blätter, eine warnende Stimme gegen die vernom-
menen beklagenswerthen Aeußerungen deutſcher Ver-
kleinerungsſucht erhoben, ahneten wir ſelbſt kaum,
wie bald das Ausland, angeregt durch die den Staa-
ten des 10ten Bundes-Armee-Corps von der vater-
ländiſchen Preſſe hingeworfenen Stachelreden über
zögernde Theilnahme am Bundeskriege gegen Däne-
mark, und dem lockenden Anſchein deutſcher Uneinig-
keit folgend, in Verſuchung gerathen würde, ſich dieſe
zu Nutzen zu machen. Und doch hat das Gefühl,
das jene Worte dictirte, uns nicht getäuſcht. Eben
in den letzten Tagen hat Dänemark, wie wir aus
guter Quelle erfahren, im Wege außerordentlicher
Sendung an Hannover den Antrag gelangen laſſen,
ſeinen Truppen in den Herzogthümern einſeitig Halt
zu gebieten, damit eine friedliche Löſung der einge-
riſſenen Zerwürfniſſe, unter Dazwiſchenkunft der eu-
ropäiſchen Großmächte, angebahnt werden möge.

Zur Unterſtützung dieſes Anſinnens ſoll auf eine
Betheiligung Hannovers bei der, engliſchen Blättern
zufolge, auch dort zur Sprache gebrachten Gewähr-
leiſtung des Beſitzes von Schleswig durch den Ver-
trag von 1715 hingewieſen, und ſoll eine Verſchonung
Hannovers und ſeiner Schifffahrt mit ſolchen feind-
lichen Maaßregeln in Ausſicht geſtellt worden ſeyn,
[Spaltenumbruch] zu denen im Ablehnungsfalle Dänemark in ſeiner
Kriegsmarine die geeigneten Mittel finden werde.

Daß die Antwort keine andere geweſen, als eine
entſchiedene Ablehnung jeglicher Erwägung, oder offi-
cieller Erörterung derartiger Vorſchläge, unter Ver-
weiſung irgend welcher Verhandlung über die Ange-
legenheit an Preußen, verſteht ſich nach dem Artikel
48 der Wiener Schluß-Acte und nach dem Bundes-
Beſchluſſe vom 12 April d. J. freilich ſo ſehr von
ſelbſt, daß es, auch den beklagten Anmerkungen der
Nachbarblätter gegenüber, einer beſondern Verſiche-
rung dieſerhalb für uns nicht bedurft hätte.

Auch hätte für ein unbefangenes politiſches Urtheil
jener Vorgang zur Bewahrheitung der deutſchen Ge-
ſinnung von Hannovers Regierung füglich unerwähnt
bleiben mögen. Hannover — wir halten uns deſſen
verſichert — “iſt ſich des rechten Weges wohl be-
wußt;” — es hat Deutſchlands Blicke auf ſein Thun
und Laſſen und Deutſchlands Frage nach ſeinen Ab-
ſichten nicht zu ſcheuen.

Aber, — wie ſehr auch der Verſucher von Deutſch-
land hier ſich hinweggehoben haben mag, — daß er
in anderer Geſtalt, von und nach andern Seiten nicht
wieder herbeigerufen werden möge, das wird jedes
redlich deutſche Gemüth aufrichtig wünſchen und —
das möge die deutſche Preſſe beherzigen! —


Man wundert ſich hier allgemein, daß das Wacht-
ſchiff die Elbe, ſeit es wieder vom Stapel gelaufen
iſt, ruhig im Hafen liegt, wo es kein Pulver haben
darf, und jedes däniſches Schiff, ſo wie neulich den
Thorwaldſen und den Geiſer ungehindert vorbeipaſſi-
ren laſſen muß. Daß dieſelben genommen wurden,
verdanken wir einem armirten Stader Dampfſchiff,
während das ſchleswig-holſteiniſche Kriegsſchiff un-
thätig blieb. Die zahlreiche Mannſchaft kann ſich
nicht einmal im Schießen üben und vertreibt ſich die
Zeit damit, den Schooner zu putzen und die Flaggen
aufzuziehen und abzunehmen. Jſt denn die deutſche
Flotte ſo ſtark, daß die Elbe entbehrt werden kann?
Jedenfalls iſt es gewiß, daß der Capitän den beſten
Willen hat; er hat bei mehreren Beamten den Befehl
zum Auslegen zu erwirken geſucht, aber vergebens.
Wir erwarten, was die proviſoriſche Regierung dazu
ſagen wird. (S.-H. Z.)


Der Sieg in dem hieſigen Wahlkampf, den übri-
gens Manche, ob mit Recht oder Unrecht, auch als
einen Principienkampf anſehen, hat ſich, in Folge
einer außergewöhnlichen Energie der Landbezirke für
Dahlmann, auf des Letzteren Seite geneigt. Man
erfuhr geſtern, daß von 4461 Stimmen auf den Etats-
rath Francke 2776 Stimmen gefallen waren; die
jedenfalls unerheblichen Reſultate aus den kleinen
Bezirken von Herzhorn und den Wildniſſen waren
noch unbekannt. Auf Dahlmann ſtimmten nach Pri-
vatnachrichten in Rellingen und Pinneberg 827, We-
del 620 (einſtimmig), Ueterſen 583, Nienſtedten und
Blankeneſe 537 (einſtimmig), Altona 509, Haſeldorf
313, Niendorf 232, Quickborn 223, Seeſter 212 (ein-
ſtimmig), Elmshorn (Kloſterſande und Vormſtegen)
175, Ottenſen 166, Collmar 72, Horſt 2. Auf Francke
in Altona 2224, Ottenſen 178, Horſt 130, Rellingen
60, Elmshorn 54, Neuendorff 51, Collmar 29, Haſel-
dorf 21, Ueterſen 18, Quickborn 8, Niendorf 3. Der
Juſtizrath Klenze hat ſich bereits geſtern Mittag ſo-
gleich nach bekannt gewordenem Wahlreſultat nach
Frankfurt begeben, um Dahlmann zur Annahme der
Wahl aufzufordern. Auch im 6ten Diſtrict iſt, wie
man hört, nämlich in Segeberg, Dahlmann mit 800
Stimmen erwählt, wogegen das zu demſelben Diſtrict
gehörige Barmſtedt Gardthauſen, Neumünſter aber
Samwer erwählt hat. Glückſtadt (2ter Diſtrict) hat
den Kammerherrn Neergaard von Oevelgönne er-
wählt. (A. M.)


Nach den uns bekannt gewordenen Ergebniſſen der
getroffenen Wahl in den verſchiedenen Wahlbezirken
des 6ten Diſtricts iſt der Profeſſor Dahlmann aus
Bonn für denſelben mit großer Stimmenmehrheit, ja,
wir können ſagen, mit Stimmen-Einheit — denn die
einzeln divergirenden Stimmen ſind ſo gering, daß
ſie nicht in Betracht zu ziehen ſind — zum Abgeord-
neten für die conſtituirende deutſche National-Ver-
ſammlung in Frankfurt gewählt worden. Die ein-
zelnen Bezirke, aus welchen uns noch beſtimmte Nach-
richten fehlen, haben ohne Zweifel mit derſelben Ein-
ſtimmigkeit für Dahlmann ſich entſchieden, da ihre ſie
in Bramſtedt vertretenden Deputationen es aus-
drücklich ausgeſprochen haben, daß ihre Mitwähler
dem geſaßten Beſchluſſe mit Freude und Begeiſterung
beitreten würden. Der dritte Wahldiſtrict ſoll nun
gleichfalls Dahlmann zu ſeinem Abgeordneten erkoren
haben, aber dieſes iſt nicht einſtimmig geſchehen, Dahl-
mann ſoll nur 6 — 7000 Stimmen, der Etatsrath
Francke 4 — 5000 Stimmen gehabt und die Stadt
Altona ſelbſt ſich mit großer Majorität für Francke
erklärt haben. Nach dieſem Reſultate dürfen die
Wähler des 6ten Diſtricts es wohl mit allem Recht
erwarten, daß Dahlmann ſich für ſie, die ſich mit
Entſchiedenheit und Einſtimmigkeit für ihn, den Mann,
der an der Entwickelung unſerer Landesſache ſo großen
Antheil gehabt, ausgeſprochen haben, entſcheiden und
die in ihrem Diſtrict getroffene Wahl vorzugsweiſe
annehmen wird. Von 6 — 800 abgegebenen Stimmen
ſtelen faſt ſämmtliche auf Dahlmann.




An die Stürmer der Schanze Dannewerk
bei Schleswig.

Brüder! Wir ſind ſtolz auf die erſte Waffenthat
des neu erſtandenen Deutſchlands. Jhr habt Eure
Pflicht wie freie Männer gethan, und das Vaterland
wird Euch Dank dafür wiſſen. Das iſt die rechte
Kampfart und die Feinde Deutſchlands an ſeinen
Gränzen im Norden oder Süden, im Oſten oder
Weſten, werden durch dieſen erſten Schlag hinlänglich
belehrt ſeyn, daß die Zeit vorüber iſt, wo man unge-
ſtraft ſich in die Angelegenheiten Deutſchlands miſchen
durfte. Für dieſe Lehre, die Jhr der Welt gegeben,
werden Euch Euere Nachkommen ſegnen.

Es treibt uns, Euch dieſes im Namen des Vater-
landes zu ſagen. Jhr kämpft mit dem Schwerte von
Stahl und Eiſen, wir mit dem Schwerte des Wortes
und des Gedankens. Euer Sieg iſt unſer Sieg, wie
unſere Sache die Eurige. Und ſo ſtimmen wir hier
auf dem Felde der geiſtigen Kämpfe in Euren Schlacht-
ruf ein: “Vorwärts für Deutſchland! — und mit
Gott im Herzen iſt der Sieg unſer — der Sieg der
[Spaltenumbruch] Freiheit, der Ordnung, der Volksrechte, der Sieg
des einigen, ſelbſtſtändigen und mächtigen Deutſchlands!

Vorwärts für Deutſchland!


Der Fünfziger-Ausſchuß.
Soiron.   F. Venedey.



* Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerſton.

(Fortſetzung.)

Als die Dänen ſich gegen dieſen deutſchen Einfluß
erhoben — als ſie nicht zufrieden, ihre eigene Unab-
hängigkeit zu ſichern, wozu ſie vollkommen berechtigt
waren, ihre nationale Uebermacht auch im Jnnern
der “deutſchen Lande des Königs” feſtzuſtellen ſuch-
ten, da wurde der ganze Zuſtand der Dinge plötzlich
verändert. Es war dies zur ſelben Zeit, als die un-
kluge Politik Dänemarks daſſelbe in einen unklugen
Krieg verwickelte, und es England entgegen in eine
freundliche Verbindung mit Frankreich ſetzte. Die
Herzogthümer wurden damals gezwungen, an den
Folgen von Maaßregeln Theil zu nehmen, welche ih-
ren Jntereſſen und Wünſchen vollkommen widerſtreb-
ten; ihre frühere dauernde und natürliche Verbindung
mit England wurde unterbrochen, ihr Handel gefähr-
det, und die Axt an die Wurzeln ihres Wohlſtandes
gelegt. Und als der übrige Theil Deutſchlands ſich
gegen Frankreich in Waffen erhob, ſo wurden dieſe
deutſchen Fürſtenthümer verurtheilt, zurück zu blei-
ben; ja, ſie wurden ſogar gezwungen, dem gemeinſa-
men Feinde beizuſtehen, und einen feindlichen Angriff
auf ihre eigenen Landsleute zu dulden, mit deren
Sache die geheimen Wünſche des Volks immer ſym-
pathiſirten. Holſtein wurde durch den Wiener Ver-
trag der Möglichkeit einer Wiederkehr eines ſolchen
Mißbrauchs ſeiner deutſchen Nationalität enthoben;
aber die Anſprüche Schleswigs wurden damals nicht
beachtet, und obgleich ſeine Verbindung mit Holſtein
dieſelbe blieb, ſo erhielt doch ſein deutſcher Charakter
keine beſtimmte Anerkennung.

Die engen Gränzen der Gewalt des deutſchen Bun-
des allein konnten einen ſolchen Zuſtand fortdauern
laſſen. Selbſt Holſtein wurde in eine engere Verbin-
dung mit dem Königreich gezogen. Alle Uebel ver-
wirrter Finanzen, ſchlechter Verwaltung, und einer
Regierung, die zugleich fremd und fremden Einflüſſen
offen war, dieſe und viele andere Dinge, wurden näm-
lich von den Herzogthümern getragen.

Denn das Volk von Schleswig-Holſtein wurde
nicht durch die Laſten gebrochen, welche die Vorſehung
auf ſeine Schultern gelegt. Jhr Eifer iſt ſeit dreißig
Jahren unabläſſig geweſen. Sie hatten einen langen
Kampf für ihre Unabhängigkeit. Sie ſtrebten danach,
eine gemeinſame Verfaſſung zu erhalten, wozu ſie
berechtigt waren und ſie ſuchten ihren Zweck auf ge-
ſetzliche Weiſe und durch geſetzliche Mittel zu erlangen.
Der hannoverſche Staats-Miniſter, Graf Münſter
(ein in England bekannter und geachteter Mann),
ertheilte vor zwanzig Jahren den damals dem deut-
ſchen Bunde vorliegenden Forderungen der Herzog-
thümer ſeine kräftigſte Unterſtützung. Die K[ö]nige
von Dänemark, als Herzöge der beiden Länder, haben
wiederholt ſich verpflichtet, daß die Rechte der Herzog-
thümer nicht angegriffen, und daß ihre Unabhängigkeit
und wechſelſeitige Verbindung unangetaſtet erhalten
werden ſollten. Bis zu Sr. Maj. dem jetzigen König
haben ſie alle ohne Ausnahme die alten Privilegien
von Schleswig und Holſtein beſtätigt. Aber ihre Ver-
ſprechungen wurden gebrochen, ihre Worte ſtimmten
nicht mit ihren Thaten überein, die Rechte der beiden
Länder wurden verletzt, ſie wurden mit Verachtung
behandelt.

Ein unparteiiſcher Beobachter hätte ſchon lange
beobachten können, daß das jetzt in Dänemark regie-
rende deutſche Haus nicht allein ſeinem deutſchen Ur-
ſprung entfremdet iſt, ſondern daß es ſeinen deutſchen
Unterthanen gegenüber ſogar eine däniſche Farbe an-
genommen. Sie wurden angeſteckt von dem nati[o]-
nalen Eifer der Dänen, welche nicht zufrieden damit,
die Berathungen des gemeinſamen Herrſchers zu
leiten, auch ihre eigenen Anſtrengungen dahin richte-
ten, eine genauere Verbindung der Herzogthümer mit
Dänemark zu begünſtigen. Namentlich forderten ſie
Schleswig, weil es vertheidigungslos war und weil
die Bauern der nördlichen Gränzdiſtricte zufällig
däniſch ſprechen. Die gehäſſigen und ungerech-
ten Maaßregeln, die ein Theil des däniſchen Volkes
ergriff und welche von der Regierung unterſtützt
wurden, haben einen heftigen Widerſpruch und ſehr
bittere Gefühle in den deutſchen Ländern hervorgerufen
und ſie davon überzeugt, daß es unumgänglich noth-
wendig ſey, ihre Nationalität und ihre Rechte gegen
deren unermüdlichen Angreifer geſichert zu ſehen. Die
von König Friedrich VI. gegründeten Provinzialſtände
haben dieſen Zweck in allen ihren Anträgen und Bitten
verfolgt. Aber ihre Anſtrengungen waren vergeblich.
Der verſtorbene König Chriſtian VIII. that Schritt
für Schritt, um die Einrichtungen des Herzogthums
mit denen Dänemark’s zu verſchmelzen und das
Kriegs-, Geld- und Bankweſen zeigen traurige Spu-
ren ſeiner Thätigkeit in dieſer Beziehung. Däniſche
Civil- und Militär-Beamte wurden in allen höheren
und einflußreichen Stellen in den Herzogthümern an-
geſtellt und erhöht, und die Einwohner derſelben konn-
ten allein im Staatsdienſt vorrücken, wenn ſie die
Jntereſſen ihres Landes der Verfolgung jenes hinter-
liſtigen Plans opferten.

König Chriſtian VIII. veröffentlichte am 8. Juni 1846
ſeinen offenen Brief. Dies war ein weiterer Schritt
zum beabſichtigten Zwecke. Er war hervorgerufen
durch das Andringen einer gewiſſen däniſchen Partei,
und er bewies, wie wenig unſer Herzog im Stande
war, die wahre Lage unſers Landes zu verſtehen und
zu würdigen. Er rief einen heſtigen Anſtoß hervor,
er verurſachte eine fortdauernde Bewegung durch das
ganze Land. Unſere Gefühle wurden nicht nur von den
Deutſchen, ſondern auch von allen andern europäi-
ſchen Nationen getheilt. Die Herzogthümer erhoben
ſich wie ein Mann. Sie thaten dies ruhig aber ent-
ſchieden in geſetzlicher Weiſe und ohne Gewalt. Sie
forderten eine ausdrückliche Anerkennung der Grund-
ſätze, auf welchen unſer nationales Recht beruht: die
Herzogthümer Schleswig und Holſtein ſind unabhän-
gige Staaten und untrennbar mit einander vereint.
Sie ſind nicht der weiblichen Erbfolge des K. däni-
ſchen Hauſes unterworfen, ſondern ihr Erbrecht folgt
der männlichen Linie des Oldenburgiſchen Hauſes.

Zwei Jahre des Zweifels und der Ungewißheit ſind
ſeitdem verfloſſen und ſeit zwei Jahren hat die däni-
ſche Regierung Alles gethan, was ſie konnte, um

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&#x201C;An die Hohe Liebe                                 Provi&#x017F;ori&#x017F;che Regierung! Uns auf<lb/>
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[[1]/0001] Donnerstag4 Mai No. 107.1848. Staats und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Abonnement: Jnſertionsgebühr: 18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile. Schleswig-Holſt. Angelegenheiten. * Flensburg, den 2 Mai. Aus zuverläſſiger Quelle kann ich die Mittheilung machen, daß vorige Nacht von General Wrangel an die in Gravenſtein, Rinkenis und den umherliegenden Dörfern logirenden Truppen Rapport zum Vorrücken gegen die Jnſel Alſen gekommen iſt und daß morgen angegriffen werden ſoll. Es wird dies unbedingt ein ſehr blutiger Kampf werden, aber wir halten doch die Hoffnung feſt, daß es unſern tapfern deutſchen Kämpfern gelingen wird, dies feindlich geſinnte däni- ſche Volk aus ſeiner Verſchanzung herauszutreiben. Vorgeſtern näherte ſich eine däniſche Corvette dem Ufer bei Rinkenis ganz nahe, hat indeß von ſeiner Miſſionstour nichts weiter von ſich vernehmen laſſen. Dieſelbe hat ſich auch geſtern wieder in ſolcher Rich- tung gezeigt, jedoch in weiterer Entfernug. Unſere deutſchen Truppen ſtehen jetzt ſchon in Kol- ding. (Nach anderen Angaben ſollen die Preußen nur bis hart an die Gränze gerückt ſeyn, die Dänen dagegen ſich in Kolding geſetzt haben.) Jn meinem Schreiben vom 27. v. M. meldete ich die Ankunft eines däniſchen Parlamentärs in hieſiger Stadt. Dieſer ſollte nur eine “warme Dankſagung„ für die chriſtlich-menſchliche Beſtattung ſeiner gefalle- nen Landsleute beim preußiſchen General ablegen (?). Die Dänen haben es mit den Unſrigen freilich anders gemacht. Heute Mittag hat man hier Kanonendonner gehört. So eben erfahren wir noch, daß heute Vormittag ein ruſſiſches Dampfſchiff in Apenrade eingelaufen iſt, um einen ruſſiſchen Geſandtſchaftsſecretär als Parla- mentär nach dem preußiſchen General zu bringen. Nachdem ihm aber gemeldet worden, daß ſich das Generalcommando ſchon in Colding befinde, iſt er ſo- gleich über Land dorthin abgereiſet. Man ſagt, er komme als Vermittler der großen ſchleswig-holſteini- ſchen Streitfrage von England und Rußland. Uebri- gens kann dieſes nicht ganz verbürgt werden. NS. Außerhalb unſerer Neuſtadt ſind ſtarke Ver- ſchanzungen gegen die Seeſeite getroffen. Wir wollen indeß hoffen und wünſchen, daß uns kein Däne durch ſeinen Beſuch beläſtigen wird. † Schleswig, den 2 Mai. Das Hauptquartier des General Wrangel iſt geſtern nach Chriſtiansfeld verlegt, wo ſich auch Fürſt Radzewill mit 1500 Mann befindet; die Truppen haben Riepen und Kolding (?) beſetzt. General Halkett ſtand von dem weiteren Uebergang nach Alſen ab, doch darf aus manchen Vorbereitungen, Holz-Ankauf, Zurückſendung von 150 Fieberkranken nach Schleswig von Flensburg, der Hinreiſe des preußiſchen Stabsarztes nach Flens- burg ꝛc. geſchloſſen werden, daß in dieſen Tagen ein Angriff geſchehen wird. Während ein Gerücht von einem Verluſt von mehreren Hunderten bei dem Ver- ſuch, den Uebergang nach Alſen zu erzwingen, ſpricht, beſagt das andere, daß Alſen von den Dänen ge- räumt werde. Schleswig, den 1 Mai. Das hieſige Jntelligenzblatt enthält Folgendes: “Jn auswärtigen deutſchen Blättern iſt angedeutet und namentlich im Hamb. Correſpondenten No. 92 unverholen geſagt, daß durch Angeberei des Amts- Verwalters B. mehrere Mitglieder des Luckner’ſchen Frei-Corps der Arretirung in Schleswig bloß geſtellt worden. So fern ich gemeint ſeyn ſollte, erkläre ich auf Ehre und Gewiſſen, daß außer dem Führer des Corps, mir bis dieſen Augenblick kein einziges Glied deſſelben perſönlich oder durch Namen bekannt iſt, und ſchon aus dieſem Grunde eine derartige Hand- lung, die mir auch wohl Niemand zutrauen wird, der mich kennt, nicht hat begangen werden können. Jch bin wahrlich auch anderweitig hinreichend beſchäftigt geweſen. Die Grundloſigkeit dieſer Denunciation, deren Zweck nicht zu verkennen iſt, dürfte auch ſchon daraus genügend hervorgehen, daß bekanntlich in einem verlaſſenen Hauſe hieſelbſt eine Namensliſte der Mit- glieder des Corps gefunden iſt. Jch bin demnach vollkommen befugt, den Verfaſſer jenes Artikels, je nach Umſtänden, einen Verläumder oder leichtſinnigen Schwätzer zu nennen, gegen den ich mir weitere Schritte vorbehalte, ſo ich ſeiner habhaft werden kann. Schleswig, den 22 April 1848. Boldt, Kammerrath und Amts-Verwalter.” Rendsburg, den 2 Mai. Unſere geſtrige auf Muthmaaßungen beruhende An- gabe von der Stellung der Armee wird durch heute eingelaufene zuverläſſige Nachrichten aus Chriſtians- feld vom 1 d. ſo ziemlich beſtätigt. Nachdem die Truppen unter General Wrangel am Sonnabend in und um Apenrade, die Vorpoſten bei Bodum, Raſt- tag gehalten, traten ſie am Sonntag Morgen ihren Marſch nach Hadersleben an, wo General Wrangel gegen Mittag unter großem Jubel der Bevölkerung einzog. Von vielen Häuſern flatterte die deutſche Fahne herab und die Fenſter waren mit Damen be- ſetzt, welche den vorüberziehenden Soldaten Blumen und Kränze zuwarfen. Am Abend feierte die Stadt durch Liedergeſang und Jllumination ihre Befreiung vom däniſchen Druck. Obgleich die Bewohner Zeugen geweſen waren von derſelben ungeordneten, raſt- und kopfloſen Flucht der Dänen, die uns bereits von Flensburg und Apenrade her bekannt iſt, ſo hatten letztere es doch gewagt (man nennt Laurids Skau), noch am Sonnabend wiederum Quartier für 4000 Mann in der Stadt zu beſtellen. Man muß es aber für das, was es war, einen bloßen Puff gehalten haben, da man ſich dadurch nicht abſchrecken ließ, die daſelbſt in Haſt gehaltenen Beamten und treuen Bür- ger, unter denen der Hardesvogt Ahlmann, der Amtsverwalter Harbou und der Poſthalter Raben namentlich bezeichnet werden, noch am Abend aus ihrem Gefängniß zu befreien. Die Landbevölkerung iſt bekanntlich überwiegend, faſt ausſchließlich däniſch, aber eben ſo überwiegend auch das Verlangen, von dem übrigen Schleswig nicht getrennt zu werden, mögen auch in dieſer Gegend, in welcher Laurids Skau ſo lange gehauſ’t hat, ſich Einige finden, die ſich als überwundene Feinde betrachten und noch auf einen Sieg der Dänen hoffen. Seit dem Kampfe bei Oeverſee ſind die preußiſchen Truppen nicht wieder der Dänen anſichtig geworden, deren Hauptarmee, Jn- fanterie und Artillerie, wie man jetzt mit ziemlicher Gewißheit weiß, ſich auf Alſen zurückgezogen hat, während ihre Cavallerie den Weg in nordweſtlicher Richtung nach Jütland eingeſchlagen hat. Noch am 30 April ſoll in der Gegend von Gramm eine Jn- ſpection über ca. 16 Schwadronen ſtattgeſunden haben. Es werden Bewegungen von Dampfſchiffen mit an- gehängten Schleppſchiffen gemeldet, welche auf eine Ueberſchiffung der Truppen von Alſen nach Jütland ſchließen laſſen. Jn Jütland, namentlich an der nächſtbelegenen Südgränze ſoll Muthloſigkeit unter den Bewohnern herrſchen und viele mit Hab’ und Gut nordwärts flüchten. Jn Chriſtiansfeld rückte die Avantgarde geſtern Vormittag um 10 Uhr ein und heute gedachte General Wrangel über die Kol- dinger Au nach Jütland einzurücken. Eine Procla- mation an die Jutländer, in welcher die Bewohner und namentlich die Beamten aufgefordert werden, ruhig bei ihren Geſchäften zu bleiben, war ſchon ge- druckt und harrte der Vertheilung. Jn Begleitung eines Kiſtchens mit Verbandgegen- ſtänden iſt an die proviſoriſche Regierung folgendes Schreiben aus Hamburg vom 27 April eingelaufen: “An die Hohe Liebe Proviſoriſche Regierung! Uns auf die Bitte im Altonaer Mercur beziehend, nehmen wir uns die Freiheit, beifolgendes Kiſtchen als einen Be- weis kindlichen Fleißes zu ſchicken, den beſten Erfolg der gemeinſchaftlichen deutſchen Sache und den Vater- landsvertheidigern gute Beſſerung wünſchend, ſind wir Jhre Jhnen herzlich ergebenen, gehorſamen Kinder Julius, Jnga, Ludowika Peterſon.” (S.-H. Z.) Rendsburg, den 3 Mai. Unſere Truppen ſtehen augenblicklich ziemlich un- thätig; die Schleswig-Holſteiniſchen mit den Freicorps im Weſten in der Gegend von Tondern und Ripen; das Alexander-Regiment in Apenrade; das 10te Armee- Corps unter General Halkett im Sundewittſchen, Alſen gegenüber; nach anderen angeblich ſpäteren Nach- richten ſoll Alſen bereits beſetzt ſeyn. Die freiwilligen Tirailleure vom Alexander-Regiment ſind heute hier durchgekommen, weil, wie man ihnen geſagt, augen- blicklich im Felde nichts zu thun ſey. Man ſpricht von einem Waffenſtillſtande und däniſcher Seits an- geknüpften Friedensunterhandlungen. Eine Verfügung der proviſoriſchen Regierung be- ſagt: “Nachdem der Krieg zwiſchen den Herzogthü- mern Schleswig-Holſtein und dem Königreiche Dänne- mark ausgebrochen iſt, wird alle und jede Verbindung der diesſeitigen Staatsangehörigen mit dem Feinde hierdurch unterſagt. Namentlich haben die an den Küſten Wohnenden ſich jedes Verkehrs mit den feind- lichen Kriegsſchiffen zu enthalten. Die Uebertreter dieſes Verbots ſind ſofort zu verhaften, nach der Feſtung Rendsburg zu transportiren und vor Gericht zu ſtellen, um nach Befund der Umſtände mit der gebührenden Strafe belegt zu werden.” (R. T.) Hannover, den 2 Mai. Nach Depeſchen des Generals Halkett war das Hauptquartier des 10ten Armeecorps am 30 v. M. noch in Nübel und keine weſentliche Aenderung in der dortigen Lage der Dinge vorgefallen. Das 10te Armeecorps iſt beſtimmt, die Rückzugslinie der nach Jütland marſchirenden preußiſchen und ſchleswig-hol- ſteiniſchen Truppen zu decken und die auf Alſen be- findlichen Dänen, deren Stärke man nicht kennt, zu verhindern, etwas gegen die Operationslinie der vorrückenden Truppen zu unternehmen. Die Meer- enge wird von zwei Briggs, zwei Dampfſchiffen und mehreren Kanonenböten bewacht. (H. Z.) Glückſtadt, den 1 Mai. Jn Veranlaſſung einer Requiſition preußiſcher Be- hörden an die hieſige Commandantſchaft, ertheilte letztere geſtern Nachmittag dem Kreuzzollaſſiſtenten Brincken den Auftrag, die auf der Elbe befindliche däniſche Brigg Thorwaldſen aufzuſuchen und hierher aufzubringen. Hr. Brincken gab ſich darauf unter Begleitung des hieſigen Bürgers und Zimmermeiſters Averhoff und Aſſiſtenz von 10 Mann bewaffneter Musketiere, unter Commando des Corporals Trede, mit ſeinem Kreuzfahrzeuge von hier nach Stade und requirirte daſelbſt das Dampfſchiff Guttenberg, um ſchnell die Brigg einholen zu konnen. — Heute Vor- mittag gegen 11 Uhr wurde darauf von obiger De- putation die bereits Cuxhaven paſſirte Brigg unter großem Jubel in den hieſigen Hafen bugſirt; ſie liegt unter militäriſcher Bewachung, die deutſche Flagge über dem Dannebrog tragend. (S.-H. Z.) Kiel, den 2 Mai. Man erwartet in den nächſten Tagen eine bedeu- tende Zahl von Freiſchärlern aus dem nördlichen Schleswig zurück. Die weitere Benutzung der Freicorps erſcheint jetzt als unnöthig und wird deren Auflöſung daher von der oberen Militairbehörde entſchieden ge- wünſcht, wenn ſie auch noch nicht direct angeord- net iſt. Unter den unbeglaubigten Gerüchten geht ein ſehr all- gemeines dahin, daß Friedens-Unterhandlungen (ſelbſt- verſtändlich, nachdem die Dänen unter Herausgabe der Gefangenen zuvor Alſen geräumt haben werden) in näch- ſter Ausſicht ſtehen. Es ſpricht ſich zur Zeit in dieſem Gerüchte wohl nur ein in den Seeſtädten an der Oſt- ſee gewiß ſehr natürlicher Wunſch aus. Klar iſt es übrigens, daß Dänemark jetzt unbeſchadet ſeiner Ehre unterhandeln kann und daß der (hier wenigſtens) ſehr ſicher erwartete Fall des jetzigen Minſteriums Chan- cen eines nicht nachtheiligen Friedens darbieten würde. Was dem erwähnten Gerüchte Bedeutung geben muß, iſt der Umſtand, daß Frederik VII. bei Beſichtigung des Flensburger Schlachtfeldes ſeine Betrübniß über den Kampf gegen “ſein Volk” ſehr unverholen aus- geſprochen hat und daß die ſpätere Berufung des Grafen Carl Moltke zum Könige unzweifelhaft gewiß iſt. (A. M.) †† Von der Elbe, Ende April. Als wir in unſerem Schreiben, in No. 100 dieſer Blätter, eine warnende Stimme gegen die vernom- menen beklagenswerthen Aeußerungen deutſcher Ver- kleinerungsſucht erhoben, ahneten wir ſelbſt kaum, wie bald das Ausland, angeregt durch die den Staa- ten des 10ten Bundes-Armee-Corps von der vater- ländiſchen Preſſe hingeworfenen Stachelreden über zögernde Theilnahme am Bundeskriege gegen Däne- mark, und dem lockenden Anſchein deutſcher Uneinig- keit folgend, in Verſuchung gerathen würde, ſich dieſe zu Nutzen zu machen. Und doch hat das Gefühl, das jene Worte dictirte, uns nicht getäuſcht. Eben in den letzten Tagen hat Dänemark, wie wir aus guter Quelle erfahren, im Wege außerordentlicher Sendung an Hannover den Antrag gelangen laſſen, ſeinen Truppen in den Herzogthümern einſeitig Halt zu gebieten, damit eine friedliche Löſung der einge- riſſenen Zerwürfniſſe, unter Dazwiſchenkunft der eu- ropäiſchen Großmächte, angebahnt werden möge. Zur Unterſtützung dieſes Anſinnens ſoll auf eine Betheiligung Hannovers bei der, engliſchen Blättern zufolge, auch dort zur Sprache gebrachten Gewähr- leiſtung des Beſitzes von Schleswig durch den Ver- trag von 1715 hingewieſen, und ſoll eine Verſchonung Hannovers und ſeiner Schifffahrt mit ſolchen feind- lichen Maaßregeln in Ausſicht geſtellt worden ſeyn, zu denen im Ablehnungsfalle Dänemark in ſeiner Kriegsmarine die geeigneten Mittel finden werde. Daß die Antwort keine andere geweſen, als eine entſchiedene Ablehnung jeglicher Erwägung, oder offi- cieller Erörterung derartiger Vorſchläge, unter Ver- weiſung irgend welcher Verhandlung über die Ange- legenheit an Preußen, verſteht ſich nach dem Artikel 48 der Wiener Schluß-Acte und nach dem Bundes- Beſchluſſe vom 12 April d. J. freilich ſo ſehr von ſelbſt, daß es, auch den beklagten Anmerkungen der Nachbarblätter gegenüber, einer beſondern Verſiche- rung dieſerhalb für uns nicht bedurft hätte. Auch hätte für ein unbefangenes politiſches Urtheil jener Vorgang zur Bewahrheitung der deutſchen Ge- ſinnung von Hannovers Regierung füglich unerwähnt bleiben mögen. Hannover — wir halten uns deſſen verſichert — “iſt ſich des rechten Weges wohl be- wußt;” — es hat Deutſchlands Blicke auf ſein Thun und Laſſen und Deutſchlands Frage nach ſeinen Ab- ſichten nicht zu ſcheuen. Aber, — wie ſehr auch der Verſucher von Deutſch- land hier ſich hinweggehoben haben mag, — daß er in anderer Geſtalt, von und nach andern Seiten nicht wieder herbeigerufen werden möge, das wird jedes redlich deutſche Gemüth aufrichtig wünſchen und — das möge die deutſche Preſſe beherzigen! — Altona, den 2 März. Man wundert ſich hier allgemein, daß das Wacht- ſchiff die Elbe, ſeit es wieder vom Stapel gelaufen iſt, ruhig im Hafen liegt, wo es kein Pulver haben darf, und jedes däniſches Schiff, ſo wie neulich den Thorwaldſen und den Geiſer ungehindert vorbeipaſſi- ren laſſen muß. Daß dieſelben genommen wurden, verdanken wir einem armirten Stader Dampfſchiff, während das ſchleswig-holſteiniſche Kriegsſchiff un- thätig blieb. Die zahlreiche Mannſchaft kann ſich nicht einmal im Schießen üben und vertreibt ſich die Zeit damit, den Schooner zu putzen und die Flaggen aufzuziehen und abzunehmen. Jſt denn die deutſche Flotte ſo ſtark, daß die Elbe entbehrt werden kann? Jedenfalls iſt es gewiß, daß der Capitän den beſten Willen hat; er hat bei mehreren Beamten den Befehl zum Auslegen zu erwirken geſucht, aber vergebens. Wir erwarten, was die proviſoriſche Regierung dazu ſagen wird. (S.-H. Z.) Altona, den 3 Mai. Der Sieg in dem hieſigen Wahlkampf, den übri- gens Manche, ob mit Recht oder Unrecht, auch als einen Principienkampf anſehen, hat ſich, in Folge einer außergewöhnlichen Energie der Landbezirke für Dahlmann, auf des Letzteren Seite geneigt. Man erfuhr geſtern, daß von 4461 Stimmen auf den Etats- rath Francke 2776 Stimmen gefallen waren; die jedenfalls unerheblichen Reſultate aus den kleinen Bezirken von Herzhorn und den Wildniſſen waren noch unbekannt. Auf Dahlmann ſtimmten nach Pri- vatnachrichten in Rellingen und Pinneberg 827, We- del 620 (einſtimmig), Ueterſen 583, Nienſtedten und Blankeneſe 537 (einſtimmig), Altona 509, Haſeldorf 313, Niendorf 232, Quickborn 223, Seeſter 212 (ein- ſtimmig), Elmshorn (Kloſterſande und Vormſtegen) 175, Ottenſen 166, Collmar 72, Horſt 2. Auf Francke in Altona 2224, Ottenſen 178, Horſt 130, Rellingen 60, Elmshorn 54, Neuendorff 51, Collmar 29, Haſel- dorf 21, Ueterſen 18, Quickborn 8, Niendorf 3. Der Juſtizrath Klenze hat ſich bereits geſtern Mittag ſo- gleich nach bekannt gewordenem Wahlreſultat nach Frankfurt begeben, um Dahlmann zur Annahme der Wahl aufzufordern. Auch im 6ten Diſtrict iſt, wie man hört, nämlich in Segeberg, Dahlmann mit 800 Stimmen erwählt, wogegen das zu demſelben Diſtrict gehörige Barmſtedt Gardthauſen, Neumünſter aber Samwer erwählt hat. Glückſtadt (2ter Diſtrict) hat den Kammerherrn Neergaard von Oevelgönne er- wählt. (A. M.) "* Aus dem 6ten holſteiniſchen Wahldiſtrict, vom 2 Mai. Nach den uns bekannt gewordenen Ergebniſſen der getroffenen Wahl in den verſchiedenen Wahlbezirken des 6ten Diſtricts iſt der Profeſſor Dahlmann aus Bonn für denſelben mit großer Stimmenmehrheit, ja, wir können ſagen, mit Stimmen-Einheit — denn die einzeln divergirenden Stimmen ſind ſo gering, daß ſie nicht in Betracht zu ziehen ſind — zum Abgeord- neten für die conſtituirende deutſche National-Ver- ſammlung in Frankfurt gewählt worden. Die ein- zelnen Bezirke, aus welchen uns noch beſtimmte Nach- richten fehlen, haben ohne Zweifel mit derſelben Ein- ſtimmigkeit für Dahlmann ſich entſchieden, da ihre ſie in Bramſtedt vertretenden Deputationen es aus- drücklich ausgeſprochen haben, daß ihre Mitwähler dem geſaßten Beſchluſſe mit Freude und Begeiſterung beitreten würden. Der dritte Wahldiſtrict ſoll nun gleichfalls Dahlmann zu ſeinem Abgeordneten erkoren haben, aber dieſes iſt nicht einſtimmig geſchehen, Dahl- mann ſoll nur 6 — 7000 Stimmen, der Etatsrath Francke 4 — 5000 Stimmen gehabt und die Stadt Altona ſelbſt ſich mit großer Majorität für Francke erklärt haben. Nach dieſem Reſultate dürfen die Wähler des 6ten Diſtricts es wohl mit allem Recht erwarten, daß Dahlmann ſich für ſie, die ſich mit Entſchiedenheit und Einſtimmigkeit für ihn, den Mann, der an der Entwickelung unſerer Landesſache ſo großen Antheil gehabt, ausgeſprochen haben, entſcheiden und die in ihrem Diſtrict getroffene Wahl vorzugsweiſe annehmen wird. Von 6 — 800 abgegebenen Stimmen ſtelen faſt ſämmtliche auf Dahlmann. An die Stürmer der Schanze Dannewerk bei Schleswig. Brüder! Wir ſind ſtolz auf die erſte Waffenthat des neu erſtandenen Deutſchlands. Jhr habt Eure Pflicht wie freie Männer gethan, und das Vaterland wird Euch Dank dafür wiſſen. Das iſt die rechte Kampfart und die Feinde Deutſchlands an ſeinen Gränzen im Norden oder Süden, im Oſten oder Weſten, werden durch dieſen erſten Schlag hinlänglich belehrt ſeyn, daß die Zeit vorüber iſt, wo man unge- ſtraft ſich in die Angelegenheiten Deutſchlands miſchen durfte. Für dieſe Lehre, die Jhr der Welt gegeben, werden Euch Euere Nachkommen ſegnen. Es treibt uns, Euch dieſes im Namen des Vater- landes zu ſagen. Jhr kämpft mit dem Schwerte von Stahl und Eiſen, wir mit dem Schwerte des Wortes und des Gedankens. Euer Sieg iſt unſer Sieg, wie unſere Sache die Eurige. Und ſo ſtimmen wir hier auf dem Felde der geiſtigen Kämpfe in Euren Schlacht- ruf ein: “Vorwärts für Deutſchland! — und mit Gott im Herzen iſt der Sieg unſer — der Sieg der Freiheit, der Ordnung, der Volksrechte, der Sieg des einigen, ſelbſtſtändigen und mächtigen Deutſchlands! Vorwärts für Deutſchland! Frankfurt a. M., den 29 April 1848. Der Fünfziger-Ausſchuß. Soiron. F. Venedey. * Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung, gerichtet an Lord Palmerſton. (Fortſetzung.) Als die Dänen ſich gegen dieſen deutſchen Einfluß erhoben — als ſie nicht zufrieden, ihre eigene Unab- hängigkeit zu ſichern, wozu ſie vollkommen berechtigt waren, ihre nationale Uebermacht auch im Jnnern der “deutſchen Lande des Königs” feſtzuſtellen ſuch- ten, da wurde der ganze Zuſtand der Dinge plötzlich verändert. Es war dies zur ſelben Zeit, als die un- kluge Politik Dänemarks daſſelbe in einen unklugen Krieg verwickelte, und es England entgegen in eine freundliche Verbindung mit Frankreich ſetzte. Die Herzogthümer wurden damals gezwungen, an den Folgen von Maaßregeln Theil zu nehmen, welche ih- ren Jntereſſen und Wünſchen vollkommen widerſtreb- ten; ihre frühere dauernde und natürliche Verbindung mit England wurde unterbrochen, ihr Handel gefähr- det, und die Axt an die Wurzeln ihres Wohlſtandes gelegt. Und als der übrige Theil Deutſchlands ſich gegen Frankreich in Waffen erhob, ſo wurden dieſe deutſchen Fürſtenthümer verurtheilt, zurück zu blei- ben; ja, ſie wurden ſogar gezwungen, dem gemeinſa- men Feinde beizuſtehen, und einen feindlichen Angriff auf ihre eigenen Landsleute zu dulden, mit deren Sache die geheimen Wünſche des Volks immer ſym- pathiſirten. Holſtein wurde durch den Wiener Ver- trag der Möglichkeit einer Wiederkehr eines ſolchen Mißbrauchs ſeiner deutſchen Nationalität enthoben; aber die Anſprüche Schleswigs wurden damals nicht beachtet, und obgleich ſeine Verbindung mit Holſtein dieſelbe blieb, ſo erhielt doch ſein deutſcher Charakter keine beſtimmte Anerkennung. Die engen Gränzen der Gewalt des deutſchen Bun- des allein konnten einen ſolchen Zuſtand fortdauern laſſen. Selbſt Holſtein wurde in eine engere Verbin- dung mit dem Königreich gezogen. Alle Uebel ver- wirrter Finanzen, ſchlechter Verwaltung, und einer Regierung, die zugleich fremd und fremden Einflüſſen offen war, dieſe und viele andere Dinge, wurden näm- lich von den Herzogthümern getragen. Denn das Volk von Schleswig-Holſtein wurde nicht durch die Laſten gebrochen, welche die Vorſehung auf ſeine Schultern gelegt. Jhr Eifer iſt ſeit dreißig Jahren unabläſſig geweſen. Sie hatten einen langen Kampf für ihre Unabhängigkeit. Sie ſtrebten danach, eine gemeinſame Verfaſſung zu erhalten, wozu ſie berechtigt waren und ſie ſuchten ihren Zweck auf ge- ſetzliche Weiſe und durch geſetzliche Mittel zu erlangen. Der hannoverſche Staats-Miniſter, Graf Münſter (ein in England bekannter und geachteter Mann), ertheilte vor zwanzig Jahren den damals dem deut- ſchen Bunde vorliegenden Forderungen der Herzog- thümer ſeine kräftigſte Unterſtützung. Die Könige von Dänemark, als Herzöge der beiden Länder, haben wiederholt ſich verpflichtet, daß die Rechte der Herzog- thümer nicht angegriffen, und daß ihre Unabhängigkeit und wechſelſeitige Verbindung unangetaſtet erhalten werden ſollten. Bis zu Sr. Maj. dem jetzigen König haben ſie alle ohne Ausnahme die alten Privilegien von Schleswig und Holſtein beſtätigt. Aber ihre Ver- ſprechungen wurden gebrochen, ihre Worte ſtimmten nicht mit ihren Thaten überein, die Rechte der beiden Länder wurden verletzt, ſie wurden mit Verachtung behandelt. Ein unparteiiſcher Beobachter hätte ſchon lange beobachten können, daß das jetzt in Dänemark regie- rende deutſche Haus nicht allein ſeinem deutſchen Ur- ſprung entfremdet iſt, ſondern daß es ſeinen deutſchen Unterthanen gegenüber ſogar eine däniſche Farbe an- genommen. Sie wurden angeſteckt von dem natio- nalen Eifer der Dänen, welche nicht zufrieden damit, die Berathungen des gemeinſamen Herrſchers zu leiten, auch ihre eigenen Anſtrengungen dahin richte- ten, eine genauere Verbindung der Herzogthümer mit Dänemark zu begünſtigen. Namentlich forderten ſie Schleswig, weil es vertheidigungslos war und weil die Bauern der nördlichen Gränzdiſtricte zufällig däniſch ſprechen. Die gehäſſigen und ungerech- ten Maaßregeln, die ein Theil des däniſchen Volkes ergriff und welche von der Regierung unterſtützt wurden, haben einen heftigen Widerſpruch und ſehr bittere Gefühle in den deutſchen Ländern hervorgerufen und ſie davon überzeugt, daß es unumgänglich noth- wendig ſey, ihre Nationalität und ihre Rechte gegen deren unermüdlichen Angreifer geſichert zu ſehen. Die von König Friedrich VI. gegründeten Provinzialſtände haben dieſen Zweck in allen ihren Anträgen und Bitten verfolgt. Aber ihre Anſtrengungen waren vergeblich. Der verſtorbene König Chriſtian VIII. that Schritt für Schritt, um die Einrichtungen des Herzogthums mit denen Dänemark’s zu verſchmelzen und das Kriegs-, Geld- und Bankweſen zeigen traurige Spu- ren ſeiner Thätigkeit in dieſer Beziehung. Däniſche Civil- und Militär-Beamte wurden in allen höheren und einflußreichen Stellen in den Herzogthümern an- geſtellt und erhöht, und die Einwohner derſelben konn- ten allein im Staatsdienſt vorrücken, wenn ſie die Jntereſſen ihres Landes der Verfolgung jenes hinter- liſtigen Plans opferten. König Chriſtian VIII. veröffentlichte am 8. Juni 1846 ſeinen offenen Brief. Dies war ein weiterer Schritt zum beabſichtigten Zwecke. Er war hervorgerufen durch das Andringen einer gewiſſen däniſchen Partei, und er bewies, wie wenig unſer Herzog im Stande war, die wahre Lage unſers Landes zu verſtehen und zu würdigen. Er rief einen heſtigen Anſtoß hervor, er verurſachte eine fortdauernde Bewegung durch das ganze Land. Unſere Gefühle wurden nicht nur von den Deutſchen, ſondern auch von allen andern europäi- ſchen Nationen getheilt. Die Herzogthümer erhoben ſich wie ein Mann. Sie thaten dies ruhig aber ent- ſchieden in geſetzlicher Weiſe und ohne Gewalt. Sie forderten eine ausdrückliche Anerkennung der Grund- ſätze, auf welchen unſer nationales Recht beruht: die Herzogthümer Schleswig und Holſtein ſind unabhän- gige Staaten und untrennbar mit einander vereint. Sie ſind nicht der weiblichen Erbfolge des K. däni- ſchen Hauſes unterworfen, ſondern ihr Erbrecht folgt der männlichen Linie des Oldenburgiſchen Hauſes. Zwei Jahre des Zweifels und der Ungewißheit ſind ſeitdem verfloſſen und ſeit zwei Jahren hat die däni- ſche Regierung Alles gethan, was ſie konnte, um

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 4. Mai 1848, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1070405_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.