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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 101, Hamburg, 26. Juni 1789.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Freytage, den 26 Junii.)    
Num. 101.



[Beginn Spaltensatz]

Das ganze Haupt-Quartier der Croatischen Armee
kömmt nach Carlstadt zurück. Der ganze Generalstaab
und das Jngenieur-Corps sollen zur großen Armee
stoßen. Morgen geht der Feldmarschall von Laudon
nach Gradiska, und er wird die Belagerung von
Türkisch-Gradiska ungesäumt anfangen.



Die Pforte hat es nicht nöthig gefunden, für den
geringen Theil der Moldau, der ihr noch übrig ist,
einen eigenen Fürsten zu bestimmen, und hat also den
Fürsten von der Wallachey zugleich zum Fürsten von
der Moldau ernannt. Dieser schickte einen Wallachi-
schen Bojaren, als seinen Bevollmächtigten, mit an-
deren adelichen Personen und einen neuen Metropoli-
ten (der seine Würde mit 60 Beuteln kaufen mußte)
in die Moldau; die ganze Caravane aber gerieth in
Rußische Gefangenschaft, und nur der Metropolit ent-
wischte.


Die Hauptarmee befindet sich noch hier, und man
hört noch nichts von einem Marsche, obgleich der Feld-
marschall von Haddick bey der Tafel gesagt hat: "Er
müsse nun die Türken selbst aufsuchen, wenn sie nicht
freywillig kommen sollten."



Durch eine in dieser Vestung entstandene fürchter-
liche Feuersbrunst ist leider eine große Anzahl der bür-
gerlichen und Kayserl. Gebäude, sammt dem Hospital
und dem Dominicanerkloster, in die Asche gelegt wor-
den. Man hatte Mühe, die Kranken aus dem Spital
zu retten. Die Türken betrugen sich bey diesem
Brande sehr edel. Sie standen auf den Wällen der
Vestung Altgradiska, (Berbir) und sahen dem Feuer
gelassen zu, ohne auf das Ufer der Save einen Schuß
zu thun, wo die Unsrigen mit Wasserschöpfen beschäff-
[Spaltenumbruch] tigt waren. Das Feuer entstand bey einem Bürger,
der Speck zerließ; und da bey den Kaufleuten Speck
und Oel in Menge lag, so konnte man zur Rettung
sehr wenig beytragen.


Die Besatzung von Belgrad soll nur 5000 Mann
stark, und die Theurung der Lebensmittel daselbst sehr
groß seyn. Man weiß zuverläßig, daß aus Belgrad
98 Kanonen nach Widdin abgeführt worden sind, also
muß man daselbst keine Belagerung vermuthen.

Die durch den Tod des Grafen von Erdödy erledigte
Würde eines Ober-Kämmerers des Königreichs Ungarn,
haben Se. Majestät dem Ungarisch-Siebenbürgischen
ersten Hof-Vicekanzler, Grafen von Szeckhely, ertheilt.

Die hier in Garnison liegenden Bataillons von
Michael Wallis, Wolfenbüttel und Brechainville gehen
den 26sten, 27sten und 28sten dieses zu Wasser nach
Peterwardein.

Aus Venedig wird gemeldet, daß die Flotte des
Rußischen Majors, Lambro Cazzioni, die Türkische
Stadt Durazzo beschossen habe.


Am 13ten dieses, des Abends, verschlimmerten sich
die Umstände Sr. Majestät, indem nicht nur wieder
ein Fieber-Anfall kam, sondern auch die Schmerzen
in den Lenden sich wieder einfanden. Die angewand-
ten Mittel waren jedoch von so guter Wirkung, daß
es sich seitdem zur Besserung neigt, die Schmerzen
sich verlohren haben, und auch die Nächte ruhiger
werden. Gestern befanden sich Se. Majestät so leid-
lich, das Sie im Garten speiseten, und einige Stun-
den Jhren Geschäfften widmen konnten; auch der
Schlaf in der letzten vergangenen Nacht war sanft und
ruhig.

Der Feldmarschall Haddick steht noch in seiner alten
Stellung bey Weißkirchen, und hat von seiner Armee

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Freytage, den 26 Junii.)    
Num. 101.



[Beginn Spaltensatz]

Das ganze Haupt-Quartier der Croatiſchen Armee
koͤmmt nach Carlſtadt zuruͤck. Der ganze Generalſtaab
und das Jngenieur-Corps ſollen zur großen Armee
ſtoßen. Morgen geht der Feldmarſchall von Laudon
nach Gradiſka, und er wird die Belagerung von
Tuͤrkiſch-Gradiſka ungeſaͤumt anfangen.



Die Pforte hat es nicht noͤthig gefunden, fuͤr den
geringen Theil der Moldau, der ihr noch uͤbrig iſt,
einen eigenen Fuͤrſten zu beſtimmen, und hat alſo den
Fuͤrſten von der Wallachey zugleich zum Fuͤrſten von
der Moldau ernannt. Dieſer ſchickte einen Wallachi-
ſchen Bojaren, als ſeinen Bevollmaͤchtigten, mit an-
deren adelichen Perſonen und einen neuen Metropoli-
ten (der ſeine Wuͤrde mit 60 Beuteln kaufen mußte)
in die Moldau; die ganze Caravane aber gerieth in
Rußiſche Gefangenſchaft, und nur der Metropolit ent-
wiſchte.


Die Hauptarmee befindet ſich noch hier, und man
hoͤrt noch nichts von einem Marſche, obgleich der Feld-
marſchall von Haddick bey der Tafel geſagt hat: “Er
muͤſſe nun die Tuͤrken ſelbſt aufſuchen, wenn ſie nicht
freywillig kommen ſollten.”



Durch eine in dieſer Veſtung entſtandene fuͤrchter-
liche Feuersbrunſt iſt leider eine große Anzahl der buͤr-
gerlichen und Kayſerl. Gebaͤude, ſammt dem Hoſpital
und dem Dominicanerkloſter, in die Aſche gelegt wor-
den. Man hatte Muͤhe, die Kranken aus dem Spital
zu retten. Die Tuͤrken betrugen ſich bey dieſem
Brande ſehr edel. Sie ſtanden auf den Waͤllen der
Veſtung Altgradiska, (Berbir) und ſahen dem Feuer
gelaſſen zu, ohne auf das Ufer der Save einen Schuß
zu thun, wo die Unſrigen mit Waſſerſchoͤpfen beſchaͤff-
[Spaltenumbruch] tigt waren. Das Feuer entſtand bey einem Buͤrger,
der Speck zerließ; und da bey den Kaufleuten Speck
und Oel in Menge lag, ſo konnte man zur Rettung
ſehr wenig beytragen.


Die Beſatzung von Belgrad ſoll nur 5000 Mann
ſtark, und die Theurung der Lebensmittel daſelbſt ſehr
groß ſeyn. Man weiß zuverlaͤßig, daß aus Belgrad
98 Kanonen nach Widdin abgefuͤhrt worden ſind, alſo
muß man daſelbſt keine Belagerung vermuthen.

Die durch den Tod des Grafen von Erdoͤdy erledigte
Wuͤrde eines Ober-Kaͤmmerers des Koͤnigreichs Ungarn,
haben Se. Majeſtaͤt dem Ungariſch-Siebenbuͤrgiſchen
erſten Hof-Vicekanzler, Grafen von Szeckhely, ertheilt.

Die hier in Garniſon liegenden Bataillons von
Michael Wallis, Wolfenbuͤttel und Brechainville gehen
den 26ſten, 27ſten und 28ſten dieſes zu Waſſer nach
Peterwardein.

Aus Venedig wird gemeldet, daß die Flotte des
Rußiſchen Majors, Lambro Cazzioni, die Tuͤrkiſche
Stadt Durazzo beſchoſſen habe.


Am 13ten dieſes, des Abends, verſchlimmerten ſich
die Umſtaͤnde Sr. Majeſtaͤt, indem nicht nur wieder
ein Fieber-Anfall kam, ſondern auch die Schmerzen
in den Lenden ſich wieder einfanden. Die angewand-
ten Mittel waren jedoch von ſo guter Wirkung, daß
es ſich ſeitdem zur Beſſerung neigt, die Schmerzen
ſich verlohren haben, und auch die Naͤchte ruhiger
werden. Geſtern befanden ſich Se. Majeſtaͤt ſo leid-
lich, das Sie im Garten ſpeiſeten, und einige Stun-
den Jhren Geſchaͤfften widmen konnten; auch der
Schlaf in der letzten vergangenen Nacht war ſanft und
ruhig.

Der Feldmarſchall Haddick ſteht noch in ſeiner alten
Stellung bey Weißkirchen, und hat von ſeiner Armee

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Freytage, den 26 Junii.) Num. 101. Carlſtadt, den 9 Junii. Das ganze Haupt-Quartier der Croatiſchen Armee koͤmmt nach Carlſtadt zuruͤck. Der ganze Generalſtaab und das Jngenieur-Corps ſollen zur großen Armee ſtoßen. Morgen geht der Feldmarſchall von Laudon nach Gradiſka, und er wird die Belagerung von Tuͤrkiſch-Gradiſka ungeſaͤumt anfangen. Aus Siehenbuͤrgen, vom 6 Junii. Die Pforte hat es nicht noͤthig gefunden, fuͤr den geringen Theil der Moldau, der ihr noch uͤbrig iſt, einen eigenen Fuͤrſten zu beſtimmen, und hat alſo den Fuͤrſten von der Wallachey zugleich zum Fuͤrſten von der Moldau ernannt. Dieſer ſchickte einen Wallachi- ſchen Bojaren, als ſeinen Bevollmaͤchtigten, mit an- deren adelichen Perſonen und einen neuen Metropoli- ten (der ſeine Wuͤrde mit 60 Beuteln kaufen mußte) in die Moldau; die ganze Caravane aber gerieth in Rußiſche Gefangenſchaft, und nur der Metropolit ent- wiſchte. Weißkirchen, im Bannat, den 8 Junii. Die Hauptarmee befindet ſich noch hier, und man hoͤrt noch nichts von einem Marſche, obgleich der Feld- marſchall von Haddick bey der Tafel geſagt hat: “Er muͤſſe nun die Tuͤrken ſelbſt aufſuchen, wenn ſie nicht freywillig kommen ſollten.” Neugradiska, den 8 Junii. Durch eine in dieſer Veſtung entſtandene fuͤrchter- liche Feuersbrunſt iſt leider eine große Anzahl der buͤr- gerlichen und Kayſerl. Gebaͤude, ſammt dem Hoſpital und dem Dominicanerkloſter, in die Aſche gelegt wor- den. Man hatte Muͤhe, die Kranken aus dem Spital zu retten. Die Tuͤrken betrugen ſich bey dieſem Brande ſehr edel. Sie ſtanden auf den Waͤllen der Veſtung Altgradiska, (Berbir) und ſahen dem Feuer gelaſſen zu, ohne auf das Ufer der Save einen Schuß zu thun, wo die Unſrigen mit Waſſerſchoͤpfen beſchaͤff- tigt waren. Das Feuer entſtand bey einem Buͤrger, der Speck zerließ; und da bey den Kaufleuten Speck und Oel in Menge lag, ſo konnte man zur Rettung ſehr wenig beytragen. Wien, den 17 Junii. Die Beſatzung von Belgrad ſoll nur 5000 Mann ſtark, und die Theurung der Lebensmittel daſelbſt ſehr groß ſeyn. Man weiß zuverlaͤßig, daß aus Belgrad 98 Kanonen nach Widdin abgefuͤhrt worden ſind, alſo muß man daſelbſt keine Belagerung vermuthen. Die durch den Tod des Grafen von Erdoͤdy erledigte Wuͤrde eines Ober-Kaͤmmerers des Koͤnigreichs Ungarn, haben Se. Majeſtaͤt dem Ungariſch-Siebenbuͤrgiſchen erſten Hof-Vicekanzler, Grafen von Szeckhely, ertheilt. Die hier in Garniſon liegenden Bataillons von Michael Wallis, Wolfenbuͤttel und Brechainville gehen den 26ſten, 27ſten und 28ſten dieſes zu Waſſer nach Peterwardein. Aus Venedig wird gemeldet, daß die Flotte des Rußiſchen Majors, Lambro Cazzioni, die Tuͤrkiſche Stadt Durazzo beſchoſſen habe. Schreiben aus Wien, vom 17 Junii. Am 13ten dieſes, des Abends, verſchlimmerten ſich die Umſtaͤnde Sr. Majeſtaͤt, indem nicht nur wieder ein Fieber-Anfall kam, ſondern auch die Schmerzen in den Lenden ſich wieder einfanden. Die angewand- ten Mittel waren jedoch von ſo guter Wirkung, daß es ſich ſeitdem zur Beſſerung neigt, die Schmerzen ſich verlohren haben, und auch die Naͤchte ruhiger werden. Geſtern befanden ſich Se. Majeſtaͤt ſo leid- lich, das Sie im Garten ſpeiſeten, und einige Stun- den Jhren Geſchaͤfften widmen konnten; auch der Schlaf in der letzten vergangenen Nacht war ſanft und ruhig. Der Feldmarſchall Haddick ſteht noch in ſeiner alten Stellung bey Weißkirchen, und hat von ſeiner Armee

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 101, Hamburg, 26. Juni 1789, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1012606_1789/1>, abgerufen am 21.11.2024.