Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese Gefahr ist nicht die einzige, welche es
wünschenswerth macht, daß Kinder so viel als mög-
lich unter Aufsicht spielen. Ueberläßt man sie ganz
und gar ihrer ungeregelten Lebhaftigkeit, so werden
sie sich viel leichter beschädigen als wenn das ruhige
Auge eines erwachsenen Moderators ihnen einige
Schranken auflegt.

Alle Uebungen, welche die Kraft und Gewand-
heit des Körpers vermehren, gehören in den Plan
einer guten physischen Erziehung. Das Tanzen ist
für Knaben eben so vortheilhaft als für Mädchen, denn
der Körper gewinnt dadurch eine gute gerade Haltung,
die für die Gesundheit so äußerst vortheilhaft ist.

Wer mit vorgebogenen Schultern und gekrümmtem
Rücken geht, hindert das freie Spiel der Respira-
tionsmuskeln und drückt die Eingeweide des Unter-
leibes, schadet also unmittelbar zweien der wichtig-
sten Funktionen 1) Eine Kunst, die den Körper lehrt,
sich gerade zu halten und seinen Bewegungen mehr
Leichtigkeit und Anmuth verleiht, wird gewiß von kei-
nem geringgeschätzt werden, der den Nutzen eines
gewandten Auftretens zu würdigen weiß. Mancher,

1) Stühle mit gerade aufsteigenden Rückenlehnen und
so schmalem Sitze, daß wenn das Kind nicht gerade sitzt
es herunterfallen muß, sind zur Verbesserung dieses Fehlers
sehr zweckdienlich.

Dieſe Gefahr iſt nicht die einzige, welche es
wuͤnſchenswerth macht, daß Kinder ſo viel als moͤg-
lich unter Aufſicht ſpielen. Ueberlaͤßt man ſie ganz
und gar ihrer ungeregelten Lebhaftigkeit, ſo werden
ſie ſich viel leichter beſchaͤdigen als wenn das ruhige
Auge eines erwachſenen Moderators ihnen einige
Schranken auflegt.

Alle Uebungen, welche die Kraft und Gewand-
heit des Koͤrpers vermehren, gehoͤren in den Plan
einer guten phyſiſchen Erziehung. Das Tanzen iſt
fuͤr Knaben eben ſo vortheilhaft als fuͤr Maͤdchen, denn
der Koͤrper gewinnt dadurch eine gute gerade Haltung,
die für die Geſundheit ſo aͤußerſt vortheilhaft iſt.

Wer mit vorgebogenen Schultern und gekruͤmmtem
Ruͤcken geht, hindert das freie Spiel der Respira-
tionsmuskeln und druͤckt die Eingeweide des Unter-
leibes, ſchadet alſo unmittelbar zweien der wichtig-
ſten Funktionen 1) Eine Kunſt, die den Koͤrper lehrt,
ſich gerade zu halten und ſeinen Bewegungen mehr
Leichtigkeit und Anmuth verleiht, wird gewiß von kei-
nem geringgeſchaͤtzt werden, der den Nutzen eines
gewandten Auftretens zu wuͤrdigen weiß. Mancher,

1) Stühle mit gerade aufſteigenden Rückenlehnen und
ſo ſchmalem Sitze, daß wenn das Kind nicht gerade ſitzt
es herunterfallen muß, ſind zur Verbeſſerung dieſes Fehlers
ſehr zweckdienlich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="41"/>
        <p>Die&#x017F;e Gefahr i&#x017F;t nicht die einzige, welche es<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chenswerth macht, daß Kinder &#x017F;o viel als mo&#x0364;g-<lb/>
lich unter Auf&#x017F;icht &#x017F;pielen. Ueberla&#x0364;ßt man &#x017F;ie ganz<lb/>
und gar ihrer ungeregelten Lebhaftigkeit, &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich viel leichter be&#x017F;cha&#x0364;digen als wenn das ruhige<lb/>
Auge eines erwach&#x017F;enen Moderators ihnen einige<lb/>
Schranken auflegt.</p><lb/>
        <p>Alle Uebungen, welche die Kraft und Gewand-<lb/>
heit des Ko&#x0364;rpers vermehren, geho&#x0364;ren in den Plan<lb/>
einer guten phy&#x017F;i&#x017F;chen Erziehung. Das Tanzen i&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r Knaben eben &#x017F;o vortheilhaft als fu&#x0364;r Ma&#x0364;dchen, denn<lb/>
der Ko&#x0364;rper gewinnt dadurch eine gute gerade Haltung,<lb/>
die für die Ge&#x017F;undheit &#x017F;o a&#x0364;ußer&#x017F;t vortheilhaft i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Wer mit vorgebogenen Schultern und gekru&#x0364;mmtem<lb/>
Ru&#x0364;cken geht, hindert das freie Spiel der Respira-<lb/>
tionsmuskeln und dru&#x0364;ckt die Eingeweide des Unter-<lb/>
leibes, &#x017F;chadet al&#x017F;o unmittelbar zweien der wichtig-<lb/>
&#x017F;ten Funktionen <note place="foot" n="1)">Stühle mit gerade auf&#x017F;teigenden Rückenlehnen und<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chmalem Sitze, daß wenn das Kind nicht gerade &#x017F;itzt<lb/>
es herunterfallen muß, &#x017F;ind zur Verbe&#x017F;&#x017F;erung die&#x017F;es Fehlers<lb/>
&#x017F;ehr zweckdienlich.</note> Eine Kun&#x017F;t, die den Ko&#x0364;rper lehrt,<lb/>
&#x017F;ich gerade zu halten und &#x017F;einen Bewegungen mehr<lb/>
Leichtigkeit und Anmuth verleiht, wird gewiß von kei-<lb/>
nem geringge&#x017F;cha&#x0364;tzt werden, der den Nutzen eines<lb/>
gewandten Auftretens zu wu&#x0364;rdigen weiß. Mancher,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0051] Dieſe Gefahr iſt nicht die einzige, welche es wuͤnſchenswerth macht, daß Kinder ſo viel als moͤg- lich unter Aufſicht ſpielen. Ueberlaͤßt man ſie ganz und gar ihrer ungeregelten Lebhaftigkeit, ſo werden ſie ſich viel leichter beſchaͤdigen als wenn das ruhige Auge eines erwachſenen Moderators ihnen einige Schranken auflegt. Alle Uebungen, welche die Kraft und Gewand- heit des Koͤrpers vermehren, gehoͤren in den Plan einer guten phyſiſchen Erziehung. Das Tanzen iſt fuͤr Knaben eben ſo vortheilhaft als fuͤr Maͤdchen, denn der Koͤrper gewinnt dadurch eine gute gerade Haltung, die für die Geſundheit ſo aͤußerſt vortheilhaft iſt. Wer mit vorgebogenen Schultern und gekruͤmmtem Ruͤcken geht, hindert das freie Spiel der Respira- tionsmuskeln und druͤckt die Eingeweide des Unter- leibes, ſchadet alſo unmittelbar zweien der wichtig- ſten Funktionen 1) Eine Kunſt, die den Koͤrper lehrt, ſich gerade zu halten und ſeinen Bewegungen mehr Leichtigkeit und Anmuth verleiht, wird gewiß von kei- nem geringgeſchaͤtzt werden, der den Nutzen eines gewandten Auftretens zu wuͤrdigen weiß. Mancher, 1) Stühle mit gerade aufſteigenden Rückenlehnen und ſo ſchmalem Sitze, daß wenn das Kind nicht gerade ſitzt es herunterfallen muß, ſind zur Verbeſſerung dieſes Fehlers ſehr zweckdienlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/51
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/51>, abgerufen am 03.05.2024.