Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wäsche muß bei Kindern so oft als mög-
lich gewechselt werden; ist sie unrein, so dunstet sie
zersetzte animalische Stoffe aus und bildet auf der
ganzen Hautoberfläche eine höchst ungesunde Atmos-
phäre. Die thätige Aufsaugung der Haut führt aber,
wie ich oben schon bemerkt habe, diese schädlichen
Materien wiederum ins Blut. Es ist daher von sehr
großer Wichtigkeit, daß die Haut stets von einer
reinen Luft umflossen werde; zu dichte und warme
Kleidung ist aus diesem Grunde schon verwerflich.

"Reinlichkeit ist das halbe Leben für Kinder,"
sagt Hufeland, "je reinlicher sie gehalten werden,
desto besser gedeihen und blühen sie. Durch bloße
Reinlichkeit bei sehr mäßiger Nahrung können sie in
kurzer Zeit stark, frisch und munter gemacht werden,
da sie hingegen ohne Reinlichkeit bei der reichlichsten
Nahrung abmagern und verblassen. Dieß ist die un-
erkannte Ursache warum manches Kind verdirbt und
verwelkt, man weiß nicht woher. Ungebildete Leute
glauben dann oft, es müsse behext sein oder die Mit-
esser haben. Aber die Unreinlichkeit ist der feindliche
Dämon, der es behext und der es auch sicher am
Ende verzehren wird."

Die Haare müssen täglich gekämmt und gebür-
stet werden: sie werden dadurch belebt und gestärkt
und mancher böse Ausschlag verhütet. Wie mancher,
der an hartnäckigen Kopfschmerzen leidet, wäre die-

Die Waͤſche muß bei Kindern ſo oft als moͤg-
lich gewechſelt werden; iſt ſie unrein, ſo dunſtet ſie
zerſetzte animaliſche Stoffe aus und bildet auf der
ganzen Hautoberflaͤche eine hoͤchſt ungeſunde Atmos-
phaͤre. Die thaͤtige Aufſaugung der Haut fuͤhrt aber,
wie ich oben ſchon bemerkt habe, dieſe ſchaͤdlichen
Materien wiederum ins Blut. Es iſt daher von ſehr
großer Wichtigkeit, daß die Haut ſtets von einer
reinen Luft umfloſſen werde; zu dichte und warme
Kleidung iſt aus dieſem Grunde ſchon verwerflich.

»Reinlichkeit iſt das halbe Leben fuͤr Kinder,«
ſagt Hufeland, »je reinlicher ſie gehalten werden,
deſto beſſer gedeihen und bluͤhen ſie. Durch bloße
Reinlichkeit bei ſehr maͤßiger Nahrung koͤnnen ſie in
kurzer Zeit ſtark, friſch und munter gemacht werden,
da ſie hingegen ohne Reinlichkeit bei der reichlichſten
Nahrung abmagern und verblaſſen. Dieß iſt die un-
erkannte Urſache warum manches Kind verdirbt und
verwelkt, man weiß nicht woher. Ungebildete Leute
glauben dann oft, es muͤſſe behext ſein oder die Mit-
eſſer haben. Aber die Unreinlichkeit iſt der feindliche
Daͤmon, der es behext und der es auch ſicher am
Ende verzehren wird.«

Die Haare muͤſſen taͤglich gekaͤmmt und gebuͤr-
ſtet werden: ſie werden dadurch belebt und geſtaͤrkt
und mancher boͤſe Ausſchlag verhütet. Wie mancher,
der an hartnaͤckigen Kopfſchmerzen leidet, waͤre die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0065" n="55"/>
        <p>Die Wa&#x0364;&#x017F;che muß bei Kindern &#x017F;o oft als mo&#x0364;g-<lb/>
lich gewech&#x017F;elt werden; i&#x017F;t &#x017F;ie unrein, &#x017F;o dun&#x017F;tet &#x017F;ie<lb/>
zer&#x017F;etzte animali&#x017F;che Stoffe aus und bildet auf der<lb/>
ganzen Hautoberfla&#x0364;che eine ho&#x0364;ch&#x017F;t unge&#x017F;unde Atmos-<lb/>
pha&#x0364;re. Die tha&#x0364;tige Auf&#x017F;augung der Haut fu&#x0364;hrt aber,<lb/>
wie ich oben &#x017F;chon bemerkt habe, die&#x017F;e &#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Materien wiederum ins Blut. Es i&#x017F;t daher von &#x017F;ehr<lb/>
großer Wichtigkeit, daß die Haut &#x017F;tets von einer<lb/>
reinen Luft umflo&#x017F;&#x017F;en werde; zu dichte und warme<lb/>
Kleidung i&#x017F;t aus die&#x017F;em Grunde &#x017F;chon verwerflich.</p><lb/>
        <p>»Reinlichkeit i&#x017F;t das halbe Leben fu&#x0364;r Kinder,«<lb/>
&#x017F;agt Hufeland, »je reinlicher &#x017F;ie gehalten werden,<lb/>
de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er gedeihen und blu&#x0364;hen &#x017F;ie. Durch bloße<lb/>
Reinlichkeit bei &#x017F;ehr ma&#x0364;ßiger Nahrung ko&#x0364;nnen &#x017F;ie in<lb/>
kurzer Zeit &#x017F;tark, fri&#x017F;ch und munter gemacht werden,<lb/>
da &#x017F;ie hingegen ohne Reinlichkeit bei der reichlich&#x017F;ten<lb/>
Nahrung abmagern und verbla&#x017F;&#x017F;en. Dieß i&#x017F;t die un-<lb/>
erkannte Ur&#x017F;ache warum manches Kind verdirbt und<lb/>
verwelkt, man weiß nicht woher. Ungebildete Leute<lb/>
glauben dann oft, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e behext &#x017F;ein oder die Mit-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;er haben. Aber die Unreinlichkeit i&#x017F;t der feindliche<lb/>
Da&#x0364;mon, der es behext und der es auch &#x017F;icher am<lb/>
Ende verzehren wird.«</p><lb/>
        <p>Die Haare mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ta&#x0364;glich geka&#x0364;mmt und gebu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tet werden: &#x017F;ie werden dadurch belebt und ge&#x017F;ta&#x0364;rkt<lb/>
und mancher bo&#x0364;&#x017F;e Aus&#x017F;chlag verhütet. Wie mancher,<lb/>
der an hartna&#x0364;ckigen Kopf&#x017F;chmerzen leidet, wa&#x0364;re die-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0065] Die Waͤſche muß bei Kindern ſo oft als moͤg- lich gewechſelt werden; iſt ſie unrein, ſo dunſtet ſie zerſetzte animaliſche Stoffe aus und bildet auf der ganzen Hautoberflaͤche eine hoͤchſt ungeſunde Atmos- phaͤre. Die thaͤtige Aufſaugung der Haut fuͤhrt aber, wie ich oben ſchon bemerkt habe, dieſe ſchaͤdlichen Materien wiederum ins Blut. Es iſt daher von ſehr großer Wichtigkeit, daß die Haut ſtets von einer reinen Luft umfloſſen werde; zu dichte und warme Kleidung iſt aus dieſem Grunde ſchon verwerflich. »Reinlichkeit iſt das halbe Leben fuͤr Kinder,« ſagt Hufeland, »je reinlicher ſie gehalten werden, deſto beſſer gedeihen und bluͤhen ſie. Durch bloße Reinlichkeit bei ſehr maͤßiger Nahrung koͤnnen ſie in kurzer Zeit ſtark, friſch und munter gemacht werden, da ſie hingegen ohne Reinlichkeit bei der reichlichſten Nahrung abmagern und verblaſſen. Dieß iſt die un- erkannte Urſache warum manches Kind verdirbt und verwelkt, man weiß nicht woher. Ungebildete Leute glauben dann oft, es muͤſſe behext ſein oder die Mit- eſſer haben. Aber die Unreinlichkeit iſt der feindliche Daͤmon, der es behext und der es auch ſicher am Ende verzehren wird.« Die Haare muͤſſen taͤglich gekaͤmmt und gebuͤr- ſtet werden: ſie werden dadurch belebt und geſtaͤrkt und mancher boͤſe Ausſchlag verhütet. Wie mancher, der an hartnaͤckigen Kopfſchmerzen leidet, waͤre die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/65
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/65>, abgerufen am 27.11.2024.