Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite
es friedlich? Vielleicht verpflichtet sich der Jäger
gutwillig mitzugehen oder so ...
Polizeiverwalter. Wo denken Sie hin!!
Meine Verantwortung! Auf so etwas kann ich
mich unmöglich einlassen. Vorwärts Kutsche! nich
lange gefakelt.
Jäger (die Hände zusammenlegend und lachend hinhaltend). Jmmer
feste, feste, a so fest, wiet'er kennt. 'Sis ja doch nich
uf lange.
(Er wird gebunden von Kutsche mit Hülfe der Kameraden).
Polizeiverwalter. Nu vorwärts, marsch!
(Zu Dreißiger.) Wenn Sie Sorge haben, dann lassen
Sie sechs Mann von den Färbern mitgehen. Die
können ihn in die Mitte nehmen. Jch reite voran,
Kutsche folgt. Wer sich entgegenstellt wird nieder-
gehauen.

(Geschrei von unten: "Kikeriki--i!! Wau, wau, wau".)
Polizeiverwalter (nach dem Fenster drohend). Ca-
naillen! ich werde euch bekikerikien und bewauwauen.
Marsch, vorwärts!
(Er schreitet voran hinaus mit gezogenem Säbel,
die andern folgen mit Jäger.)
Jäger (schreit im Abgehen). Und wenn sich de gnädge
Frau Dreißichern o noch a so stolz macht, die is
deshalb ni mehr, wie unser eens. Die hat mein Vater
viel hundertmal fer drei Fennige Schnaps vorgesetzt.
Schwadron links schwenkt, marsch, ma--rsch!
(Ab mit
Gelächter.)
Dreißiger (nach einer Pause scheinbar gelassen). Wie denken
Sie, Herr Paster? Wollen wir nun nicht unsern
Whist machen? Jch denke der Sache steht nun nichts
mehr im Wege.
(Er zündet sich eine Cigarre an, dabei lacht er mehr-
mals kurz, so bald sie brennt, laut heraus.)
Nu fang ich an, die
Geschichte komisch zu finden. Dieser Kerl!
(Jn einem
nervösen Lachausbruch.)
Es ist aber auch unbeschreiblich
lächerlich. Erst der Krakel bei Tisch mit dem Candi-
daten. Fünf Minuten darauf empfiehlt er sich. Fort
über alle Berge, dann diese Geschichte. Und nun
spielen wir unsern Whist weiter.
es friedlich? Vielleicht verpflichtet ſich der Jäger
gutwillig mitzugehen oder ſo …
Polizeiverwalter. Wo denken Sie hin!!
Meine Verantwortung! Auf ſo etwas kann ich
mich unmöglich einlaſſen. Vorwärts Kutſche! nich
lange gefakelt.
Jäger (die Hände zuſammenlegend und lachend hinhaltend). Jmmer
feſte, feſte, a ſo feſt, wiet’er kennt. ’Sis ja doch nich
uf lange.
(Er wird gebunden von Kutſche mit Hülfe der Kameraden).
Polizeiverwalter. Nu vorwärts, marſch!
(Zu Dreißiger.) Wenn Sie Sorge haben, dann laſſen
Sie ſechs Mann von den Färbern mitgehen. Die
können ihn in die Mitte nehmen. Jch reite voran,
Kutſche folgt. Wer ſich entgegenſtellt wird nieder-
gehauen.

(Geſchrei von unten: „Kikeriki—i!! Wau, wau, wau“.)
Polizeiverwalter (nach dem Fenſter drohend). Ca-
naillen! ich werde euch bekikerikien und bewauwauen.
Marſch, vorwärts!
(Er ſchreitet voran hinaus mit gezogenem Säbel,
die andern folgen mit Jäger.)
Jäger (ſchreit im Abgehen). Und wenn ſich de gnädge
Frau Dreißichern o noch a ſo ſtolz macht, die is
deshalb ni mehr, wie unſer eens. Die hat mein Vater
viel hundertmal fer drei Fennige Schnaps vorgeſetzt.
Schwadron links ſchwenkt, marſch, ma—rſch!
(Ab mit
Gelächter.)
Dreißiger (nach einer Pauſe ſcheinbar gelaſſen). Wie denken
Sie, Herr Paſter? Wollen wir nun nicht unſern
Whiſt machen? Jch denke der Sache ſteht nun nichts
mehr im Wege.
(Er zündet ſich eine Cigarre an, dabei lacht er mehr-
mals kurz, ſo bald ſie brennt, laut heraus.)
Nu fang ich an, die
Geſchichte komiſch zu finden. Dieſer Kerl!
(Jn einem
nervöſen Lachausbruch.)
Es iſt aber auch unbeſchreiblich
lächerlich. Erſt der Krakel bei Tiſch mit dem Candi-
daten. Fünf Minuten darauf empfiehlt er ſich. Fort
über alle Berge, dann dieſe Geſchichte. Und nun
ſpielen wir unſern Whiſt weiter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#KITT">
          <p><pb facs="#f0095" n="82"/>
es friedlich? Vielleicht verpflichtet &#x017F;ich der Jäger<lb/>
gutwillig mitzugehen oder &#x017F;o &#x2026;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HEIDE">
          <speaker><hi rendition="#g">Polizeiverwalter</hi>.</speaker>
          <p>Wo denken Sie hin!!<lb/><hi rendition="#g">Meine</hi> Verantwortung! Auf &#x017F;o etwas kann ich<lb/>
mich unmöglich einla&#x017F;&#x017F;en. Vorwärts Kut&#x017F;che! nich<lb/>
lange gefakelt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JAEG">
          <speaker> <hi rendition="#g">Jäger</hi> </speaker>
          <stage>(die Hände zu&#x017F;ammenlegend und lachend hinhaltend).</stage>
          <p>Jmmer<lb/>
fe&#x017F;te, fe&#x017F;te, a &#x017F;o fe&#x017F;t, wiet&#x2019;er kennt. &#x2019;Sis ja doch nich<lb/>
uf lange.</p>
          <stage>(Er wird gebunden von Kut&#x017F;che mit Hülfe der Kameraden).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HEIDE">
          <speaker><hi rendition="#g">Polizeiverwalter</hi>.</speaker>
          <p>Nu vorwärts, mar&#x017F;ch!</p><lb/>
          <stage>(Zu Dreißiger.)</stage>
          <p>Wenn Sie Sorge haben, dann la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie &#x017F;echs Mann von den Färbern mitgehen. Die<lb/>
können ihn in die Mitte nehmen. Jch reite voran,<lb/>
Kut&#x017F;che folgt. Wer &#x017F;ich entgegen&#x017F;tellt wird nieder-<lb/>
gehauen.</p><lb/>
          <stage>(Ge&#x017F;chrei von unten: &#x201E;Kikeriki&#x2014;i!! Wau, wau, wau&#x201C;.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HEIDE">
          <speaker> <hi rendition="#g">Polizeiverwalter</hi> </speaker>
          <stage>(nach dem Fen&#x017F;ter drohend).</stage>
          <p>Ca-<lb/>
naillen! ich werde euch bekikerikien und bewauwauen.<lb/>
Mar&#x017F;ch, vorwärts!</p>
          <stage>(Er &#x017F;chreitet voran hinaus mit gezogenem Säbel,<lb/>
die andern folgen mit Jäger.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JAEG">
          <speaker> <hi rendition="#g">Jäger</hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;chreit im Abgehen).</stage>
          <p>Und wenn &#x017F;ich de gnädge<lb/>
Frau Dreißichern o noch a &#x017F;o &#x017F;tolz macht, die is<lb/>
deshalb ni mehr, wie un&#x017F;er eens. Die hat mein Vater<lb/>
viel hundertmal fer drei Fennige Schnaps vorge&#x017F;etzt.<lb/>
Schwadron links &#x017F;chwenkt, mar&#x017F;ch, ma&#x2014;r&#x017F;ch!</p>
          <stage>(Ab mit<lb/>
Gelächter.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#DRE">
          <speaker> <hi rendition="#g">Dreißiger</hi> </speaker>
          <stage>(nach einer Pau&#x017F;e &#x017F;cheinbar gela&#x017F;&#x017F;en).</stage>
          <p>Wie denken<lb/>
Sie, Herr Pa&#x017F;ter? Wollen wir nun nicht un&#x017F;ern<lb/>
Whi&#x017F;t machen? Jch denke der Sache &#x017F;teht nun nichts<lb/>
mehr im Wege.</p>
          <stage>(Er zündet &#x017F;ich eine Cigarre an, dabei lacht er mehr-<lb/>
mals kurz, &#x017F;o bald &#x017F;ie brennt, laut heraus.)</stage>
          <p>Nu fang ich an, die<lb/>
Ge&#x017F;chichte komi&#x017F;ch zu finden. Die&#x017F;er Kerl!</p>
          <stage>(Jn einem<lb/>
nervö&#x017F;en Lachausbruch.)</stage>
          <p>Es i&#x017F;t aber auch unbe&#x017F;chreiblich<lb/>
lächerlich. Er&#x017F;t der Krakel bei Ti&#x017F;ch mit dem Candi-<lb/>
daten. Fünf Minuten darauf empfiehlt er &#x017F;ich. Fort<lb/>
über alle Berge, dann die&#x017F;e Ge&#x017F;chichte. Und nun<lb/>
&#x017F;pielen wir un&#x017F;ern Whi&#x017F;t weiter.</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0095] es friedlich? Vielleicht verpflichtet ſich der Jäger gutwillig mitzugehen oder ſo … Polizeiverwalter. Wo denken Sie hin!! Meine Verantwortung! Auf ſo etwas kann ich mich unmöglich einlaſſen. Vorwärts Kutſche! nich lange gefakelt. Jäger (die Hände zuſammenlegend und lachend hinhaltend). Jmmer feſte, feſte, a ſo feſt, wiet’er kennt. ’Sis ja doch nich uf lange. (Er wird gebunden von Kutſche mit Hülfe der Kameraden). Polizeiverwalter. Nu vorwärts, marſch! (Zu Dreißiger.) Wenn Sie Sorge haben, dann laſſen Sie ſechs Mann von den Färbern mitgehen. Die können ihn in die Mitte nehmen. Jch reite voran, Kutſche folgt. Wer ſich entgegenſtellt wird nieder- gehauen. (Geſchrei von unten: „Kikeriki—i!! Wau, wau, wau“.) Polizeiverwalter (nach dem Fenſter drohend). Ca- naillen! ich werde euch bekikerikien und bewauwauen. Marſch, vorwärts! (Er ſchreitet voran hinaus mit gezogenem Säbel, die andern folgen mit Jäger.) Jäger (ſchreit im Abgehen). Und wenn ſich de gnädge Frau Dreißichern o noch a ſo ſtolz macht, die is deshalb ni mehr, wie unſer eens. Die hat mein Vater viel hundertmal fer drei Fennige Schnaps vorgeſetzt. Schwadron links ſchwenkt, marſch, ma—rſch! (Ab mit Gelächter.) Dreißiger (nach einer Pauſe ſcheinbar gelaſſen). Wie denken Sie, Herr Paſter? Wollen wir nun nicht unſern Whiſt machen? Jch denke der Sache ſteht nun nichts mehr im Wege. (Er zündet ſich eine Cigarre an, dabei lacht er mehr- mals kurz, ſo bald ſie brennt, laut heraus.) Nu fang ich an, die Geſchichte komiſch zu finden. Dieſer Kerl! (Jn einem nervöſen Lachausbruch.) Es iſt aber auch unbeſchreiblich lächerlich. Erſt der Krakel bei Tiſch mit dem Candi- daten. Fünf Minuten darauf empfiehlt er ſich. Fort über alle Berge, dann dieſe Geſchichte. Und nun ſpielen wir unſern Whiſt weiter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Weber sind zu Beginn auf schlesisch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/95
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/95>, abgerufen am 28.04.2024.