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Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.

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"Vorbei, vorbei," stöhnte der Wärter, dann
aber richtete er sich hoch auf und schrie, die
rollenden Augen an die Decke geheftet, die er¬
hobenen Hände unbewußt zur Faust ballend
und mit einer Stimme, als müsse der enge
Raum davon zerbersten, "er muß, muß leben,
ich sage Dir, er muß, muß leben;" und schon
stieß er die Thür des Häuschens von neuem
auf, durch die das rote Feuer des Abends
hereinbrach, und rannte mehr als er ging, nach
der Barriere zurück. Hier blieb er eine Weile
wie betroffen stehen und schritt dann plötzlich,
beide Arme ausbreitend, bis in die Mitte des
Dammes, als wenn er etwas aufhalten wollte,
das aus der Richtung des Personenzuges kam.
Dabei machten seine weit offenen Augen den
Eindruck der Blindheit.

Während er, rückwärts schreitend, vor etwas
zu weichen schien, stieß er in einemfort halb¬
verständliche Worte zwischen den Zähnen her¬
vor: "Du -- hörst Du -- bleib doch -- Du --
hör doch -- bleib -- gieb ihn wieder -- er ist
braun und blau geschlagen -- ja ja -- gut --
ich will sie wieder braun und blau schlagen --
hörst Du? bleib doch -- gieb ihn mir wieder."

Es schien, als ob etwas an ihm vorüber

„Vorbei, vorbei,“ ſtöhnte der Wärter, dann
aber richtete er ſich hoch auf und ſchrie, die
rollenden Augen an die Decke geheftet, die er¬
hobenen Hände unbewußt zur Fauſt ballend
und mit einer Stimme, als müſſe der enge
Raum davon zerberſten, „er muß, muß leben,
ich ſage Dir, er muß, muß leben;“ und ſchon
ſtieß er die Thür des Häuschens von neuem
auf, durch die das rote Feuer des Abends
hereinbrach, und rannte mehr als er ging, nach
der Barriere zurück. Hier blieb er eine Weile
wie betroffen ſtehen und ſchritt dann plötzlich,
beide Arme ausbreitend, bis in die Mitte des
Dammes, als wenn er etwas aufhalten wollte,
das aus der Richtung des Perſonenzuges kam.
Dabei machten ſeine weit offenen Augen den
Eindruck der Blindheit.

Während er, rückwärts ſchreitend, vor etwas
zu weichen ſchien, ſtieß er in einemfort halb¬
verſtändliche Worte zwiſchen den Zähnen her¬
vor: „Du — hörſt Du — bleib doch — Du —
hör doch — bleib — gieb ihn wieder — er iſt
braun und blau geſchlagen — ja ja — gut —
ich will ſie wieder braun und blau ſchlagen —
hörſt Du? bleib doch — gieb ihn mir wieder.“

Es ſchien, als ob etwas an ihm vorüber

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[52/0064] „Vorbei, vorbei,“ ſtöhnte der Wärter, dann aber richtete er ſich hoch auf und ſchrie, die rollenden Augen an die Decke geheftet, die er¬ hobenen Hände unbewußt zur Fauſt ballend und mit einer Stimme, als müſſe der enge Raum davon zerberſten, „er muß, muß leben, ich ſage Dir, er muß, muß leben;“ und ſchon ſtieß er die Thür des Häuschens von neuem auf, durch die das rote Feuer des Abends hereinbrach, und rannte mehr als er ging, nach der Barriere zurück. Hier blieb er eine Weile wie betroffen ſtehen und ſchritt dann plötzlich, beide Arme ausbreitend, bis in die Mitte des Dammes, als wenn er etwas aufhalten wollte, das aus der Richtung des Perſonenzuges kam. Dabei machten ſeine weit offenen Augen den Eindruck der Blindheit. Während er, rückwärts ſchreitend, vor etwas zu weichen ſchien, ſtieß er in einemfort halb¬ verſtändliche Worte zwiſchen den Zähnen her¬ vor: „Du — hörſt Du — bleib doch — Du — hör doch — bleib — gieb ihn wieder — er iſt braun und blau geſchlagen — ja ja — gut — ich will ſie wieder braun und blau ſchlagen — hörſt Du? bleib doch — gieb ihn mir wieder.“ Es ſchien, als ob etwas an ihm vorüber

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/64>, abgerufen am 04.12.2024.