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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Jetzt zu den zwölf Aposteln! sprach ich zu ihm, wie sollen uns dort die Proben munden!

Er antwortete nichts; kopfschüttelnd ging er weiter. Man steigt vom Keller einige Stufen aufwärts zum kleinen Kellerlein, zum unterirdischen Himmelsgewölbe, zum Sitz der Seligkeit, wo die Zwölfe hausen. Was seid ihr, Trauergewölbe und Grüfte alter Königshäuser, gegen diese Katakomben! Pflanzet Särge neben Särge, rühmet auf schwarzem Marmor die Verdienste des Mannes, der hier einer "fröhlichen Urständ" entgegenschläft, stellt einen schwatzhasten Cicerone an, in Trauermantel und florumhängtem Hute, laßt ihn die absonderliche Herrlichkeit dieses oder jenes Staubes rühmen, laßt ihn erzählen von den trefflichen Tugenden eines Prinzen, der in der Bataille so und so gefallen, von der holden Schönheit einer Fürstin, auf deren Sarge die jungfräuliche Myrthe sich um die kaum erblühte Rosenknospe schlingt, -- es wird euch an die Sterblichkeit mahnen, es wird euch vielleicht eine Thräne kosten; aber kann es euch also rühren, wie der Anblick dieser Schlafkammer eines Jahrhunderts, dieser Ruhestätte eines herrlichen Geschlechts? Da liegen sie in ihren dunkelbraunen Särgen, schmucklos, ohne Glanz und Flitter. Kein Marmor rühmt ihr stilles Verdienst, ihre anspruchlose Tugend, ihren vortrefflichen Charakter; aber welcher Mann von einigem Gefühl für Tugenden dieser Art, fühlt sich nicht innig bewegt, wenn der alte Rathsdiener, dieser Aufwärter in den Katakomben, dieser

Jetzt zu den zwölf Aposteln! sprach ich zu ihm, wie sollen uns dort die Proben munden!

Er antwortete nichts; kopfschüttelnd ging er weiter. Man steigt vom Keller einige Stufen aufwärts zum kleinen Kellerlein, zum unterirdischen Himmelsgewölbe, zum Sitz der Seligkeit, wo die Zwölfe hausen. Was seid ihr, Trauergewölbe und Grüfte alter Königshäuser, gegen diese Katakomben! Pflanzet Särge neben Särge, rühmet auf schwarzem Marmor die Verdienste des Mannes, der hier einer „fröhlichen Urständ“ entgegenschläft, stellt einen schwatzhasten Cicerone an, in Trauermantel und florumhängtem Hute, laßt ihn die absonderliche Herrlichkeit dieses oder jenes Staubes rühmen, laßt ihn erzählen von den trefflichen Tugenden eines Prinzen, der in der Bataille so und so gefallen, von der holden Schönheit einer Fürstin, auf deren Sarge die jungfräuliche Myrthe sich um die kaum erblühte Rosenknospe schlingt, — es wird euch an die Sterblichkeit mahnen, es wird euch vielleicht eine Thräne kosten; aber kann es euch also rühren, wie der Anblick dieser Schlafkammer eines Jahrhunderts, dieser Ruhestätte eines herrlichen Geschlechts? Da liegen sie in ihren dunkelbraunen Särgen, schmucklos, ohne Glanz und Flitter. Kein Marmor rühmt ihr stilles Verdienst, ihre anspruchlose Tugend, ihren vortrefflichen Charakter; aber welcher Mann von einigem Gefühl für Tugenden dieser Art, fühlt sich nicht innig bewegt, wenn der alte Rathsdiener, dieser Aufwärter in den Katakomben, dieser

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[0017] Jetzt zu den zwölf Aposteln! sprach ich zu ihm, wie sollen uns dort die Proben munden! Er antwortete nichts; kopfschüttelnd ging er weiter. Man steigt vom Keller einige Stufen aufwärts zum kleinen Kellerlein, zum unterirdischen Himmelsgewölbe, zum Sitz der Seligkeit, wo die Zwölfe hausen. Was seid ihr, Trauergewölbe und Grüfte alter Königshäuser, gegen diese Katakomben! Pflanzet Särge neben Särge, rühmet auf schwarzem Marmor die Verdienste des Mannes, der hier einer „fröhlichen Urständ“ entgegenschläft, stellt einen schwatzhasten Cicerone an, in Trauermantel und florumhängtem Hute, laßt ihn die absonderliche Herrlichkeit dieses oder jenes Staubes rühmen, laßt ihn erzählen von den trefflichen Tugenden eines Prinzen, der in der Bataille so und so gefallen, von der holden Schönheit einer Fürstin, auf deren Sarge die jungfräuliche Myrthe sich um die kaum erblühte Rosenknospe schlingt, — es wird euch an die Sterblichkeit mahnen, es wird euch vielleicht eine Thräne kosten; aber kann es euch also rühren, wie der Anblick dieser Schlafkammer eines Jahrhunderts, dieser Ruhestätte eines herrlichen Geschlechts? Da liegen sie in ihren dunkelbraunen Särgen, schmucklos, ohne Glanz und Flitter. Kein Marmor rühmt ihr stilles Verdienst, ihre anspruchlose Tugend, ihren vortrefflichen Charakter; aber welcher Mann von einigem Gefühl für Tugenden dieser Art, fühlt sich nicht innig bewegt, wenn der alte Rathsdiener, dieser Aufwärter in den Katakomben, dieser

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/17>, abgerufen am 23.11.2024.