Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

lich, "aber es würde dir auch nicht viel hel¬
fen, werthgeschätzter Stallknecht und Roßkamm,
wenn du mir fürder zusetztest mit Trinken,
mich trinkst du nicht unter den Tisch, was
maasen ich einen kleinen Hahnen in mein Ge¬
hirn geschraubt habe, durch welchen der Wein¬
dunst wieder herausfährt. Schau zu!" Dabei
trank er ein großes Paßglas aus, wandte
seinen Kopf herüber zu dem Reitknecht Ohne¬
grund, strich sein Haar zurück, und siehe da,
in seinem Kopf steckte ein kleiner silberner
Hahn, wie an einem Faß; da drehte er den
Zapfen um und ein bläulicher Dunst strömete
hervor, so daß ihm der Weingeist keine Be¬
schwerden machte in der Hirnkammer."

Da schlug der Reitknecht vor Verwunde¬
rung die Hände zusammen und rief: "Das
ist einmal eine schöne Erfindung, Herr Zau¬
berer! könnet Ihr mir nicht auch so ein Ding
an den Kopf schrauben, um Geld und gute

lich, „aber es wuͤrde dir auch nicht viel hel¬
fen, werthgeſchaͤtzter Stallknecht und Roßkamm,
wenn du mir fuͤrder zuſetzteſt mit Trinken,
mich trinkſt du nicht unter den Tiſch, was
maaſen ich einen kleinen Hahnen in mein Ge¬
hirn geſchraubt habe, durch welchen der Wein¬
dunſt wieder herausfaͤhrt. Schau zu!“ Dabei
trank er ein großes Paßglas aus, wandte
ſeinen Kopf heruͤber zu dem Reitknecht Ohne¬
grund, ſtrich ſein Haar zuruͤck, und ſiehe da,
in ſeinem Kopf ſteckte ein kleiner ſilberner
Hahn, wie an einem Faß; da drehte er den
Zapfen um und ein blaͤulicher Dunſt ſtroͤmete
hervor, ſo daß ihm der Weingeiſt keine Be¬
ſchwerden machte in der Hirnkammer.“

Da ſchlug der Reitknecht vor Verwunde¬
rung die Haͤnde zuſammen und rief: „Das
iſt einmal eine ſchoͤne Erfindung, Herr Zau¬
berer! koͤnnet Ihr mir nicht auch ſo ein Ding
an den Kopf ſchrauben, um Geld und gute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0093" n="87"/>
lich, &#x201E;aber es wu&#x0364;rde dir auch nicht viel hel¬<lb/>
fen, werthge&#x017F;cha&#x0364;tzter Stallknecht und Roßkamm,<lb/>
wenn du mir fu&#x0364;rder zu&#x017F;etzte&#x017F;t mit Trinken,<lb/>
mich trink&#x017F;t du nicht unter den Ti&#x017F;ch, was<lb/>
maa&#x017F;en ich einen kleinen Hahnen in mein Ge¬<lb/>
hirn ge&#x017F;chraubt habe, durch welchen der Wein¬<lb/>
dun&#x017F;t wieder herausfa&#x0364;hrt. Schau zu!&#x201C; Dabei<lb/>
trank er ein großes Paßglas aus, wandte<lb/>
&#x017F;einen Kopf heru&#x0364;ber zu dem Reitknecht Ohne¬<lb/>
grund, &#x017F;trich &#x017F;ein Haar zuru&#x0364;ck, und &#x017F;iehe da,<lb/>
in &#x017F;einem Kopf &#x017F;teckte ein kleiner &#x017F;ilberner<lb/>
Hahn, wie an einem Faß; da drehte er den<lb/>
Zapfen um und ein bla&#x0364;ulicher Dun&#x017F;t &#x017F;tro&#x0364;mete<lb/>
hervor, &#x017F;o daß ihm der Weingei&#x017F;t keine Be¬<lb/>
&#x017F;chwerden machte in der Hirnkammer.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Da &#x017F;chlug der Reitknecht vor Verwunde¬<lb/>
rung die Ha&#x0364;nde zu&#x017F;ammen und rief: &#x201E;Das<lb/>
i&#x017F;t einmal eine &#x017F;cho&#x0364;ne Erfindung, Herr Zau¬<lb/>
berer! ko&#x0364;nnet Ihr mir nicht auch &#x017F;o ein Ding<lb/>
an den Kopf &#x017F;chrauben, um Geld und gute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0093] lich, „aber es wuͤrde dir auch nicht viel hel¬ fen, werthgeſchaͤtzter Stallknecht und Roßkamm, wenn du mir fuͤrder zuſetzteſt mit Trinken, mich trinkſt du nicht unter den Tiſch, was maaſen ich einen kleinen Hahnen in mein Ge¬ hirn geſchraubt habe, durch welchen der Wein¬ dunſt wieder herausfaͤhrt. Schau zu!“ Dabei trank er ein großes Paßglas aus, wandte ſeinen Kopf heruͤber zu dem Reitknecht Ohne¬ grund, ſtrich ſein Haar zuruͤck, und ſiehe da, in ſeinem Kopf ſteckte ein kleiner ſilberner Hahn, wie an einem Faß; da drehte er den Zapfen um und ein blaͤulicher Dunſt ſtroͤmete hervor, ſo daß ihm der Weingeiſt keine Be¬ ſchwerden machte in der Hirnkammer.“ Da ſchlug der Reitknecht vor Verwunde¬ rung die Haͤnde zuſammen und rief: „Das iſt einmal eine ſchoͤne Erfindung, Herr Zau¬ berer! koͤnnet Ihr mir nicht auch ſo ein Ding an den Kopf ſchrauben, um Geld und gute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/93
Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/93>, abgerufen am 05.05.2024.