Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.des Ortes vernehmen konnte, unaufhörlich an¬ Während Lene in die dunkle, mit Waaren "Was willst Du werden?" fragte ihn der "Geh, Tobias, geh spielen!" sagte er kurz des Ortes vernehmen konnte, unaufhörlich an¬ Während Lene in die dunkle, mit Waaren „Was willſt Du werden?“ fragte ihn der „Geh, Tobias, geh ſpielen!“ ſagte er kurz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0026" n="14"/> des Ortes vernehmen konnte, unaufhörlich an¬<lb/> ſchlug, ſchoß ſie davon, um die Neuigkeit im<lb/> Oertchen auszuſprengen.</p><lb/> <p>Während Lene in die dunkle, mit Waaren<lb/> überfüllte Kammer des Krämers kam, beſchäftigte<lb/> ſich der Wärter daheim ausſchließlich mit Tobias.<lb/> Der Junge ſaß auf ſeinen Knieen und ſpielte<lb/> mit einigen Kieferzapfen, die Thiel mit aus<lb/> dem Walde gebracht hatte.</p><lb/> <p>„Was willſt Du werden?“ fragte ihn der<lb/> Vater, und dieſe Frage war ſtereotyp, wie die<lb/> Antwort des Jungen: „ein Bahnmeiſter.“ Es<lb/> war keine Scherzfrage, denn die Träume des<lb/> Wärters verſtiegen ſich in der That in ſolche<lb/> Höhen, und er hegte allen Ernſtes den Wunſch<lb/> und die Hoffnung, daß aus Tobias mit Gottes<lb/> Hilfe etwas Außergewöhnliches werden ſollte.<lb/> Sobald die Antwort „ein Bahnmeiſter“ von<lb/> den blutloſen Lippen des Kleinen kam, der<lb/> natürlich nicht wußte, was ſie bedeuten ſollte,<lb/> begann Thiels Geſicht ſich aufzuhellen, bis es<lb/> förmlich ſtrahlte von innerer Glückſeligkeit.</p><lb/> <p>„Geh, Tobias, geh ſpielen!“ ſagte er kurz<lb/> darauf, indem er eine Pfeife Tabak mit einem<lb/> im Herdfeuer entzündeten Spahn in Brand<lb/> ſteckte, und der Kleine drückte ſich alsbald in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0026]
des Ortes vernehmen konnte, unaufhörlich an¬
ſchlug, ſchoß ſie davon, um die Neuigkeit im
Oertchen auszuſprengen.
Während Lene in die dunkle, mit Waaren
überfüllte Kammer des Krämers kam, beſchäftigte
ſich der Wärter daheim ausſchließlich mit Tobias.
Der Junge ſaß auf ſeinen Knieen und ſpielte
mit einigen Kieferzapfen, die Thiel mit aus
dem Walde gebracht hatte.
„Was willſt Du werden?“ fragte ihn der
Vater, und dieſe Frage war ſtereotyp, wie die
Antwort des Jungen: „ein Bahnmeiſter.“ Es
war keine Scherzfrage, denn die Träume des
Wärters verſtiegen ſich in der That in ſolche
Höhen, und er hegte allen Ernſtes den Wunſch
und die Hoffnung, daß aus Tobias mit Gottes
Hilfe etwas Außergewöhnliches werden ſollte.
Sobald die Antwort „ein Bahnmeiſter“ von
den blutloſen Lippen des Kleinen kam, der
natürlich nicht wußte, was ſie bedeuten ſollte,
begann Thiels Geſicht ſich aufzuhellen, bis es
förmlich ſtrahlte von innerer Glückſeligkeit.
„Geh, Tobias, geh ſpielen!“ ſagte er kurz
darauf, indem er eine Pfeife Tabak mit einem
im Herdfeuer entzündeten Spahn in Brand
ſteckte, und der Kleine drückte ſich alsbald in
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