Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

von Stein füglich ablegen können," sprach
Balthasar ärgerlich, und credenzte ihm einen
silbernen Becher, so ein Maas hielt, und in
früherer Zeit Tummler genannt wurde. Der
Ritter faßte ihn, drückte nur einige unbedeu¬
tende Buckeln in den Becher, sperrte das stei¬
nerne Maul auf und goß den Wein hinab.

"Wie mundet Euch der Wein?" fragte
Bachus den Gast; "Ihr habt wohl lange kei¬
nen getrunken?"

"Er ist gut, bei meinem Schwert! sehr
gut! was ist es für Gewächs?"

"Rother Engelheimer, gestrenger Herr!"
antwortete der Kellermeister.

Das steinerne Auge des Ritters bekam Le¬
ben und Glanz, als er dieß hörte, die gemei¬
selten Züge verschönerte ein sanftes Lächeln,
und vergnüglich schaute er in den Becher.

"Engelheim! du süßer, trauter Name!"
sprach er. "Du edle Burg meines ritterlichen

von Stein fuͤglich ablegen koͤnnen,“ ſprach
Balthaſar aͤrgerlich, und credenzte ihm einen
ſilbernen Becher, ſo ein Maas hielt, und in
fruͤherer Zeit Tummler genannt wurde. Der
Ritter faßte ihn, druͤckte nur einige unbedeu¬
tende Buckeln in den Becher, ſperrte das ſtei¬
nerne Maul auf und goß den Wein hinab.

„Wie mundet Euch der Wein?“ fragte
Bachus den Gaſt; „Ihr habt wohl lange kei¬
nen getrunken?“

„Er iſt gut, bei meinem Schwert! ſehr
gut! was iſt es fuͤr Gewaͤchs?“

„Rother Engelheimer, geſtrenger Herr!“
antwortete der Kellermeiſter.

Das ſteinerne Auge des Ritters bekam Le¬
ben und Glanz, als er dieß hoͤrte, die gemei¬
ſelten Zuͤge verſchoͤnerte ein ſanftes Laͤcheln,
und vergnuͤglich ſchaute er in den Becher.

Engelheim! du ſuͤßer, trauter Name!“
ſprach er. „Du edle Burg meines ritterlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="103"/>
von Stein fu&#x0364;glich ablegen ko&#x0364;nnen,&#x201C; &#x017F;prach<lb/>
Baltha&#x017F;ar a&#x0364;rgerlich, und credenzte ihm einen<lb/>
&#x017F;ilbernen Becher, &#x017F;o ein Maas hielt, und in<lb/>
fru&#x0364;herer Zeit Tummler genannt wurde. Der<lb/>
Ritter faßte ihn, dru&#x0364;ckte nur einige unbedeu¬<lb/>
tende Buckeln in den Becher, &#x017F;perrte das &#x017F;tei¬<lb/>
nerne Maul auf und goß den Wein hinab.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie mundet Euch der Wein?&#x201C; fragte<lb/>
Bachus den Ga&#x017F;t; &#x201E;Ihr habt wohl lange kei¬<lb/>
nen getrunken?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er i&#x017F;t gut, bei meinem Schwert! &#x017F;ehr<lb/>
gut! was i&#x017F;t es fu&#x0364;r Gewa&#x0364;chs?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Rother Engelheimer, ge&#x017F;trenger Herr!&#x201C;<lb/>
antwortete der Kellermei&#x017F;ter.</p><lb/>
        <p>Das &#x017F;teinerne Auge des Ritters bekam Le¬<lb/>
ben und Glanz, als er dieß ho&#x0364;rte, die gemei¬<lb/>
&#x017F;elten Zu&#x0364;ge ver&#x017F;cho&#x0364;nerte ein &#x017F;anftes La&#x0364;cheln,<lb/>
und vergnu&#x0364;glich &#x017F;chaute er in den Becher.</p><lb/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Engelheim</hi>! du &#x017F;u&#x0364;ßer, trauter Name!&#x201C;<lb/>
&#x017F;prach er. &#x201E;Du edle Burg meines ritterlichen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0109] von Stein fuͤglich ablegen koͤnnen,“ ſprach Balthaſar aͤrgerlich, und credenzte ihm einen ſilbernen Becher, ſo ein Maas hielt, und in fruͤherer Zeit Tummler genannt wurde. Der Ritter faßte ihn, druͤckte nur einige unbedeu¬ tende Buckeln in den Becher, ſperrte das ſtei¬ nerne Maul auf und goß den Wein hinab. „Wie mundet Euch der Wein?“ fragte Bachus den Gaſt; „Ihr habt wohl lange kei¬ nen getrunken?“ „Er iſt gut, bei meinem Schwert! ſehr gut! was iſt es fuͤr Gewaͤchs?“ „Rother Engelheimer, geſtrenger Herr!“ antwortete der Kellermeiſter. Das ſteinerne Auge des Ritters bekam Le¬ ben und Glanz, als er dieß hoͤrte, die gemei¬ ſelten Zuͤge verſchoͤnerte ein ſanftes Laͤcheln, und vergnuͤglich ſchaute er in den Becher. „Engelheim! du ſuͤßer, trauter Name!“ ſprach er. „Du edle Burg meines ritterlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/109
Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/109>, abgerufen am 05.05.2024.