Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.
een förmlich a Magen umwendt, daß een richtig zu wirgen anfängt. Mei Friedrich uf'm Bocke, der hat genatscht wie a alt Weib. Mir mußten uns glei d'rhinter her 'n tichtichen Bittern koofen. Jch mechte kee Fabrikante sein, und wenn ich gleich uf Gummi- rädern fahr'n kennte. (Fernes Singen.) Horcht mal! Wi- wenn man mit a Knecheln 'n alten, zersprungenen Bunzeltopp bearbeit'. Kinder, das dauert nich fünf Minuten, da haben mer se hier. Adje Leute. Macht keene Tummheiten. Militär kommt gleich dahinter her. Bleibt bei Verstande. Die Peterswaldauer habm a Verstand verloren. (Nahes Glockenläuten.) Himmel nu fangen unsere Glocken auch noch an, da müssen ja die Leute vollens ganz verrikt werd'n. (Ab in den Oberstock.) Gottlieb (kommt wieder. Noch im "Hause" mit fliegendem Athem). Jch hab se gesehn, ich hab se gesehn. (Zu einer Frau im "Hause".) Se sein da, Muhme, se sein da! (Jn der Thür.) Se sein da, Vater, se sein da! Se haben Bohnen- stangen und Stichliche und Hacken. Se stehn schonn bei'm oberschten Dittriche und machen Randal. Se kriegen gloob ich Geld ausgezahlt. O jes's, was wird ock noch werden dahier? Jch seh nich hin. A so viel Leute, nee a so viel Leute! Wenn die erscht, und nehmen an Anlauf -- o verpucht, o verpucht! da sein unsere Fabrikanten o beese dran. Der alte Hilse. Was bist de denn so gelaufen. Du wirscht a so lange jächen, biste wirscht wieder amal dei altes Leiden haben, biste wirscht wieder amal unf'n Ricken liegen und um dich schlagen. Gottlieb (halb und halb freudig erregt). Nu ich mußte doch laufen, sonste hätten die mich ja feste gehalten. Se prillten ja schonn alle: ich sollte de Hand auch hinrecken. Pate Baumert war ooch dr'bei. Der meent' iber mich, hol d'r ock ooch an Finfbehmer, du bist o a armer Hungerleider. A sagte gar: sag du's dein'n Vater. ... Jch sollt's ihn sagen, Vater, se sollten kommen und sollten
een förmlich a Magen umwendt, daß een richtig zu wirgen anfängt. Mei Friedrich uf’m Bocke, der hat genatſcht wie a alt Weib. Mir mußten uns glei d’rhinter her ’n tichtichen Bittern koofen. Jch mechte kee Fabrikante ſein, und wenn ich gleich uf Gummi- rädern fahr’n kennte. (Fernes Singen.) Horcht mal! Wi- wenn man mit a Knecheln ’n alten, zerſprungenen Bunzeltopp bearbeit’. Kinder, das dauert nich fünf Minuten, da haben mer ſe hier. Adje Leute. Macht keene Tummheiten. Militär kommt gleich dahinter her. Bleibt bei Verſtande. Die Peterswaldauer habm a Verſtand verloren. (Nahes Glockenläuten.) Himmel nu fangen unſere Glocken auch noch an, da müſſen ja die Leute vollens ganz verrikt werd’n. (Ab in den Oberſtock.) Gottlieb (kommt wieder. Noch im „Hauſe“ mit fliegendem Athem). Jch hab ſe geſehn, ich hab ſe geſehn. (Zu einer Frau im „Hauſe“.) Se ſein da, Muhme, ſe ſein da! (Jn der Thür.) Se ſein da, Vater, ſe ſein da! Se haben Bohnen- ſtangen und Stichliche und Hacken. Se ſtehn ſchonn bei’m oberſchten Dittriche und machen Randal. Se kriegen gloob ich Geld ausgezahlt. O jes’s, was wird ock noch werden dahier? Jch ſeh nich hin. A ſo viel Leute, nee a ſo viel Leute! Wenn die erſcht, und nehmen an Anlauf — o verpucht, o verpucht! da ſein unſere Fabrikanten o beeſe dran. Der alte Hilſe. Was biſt de denn ſo gelaufen. Du wirſcht a ſo lange jächen, biſte wirſcht wieder amal dei altes Leiden haben, biſte wirſcht wieder amal unf’n Ricken liegen und um dich ſchlagen. Gottlieb (halb und halb freudig erregt). Nu ich mußte doch laufen, ſonſte hätten die mich ja feſte gehalten. Se prillten ja ſchonn alle: ich ſollte de Hand auch hinrecken. Pate Baumert war ooch dr’bei. Der meent’ iber mich, hol d’r ock ooch an Finfbehmer, du biſt o a armer Hungerleider. A ſagte gar: ſag du’s dein’n Vater. … Jch ſollt’s ihn ſagen, Vater, ſe ſollten kommen und ſollten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SCHMI"> <p><pb facs="#f0116" n="103"/> een förmlich a Magen umwendt, daß een richtig zu<lb/> wirgen anfängt. Mei Friedrich uf’m Bocke, der hat<lb/> genatſcht wie a alt Weib. Mir mußten uns glei<lb/> d’rhinter her ’n tichtichen Bittern koofen. Jch mechte<lb/> kee Fabrikante ſein, und wenn ich gleich uf Gummi-<lb/> rädern fahr’n kennte.</p> <stage>(Fernes Singen.)</stage> <p>Horcht mal! Wi-<lb/> wenn man mit a Knecheln ’n alten, zerſprungenen<lb/> Bunzeltopp bearbeit’. Kinder, das dauert nich fünf<lb/> Minuten, da haben mer ſe hier. Adje Leute. Macht<lb/> keene Tummheiten. Militär kommt gleich dahinter her.<lb/> Bleibt bei Verſtande. Die Peterswaldauer habm a<lb/> Verſtand verloren.</p> <stage>(Nahes Glockenläuten.)</stage> <p>Himmel nu<lb/> fangen unſere Glocken auch noch an, da müſſen ja<lb/> die Leute vollens ganz verrikt werd’n.</p> <stage>(Ab in den Oberſtock.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker> <hi rendition="#g">Gottlieb</hi> </speaker> <stage>(kommt wieder. Noch im „Hauſe“ mit fliegendem Athem).</stage><lb/> <p>Jch hab ſe geſehn, ich hab ſe geſehn.</p> <stage>(Zu einer Frau im<lb/> „Hauſe“.)</stage> <p>Se ſein da, Muhme, ſe ſein da!</p> <stage>(Jn der Thür.)</stage><lb/> <p>Se ſein da, Vater, ſe ſein da! Se haben Bohnen-<lb/> ſtangen und Stichliche und Hacken. Se ſtehn ſchonn<lb/> bei’m oberſchten Dittriche und machen Randal. Se<lb/> kriegen gloob ich Geld ausgezahlt. O jes’s, was wird<lb/> ock noch werden dahier? Jch ſeh nich hin. A ſo viel<lb/> Leute, nee a ſo viel Leute! Wenn die erſcht, und<lb/> nehmen an Anlauf — o verpucht, o verpucht! da ſein<lb/> unſere Fabrikanten o beeſe dran.</p> </sp><lb/> <sp who="#HISE"> <speaker><hi rendition="#g">Der alte Hilſe</hi>.</speaker> <p>Was biſt de denn ſo gelaufen.<lb/> Du wirſcht a ſo lange jächen, biſte wirſcht wieder<lb/> amal dei altes Leiden haben, biſte wirſcht wieder amal<lb/> unf’n Ricken liegen und um dich ſchlagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker> <hi rendition="#g">Gottlieb</hi> </speaker> <stage>(halb und halb freudig erregt).</stage> <p>Nu ich mußte<lb/> doch laufen, ſonſte hätten die mich ja feſte gehalten. Se<lb/> prillten ja ſchonn alle: ich ſollte de Hand auch hinrecken.<lb/> Pate Baumert war ooch dr’bei. Der meent’ iber mich,<lb/> hol d’r ock ooch an Finfbehmer, du biſt o a armer<lb/> Hungerleider. A ſagte gar: ſag du’s dein’n Vater. …<lb/> Jch ſollt’s ihn ſagen, Vater, ſe ſollten kommen und ſollten<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [103/0116]
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genatſcht wie a alt Weib. Mir mußten uns glei
d’rhinter her ’n tichtichen Bittern koofen. Jch mechte
kee Fabrikante ſein, und wenn ich gleich uf Gummi-
rädern fahr’n kennte. (Fernes Singen.) Horcht mal! Wi-
wenn man mit a Knecheln ’n alten, zerſprungenen
Bunzeltopp bearbeit’. Kinder, das dauert nich fünf
Minuten, da haben mer ſe hier. Adje Leute. Macht
keene Tummheiten. Militär kommt gleich dahinter her.
Bleibt bei Verſtande. Die Peterswaldauer habm a
Verſtand verloren. (Nahes Glockenläuten.) Himmel nu
fangen unſere Glocken auch noch an, da müſſen ja
die Leute vollens ganz verrikt werd’n. (Ab in den Oberſtock.)
Gottlieb (kommt wieder. Noch im „Hauſe“ mit fliegendem Athem).
Jch hab ſe geſehn, ich hab ſe geſehn. (Zu einer Frau im
„Hauſe“.) Se ſein da, Muhme, ſe ſein da! (Jn der Thür.)
Se ſein da, Vater, ſe ſein da! Se haben Bohnen-
ſtangen und Stichliche und Hacken. Se ſtehn ſchonn
bei’m oberſchten Dittriche und machen Randal. Se
kriegen gloob ich Geld ausgezahlt. O jes’s, was wird
ock noch werden dahier? Jch ſeh nich hin. A ſo viel
Leute, nee a ſo viel Leute! Wenn die erſcht, und
nehmen an Anlauf — o verpucht, o verpucht! da ſein
unſere Fabrikanten o beeſe dran.
Der alte Hilſe. Was biſt de denn ſo gelaufen.
Du wirſcht a ſo lange jächen, biſte wirſcht wieder
amal dei altes Leiden haben, biſte wirſcht wieder amal
unf’n Ricken liegen und um dich ſchlagen.
Gottlieb (halb und halb freudig erregt). Nu ich mußte
doch laufen, ſonſte hätten die mich ja feſte gehalten. Se
prillten ja ſchonn alle: ich ſollte de Hand auch hinrecken.
Pate Baumert war ooch dr’bei. Der meent’ iber mich,
hol d’r ock ooch an Finfbehmer, du biſt o a armer
Hungerleider. A ſagte gar: ſag du’s dein’n Vater. …
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