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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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Ansorge (sein Näpfchen in's Röhr schiebend). Nu sag m'r
ock an: du siehst ja bald aus wie a Graf.
Der alte Baumert. Zeich amal dei scheen Uhrla.
A hat 'n neuen Anzug mit gebracht und zehn Thaler
bar Geld.
Ansorge (kopfschüttelnd). Nu jaja! -- Nu nee nee! --
Emma (die Kartoffelschalen in ein Säckchen füllend). Nu will
ich ock gehn mit a Schal'n. Vielleicht wird's langen
uf a Neegl Abgelassene.
(Sie entfernt sich.)
Jäger (während alle mit Spannung und Hingebung auf ihn achten).
Na nu nehmt amal an: wie oft habt ihr m'r nich de
Helle heiß gemacht. Dir wern se Moritz lehrn, hiß's
immer, wart ock, wenn de wirscht zum Miltär kommen.
Na nu seht' ersch, mir is gar gutt gegangen. A halb
Jahr da hat ich de Kneppe. Willich muß man sein,
das is 's Haupt. Jch ha 'n Wachtmeister de Stieweln
geputzt; ich ha 'n 's Ferd gestriegelt, Bier geholt.
Jch war a so gefirre, wie a Wieslichen. Und uf 'n
Posten war ich: Schwerkanon ja, mei Zeug, das
mußt ock immer a so finkeln. Jch war d'r erschte
im Stalle, d'r erschte beim Appell, d'r erschte im
Sattel; und wenn's zur Attake ging -- marsch marsch!
heiliges Kanonrohr, Kreuzdonnerschlag, Herrrdumeine-
gitte!! Und aufgepaßt hab ich, wie a Schißhund. Jch
docht' halt immer: hier hilft's nischt, hier mußt de dran
globen; und da rafft ich m'r halt a Kopp zusammen,
und da ging's och; und da kam's a so weit, das d'r
Rittmeister und sagte vor d'r ganzen Schwadron iber
mich: Das is ein Husar, wie a sein muß.
(Stille. Er
setzt die Pfeife in Brand.)
Ansorge (kovfschüttelnd). Da hast du a so a Glicke
gehabt?! Nu jaja! -- nu nee nee!
(Er setzt sich auf den
Boden, die Weidenruthen neben sich und flickt, ihn zwischen den Beinen haltend,
an seinem Korbe weiter.)
Der alte Baumert. Da wolln m'r hoffen, das
de uns dei Glicke mitebringst. -- Nu soll mer woll
amal mit trinken?
Anſorge (ſein Näpfchen in’s Röhr ſchiebend). Nu ſag m’r
ock an: du ſiehſt ja bald aus wie a Graf.
Der alte Baumert. Zeich amal dei ſcheen Uhrla.
A hat ’n neuen Anzug mit gebracht und zehn Thaler
bar Geld.
Anſorge (kopfſchüttelnd). Nu jaja! — Nu nee nee! —
Emma (die Kartoffelſchalen in ein Säckchen füllend). Nu will
ich ock gehn mit a Schal’n. Vielleicht wird’s langen
uf a Neegl Abgelaſſene.
(Sie entfernt ſich.)
Jäger (während alle mit Spannung und Hingebung auf ihn achten).
Na nu nehmt amal an: wie oft habt ihr m’r nich de
Helle heiß gemacht. Dir wern ſe Moritz lehrn, hiß’s
immer, wart ock, wenn de wirſcht zum Miltär kommen.
Na nu ſeht’ erſch, mir is gar gutt gegangen. A halb
Jahr da hat ich de Kneppe. Willich muß man ſein,
das is ’s Haupt. Jch ha ’n Wachtmeiſter de Stieweln
geputzt; ich ha ’n ’s Ferd geſtriegelt, Bier geholt.
Jch war a ſo gefirre, wie a Wieslichen. Und uf ’n
Poſten war ich: Schwerkanon ja, mei Zeug, das
mußt ock immer a ſo finkeln. Jch war d’r erſchte
im Stalle, d’r erſchte beim Appell, d’r erſchte im
Sattel; und wenn’s zur Attake ging — marſch marſch!
heiliges Kanonrohr, Kreuzdonnerſchlag, Herrrdumeine-
gitte!! Und aufgepaßt hab ich, wie a Schißhund. Jch
docht’ halt immer: hier hilft’s niſcht, hier mußt de dran
globen; und da rafft ich m’r halt a Kopp zuſammen,
und da ging’s och; und da kam’s a ſo weit, das d’r
Rittmeiſter und ſagte vor d’r ganzen Schwadron iber
mich: Das is ein Huſar, wie a ſein muß.
(Stille. Er
ſetzt die Pfeife in Brand.)
Anſorge (kovfſchüttelnd). Da haſt du a ſo a Glicke
gehabt?! Nu jaja! — nu nee nee!
(Er ſetzt ſich auf den
Boden, die Weidenruthen neben ſich und flickt, ihn zwiſchen den Beinen haltend,
an ſeinem Korbe weiter.)
Der alte Baumert. Da wolln m’r hoffen, das
de uns dei Glicke mitebringſt. — Nu ſoll mer woll
amal mit trinken?
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[34/0047] Anſorge (ſein Näpfchen in’s Röhr ſchiebend). Nu ſag m’r ock an: du ſiehſt ja bald aus wie a Graf. Der alte Baumert. Zeich amal dei ſcheen Uhrla. A hat ’n neuen Anzug mit gebracht und zehn Thaler bar Geld. Anſorge (kopfſchüttelnd). Nu jaja! — Nu nee nee! — Emma (die Kartoffelſchalen in ein Säckchen füllend). Nu will ich ock gehn mit a Schal’n. Vielleicht wird’s langen uf a Neegl Abgelaſſene. (Sie entfernt ſich.) Jäger (während alle mit Spannung und Hingebung auf ihn achten). Na nu nehmt amal an: wie oft habt ihr m’r nich de Helle heiß gemacht. Dir wern ſe Moritz lehrn, hiß’s immer, wart ock, wenn de wirſcht zum Miltär kommen. Na nu ſeht’ erſch, mir is gar gutt gegangen. A halb Jahr da hat ich de Kneppe. Willich muß man ſein, das is ’s Haupt. Jch ha ’n Wachtmeiſter de Stieweln geputzt; ich ha ’n ’s Ferd geſtriegelt, Bier geholt. Jch war a ſo gefirre, wie a Wieslichen. Und uf ’n Poſten war ich: Schwerkanon ja, mei Zeug, das mußt ock immer a ſo finkeln. Jch war d’r erſchte im Stalle, d’r erſchte beim Appell, d’r erſchte im Sattel; und wenn’s zur Attake ging — marſch marſch! heiliges Kanonrohr, Kreuzdonnerſchlag, Herrrdumeine- gitte!! Und aufgepaßt hab ich, wie a Schißhund. Jch docht’ halt immer: hier hilft’s niſcht, hier mußt de dran globen; und da rafft ich m’r halt a Kopp zuſammen, und da ging’s och; und da kam’s a ſo weit, das d’r Rittmeiſter und ſagte vor d’r ganzen Schwadron iber mich: Das is ein Huſar, wie a ſein muß. (Stille. Er ſetzt die Pfeife in Brand.) Anſorge (kovfſchüttelnd). Da haſt du a ſo a Glicke gehabt?! Nu jaja! — nu nee nee! (Er ſetzt ſich auf den Boden, die Weidenruthen neben ſich und flickt, ihn zwiſchen den Beinen haltend, an ſeinem Korbe weiter.) Der alte Baumert. Da wolln m’r hoffen, das de uns dei Glicke mitebringſt. — Nu ſoll mer woll amal mit trinken?

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/47>, abgerufen am 21.11.2024.