Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.sicher, wie man weiß, daß der Stein fällt. Eine Plötzlich hörte der Wald auf. Fast erschreckt, Wie ein Soldat der stürmt, das Ziel im Das Bewußtsein kam, und mit Grausen sah Sein Körper indes, wie etwas Fremdes, tobte ſicher, wie man weiß, daß der Stein fällt. Eine Plötzlich hörte der Wald auf. Faſt erſchreckt, Wie ein Soldat der ſtürmt, das Ziel im Das Bewußtſein kam, und mit Grauſen ſah Sein Körper indes, wie etwas Fremdes, tobte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="77"/> ſicher, wie man weiß, daß der Stein fällt. Eine<lb/> Allmacht war in ihm: die Allmacht der<lb/> Wahrheit.</p><lb/> <p>Plötzlich hörte der Wald auf. Faſt erſchreckt,<lb/> geblendet, wie jemand, der aus einem tiefen<lb/> Schacht aufſteigt, ſah er die Welt. Aber es<lb/> hörte nicht auf in ihm zu wirken. Mit eins kam<lb/> Richtung in ſeine Schritte. Er ſtieg niederwärts,<lb/> den abſchlüſſigen Weg laufend und ſpringend.</p><lb/> <p>Wie ein Soldat der ſtürmt, das Ziel im<lb/> Auge, kam er ſich nun vor. Einmal im Laufen,<lb/> war es ſchwer ſich aufzuhalten. Die ſchnelle,<lb/> heftige Bewegung aber weckte etwas: eine Luſt,<lb/> eine Art Begeiſterung, eine Tollheit.</p><lb/> <p>Das Bewußtſein kam, und mit Grauſen ſah<lb/> er ſich ſelbſt in großen Sätzen bergab eilen.<lb/> Etwas in ihm wollte haſtig hemmen, Einhalt<lb/> thun, aber ſchon war es ein Meer, das die<lb/> Dämme durchbrochen hatte. Ein lähmender<lb/> Schreck blieb geduckt im Grunde ſeiner Seele<lb/> und ein entſetztes, namenloſes Staunen dazu.</p><lb/> <p>Sein Körper indes, wie etwas Fremdes, tobte<lb/> entfeſſelt. Er ſchlug mit den Händen, knirſchte<lb/> mit den Zähnen und ſtampfte den Boden. Er<lb/> lachte — lachte lauter und lauter, ohne daß<lb/> es abriß.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0091]
ſicher, wie man weiß, daß der Stein fällt. Eine
Allmacht war in ihm: die Allmacht der
Wahrheit.
Plötzlich hörte der Wald auf. Faſt erſchreckt,
geblendet, wie jemand, der aus einem tiefen
Schacht aufſteigt, ſah er die Welt. Aber es
hörte nicht auf in ihm zu wirken. Mit eins kam
Richtung in ſeine Schritte. Er ſtieg niederwärts,
den abſchlüſſigen Weg laufend und ſpringend.
Wie ein Soldat der ſtürmt, das Ziel im
Auge, kam er ſich nun vor. Einmal im Laufen,
war es ſchwer ſich aufzuhalten. Die ſchnelle,
heftige Bewegung aber weckte etwas: eine Luſt,
eine Art Begeiſterung, eine Tollheit.
Das Bewußtſein kam, und mit Grauſen ſah
er ſich ſelbſt in großen Sätzen bergab eilen.
Etwas in ihm wollte haſtig hemmen, Einhalt
thun, aber ſchon war es ein Meer, das die
Dämme durchbrochen hatte. Ein lähmender
Schreck blieb geduckt im Grunde ſeiner Seele
und ein entſetztes, namenloſes Staunen dazu.
Sein Körper indes, wie etwas Fremdes, tobte
entfeſſelt. Er ſchlug mit den Händen, knirſchte
mit den Zähnen und ſtampfte den Boden. Er
lachte — lachte lauter und lauter, ohne daß
es abriß.
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/91>, abgerufen am 07.07.2024. |