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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Hoffmann (etwas aufgebracht): Ich muß aber doch ehr-
lich sagen, Mama..!.
Frau Krause. Mahr Dich aus. (Steht auf, schnell ab.)
Frau Spiller. Die gnädige Frau -- m -- haben
heut manches häusliche Aergerniß gehabt -- m --. Ich
empfehle mich ganz ergebenst. (Sie steht auf und betet still, unter
Augenaufschlag, dann ab.)

(Miele und Eduard decken den Tisch ab, Hoffmann ist aufgestanden und
kommt mit einem Zahnstocher im Mund nach dem Vordergrund, Loth folgt ihm.)

Hoffmann. Ja, siehst Du, so sind die Weiber!
Loth. Ich begreife gar nichts von alledem.
Hoffmann. Ist auch nicht der Rede werth. --
So etwas kommt wie bekannt in den allerfeinsten
Familien vor, das darf Dich nicht abhalten ein paar
Tage bei uns...
Loth. Hätte gern Deine Frau kennen gelernt,
warum läßt sie sich denn nicht blicken?
Hoffmann (die Spitze einer frischen Cigarre abschneidend). Du
begreifst, in ihrem Zustand...die Frauen lassen nun
'mal nicht von der Eitelkeit. Komm! wollen uns draußen
im Garten bischen ergehen. -- Eduard! den Kaffee in
die Laube.
Eduard. Sehr wohl.
(Hoffmann und Loth ab durch den Wintergarten. Eduard ab durch die
Mittelthür, hierauf Miele, ein Brett voll Geschirr tragend, ebenfalls ab durch
die Mittelthür. Einige Augenblicke bleibt das Zimmer leer, dann erscheint
Helene (erregt, mit verweinten Augen, das Taschentuch vor den Mund
haltend. Von der Mittelthür, durch welche sie eingetreten ist, macht sie hastig
ein paar Schritte nach links und lauscht an der Thür von Hoffmann's Zimmer).

Oh! nicht fort! (Da sie hier nichts vernimmt, fliegt sie zur Thür des
Wintergartens hinüber, wo sie ebenfalls mit gespanntem Ausdruck einige Se-
cunden lauscht. Bittend und mit gefalteten Händen, inbrünstig:)
Oh! nicht
fort, geh' nicht fort!

(Der Vorhang fällt.)


3*
Hoffmann (etwas aufgebracht): Ich muß aber doch ehr-
lich ſagen, Mama..!.
Frau Krauſe. Mahr Dich aus. (Steht auf, ſchnell ab.)
Frau Spiller. Die gnädige Frau — m — haben
heut manches häusliche Aergerniß gehabt — m —. Ich
empfehle mich ganz ergebenſt. (Sie ſteht auf und betet ſtill, unter
Augenaufſchlag, dann ab.)

(Miele und Eduard decken den Tiſch ab, Hoffmann iſt aufgeſtanden und
kommt mit einem Zahnſtocher im Mund nach dem Vordergrund, Loth folgt ihm.)

Hoffmann. Ja, ſiehſt Du, ſo ſind die Weiber!
Loth. Ich begreife gar nichts von alledem.
Hoffmann. Iſt auch nicht der Rede werth. —
So etwas kommt wie bekannt in den allerfeinſten
Familien vor, das darf Dich nicht abhalten ein paar
Tage bei uns...
Loth. Hätte gern Deine Frau kennen gelernt,
warum läßt ſie ſich denn nicht blicken?
Hoffmann (die Spitze einer friſchen Cigarre abſchneidend). Du
begreifſt, in ihrem Zuſtand...die Frauen laſſen nun
'mal nicht von der Eitelkeit. Komm! wollen uns draußen
im Garten bischen ergehen. — Eduard! den Kaffee in
die Laube.
Eduard. Sehr wohl.
(Hoffmann und Loth ab durch den Wintergarten. Eduard ab durch die
Mittelthür, hierauf Miele, ein Brett voll Geſchirr tragend, ebenfalls ab durch
die Mittelthür. Einige Augenblicke bleibt das Zimmer leer, dann erſcheint
Helene (erregt, mit verweinten Augen, das Taſchentuch vor den Mund
haltend. Von der Mittelthür, durch welche ſie eingetreten iſt, macht ſie haſtig
ein paar Schritte nach links und lauſcht an der Thür von Hoffmann's Zimmer).

Oh! nicht fort! (Da ſie hier nichts vernimmt, fliegt ſie zur Thür des
Wintergartens hinüber, wo ſie ebenfalls mit geſpanntem Ausdruck einige Se-
cunden lauſcht. Bittend und mit gefalteten Händen, inbrünſtig:)
Oh! nicht
fort, geh' nicht fort!

(Der Vorhang fällt.)


3*
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[35/0041] Hoffmann (etwas aufgebracht): Ich muß aber doch ehr- lich ſagen, Mama..!. Frau Krauſe. Mahr Dich aus. (Steht auf, ſchnell ab.) Frau Spiller. Die gnädige Frau — m — haben heut manches häusliche Aergerniß gehabt — m —. Ich empfehle mich ganz ergebenſt. (Sie ſteht auf und betet ſtill, unter Augenaufſchlag, dann ab.) (Miele und Eduard decken den Tiſch ab, Hoffmann iſt aufgeſtanden und kommt mit einem Zahnſtocher im Mund nach dem Vordergrund, Loth folgt ihm.) Hoffmann. Ja, ſiehſt Du, ſo ſind die Weiber! Loth. Ich begreife gar nichts von alledem. Hoffmann. Iſt auch nicht der Rede werth. — So etwas kommt wie bekannt in den allerfeinſten Familien vor, das darf Dich nicht abhalten ein paar Tage bei uns... Loth. Hätte gern Deine Frau kennen gelernt, warum läßt ſie ſich denn nicht blicken? Hoffmann (die Spitze einer friſchen Cigarre abſchneidend). Du begreifſt, in ihrem Zuſtand...die Frauen laſſen nun 'mal nicht von der Eitelkeit. Komm! wollen uns draußen im Garten bischen ergehen. — Eduard! den Kaffee in die Laube. Eduard. Sehr wohl. (Hoffmann und Loth ab durch den Wintergarten. Eduard ab durch die Mittelthür, hierauf Miele, ein Brett voll Geſchirr tragend, ebenfalls ab durch die Mittelthür. Einige Augenblicke bleibt das Zimmer leer, dann erſcheint Helene (erregt, mit verweinten Augen, das Taſchentuch vor den Mund haltend. Von der Mittelthür, durch welche ſie eingetreten iſt, macht ſie haſtig ein paar Schritte nach links und lauſcht an der Thür von Hoffmann's Zimmer). Oh! nicht fort! (Da ſie hier nichts vernimmt, fliegt ſie zur Thür des Wintergartens hinüber, wo ſie ebenfalls mit geſpanntem Ausdruck einige Se- cunden lauſcht. Bittend und mit gefalteten Händen, inbrünſtig:) Oh! nicht fort, geh' nicht fort! (Der Vorhang fällt.) 3*

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/41>, abgerufen am 28.03.2024.