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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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edler Wein; er that einen Blick in dieses
unermeßliche Weinreich, schlug sich auf den
Magen und sagte: "ich wills thun." Nach¬
her machten sie noch allerhand Punkte aus,
wie es gehalten werden soll nach Ohnegrunds
zeitlichem Hinscheiden mit seiner armen Seele.
Er wurde Kellermeister, der Hauptmann Gut¬
kunst aber zog mit zweideutigen Bedingun¬
gen ab ins schwedische Lager, und als nach¬
her die Kaiserlichen in die Stadt kamen, war
der Bürgermeister und Senat froh, daß sie
sich mit dem Schweden nicht zu tief eingelas¬
sen, obgleich keiner recht wußte, wie es so
gekommen war."

So erzählte die Rose, die Apostel und ich
dankten ihr und lachten sehr über die beiden
Gesandten, Paulus aber fragte: "und Bal¬
thasar Ohnegrund, der wackere Kunde, was
ist aus ihm geworden? blieb er Kellermei¬
ster?" Die Rose aber wandte sich um mit Lä¬

edler Wein; er that einen Blick in dieſes
unermeßliche Weinreich, ſchlug ſich auf den
Magen und ſagte: „ich wills thun.“ Nach¬
her machten ſie noch allerhand Punkte aus,
wie es gehalten werden ſoll nach Ohnegrunds
zeitlichem Hinſcheiden mit ſeiner armen Seele.
Er wurde Kellermeiſter, der Hauptmann Gut¬
kunſt aber zog mit zweideutigen Bedingun¬
gen ab ins ſchwediſche Lager, und als nach¬
her die Kaiſerlichen in die Stadt kamen, war
der Buͤrgermeiſter und Senat froh, daß ſie
ſich mit dem Schweden nicht zu tief eingelaſ¬
ſen, obgleich keiner recht wußte, wie es ſo
gekommen war.“

So erzaͤhlte die Roſe, die Apoſtel und ich
dankten ihr und lachten ſehr uͤber die beiden
Geſandten, Paulus aber fragte: „und Bal¬
thaſar Ohnegrund, der wackere Kunde, was
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[89/0095] edler Wein; er that einen Blick in dieſes unermeßliche Weinreich, ſchlug ſich auf den Magen und ſagte: „ich wills thun.“ Nach¬ her machten ſie noch allerhand Punkte aus, wie es gehalten werden ſoll nach Ohnegrunds zeitlichem Hinſcheiden mit ſeiner armen Seele. Er wurde Kellermeiſter, der Hauptmann Gut¬ kunſt aber zog mit zweideutigen Bedingun¬ gen ab ins ſchwediſche Lager, und als nach¬ her die Kaiſerlichen in die Stadt kamen, war der Buͤrgermeiſter und Senat froh, daß ſie ſich mit dem Schweden nicht zu tief eingelaſ¬ ſen, obgleich keiner recht wußte, wie es ſo gekommen war.“ So erzaͤhlte die Roſe, die Apoſtel und ich dankten ihr und lachten ſehr uͤber die beiden Geſandten, Paulus aber fragte: „und Bal¬ thaſar Ohnegrund, der wackere Kunde, was iſt aus ihm geworden? blieb er Kellermei¬ ſter?“ Die Roſe aber wandte ſich um mit Laͤ¬

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/95>, abgerufen am 05.05.2024.