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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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"sprechet nicht solch' gottlosen Scherz. Heute
Nacht wird nun und nimmermehr was dar¬
aus; ich bleibe um keine Seligkeit."

"Und wer sagt denn, daß du bleiben sollst?
Dort setze den Wein hinein und dann mach'
in Gottes Namen, daß du fortkömmst; ich
will nun einmal diese Gedächtnißnacht hier
feiern und habe mir deinen Keller ausersehen;
dich habe ich nicht von Nöthen."

"Aber ich darf Euch nicht allein im Keller
lassen," entgegnete er, "ich weiß wohl, nehmt
mir nicht ungütig, daß Ihr den Keller nicht
bestehlet, aber es ist einmal gegen die Ord¬
nung."

"Nun, so schließe mich ein in jenes Gemach;
hänge ein Schloß davor, so schwer als du
willst, daß ich nimmer heraus kann, und mor¬
gen früh um sechs Uhr kannst du mich auf¬
wecken und dein Schlafgeld holen."

„ſprechet nicht ſolch' gottloſen Scherz. Heute
Nacht wird nun und nimmermehr was dar¬
aus; ich bleibe um keine Seligkeit.“

„Und wer ſagt denn, daß du bleiben ſollſt?
Dort ſetze den Wein hinein und dann mach'
in Gottes Namen, daß du fortkoͤmmſt; ich
will nun einmal dieſe Gedaͤchtnißnacht hier
feiern und habe mir deinen Keller auserſehen;
dich habe ich nicht von Noͤthen.“

„Aber ich darf Euch nicht allein im Keller
laſſen,“ entgegnete er, „ich weiß wohl, nehmt
mir nicht unguͤtig, daß Ihr den Keller nicht
beſtehlet, aber es iſt einmal gegen die Ord¬
nung.“

„Nun, ſo ſchließe mich ein in jenes Gemach;
haͤnge ein Schloß davor, ſo ſchwer als du
willſt, daß ich nimmer heraus kann, und mor¬
gen fruͤh um ſechs Uhr kannſt du mich auf¬
wecken und dein Schlafgeld holen.“

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[31/0037] „ſprechet nicht ſolch' gottloſen Scherz. Heute Nacht wird nun und nimmermehr was dar¬ aus; ich bleibe um keine Seligkeit.“ „Und wer ſagt denn, daß du bleiben ſollſt? Dort ſetze den Wein hinein und dann mach' in Gottes Namen, daß du fortkoͤmmſt; ich will nun einmal dieſe Gedaͤchtnißnacht hier feiern und habe mir deinen Keller auserſehen; dich habe ich nicht von Noͤthen.“ „Aber ich darf Euch nicht allein im Keller laſſen,“ entgegnete er, „ich weiß wohl, nehmt mir nicht unguͤtig, daß Ihr den Keller nicht beſtehlet, aber es iſt einmal gegen die Ord¬ nung.“ „Nun, ſo ſchließe mich ein in jenes Gemach; haͤnge ein Schloß davor, ſo ſchwer als du willſt, daß ich nimmer heraus kann, und mor¬ gen fruͤh um ſechs Uhr kannſt du mich auf¬ wecken und dein Schlafgeld holen.“

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/37>, abgerufen am 27.04.2024.