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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Und ist denn heute nicht der erste September, den ich mir zum Schalttag erwählte? Und ich sollte Butterbrod verzehren in einer Gesellschaft und allerlei Arien absingen hören mit beigefügtem Applaus und Gezwitscher? Nein Heraus mit dir, köstliches Recept, das kein Arzt oer Erde so köstlich mischt! Hinab zu dir, alte wahrhaftige Apotheke, um "nach Vorschrift jedesmal einen Römer voll zu nehmen".

Es schlug zehn Uhr als ich die breiten Stufen des Rathskellers hinabstieg; ich durfte hoffen, keinen Zecher mehr zu finden, denn es war Werktag bei andern Leuten, und draußen heulte der Sturm, die Windfahnen stimmten sonderbare Weisen an, und der Regen rauschte auf das Pflaster des Domhofs. Aber der Rathsdiener maß mich mit fragenden Blicken vom Kopf bis zum Fuß, als ich ihm die Anweisung auf einigen Wein darreichte.

So spät noch, und heute, in dieser Nacht? rief er.

Mir ist es vor zwölf Uhr nie zu spät, entgegnete ich, und nachher ist es wohl frühe genug am Tage.

Aber muß es denn -- wollte er eben fragen, doch Sigill und Handschrift seiner Obern fiel ihm wieder ins Auge, und schweigend, aber nicht ohne Zögern, schritt er voraus durch die Hallen. Welch herzerquickender Anblick, wenn sein Windlicht über die lange Reihe der Fässer hinstreifte, welch sonderbare Formen und

Und ist denn heute nicht der erste September, den ich mir zum Schalttag erwählte? Und ich sollte Butterbrod verzehren in einer Gesellschaft und allerlei Arien absingen hören mit beigefügtem Applaus und Gezwitscher? Nein Heraus mit dir, köstliches Recept, das kein Arzt oer Erde so köstlich mischt! Hinab zu dir, alte wahrhaftige Apotheke, um „nach Vorschrift jedesmal einen Römer voll zu nehmen“.

Es schlug zehn Uhr als ich die breiten Stufen des Rathskellers hinabstieg; ich durfte hoffen, keinen Zecher mehr zu finden, denn es war Werktag bei andern Leuten, und draußen heulte der Sturm, die Windfahnen stimmten sonderbare Weisen an, und der Regen rauschte auf das Pflaster des Domhofs. Aber der Rathsdiener maß mich mit fragenden Blicken vom Kopf bis zum Fuß, als ich ihm die Anweisung auf einigen Wein darreichte.

So spät noch, und heute, in dieser Nacht? rief er.

Mir ist es vor zwölf Uhr nie zu spät, entgegnete ich, und nachher ist es wohl frühe genug am Tage.

Aber muß es denn — wollte er eben fragen, doch Sigill und Handschrift seiner Obern fiel ihm wieder ins Auge, und schweigend, aber nicht ohne Zögern, schritt er voraus durch die Hallen. Welch herzerquickender Anblick, wenn sein Windlicht über die lange Reihe der Fässer hinstreifte, welch sonderbare Formen und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/11>, abgerufen am 23.11.2024.